4. Leseabschnitt: von Kapitel V. (Dritter Teil) S. 192 bis Kapitel II. (Vierter Teil) S. 248

Leseglück

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7. Juni 2017
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In diesem Leseabschnitt geht es zunächst um Edwards Affären. Diese wurden schon mal kurz beschrieben. Nun erfahren wir Einzelheiten. Leonora legt ihrem Mann quasi Fesseln an, er darf und kann kein Geld mehr verschwenden. Darunter leidet Edward und braucht deshalb Trost. Deshalb hat er eine Geliebte, Mrs. Basil. (So jedenfalls stellt es der Erzähler dar). Mr. Basil entdeckt die Affäre und erpresst Edward.
Als nächstes verliebt sich Edward in die kleine Maidan.

Mir fiel auf, dass der Erzähler wieder alles so darstellt, als ob Edward irgendwie gar nicht für seine Affären verantwortlich wäre, es geschieht ihm einfach.

Nach dem Tod von Meidan hofft Leonora darauf, dass alles gut wird, dass sich Edward ihr zu wendet und von nun an verantwortungsvoll mit dem Geld umgeht. Aber da kommt Florence ins Spiel. Sie will eine Affäre mit Edward und dieser lässt sich darauf ein.
Ich finde Edward weiter nicht sympathisch. Sein Verhalten kann ich nicht gut finden, obwohl der Erzähler alles dafür tut, uns dessen Affären und Leidenschaften zu erklären.

Der Erzähler springt in der Zeit vor und zurück. Witzig ist, dass er sich dafür sogar entschuldigt! Er könne nichts dafür!

John geht in die USA um Erbangelegenheiten zu regeln. Mir hat zu denken gegeben, dass Florence Onkel nur 5 Tage vor ihr gestorben ist und der Erzähler alles Geld erbt. Verdächtig oder nicht? Spekulieren kann man ja mal.

Die Sache mit dem Denkmal für die Familie Hurling habe ich nicht verstanden. ???

In der Zwischenzeit spielen sich auf dem Landsitz der Ashburnhams Dramen ab. John wird durch ein Telegramm dorthin gerufen.
Edward liebt ganz verzweifelt Nancy. Die Gefühle kochen hoch.

Im letzen Abschnitt hatte ich gedacht, dass der Erzähler den Tod von Nancy angedeutet hätte. Aber ich lag falsch. Jetzt schreibt der Erzähler, dass es besser wäre für Nancy, sie wäre tot, also lebt sie noch, ist aber wohl seelisch nicht gesund.

In diesem Abschnitt gibt es mehr Zeitprünge als vorher. Das Tempo nimmt zu. Teilweise auch die Verwirrung beim Lesen.
Der Autor schreibt von dem traurigen Schicksal das Edward, Leonore und Nancy haben. Von ihren Nöten und Qualen. Teilweise ist es berührend, aber dadurch dass man dem Erzähler grundsätzlich nicht trauen kann, bleibt doch eine Distanz zu den Figuren bei mir.

Mir gefällt aber weiter die raffinierte Art, wie der Autor den Roman aufbaut, wie er Fallen stellt, wie er uns manipuliert. Wie er die Geschichte mehr verschleiert als klar erzählt...
 
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Sylli

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Gerade habe ich diesen Abschnitt beendet, und bin mir jetzt sicher, dass ich schon lange, vielleicht sogar noch nie, ein derart dümmliches Buch gelesen habe.
Dieses altjüngferliche Getue eines Offiziers samt Ehefrau geht mir so auf die Nerven, dass ich mich heute unbedingt noch bis zur letzten Seite vorquälen möchte. Raffiniert finde ich an diesem Roman gar nichts mehr, und kann mir auch nicht vorstellen, dass auf den letzten 50 Seiten noch Erhellendes passieren wird.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Raffiniert finde ich an diesem Roman gar nichts mehr, und kann mir auch nicht vorstellen, dass auf den letzten 50 Seiten noch Erhellendes passieren wird.
Oh Sylli: wie schade ist das! Deine erste Leserunde und dann so ein Flop!!!! Du hättest zum Beispiel bei Vera Buck ab 23.12 mitmachen sollen. So ein richtig süffiger Roman- vielleicht mit ernstem Hintergrund, aber gut lesbar. Bitte schließe mit der Leserunde als solcher nicht ab. Es war nur das falsche Buch ;)
Ich für meinen Teil möchte dieses WE auch vorwärts kommen. Ich muss meine Schätze noch verstauen (Bin dabei, mein Elternhaus aufzulösen :(), dann geht es ran an den "Feind"...
 

