4. Leseabschnitt: S. 280 bis S. 370

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Oh jetzt ist das erste Mal Bezug genommen worden auf den Originaltitel. Mozasu soll ein „Pachinkojunge“ werden. Jetz habe ich mal hinten im Glossar nachgelesen, was Pachinko bedeutet. Im Moment bin ich ein wenig irritiert, es heißt Pachinko ist ein in Japan sehr beliebter Geldspielautomat. Ich kann mir nur vorstellen, dass Mozasu ein Art Glücksspieler wird.

Naja jetzt ist die Spannung noch größer und ich will wissen, wie es weiter geht.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
In diesem Teil entwickelt sich der Roman immer mehr zu dem, was der Klappentext uns versprochen hat: Die Geschichte zweier Brüder. Der unterschiedliche Weg von Noa ((Über-)Integration) und Mozasu (Rückzug in eine Parallelwelt der Koreaner) wird immer deutlicher. Gleichzeitig werden die Lebensbilder und der Umgang mit der Migrationssituation aber auch vielfältiger:
- da ist Hansu, der es als Koreaner dann doch zu Wohlstand und Ansehen in Japan gebracht hat (allerdings erfahren wird auch noch in diesem Teil, dass das nicht mit ehrlicher Arbeit gelungen ist)
- da ist Yumi, die Freundin von Mosazu, für die ihre Zukunft weder in Japan noch in Korea liegen soll, sondern im klassischen Auswandererland Amerika.
Interessant ist auch Akiko, Noas Freundin, die auf den ersten Blick diskriminierungsfrei mit Noa und seiner koreanischen Herkunft umgeht. Allerdings entlarvt Noa ihr Verhalten für sich dann doch sozusagen als eine andere Art der Diskriminierung:
"Sie würde immer einen anderen in ihm sehen, nicht den, derer war, sondern eine fantasievolle Version eines Fremden: und sie würde sich immer für etwas Besonderes halten, weil sie sich mit jemandem einließ, der von den anderen verachtet wurde. Durch ihn bewies sie der Welt, dass sie ein guter Mensch war, gebildet und liberal."
Und auch mit dieser Art von Diskriminierung kann oder will er nicht leben und trennt sich konsequenterweise von ihr. Er scheint damit aufgrund seiner Herkunft zur Einsamkeit verdammt.
Immer mehr wird in diesem Teil auch die Bedeutung des Blutes und der Herkunft prinzipieller zum Thema gemacht. Für die handelnden Personen (und auch für die Autorin?) scheint es keinen Ausweg aus den von den Vorfahren ererbten Anlagen geben zu können. So wirft Noa seiner Mutter vor:
"Wie konntest du es zulassen, dass mein Leben zerstört wurde? Wie konntest du so unbedacht sein? Eine dumme Mutter und ein krimineller Vater. Mein Leben ist verflucht."

Ich habe die Hoffnung, dass diese zutiefst fatalistische und sicher auch wissenschaftlich nicht haltbare Sicht auf das Leben im weiteren Verlauf des Romans noch Risse bekommt und in Frage gestellt wird.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Ich habe die Hoffnung, dass diese zutiefst fatalistische und sicher auch wissenschaftlich nicht haltbare Sicht auf das Leben im weiteren Verlauf des Romans noch Risse bekommt und in Frage gestellt wird.
Jetzt kommentiere ich mich mal selbst.
Nachdem ich heute Vormittag zu Ausländern in Japan recherchiert habe und auf Hinweise zu den Burakim gestoßen bin (siehe dazu mein Eintrag in Hintergrundinformation), muss ich mich hier selber korrigieren. Vor dem Hintergrund der japanischen Gesellschaft mit diesem Kastendenken ist das wohl doch ein nachvollziehbarer und verständlicher Fatalismus. Aber furchtbar und um so wichtiger, dass uns das Buch dies so sensibel und ruhig näherbringt!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich war erleichtert, als Sunja ihren Stolz beiseite wischte und zuließ, dass Hansu für das Studium seines leiblichen Sohnes aufkommen durfte. Sie selbst hätte es nicht geschafft. Wie arrogant und chauvinistisch erschien mir der Schwager, der dies zu vereiteln suchte, obgleich er kein Geld verdiente und dennoch bestimmen wollte...
Noa sollte durch Bildung vorwärts kommen. Das ist es, was sich die meisten Eltern wünschen. Er ist strebsam, fleißig. Nun hat ihm seine Freundin Aikiko die Augen geöffnet, ihm gezeigt, was er (wahrscheinlich) selbst hätte sehen können: dass Hansu sein Vater ist. Mit fatalen Folgen!

