Ich bin am Ende eines lebensvollen Romans angekommen und könnte noch sehr viel länger in seinen Räumen und Personen verweilen. Ich fühle mich wie bei einem Serienstaffelende, bei dem man nur ungeduldig auf die Fortsetzung der Geschichte in der nächsten Staffel wartet. Ganz ehrlich: wäre ich im Filmbusiness: keine Frage, daraus muss ein Drehbuch werden, oder? Den Film hatte ich im Kopf schon die ganze Zeit vor Augen. Das hat das Buch wunderbar geschafft!
Kennt ihr diese Situation, ich bin im letzten Leseabschnitt und was ich gerade gelesen, macht mich tief betroffen und vor allem Traurig. Ich muss jetzt erst einmal eine Lesepause machen und mich sammeln! Nein es laufen keine Tränen, aber ich bin fassungslos!
Genau diese Gedanken hatte ich auch!Der Klappentext führt meiner Meinung nach etwas in die Irre. Der Roman ist viel mehr als die Geschichte von Sunja und ihren Söhnen. Es ist eine Familiensaga und mehr. Die Autorin versucht anhand von sehr vielen Einzelschicksalen, die im Umfeld von Sunjas Familie angesiedelt sind, die Lebenswirklichkeit von koreanischen Japanern zu erzählen.
Außerdem wird im Klappentext das Glücksspiel Pachinko mit den Yakuza gleichgesetzt. Ich habe das anders verstanden. Es scheint doch einen deutlichen Unterschied zwischen der Mafia Yakuza und den Spielhallen Betreibern zu geben. Oder nicht?
Sehe ich genauso. Das ist wahrscheinlich wie bei uns. Nicht jeder Spielhallenbetreiber ist ein Krimineller, auch wenn dies in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unterstellt wird. Und erzähl mal jemandem, dass du dein Geld mit dem Betrieb von Spielhallen verdienst Also, Spielhalle = Yakuza ist nicht richtig! Spielhalle = schlechter Ruf trifft es eher.Außerdem wird im Klappentext das Glücksspiel Pachinko mit den Yakuza gleichgesetzt. Ich habe das anders verstanden. Es scheint doch einen deutlichen Unterschied zwischen der Mafia Yakuza und den Spielhallen Betreibern zu geben. Oder nicht?
JA, ich sehe in dem Pachinko-Geschäft wirklich ein Symbol für die Gradwanderung, die ein Koreaner in Japan gehen muss, um irgendwie aus den "Deppenjobs" herauszukommen. Für den Preis, mit der kriminellen Welt gleichgesetzt zu werden, aber eben mit Geld und Wohlstand. Die Männer der Geschichte, die im Pachinko-Business landen, sind allesamt, denke ich, gute Beispiele für diesen Kampf um Ansehen auf dem schmalen Grad. Sie bleiben dabei so "sauber", wie sie können, aber stecken eben auch mitten drin im Sumpf. Das ist wunderbar beschrieben oder besser gestaltet von Min Jin Lee.Nicht jeder Spielhallenbetreiber ist ein Krimineller, auch wenn dies in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unterstellt wird.
@Momo, dieses Zitat fand ich auch besonders beeindruckend und habe es markiert. Es drückt aus: auch sozusagen umgekehrte Diskriminierung gibt es und sie kann ähnlich vernichtend wahrgenommen werden. Normalität ist der einzige Ausweg aus der Diskriminierung, aber die findet Noa auch nicht bei dieser Freundin.Sie würde immer einen anderen in ihm sehen, nicht den, den er war, sondern eine fantasievolle Version eines Fremden
Ja. Das finde ich auch. Am Ende hat man eine vielschichtige Wahrnehmung dieses Problems. Ähnlich den Juden, die früher die einzigen waren, die als Geldverleiher tätig sein durften (auch diese Parallele tauchte im Buch irgendwo auf), dürfen Korreaner nur im Pachinko Geschäft arbeiten- mit allen Vor- und Nachteilen, die sich daraus ergeben. Doch auch Pachinko kann man so und so machen... Außerdem wird man auch viel Grips brauchen, um erfolgreich als Geschäftsführer den Betrieb zu organisieren. Dem Business haftet ein Stempel An, obwohl Tausende Japaner ihren Spaß dort haben. Wenn das keine Doppelmoral Ist!Das ist wunderbar beschrieben oder besser gestaltet von Min Jin Lee.
Solomon hätte allerdings die Möglichkeit gehabt in den USA zu leben. Das Leben dort wird im Roman immer wieder als Kontrastmodell zu Japan genannt. Phoebe, Solomons Freundin, steht für das amerikanische Modell., das sehr viel besser erscheint. Sie beschriebt z.B. sehr positiv ihre multiethnische Familie.
Es ist bezeichnend, dass ihre gelassene und selbstbewusste amerikanische Art in Japan unangemessen wirkt.
"In Amerika schien es für alles eine Lösung zu geben, während man in Japan alles Schwierige ertragen musste."
@Momo, dieses Zitat fand ich auch besonders beeindruckend und habe es markiert. Es drückt aus: auch sozusagen umgekehrte Diskriminierung gibt es und sie kann ähnlich vernichtend wahrgenommen werden. Normalität ist der einzige Ausweg aus der Diskriminierung, aber die findet Noa auch nicht bei dieser Freundin.