MRO1975

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11. August 2018
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Gleich zu Beginn dieses Abschnitts klärt uns John nun auf, dass sich die von ihm erzählte allertraurigste Geschichte angeblich auf die Ashburnhams bezieht, oder macht er uns hier wieder nur etwas vor? Ein bisschen erinnert mich der Roman an das Spiel, wo jeder Teilnehmer etwas trauriges über sich erzählen soll. Am Ende wird abgestimmt, wer die traurigste Geschichte erzählt hat und der Gewinner bekommt das letzte Dessert oder was auch immer. Genauso frage ich mich, wessen Geschichte hier eigentlich die allertraurigste Geschichte ist, die uns erzählt wird.

John erzählt uns jetzt jedenfalls die Geschichte der Ashburnhams noch einmal im Detail. Die Eckpunkt hat er uns bereits früher erzählt. Neu dabei ist, dass Leonora offenbar immer hoffte, dass Edward eines Tages zu ihr zurückkehren und seine Liebschaften sein lassen würde. Tatsächlich haben sich die Eheleute wohl auch wieder angenähert, nachdem die finanzielle Krise überwunden war. Doch die aufkeimende Hoffnung Leonoras wurde durch Florence zerstört - was in mir den Verdacht hervorrief, dass Leonora am Tod von Florence vielleicht nicht unschuldig ist.

Edwards letzte Liebe ist Nancy Rufford, das Mündel von Leonora und Edward. Mit Nancy scheint Edward aber keine Affäre unterhalten zu haben, weil selbst ihm offenbar klar war, dass dies nicht akzeptabel wäre. Es quält ihn, Nancy ständig zu sehen und sie nicht haben zu können. Ich glaube, Leonora hat dies erkannt und genossen. Deshalb war sich auch dagegen, dass Edward Nancy zurück zu ihrem Vater schicken wollte.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Gerade habe ich diesen Abschnitt beendet, und bin mir jetzt sicher, dass ich schon lange, vielleicht sogar noch nie, ein derart dümmliches Buch gelesen habe.
Dieses altjüngferliche Getue eines Offiziers samt Ehefrau geht mir so auf die Nerven, dass ich mich heute unbedingt noch bis zur letzten Seite vorquälen möchte. Raffiniert finde ich an diesem Roman gar nichts mehr, und kann mir auch nicht vorstellen, dass auf den letzten 50 Seiten noch Erhellendes passieren wird.
Die Story an sich finde ich bis jetzt auch nicht besonders originell. Die Erzählweise ist besonders, aber auch besonders anstrengend.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Im letzen Abschnitt hatte ich gedacht, dass der Erzähler den Tod von Nancy angedeutet hätte.

Das dachte ich auch, habe ich mir extra markiert ;)
Mir gefällt aber weiter die raffinierte Art, wie der Autor den Roman aufbaut, wie er Fallen stellt, wie er uns manipuliert. Wie er die Geschichte mehr verschleiert als klar erzählt...
Es ist wirklich ein unzuverlässiger Erzähler, der uns in die Irre führt! Immer wieder muss man seine Meinung revidieren, erscheinen die Figuren in einem anderen Licht. Das vermeintlich "schlechte" Erzählen stellt so als sehr gekonnt heraus, da die Verwirrung beabsichtigt ist.
 