Ich finde die Reaktion des Jungen völlig übertrieben. Er beschimpft sogar seine Mutter in undisziplinierter Weise, schmeißt schließlich sein Studium und taucht ab.
Mit Sicherheit kann man dieses Verhalten nur vor dem kulturellen Hintergrund Koreas und Japans verstehen. Dort scheint es neben den Kasten auch einen für unsere Begriffe veralteten, fatalistischen Ehrbegriff zu geben. Darüber hinaus werden verwandtschaftliche Blutsverhältnisse von dem jungen Mann über alles gestellt. Die Enttäuschung darüber, belogen worden zu sein, kann ich jedoch nachvollziehen.

Mosazu indessen verdient sein Geld ebenso in der Halbwelt wie Hansu. Er steigt durch Fleiß und Zuverlässigkeit zum Manager einer Pachinko-Bar auf. Er heiratet ein Mädchen, gründet Familie. Aufgrund des Klappentextes hatte ich einen viel krasseren Verlauf von Mosazus Leben erwartet. Ich hoffe nicht, dass das dicke Ende noch kommt...

Nach wie vor bin ich dankbar für den Einblick in diese mir fremde Gesellschaft.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ich finde die Reaktion des Jungen völlig übertrieben. Er beschimpft sogar seine Mutter in undisziplinierter Weise, schmeißt schließlich sein Studium und taucht ab.
Ja, die Reaktion fand ich auch krass. Ich kann verstehen, dass es ein Schock für ihn war zu erfahren, dass Hansu sein leiblicher Vater ist und seine gesamte Familie ihn diesbezüglich belogen hat. Nicht ganz geglaubt habe ich ihm aber, dass er nicht gewußt haben will, wie Hansu sein Geld verdient. Warum verachtet er ihn mit einem mal so sehr? Und warum bezieht er diese Verachtung dann auch auf sich? Er kann sich doch abnabeln und ein anständiges Leben führen. Wenn er dazu nicht auf das Geld von Hansu angewiesen sein will, hätte er ja seinen ursprünglichen Plan wieder aufnehmen können, sich einen Job in Tokio zu suchen, in ein billiges Zimmer zu ziehen und weiter zu studieren.
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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Ich konnte die Reaktion von Mosazu gut verstehen. Er musste einen doppelten Schock verkraften. Isak ist nicht sein leiblicher Vater, stattdessen ist er der leibliche Sohn eines Mafiabosses. (Yakuza). Man kann verstehen, dass er den Kontakt mit diesem Mann sofort abbrechen möchte, nicht mehr von ihm gefunden werden möchte und ihm nichts schuldig sein möchte. Vielleicht hat er auch Angst von Hansu ins Mafiageschäft gedrängt zu werden. Er ist sein einziger Sohn.
Dass er erst mal den Kontakt zur Familie abbricht, könnte auch mit dem Wunsch zusammenhängen für Hansu unauffindbar zu sein.

Ich denke aber, dass es noch zur Versöhnung mit der Mutter kommen könnte und sollte...mal sehen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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(Zu Hansu und Noa wurde hier ja schon viel berichtet, dem kann ich mich nur anschließen, darauf gehe ich daher nicht ein.)

Die Autorin lässt sich sehr viel Zeit dem Leser das Leben der beiden Jungen näher zu bringen. Zu Beginn habe ich nicht erwartet, dass es eine so komplexe und umfassende Familiengeschichte werden wird. Die politische Situation ist zwar präsent, sie spielt für mich aber eher eine untergeordnete Rolle. Vordergründig ist die Lebensgeschichte dieser Familie.

