Jetzt kommentiere ich mich mal selbst.Ich habe die Hoffnung, dass diese zutiefst fatalistische und sicher auch wissenschaftlich nicht haltbare Sicht auf das Leben im weiteren Verlauf des Romans noch Risse bekommt und in Frage gestellt wird.
Ja, die Reaktion fand ich auch krass. Ich kann verstehen, dass es ein Schock für ihn war zu erfahren, dass Hansu sein leiblicher Vater ist und seine gesamte Familie ihn diesbezüglich belogen hat. Nicht ganz geglaubt habe ich ihm aber, dass er nicht gewußt haben will, wie Hansu sein Geld verdient. Warum verachtet er ihn mit einem mal so sehr? Und warum bezieht er diese Verachtung dann auch auf sich? Er kann sich doch abnabeln und ein anständiges Leben führen. Wenn er dazu nicht auf das Geld von Hansu angewiesen sein will, hätte er ja seinen ursprünglichen Plan wieder aufnehmen können, sich einen Job in Tokio zu suchen, in ein billiges Zimmer zu ziehen und weiter zu studieren.Ich finde die Reaktion des Jungen völlig übertrieben. Er beschimpft sogar seine Mutter in undisziplinierter Weise, schmeißt schließlich sein Studium und taucht ab.
Das könnten alles zusätzliche Aspekte sein. Völlig richtig.Vielleicht hat er auch Angst von Hansu ins Mafiageschäft gedrängt zu werden. Er ist sein einziger Sohn.
Dass er erst mal den Kontakt zur Familie abbricht, könnte auch mit dem Wunsch zusammenhängen für Hansu unauffindbar zu sein.
@Momo es stimmt Alles, was du sagst. Hansu hat zwei Seiten: einerseits wacht er väterlich über Sunja und ihre Familie. Andererseits ist er auch im Pachinko Business- aber eher auf der dunklen Seite. Der Gegenpart quasi zu Mozasu.
Besonders deutlich wurde diese Tatsache ja im Auto, als er die junge Hostess zusammenschlug... Natürlich hatte sie sich unangebracht verhalten. Aber dieser Ausraster? Mit derart folgenschwerer Konsequenz für sie??? (Diese Folgen wurden auch wunderbar distanziert, fast wie im Nebensatz , erläutert und trafen mich dadurch umso mehr. Fantastisch gemacht!)
Heute wissen wir, wie wichtig es Ist, seine Wurzeln zu kennen.
Damals ist man darüber hinweg gegangen. Nicht nur in Japan. Es muss für Noa die Hölle gewesen sein, sich von allen betrogen zu fühlen.
Besonders gespalten müssen sich dazu die Kinder jener Eltern fühlen, die auch mit der neuen Heimat hadern. Wenn junge Mädchen zum Beispiel dazugehören wollen, aber vom Elternhaus gezwungen werden, Kopftuch zu tragen oder sich von Jungs fernzuhalten.Daniel Kehlmann sagt, Heimat ist dort, wo man die Kindheit verbracht hat. Nur wenn ein Land diese Kinder nicht als dieseinigen akzeptieren will, dann ist es schlimm für dieses Kind, das gerne in dieser Gesellschaft dazugehören möchte
Im Moment bin ich ein wenig irritiert, es heißt Pachinko ist ein in Japan sehr beliebter Geldspielautomat.
Der unterschiedliche Weg von Noa ((Über-)Integration) und Mozasu (Rückzug in eine Parallelwelt der Koreaner) wird immer deutlicher. Gleichzeitig werden die Lebensbilder und der Umgang mit der Migrationssituation aber auch vielfältiger:
"Sie würde immer einen anderen in ihm sehen, nicht den, derer war, sondern eine fantasievolle Version eines Fremden: und sie würde sich immer für etwas Besonderes halten, weil sie sich mit jemandem einließ, der von den anderen verachtet wurde. Durch ihn bewies sie der Welt, dass sie ein guter Mensch war, gebildet und liberal."
Ich war erleichtert, als Sunja ihren Stolz beiseite wischte und zuließ, dass Hansu für das Studium seines leiblichen Sohnes aufkommen durfte. Sie selbst hätte es nicht geschafft.
Ich finde die Reaktion des Jungen völlig übertrieben. Er beschimpft sogar seine Mutter in undisziplinierter Weise, schmeißt schließlich sein Studium und taucht ab.
Dass er erst mal den Kontakt zur Familie abbricht, könnte auch mit dem Wunsch zusammenhängen für Hansu unauffindbar zu sein.
Zu Beginn habe ich nicht erwartet, dass es eine so komplexe und umfassende Familiengeschichte werden wird. Die politische Situation ist zwar präsent, sie spielt für mich aber eher eine untergeordnete Rolle. Vordergründig ist die Lebensgeschichte dieser Familie.
Es muss hart sein, sich nirgendwo zugehörig zu fühlen. In Japan werden die Koreaner verachtet, in seiner Heimat würde er bestimmt auch gemieden werden, weil er mittlerweile lange wie ein Japaner gelebt hat. Und nun wird ihm auch noch eine Konstante genommen, sein Vater, zu dem er aufgesehen hat.
Ich habe mich gefragt, ob Noas Mutter den Jungen hätte darauf vorbereiten sollen, dass Hansu der leibliche Vater ist, denn jeder hat ein Anrecht auf Wahrheit.
Allerdings ist ihr Verhalten, sich selbst einzuladen, grenzüberschreitend gewesen. Auch, als sie Noa schließlich mit der Nase darauf stößt, dass zwischen Hansu und Noa eine große Ähnlichkeit besteht und er der Vater sein müsste. Auf diese Art und Weise zu erfahren, dass Hansu sein Vater ist, kann schon sehr schockierend sein, da er selbst nie darauf gekommen wäre.