2. Leseabschnitt: Kapitel 21 bis 36

Renie

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Es sind ein paar Jahre vergangen. Pinch ist mittlerweile 21 und hat sich für ein Studium in Toronto entschieden. Der Anfang dieses Leseabschnittes wäre lustig, wenn er nicht so traurig wäre: Pinch hat extreme Schwierigkeiten, sich auf andere Leute einzulassen. Er ist schüchtern und introvertiert. Da er nicht gewohnt ist, mit fremden Menschen zu tun zu haben - insbesondere mit dem weiblichen Geschlecht -, übt er. Er hat eine Liste mit Fragen, um ein Gespräch bestreiten zu können. Er kocht ein Probeessen für zwei und malt sich aus, wie ein Abend mit einer Frau verlaufen könnte. Das ist schon tragisch.
Seine Entscheidung, allein in Toronto zu leben, war die Richtige. Ein erster Schritt, sich von dem Einfluss seiner Eltern loszueisen. Wie schön, dass ihn der Student Marsden unter seine Fittiche nimmt, der ja das totale Gegenteil von Pinch ist. Langsam gewöhnt sich Pinch an ein eigenes Leben.
Aber immer wieder versucht er mit seinem berühmten Vater anzugeben. Und seine Zukunftspläne sind immer auf Bear ausgerichtet. Das Streben nach Anerkennung durch seinen Vater lässt nie nach. Trotzdem Bear in diesem Abschnitt so gut wie nicht präsent ist, ist sein Einfluss auf Pinch immer noch vorhanden.
Mit Barrows lernt Pinch eine Gleichgesinnte kennen. Die beiden schmieden Zukunftspläne, die jedoch nur auf die Karriere ausgerichtet sind. Pinch scheint Barrows gut in den Kram zu passen. Er ist anders als andere Studenten und hat ähnliche Ambitionen wie sie. Ich bin gespannt, ob die beiden zusammenbleiben.
Als Bear und Barrows aufeinandertreffen, ist sie von der Naturgewalt des Malers fasziniert, will es aber nicht zugeben. Bear hat endlich wieder jemanden gefunden, der ihm die nötige Wertschätzung zuteil werden lässt, und die er seiner Meinung nach immer noch verdient. Pinch fühlt sich wie das 5te Rad am Wagen. Nimmt Barrows ihm etwas weg? Oder nimmt Bear ihm etwas weg? Interessant:rolleyes:
 

MRO1975

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Der zweite Abschnitt hält den Schwung aufrecht. Durch den Zeitsprung wird die Geschichte vorangetrieben und es gibt viel zu erzählen. Sehr nachdenklich gemacht, hat mich die Beziehung zwischen Pinch, seiner Mutter und seiner Großmutter. Von Ruth erfährt Pinch, dass sein Großvater versuchte Selbstmord zu begehen und danach ein Pflegefall war. Nach Ruths Version ist Natalie vor dieser Situation geflohen und die Beziehung der beiden Frauen ist schlecht. Auch die Beziehung zwischen Pinch und seiner Mutter ist nicht mehr das, was sie einmal war. Das mag an der Entfernung und am Erwachsenwerden liegen. Aber Pinch schämt sich sogar für seine Mutter und will Barrows nicht seiner Mutter vorstellen. Er bringt auch kein echtes Interesse für die Kunst seiner Mutter auf. Das hinterlässt eine schalen Geschmack. Bear wird von Pinch angehimmelt, obwohl er so gut wie nichts zurück gibt. Natalie kommt schon wieder zu kurz.
 

MRO1975

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Mit Barrows lernt Pinch eine Gleichgesinnte kennen. Die beiden schmieden Zukunftspläne, die jedoch nur auf die Karriere ausgerichtet sind. Pinch scheint Barrows gut in den Kram zu passen. Er ist anders als andere Studenten und hat ähnliche Ambitionen wie sie. Ich bin gespannt, ob die beiden zusammenbleiben.