Mir gefällt außerdem, dass die Autorin zeigt, dass nicht immer alles schwarz oder weiß ist. Ein gutes Beispiel dazu ist Goro. Sicher sehen es viele Menschen als verwerflich an, sein Geld als Spielhallenbetreiber zu verdienen. Goro verhilft aber anderen Menschen zu einem gutem Leben, ich denke dabei nicht nur an Mozasu, sondern an Totoyama, die ohne seine Aufträge manchmal nicht wusste, wie sie den Monat überstehen soll. Goro sieht in ihr nicht nur eine gute Schneiderin, er ist sich bewusst in welcher Lage sie ist, und hilft ihr. Dies tut er in dem er Ihr Aufträge verschafft, was ihr, und anderen, langfristig hilft. Sie kann nun mehrere Mädchen einstellen.

Noa sagt in diesem Abschnitt, dass er eigentlich nur er selbst sein möchte. Dieser Gedanke sagt sehr viel aus. Es muss hart sein, sich nirgendwo zugehörig zu fühlen. In Japan werden die Koreaner verachtet, in seiner Heimat würde er bestimmt auch gemieden werden, weil er mittlerweile lange wie ein Japaner gelebt hat. Und nun wird ihm auch noch eine Konstante genommen, sein Vater, zu dem er aufgesehen hat.
 

Momo

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10. November 2014
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Ich habe mich gefragt, ob Noas Mutter den Jungen hätte darauf vorbereiten sollen, dass Hansu der leibliche Vater ist, denn jeder hat ein Anrecht auf Wahrheit. Hansu hat es zu Wohlstand gebracht, wenn auch nicht immer mit seriösen Mitteln. Aber welche Möglichkeiten hätte er gehabt, sein Geld zu verdienen wie jeder normale Japaner auch? Durch das politische und ausgrenzende System landen viele dieser Menschen auf die kriminelle Schiene. Ich fand es heftig, dass Noas Freundin Verdacht geschöpft hat, dass Hanser mehr sein muss, als nur sein Wohltäter, für den er sich ausgegeben hat. Allerdings ist ihr Verhalten, sich selbst einzuladen, grenzüberschreitend gewesen. Auch, als sie Noa schließlich mit der Nase darauf stößt, dass zwischen Hansu und Noa eine große Ähnlichkeit besteht und er der Vater sein müsste. Auf diese Art und Weise zu erfahren, dass Hansu sein Vater ist, kann schon sehr schockierend sein, da er selbst nie darauf gekommen wäre.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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@Momo es stimmt Alles, was du sagst. Hansu hat zwei Seiten: einerseits wacht er väterlich über Sunja und ihre Familie. Andererseits ist er auch im Pachinko Business- aber eher auf der dunklen Seite. Der Gegenpart quasi zu Mozasu.
Besonders deutlich wurde diese Tatsache ja im Auto, als er die junge Hostess zusammenschlug... Natürlich hatte sie sich unangebracht verhalten. Aber dieser Ausraster? Mit derart folgenschwerer Konsequenz für sie??? (Diese Folgen wurden auch wunderbar distanziert, fast wie im Nebensatz , erläutert und trafen mich dadurch umso mehr. Fantastisch gemacht!)

Heute wissen wir, wie wichtig es Ist, seine Wurzeln zu kennen.
Damals ist man darüber hinweg gegangen. Nicht nur in Japan. Es muss für Noa die Hölle gewesen sein, sich von allen betrogen zu fühlen.
 

Literaturhexle

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Vielleicht hat er auch Angst von Hansu ins Mafiageschäft gedrängt zu werden. Er ist sein einziger Sohn.
Dass er erst mal den Kontakt zur Familie abbricht, könnte auch mit dem Wunsch zusammenhängen für Hansu unauffindbar zu sein.
Das könnten alles zusätzliche Aspekte sein. Völlig richtig.
Noa ist so geradlinig, so angepasst. Er möchte alles richtig machen. Da trifft ihn seine Herkunft ins Mark.
Die Zeit hat auch keine Wunden geheilt, wie man an seinem konsequent durchgeführten (und wie ich vermute geplanten) Selbstmord sieht. Tragisch!
 