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Sylli

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Bitte schließe mit der Leserunde als solcher nicht ab. Es war nur das falsche Buch
Ach nein, Du Liebe, keine Bange :) Solche Fehlgriffe sind mir schon oft passiert und haben ja auch nichts mit der Leserunde an sich zu tun.
Die Teilnehmerinnen sind ja sehr engagiert und machen sich viele Gedanken.
Sicher gibt es auch Leser auf dieser Welt, die das Buch genial finden. Mir gehen diese künstlichen Figuren mit ihren künstlichen Problemen hingegen total auf die Nerven. Oder könnte man sich in der Realität ein Grüppchen wie dieses vorstellen? Und wenn ja, dann möchte ich solche überspannten Typen nie kennenlernen.:confused:
(Bin dabei, mein Elternhaus aufzulösen
Oje, Du Ärmste, das stell ich mir besonders schlimm vor. :(
Wir wohnen ja noch in dem meinigen, aber falls wir mal in ein Seniorenheim umziehen müssen, fällt mir der Abschied sicher sehr schwer.
Die Erzählweise ist besonders, aber auch besonders anstrengend.
Vielleicht wäre die Geschichte bei mir besser angekommen, wenn sie nicht aus der Perspektive dieses John Dowell erzählt worden wäre.
 

Literaturhexle

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Mir gehen diese künstlichen Figuren mit ihren künstlichen Problemen hingegen total auf die Nerven. Oder könnte man sich in der Realität ein Grüppchen wie dieses vorstellen?
Man muss dieses Buch ja im Rahmen seiner Zeit sehen. Die Wohlhabenden oder Adligen hatten keine Beschäftigung, außer dem Reisen, Empfänge besuchen, Personal beaufsichtigen usw.
Das an sich ist von unserer Lebenswirklichkeit kolossal weit entfernt. Nein, mit solchen Leuten wollte ich auch nichts zu tun haben ;)
 
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Sylli

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Man muss dieses Buch ja im Rahmen seiner Zeit sehen. Die Wohlhabenden oder Adligen hatten keine Beschäftigung, außer dem Reisen, Empfänge besuchen, Personal beaufsichtigen usw.
Da gebe ich Dir schon recht, aber so blöd werden sie sich doch hoffentlich nicht aufgeführt haben. Wo gibt es denn einen Mann wie diesen Edward, der nicht einmal imstande ist, seine Affairen geheimzuhalten, sondern auch die betrogene Ehefrau und weiß Gott wen noch alles hineinzieht.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Da gebe ich Dir schon recht, aber so blöd werden sie sich doch hoffentlich nicht aufgeführt haben. Wo gibt es denn einen Mann wie diesen Edward, der nicht einmal imstande ist, seine Affairen geheimzuhalten, sondern auch die betrogene Ehefrau und weiß Gott wen noch alles hineinzieht.
Wahrscheinlich kann ich noch nicht mitreden. Werde jetzt erst den zweiten Abschnitt durchgehen, den ich ENDLICH fertig gelesen habe.
 

Mikka Liest

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Mir fiel auf, dass der Erzähler wieder alles so darstellt, als ob Edward irgendwie gar nicht für seine Affären verantwortlich wäre, es geschieht ihm einfach.

Ja, diese Loyalität ist einfach nicht zu begreifen (außer, John hat tatsächlich unterdrückte Gefühle für Edward).

Der Erzähler springt in der Zeit vor und zurück. Witzig ist, dass er sich dafür sogar entschuldigt! Er könne nichts dafür!

Es ist tatsächlich so geschrieben, als wäre es die ungefilterte Aufzeichung eines Gesprächs. Irgendwie gefällt mir das, ich mag dieses Gefühl, dass der Erzähler selber erst nach und nach manche Dinge begreift.

John geht in die USA um Erbangelegenheiten zu regeln. Mir hat zu denken gegeben, dass Florence Onkel nur 5 Tage vor ihr gestorben ist und der Erzähler alles Geld erbt. Verdächtig oder nicht? Spekulieren kann man ja mal.

Irgendwie sterben die Leute in diesem Buch wie die Fliegen, nicht...?

Im letzen Abschnitt hatte ich gedacht, dass der Erzähler den Tod von Nancy angedeutet hätte. Aber ich lag falsch. Jetzt schreibt der Erzähler, dass es besser wäre für Nancy, sie wäre tot, also lebt sie noch, ist aber wohl seelisch nicht gesund.

Da war ich auch überrascht! Vielleicht war im letzten Abschnitt nicht von Nancy die Rede, sondern von Maisie? Das muss ich nochmal nachlesen.