In der Beziehung mit Barrows scheint Pinch ja zunächst aufzublühen. Das hat mich für ihn gefreut. Aber es zeigen sich auch nicht so nette Züge bei Pinch. Er lässt Marsden ausziehen, da er meint, dass dieser nachdem er das Studium geschmissen hat intellektuell nicht mithalten kann. Umgekehrt befürchtet er dann, dass Barrows ihn verlässt, weil er keine Doktorandenstelle in NY bekommen hat. Echte Liebe sieht anders aus. Besonders irritierend fand ich die Aussage: „Ich konnte kein Maler sein, und jetzt darf ich nicht mal Kritiker werden. Ich bin ein Angeber, ein Simulant, ein Versager. Pinchs schlimmste Ängste stürzen auf ihn ein: Ich werde nie wie mein Vater, weil ich schon immer wie meine Mutter war.“ (S. 148)
 

MRO1975

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Pinch fühlt sich wie das 5te Rad am Wagen.
Und er wird maßlos enttäuscht, als er erfährt, dass er sich auf den Ratschlag seines Vaters hin auf Caravaggio spezialisiert hat und Bear jetzt nichts mehr davon wissen will. Besonders heftig fand ich dann die Szene, in der Bear leugnet, Pinchs von einer Karriere als Maler abgeraten zu haben. Bei den meisten hier, hatte Bear ja von Anfang kein Stein im Brett. Aber diese Szene hat auch mir die Augen geöffnet. Was hätte Pinch denn tun sollen? Den Rat seines Vaters negieren und weiter malen, finde ich viel verlangt. Schließlich war Pinch noch sehr jung und konnte seine Leistung nicht beurteilen.
 

MRO1975

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Die Ausflüge in die Kunstszene finde ich toll und hab einiges Neues gelernt. Duchamp signierte 1917 sein Urinal und machte damit einen Gegenstand des Alltags allein durch seine Auswahl zum Kunstgegenstand. Das Objekt löste damals eine Kontroverse über den Kunstbegriff aus und ist nach wie vor umstritten. Ich habe mal eine Nachbildung davon gesehen und kann mich gut daran erinnern, davon abgestoßen und angezogen gewesen zu sein. Auf jeden Fall gibt das Exponat viel Stoff zum Diskutieren her.

Dagegen wirkt das im Roman erwähnte Exponat von Temple Butterfield einfach nur geschmacklos. Die Idee ist weder originell, sondern allenfalls abgekupfert. In den 1970ern ist so etwas auch nicht mehr revolutionär, nachdem Manzoni 1963 schon seine Exkremente in Dosen verpackt und verkauft hat. Was meint ihr?
 

Querleserin

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Und er wird maßlos enttäuscht, als er erfährt, dass er sich auf den Ratschlag seines Vaters hin auf Caravaggio spezialisiert hat und Bear jetzt nichts mehr davon wissen will.
Besonders heftig fand ich dann die Szene, in der Bear leugnet, Pinchs von einer Karriere als Maler abgeraten zu haben.
Inhaltlich hat Renie diesen Abschnitt gut zusammengefasst, da gibt es nichts mehr zu ergänzen ;)

Diese beiden Szenen zeigen meines Erachtens sehr gut den Narzissmus Bears auf, der nur sich selbst sieht und sich der Verantwortung für seinen Sohn nicht bewusst ist. Nach dem Motto, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.
Und es zeigt auch, dass er verdrängt hat, Pinch vom Malen abgehalten zu haben. Das Motiv könnte sein, dass er keinen Konkurrenten wollte - jetzt, da diese Gefahr gebannt ist, kann er sich großzügig zeigen, oder fast noch schlimmer, er erinnert sich nicht, weil es für ihn keine Bedeutung hatte.
Barrows ist tatsächlich von seiner männlichen Präsenz fasziniert - schade, ich dachte, sie widersteht dem Wunsch, als Modell für Bear zu stehen.
Natalie ist die große Verliererin, sie hat keinen Halt - nirgends. Selbst Pinch verweigert ihr die Zuneigung und Anerkennung, die sie braucht. Die Arme...
 

MRO1975

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Barrows ist tatsächlich von seiner männlichen Präsenz fasziniert - schade, ich dachte, sie widersteht dem Wunsch, als Modell für Bear zu stehen.
Das ist in der Tat widersprüchlich. Erst wirft sie Bear vor, Frauen zu verobjektivieren und dann lässt sie sich selbst zum Objekt machen. Erkenntnis ist offenbar doch nicht der Weg zur Besserung oder der Vorwurf der Verobjektivierung stimmt doch nicht? Gemalt zu werden ist an sich ja nichts Erniedrigendes. Andererseits werden die Modelle auf bestimmte Attribute reduziert - im Allgemeinen natürlich auf ihr Äußeres und auf bestimmte Körperteile bei Bears Bildern im Besonderen. Ich kann daran trotzdem nichts Schlimmes erkennen, ihr?
 