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Momo

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@Momo es stimmt Alles, was du sagst. Hansu hat zwei Seiten: einerseits wacht er väterlich über Sunja und ihre Familie. Andererseits ist er auch im Pachinko Business- aber eher auf der dunklen Seite. Der Gegenpart quasi zu Mozasu.
Besonders deutlich wurde diese Tatsache ja im Auto, als er die junge Hostess zusammenschlug... Natürlich hatte sie sich unangebracht verhalten. Aber dieser Ausraster? Mit derart folgenschwerer Konsequenz für sie??? (Diese Folgen wurden auch wunderbar distanziert, fast wie im Nebensatz , erläutert und trafen mich dadurch umso mehr. Fantastisch gemacht!)

Heute wissen wir, wie wichtig es Ist, seine Wurzeln zu kennen.
Damals ist man darüber hinweg gegangen. Nicht nur in Japan. Es muss für Noa die Hölle gewesen sein, sich von allen betrogen zu fühlen.

Ja, klar, sehe ich auch so. Hansu war mir auch aus diesem Grund nicht sympathisch. Auch als er die junge Sunja geschwängert hat, fand ich so furchtbar, mit welchem Selbstverständnis er den sexuellen Kontakt zu ihr gesucht hatte und aufrechterhalten wollte ...

Zu den Wurzeln möchte ich etwas ergänzen. Wenn man so lange in einem anderen Land als das der Eltern lebt, dann schlägt man die Wurzeln in dem Land, in dem man aufgewachsen ist. Diese Wurzeltheorie macht diese Menschen zu Ausländern, wenn es um die Wurzeln der Eltern geht. Und die Kinder wollen in dem Land dazu gehören, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, auch wenn die Eltern ursprünglich aus einem anderen Land kommen. Klingt jetzt blöd und banal, wenn ich mir die deutsche Kartoffel als Vergleich nehme; die deutsche Kartoffel stammt ursprünglich auch aus Amerika. Trotzdem ist es die deutsche Kartoffel ...
Daniel Kehlmann sagt, Heimat ist dort, wo man die Kindheit verbracht hat. Nur wenn ein Land diese Kinder nicht als dieseinigen akzeptieren will, dann ist es schlimm für dieses Kind, das gerne in dieser Gesellschaft dazugehören möchte, unabhängig davon, wo die Eltern ihre Wurzeln geschlagen haben. Die Eltern haben eine ganz andere Geschichte als das Kind, noch dazu wenn das Kind schon in der vierten Generation in dem Land lebt, das nicht das Land der Großeltern und der Urgroßeltern ist.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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@Momo
Deine Ausführungen zu den Wurzeln eines Menschen haben mich sehr nachdenklich gestimmt, ich denke das trifft es wirklich sehr gut, und lässt sich auch gut auf die Geschichte hier anwenden
 

Literaturhexle

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Daniel Kehlmann sagt, Heimat ist dort, wo man die Kindheit verbracht hat. Nur wenn ein Land diese Kinder nicht als dieseinigen akzeptieren will, dann ist es schlimm für dieses Kind, das gerne in dieser Gesellschaft dazugehören möchte
Besonders gespalten müssen sich dazu die Kinder jener Eltern fühlen, die auch mit der neuen Heimat hadern. Wenn junge Mädchen zum Beispiel dazugehören wollen, aber vom Elternhaus gezwungen werden, Kopftuch zu tragen oder sich von Jungs fernzuhalten.

Diese Spaltung wurde auch im Buch wunderbar beschrieben: In Japan ist man der räudige Jakuzy und in Korea der fahnenflüchtige Vaterlandsverräter. Insofern nirgends wirklich willkommen.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Im Moment bin ich ein wenig irritiert, es heißt Pachinko ist ein in Japan sehr beliebter Geldspielautomat.

Soweit ich gelesen habe, sind die Pachinko-Maschinen in Japan so ein großes Ding, weil Glücksspiel für Geld eigentlich verboten ist, man die Pachinko-Bälle, die man beim Spiel gewinnen kann, aber direkt in Geld umtauschen kann und so dieses Verbot einfach umgeht.
 
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Mikka Liest

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Der unterschiedliche Weg von Noa ((Über-)Integration) und Mozasu (Rückzug in eine Parallelwelt der Koreaner) wird immer deutlicher. Gleichzeitig werden die Lebensbilder und der Umgang mit der Migrationssituation aber auch vielfältiger:

Das sind wirklich im Prinzip Musterbilder, die man auf die Integration von Menschen in aller Herren Länder anwenden kann, oder?