Mir gefällt aber weiter die raffinierte Art, wie der Autor den Roman aufbaut, wie er Fallen stellt, wie er uns manipuliert. Wie er die Geschichte mehr verschleiert als klar erzählt...

Das gefällt mir auch, obwohl ich schon glaube, dass die Gefühle des Erzählers auf eine gewisse Art ehrlich sind – nur sehr durcheinander.
 

Mikka Liest

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Gerade habe ich diesen Abschnitt beendet, und bin mir jetzt sicher, dass ich schon lange, vielleicht sogar noch nie, ein derart dümmliches Buch gelesen habe.
Dieses altjüngferliche Getue eines Offiziers samt Ehefrau geht mir so auf die Nerven, dass ich mich heute unbedingt noch bis zur letzten Seite vorquälen möchte. Raffiniert finde ich an diesem Roman gar nichts mehr, und kann mir auch nicht vorstellen, dass auf den letzten 50 Seiten noch Erhellendes passieren wird.

Ach, wie schade... Und interessant, wie unterschiedlich dasselbe Buch bei verschiedenen Lesern ankommen kann! Es ist jetzt sicher nicht mein Lieblingsbuch, aber ich finde es durchaus interessant und unterhaltsam. Mir gefällt der Einblick in die Doppelmoral und die Absurditäten der "gehobenen Gesellschaft".
 

Mikka Liest

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Ein bisschen erinnert mich der Roman an das Spiel, wo jeder Teilnehmer etwas trauriges über sich erzählen soll. Am Ende wird abgestimmt, wer die traurigste Geschichte erzählt hat und der Gewinner bekommt das letzte Dessert oder was auch immer. Genauso frage ich mich, wessen Geschichte hier eigentlich die allertraurigste Geschichte ist, die uns erzählt wird.

Das Spiel kenne ich nicht, aber du hast recht, manchmal kann einem das Buch so vorkommen!

Doch die aufkeimende Hoffnung Leonoras wurde durch Florence zerstört - was in mir den Verdacht hervorrief, dass Leonora am Tod von Florence vielleicht nicht unschuldig ist.

Der Gedanke ist mir schon ein paar Mal gekommen. Lenora ist manchmal so kalt, dass es mich nicht wundern würde...

Es quält ihn, Nancy ständig zu sehen und sie nicht haben zu können. Ich glaube, Leonora hat dies erkannt und genossen. Deshalb war sich auch dagegen, dass Edward Nancy zurück zu ihrem Vater schicken wollte.

Ich finde es von Edward ziemlich schäbig, dass er die arme Nancy zurückschicken wollte, wo er doch wusste, was für eine schreckliche Kindheit und Jugend sie bei ihren Eltern hatte... Nur weil er sich selber nicht im Griff hat!
 

Mikka Liest

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Ích liebe unzuverlässige Erzähler ja, und dieser hier erscheint mir ziemlich gut geschrieben!
 

Mikka Liest

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Da gebe ich Dir schon recht, aber so blöd werden sie sich doch hoffentlich nicht aufgeführt haben. Wo gibt es denn einen Mann wie diesen Edward, der nicht einmal imstande ist, seine Affairen geheimzuhalten, sondern auch die betrogene Ehefrau und weiß Gott wen noch alles hineinzieht.

Ich weiß nicht, ich traue Menschen schon ziemlich viel Blödheit zu... Man muss sich nur das Nachmittagsprogramm im Fernsehen anschauen und sich vorstellen, wie dieses Menschen wohl gewesen wären, hätten sie in der Zeit des Buches gelebt. ;-)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Den ganzen Abend habe ich mich durch diesen Abschnitt GEQUÄLT. WÄHREND MICH der letzte noch erreichen könnte, traf das auf diesen gar nicht zu. Ich muss mich völlig auf die Seite von @Sylli schlagen: ich habe selten so ein verwirrendes Buch mit solch affektiertem Personal gelesen. Die Figuren haben keine wirklichen Probleme. Alles kreist nur um die Frage: Wer mit wem und warum... Aus lauter Langeweile, wie mir scheint. Ohne Rücksicht auf Verluste werden Unschuldige verletzt oder, wie jetzt am Ende, verstoßen (ich meine Nancy). Ich kann keine Empathie zu irgendeiner Person aufbauen.