Literaturhexle

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Und es zeigt auch, dass er verdrängt hat, Pinch vom Malen abgehalten zu haben. Das Motiv könnte sein, dass er keinen Konkurrenten wollte - jetzt, da diese Gefahr gebannt ist, kann er sich großzügig zeigen, oder fast noch schlimmer, er erinnert sich nicht, weil es für ihn keine Bedeutung hatte.
Entweder so oder wie jemand von euch meinte, dass Bear nicht wirklich das Bild beurteilte (das hat er offensichtlich gar nicht richtig angeschaut), sondern so heftig auf Pinchs Wunsch, bei ihm bleiben zu wollen, reagierte.

Bear hat in diesem Ferienhaus auch etwas Geselliges. Er scheint sich über Pinch und seine Freundin zu freuen, verwöhnt sie mit Wein und Spezialitäten. Der Wunsch, Modell zu sitzen, kam letztlich auch von Barrows. Zunächst verhielt sich Bear, wie es sich für einen "Schwiegervater" gehört.

Pinchs Unsicherheit ist permanent vorhanden. Er hat Angst, seine Freundin zu verlieren, kann dem Vater aber keine Paroli bieten. Das wird auch in dem Satz deutlich: "Dies sind die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben und sie brauchen mich nicht mehr". S.173

Im letzten Kapitel sagt Barrows ihm die Meinung: "Wie soll ich einen Mann akzeptieren, der sich seinem Vater gegenüber wie ein anhimmelnder kleiner Junge verhält?" S.177
Interessant an ihr finde ich auch, wie sie feministische Sichtweisen annimmt und sich auch in Natalie hineinversetzt (S.175). Ich glaube ihr, dass sie diese Frau wirklich gerne kennengelernt hätte. Pinch ist einfach schwach, hat nicht das Selbstbewusstsein zu seiner Mutter zu stehen.

Ich bin nicht sicher, ob Barrows mit dem Modellsitzen nicht nur provozieren wollte. Vielleicht war es ihr Ziel, Bear von seinem riesigen Thron zu stürzen. Sie hielt ja nichts von dessen Kunst und ob ein alternder Mann sexuell so reizvoll ist für eine junge Frau...

Was mir nicht ganz klar ist: Am Ende redet Bear seinem Sohn das Mädel aus: " Wir sind besser dran ohne sie." Ist das väterlicher Trost, Lecken der eigenen Wunden (wegen der Zurückweisung) oder einfach eine Feststellung?
 

Literaturhexle

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Am meisten berührt hat mich Natalie. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie ernsthaft krank ist und das möglicherweise das letzte Treffen zwischen Mutter und Sohn war. Da steckte soviel Melancholie, Wahrheit und Zärtlichkeit in ihren Worten...
Pinch kann damit nicht umgehen. Das Verhältnis ist gestört. Die Mutter bezeichnet ihre Beziehung als eine zwischen "besten Freunden"- aber das ist nicht das, was ein kleines Kind braucht.

Dennoch fand ich ihre Reflexionen sehr berührend: dass sie zu jung war, als sie Toronto verließ. Ihr gespaltenes Verhältnis zu ihrer eigenen Kunst, die Bedeutung Bears für ihr Leben. Die Erwähnung ihres Grabsteins....
Am Ende das Geständnis, dass sie jeden Tag mit Pinch spricht. (Und das angesichts der Tatsache, dass der Sohn die seltenen Telefonate aufschiebt.)
Für mich hat das alles etwas von Abschied. Wir werden sehen.

Pinch scheint sowieso nicht so recht feste Bindungen eingehen zu können. Lange die Schwierigkeiten, Freunde zu finden, und dann streicht er Marsden ziemlich flott aus seinem Leben... Mal schauen, wie er den Verlust von Borrows verkraftet.
 