"Sie würde immer einen anderen in ihm sehen, nicht den, derer war, sondern eine fantasievolle Version eines Fremden: und sie würde sich immer für etwas Besonderes halten, weil sie sich mit jemandem einließ, der von den anderen verachtet wurde. Durch ihn bewies sie der Welt, dass sie ein guter Mensch war, gebildet und liberal."

Da Schlimme ist, dass solchen Menschen meist gar nicht bewusst ist, dass sie sich selber darüber profilieren...
 
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Mikka Liest

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Ich war erleichtert, als Sunja ihren Stolz beiseite wischte und zuließ, dass Hansu für das Studium seines leiblichen Sohnes aufkommen durfte. Sie selbst hätte es nicht geschafft.

Das ist echte Liebe, das Wohl des Kindes über alles andere zu stellen...

Ich finde die Reaktion des Jungen völlig übertrieben. Er beschimpft sogar seine Mutter in undisziplinierter Weise, schmeißt schließlich sein Studium und taucht ab.

Es ist furchbar, dass ihn das so aus der Bahn wirft! Und seine Mutter hat das wirklich nicht verdient... Ich kann auch verstehen, dass er erstmal entsetzt ist, belogen worden zu sein, aber seine Reaktion ist maßlos.
 
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Mikka Liest

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Dass er erst mal den Kontakt zur Familie abbricht, könnte auch mit dem Wunsch zusammenhängen für Hansu unauffindbar zu sein.

Hmmm, stimmt, das könnte sein... Vielleicht hätte ich auch erstmal Angst, wenn ich erfahren würde, dass mein Vater ein Mafiaboss ist, dass er von mir erwartet, ihm nachzueifern. ("Erwartet" im Sinne von: dass er mich erst unter Druck setzt und mich dann vielleicht sogar zwingt.)
 

Mikka Liest

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Zu Beginn habe ich nicht erwartet, dass es eine so komplexe und umfassende Familiengeschichte werden wird. Die politische Situation ist zwar präsent, sie spielt für mich aber eher eine untergeordnete Rolle. Vordergründig ist die Lebensgeschichte dieser Familie.

Das gefällt mir sehr gut, denn die Politik eines Landes / einer Zeit wirkt sich ja immer am krassesten auf die ganz normalen Bürger aus, die eigentlich nur ein gutes Leben für sich erreichen wollen.

Wenn man die Nachrichten sieht, dominiert zum Beispiel Kim Jong-Un unser Bild von Korea, aber wie geht es dort gerade den Menschen, die in seinem Regime leben müssen wirklich? Was wir da sehen, wird ja sehr von der Propagandamaschine kontrolliert.

Es muss hart sein, sich nirgendwo zugehörig zu fühlen. In Japan werden die Koreaner verachtet, in seiner Heimat würde er bestimmt auch gemieden werden, weil er mittlerweile lange wie ein Japaner gelebt hat. Und nun wird ihm auch noch eine Konstante genommen, sein Vater, zu dem er aufgesehen hat.

Das stimmt, er sitzt zwischen allen Stühlen...
 
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Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich habe mich gefragt, ob Noas Mutter den Jungen hätte darauf vorbereiten sollen, dass Hansu der leibliche Vater ist, denn jeder hat ein Anrecht auf Wahrheit.

Es war für sie eine schwierige Situation, keine Frage, aber ich frage mich auch, ob sie ihm nicht die Wahrheit hätte sagen können... Aber das sagt sich für uns leicht, für sie war das vielleicht wirklich nicht denkbar.

Allerdings ist ihr Verhalten, sich selbst einzuladen, grenzüberschreitend gewesen. Auch, als sie Noa schließlich mit der Nase darauf stößt, dass zwischen Hansu und Noa eine große Ähnlichkeit besteht und er der Vater sein müsste. Auf diese Art und Weise zu erfahren, dass Hansu sein Vater ist, kann schon sehr schockierend sein, da er selbst nie darauf gekommen wäre.

Uh, ja, das war schon sehr... Naja, ungeschickt von ihr, wenn man das mal freundlich interpretieren will?