Edward hat soziale lichte Momente, auf die seine Frau vehement eindrischt. Sie ist in der Beziehung allerdings auch ein gebranntes Kind. Dass sie dem Treiben ihres Mannes so lange zuschaut ist vor dem Hintergrund ihrer Erziehung im Kloster nachvollziehbar.
Dennoch bekommt Leonora keine Tiefe, zu sehr setzt sie sich gerade in diesem Abschnitt ins Unrecht, wird richtig unausstehlich und fies.

Diese vielen Todesfälle. Sie tauchen in der klassischen Literatur häufig auf: Selbstmord aufgrund verschmähter Liebe, verlorener Ehre, Mord aus Leidenschaft...
Ein paar viele Tote für ein schmales Buch. Wird es eine Auflösung geben...?

Der Erzähler berichtet nur, in Sprüngen und nur, was er selbst weiß. Immer stehen die Beziehungsprobleme im Vordergrund. Ich habe sie über. Ich finde gerade nichts mehr gekonnt oder unterhaltsam. Ich will nur noch fertig werden:mad:
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Ein paar Gedanken zur Lektüre des Romans nun in seinem 4. Teil unserer Leserunde, der sehr viel geordneter und stringenter erzählt ist als zu Beginn. Aber eine Assotiation, die sich mir immer stärker aufdrängt, möchte ich doch mit Euch teilen:

In der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts gibt es einen ganz besonderen, immer wieder beschriebenen Typus: den überflüssigen Menschen, das sind idR Adlige, deren Leben irgendwie sinn- und konturlos vor sich hin trudelt. Und sie selbst mittendrin. Oblomow von Gontscharov ist einer dieser "lischnie ljudi" (überflüssige Menschen). Und mit genau solchen Menschen ohne Sinn und Zweck haben wir es nach meiner Auffassung hier in diesem Buch zu tun. Zwanghaft bauschen sie/bauscht insbesondere der Erzähler Ereignisse, Gefühle, Glück und Unglück auf, um dem Leben irgendwie doch eine Kontur zu verpassen. Klappt aber nicht! Das Leben bleibt konturlos für die Helden des Romans und das ist nach meiner Ansicht hervorragend literarisch umgesetzt. Kein Wunder, dass die Lektüre nicht immer Spaß und Freude macht, denn wie soll ich mich denn erfreuen an solchen zweckfreien Leben? Ein literarischer Genuss kommt gleichwohl heraus und ich bleibe am Ball der Sinnlosigkeit.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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In der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts gibt es einen ganz besonderen, immer wieder beschriebenen Typus: den überflüssigen Menschen, das sind idR Adlige, deren Leben irgendwie sinn- und konturlos vor sich hin trudelt.
Danke, @Anjuta, für deine inspirierenden Gedanken. Etwas weiter oben habe ich auch schon an die klassische Literatur gedacht, hätte meine Assoziationen jedoch nicht so klar einordnen können. Oblomov ist das Paradebeispiel des untätigen Adligen. Der Begriff "überflüssiger Mensch" - schon krass!
Es könnte tatsächlich die Intention des Autors sein, den untätigen, sich selbst überlassenen Reichen als Gesellschaftsschicht zu kritisieren.
Zwanghaft bauschen sie/bauscht insbesondere der Erzähler Ereignisse, Gefühle, Glück und Unglück auf, um dem Leben irgendwie doch eine Kontur zu verpassen.
Man kreist nur um sich selbst. Alles dreht sich um Liebschaften, verletzte Gefühle, manchmal Geld,... Nichtigkeiten werden Wichtigkeiten. Nur der Tod bietet die Lösung.
Ein literarischer Genuss kommt gleichwohl heraus und ich bleibe am Ball der Sinnlosigkeit.
Ich glaube dir aufs Wort, dass das hervorragend literarisch umgesetzt ist.
Vielleicht ist das eine Stufe zu hoch für den Durchschnittsleser? Ich erkenne die literarischen Feinheiten einfach nicht, kann mir schwer den Überblick verschaffen. Dadurch komme ich nicht voran und der Spaß geht verloren....