Renie

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Was mir nicht ganz klar ist: Am Ende redet Bear seinem Sohn das Mädel aus: " Wir sind besser dran ohne sie." Ist das väterlicher Trost, Lecken der eigenen Wunden (wegen der Zurückweisung) oder einfach eine Feststellung?
Nichts von alledem ;) Meine Theorie: Ich glaube, dass Bear in Barrows jemanden sieht, der ihn durchschaut hat bzw. früher oder später durchschauen wird. Sie ist ja nicht auf den Kopf gefallen und lässt sich nicht wie Pinch blenden. Bears' beste Jahre sind vorbei. Er zehrt von dem Ruhm, den er in jüngeren Jahren hatte. Pinch hat ihn auf ein Podest gestellt, was dem Vater ganz gut gefällt. Barrows könnte ihn von diesem Podest schubsen und Einfluss auf Pinch nehmen. Und Schluss wäre es mit der Herrlichkeit. Damit das jetzige Vater-Sohn-Verhältnisse weiter bestehen könnte, wären die beiden (eigentlich Bear) besser ohne sie dran.
 

MRO1975

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Nichts von alledem ;) Meine Theorie: Ich glaube, dass Bear in Barrows jemanden sieht, der ihn durchschaut hat bzw. früher oder später durchschauen wird. Sie ist ja nicht auf den Kopf gefallen und lässt sich nicht wie Pinch blenden. Bears' beste Jahre sind vorbei. Er zehrt von dem Ruhm, den er in jüngeren Jahren hatte. Pinch hat ihn auf ein Podest gestellt, was dem Vater ganz gut gefällt. Barrows könnte ihn von diesem Podest schubsen und Einfluss auf Pinch nehmen. Und Schluss wäre es mit der Herrlichkeit. Damit das jetzige Vater-Sohn-Verhältnisse weiter bestehen könnte, wären die beiden (eigentlich Bear) besser ohne sie dran.
Sehr gut auf den Punkt gebracht!
 
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Literaturhexle

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Ich glaube, dass Bear in Barrows jemanden sieht, der ihn durchschaut hat bzw. früher oder später durchschauen wird.
Da wird auch für mich ein Schuh draus! Mir war klar, dass Barrows eine Intention mit ihrem Verhalten hat. Ich dachte dabei aber nur an ihren Einfluss auf Pinch...
Du hast recht: Bear ist ein alter Fuchs: er hat die von dem Mädel ausgehende Gefahr für sein eigenes Verhältnis zum Sohn erkannt. Spätestens als Pinch im Atelier darüber "auspackte", wie Barrows bisher über den Künstler dachte.
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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Ich bin jetzt er mit dem zweiten Teil durch.
Eure Kommentare habe ich gerne gelesen und stimme mit allem überein.

Noch ein paar eigene Gedanken:
Der zweite Abschnitt unterscheidet sich zunächst ziemlich vom ersten. Das liegt daran, dass endlich die Allgegenwart von Bear zunächst wegfällt, das schafft Raum für die Entwicklung von Pinch. Ich dachte, dass er sich besser entwickelt als befürchtet. Beim Lesen habe ich mich gefreut, dass er einen Freund, einen Freundeskreis und auch seine erste Partnerin findet. Die Dialoge zwischen den Freunden sind lustig geschrieben, ich musste oft schmunzeln beim Lesen. Ein Abschnitt mit mehr Leichtigkeit.
Was Pinchs Beziehung zu seinem Vater betrifft, so findet sich hier noch keine Entwicklung. Barrow bringt es auf den Punkt: "Wie soll ich einen erwachsenen Mann respektieren, der sich seinem Vater gegenüber wie ein anhimmelder kleiner Junge verhält."
Es ist ein tragisches Missverständnis: Pinch denkt, dass er eine echte Beziehung zu seinem Vater hat. Bear hat jedoch zu niemanden eine Beziehung. Die Mitmenschen sind nur immer Mittel zum Zweck.
Sich das einzugestehen, das stelle ich mir schmerzhaft vor. Mal sehen, ob Pinch noch so weit kommt.

Die Beziehung zur Mutter ist auch in gewissem Sinne ausbeuterisch. Die Mutter ist sehr bedürftig. Die Beziehung ist genau verkehrt herum: Sie braucht die Unterstützung und Fürsprache ihres Kindes. Zurecht weht sich Pinch dagegen. Er kann ihr die Hilfe nicht geben, wobei das ja auch nicht seine Aufgabe ist. Obwohl ich finde, dass er sich wenigstens ihre Werke hätte anschauen sollen. Nicht um seine Mutter zu päppeln, sonder zumindest aus Interesse. Dafür ist er noch nicht erwachsen genug.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie ernsthaft krank ist und das möglicherweise das letzte Treffen zwischen Mutter und Sohn war
Das habe ich ein bisschen überlesen aber das durchaus sein. Das wäre tragisch für Pinch.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Die Beziehung zur Mutter ist auch in gewissem Sinne ausbeuterisch. Die Mutter ist sehr bedürftig.
Das ist eine richtige Beobachtung! Ich habe dieses Treffen eher als erwachsene Tochter einer Mutter gelesen, um die ich mich sehr kümmern muss. Mit rund 50 Jahren ist das der Lauf der Dinge. Da hat sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oft "verkehrt".

Pinch ist aber noch ein junger Mann und braucht eher Halt und Unterstützung vom Elternhaus, die er nebenbei bemerkt ja NIE bekommen hat. Insofern kann man verstehen, dass er mit dieser Art von Mutter überfordert ist.
Dennoch bleibt mein Mitgefühl für Natalie, die nervlich einfach nie belastbar war und daher im Grunde fast psychisch krank.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Kann mich als Schlusslicht euren Beiträgen komplett anschließen.

Dieser Abschnitt zeigt mir persönlich, dass Pinch irgendwie nicht als eigenständiger Mensch funktionieren kann. Alles was er macht, hängt mit seinem Vater zusammen. Sein Wunsch Professor zu werden, dient dazu dem Vater bei seiner Karriere zu helfen. Er will Barrows seinem Vater vorstellen, um mit ihm anzugeben. Sollte eine Beziehung nicht funktionieren, weil sie ihn mag, dieAnerkennung durch den Vater sollte zweitrangig sein.
Als Bear behauptet, er hätte nie gesagt, dass Pinch kein Talent hat, begehrt er zwar auf, aber er nimmt es hin. Und das schlimmste.....er lässt sie ziehen, für ein Ideal, dass wohl nur in seinem Kopf so heroisch ist. Hoffe Pinch erkennt dies bald, ansonsten wird er Probleme bekommen.

Natalie wirkt so, als habe sie ihr Leben zur Zeit halbwegs im Griff. Besser gesagt, sie schafft es, dies Pinch glaubhaft zu vermitteln. In Wahrheit wirkt sie auf mich wie jemand, der kaum noch Perspektiven hat. Gewundert hat mich allerdings, dass sie sich von Bear getrennt hat. Habe angenommen die Trennung ging von ihm aus.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das ist eine richtige Beobachtung! Ich habe dieses Treffen eher als erwachsene Tochter einer Mutter gelesen, um die ich mich sehr kümmern muss. Mit rund 50 Jahren ist das der Lauf der Dinge. Da hat sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oft "verkehrt".

Pinch ist aber noch ein junger Mann und braucht eher Halt und Unterstützung vom Elternhaus, die er nebenbei bemerkt ja NIE bekommen hat. Insofern kann man verstehen, dass er mit dieser Art von Mutter überfordert ist.
Dennoch bleibt mein Mitgefühl für Natalie, die nervlich einfach nie belastbar war und daher im Grunde fast psychisch krank.

Die Unterhaltung der beiden im Café ist diesbezüglich sehr aufschlussreich. Natalie erkennt selbst, dass sie ihm damals mehr eine Mutter hätte sein müssen und keine Freundin.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Von Ruth erfährt Pinch, dass sein Großvater versuchte Selbstmord zu begehen und danach ein Pflegefall war.

Das erklärt vielleicht Natalies Neigung so fürchterlichen Depressionen. Zum Teil ererbt, zum Teil sicher durch das Trauma, dass der Vater sich umbringen wollte, entstanden.

Aber Pinch schämt sich sogar für seine Mutter und will Barrows nicht seiner Mutter vorstellen. Er bringt auch kein echtes Interesse für die Kunst seiner Mutter auf. Das hinterlässt eine schalen Geschmack.

Da ist Pinch wohl leider ganz der Sohn seines Vaters... Natalie scheint verdammt, von den Männern in ihrem Leben nicht den nötigen Rückhalt zu bekommen. :-(