Dieses Schlagwort kannte ich noch nicht. Es erscheint mir sehr treffend.Was Kunst ist, wird auch häufig mit den Schlagworten „Anerkennung durch Anerkannte“ beantwortet
Diese Schlüsselszene wurde auch in der Lesung diskutiert. Auf die Frage, ob Bear seine Sympathiebekundungen und die zur Schau gestellte Zuneigung für andere ernst meine, oder ob er ein Heuchler sei, meinte Rachman, dass Bear seine Zuneigung ernst meine, aber nur kurz.Als er seinem Vater eines seiner Bilder zeigt, sagt ihm dieser allerdings, dass aus ihm nie ein Maler werden würde.
Da ist etwas Wahres dran. Ich habe kürzlich Eine Gleißende Welt von Siri Hustvedt gelesen. Dort ist diese Wahrheit Thema. Um es der Welt zu zeigen, veröffentlicht die dortige Protagonistin ihre Werke hinter einer Maske (3 Männer). Ihr Triumph wird ihr allerdings genommen. Ein hervorragendes Buch, aber keine leichte Lektüre.Ich muss dabei daran denken, dass die Kunst von Frauen lange überhaupt nicht anerkannt wurde und auch heute noch können Frauen für ihre Kunst weit weniger Geld erzielen als Männer. Da spielen diese Prozesse (Anerkennung von Mächtigen, das sind vor allem Männer) mit hinein.
Das habe ich auch überlegt. Aber Bear kommt für mich so authentisch rüber, dass ich ihn nicht für einen Heuchler halte.Hat Bear Angst, dass da unter Umständen etwas heranreifen könnte, was seinen Sonnenkönig-Status gefährden könnte? Er liebt seine Kinder sicher auf seine Art, aber nur solange sie ihm keine Konkurrenz sind.
Aus Bears Sicht wahrscheinlich schon. Ich werde den Eindruck nicht los, dass er keinen Maler neben sich duldet. Ob Pinch Talent hat, spielt dabei keine Rolle. Als Pinch noch jünger war, konnte Bear die Ambitionen seines Sohnes als Kindereien abtun. Doch nachdem Pinch sich intensiver mit der Malerei beschäftigt hat, könnte sich Konkurrenz anbahnen. Und ehe Bear vom Thron gestoßen wird, hält er seinen Sohn klein, indem er ihm Talentlosigkeit bescheinigt.Dieses Urteil wird ja der Ausgangspunkt für die weitere Geschichte sein. Findet ihr, dass Bear richtig gehandelt hat?
Das geht mir ganz genauso. Dieses Streben nach Bears Anerkennung und die Enttäuschungen, die Natalie und Pinch erleiden tun schon weh.ei diesen Schilderungen von Interaktionen leide ich manchmal richtig mit. Auf der einen Seite diese Naturgewalt von einem Menschen und auf der anderen Seite die unsichere Natalie, die ihm nichts entgegenzusetzen hat.
Ja, das hätte er! Im Alter von 15 Jahren sind die meisten jungen Menschen sehr unsicher. Unser Pinch insbesondere. Aber das interessiert den Egomanen Bear nicht. Es ist ihm egal, wie eine Nachricht beim Gegenüber ankommt. Hauptsache er sagt, was er denkt. Was seine Intention ist, ob er wirklich fehlendes Talent sieht oder aber Angst vor einem Konkurrenten hat...- das vermag ich (noch) nicht zu beurteilen.Hätte er sein Urteil dennoch besser verpacken müssen, um Pinch nicht zu verletzen?
Genau den Begriff habe ich gesucht: Narzisst. Ein Lebemann, der sein Leben lebt, alles andere rankt sich um ihn und seine Stimmungen. Keine Empathie, kein Interesse an anderen Menschen, keine Rücksicht.Ich finde diesen Bear (ein Bär von einem Mann) eigentlich nicht sympathisch. Ein Narzisst wie er im Buche steht.
Genau so ist er! Völlig auf seine "Kunst" fixiert.Letztlich ist er völlig unempathisch, um nicht zu sagen antisozial und zu "normalen" Beziehungen, die auf einem Austausch auf Augenhöhe basieren, nicht fähig.
Das war mein erster Gedanke. @MRO1975 sieht Indizien, dass der Junge wirklich talentfrei ist. Man muss wohl weiterlesen, um die Wahrheit zu erfahren.Hat Bear Angst, dass da unter Umständen etwas heranreifen könnte, was seinen Sonnenkönig-Status gefährden könnte?
Es ist doch tragisch: aus einer seiner Launen heraus erklärt der Vater dem Sohn die Grundzüge seiner Maltechnik. Der Sohn inhaliert sie und strebt Jahre lang danach, sie umzusetzen.Als Pinch noch jünger war, konnte Bear die Ambitionen seines Sohnes als Kindereien abtun.
Gleich mit den ersten Sätzen des 1. Kapitels entdecke ich eine symbolhafte Szene: Bear steigt aus der Badewanne und stützt sich dabei mit einer Hand auf Pinches Kopf ab - als ob er ihn niederdrücken will.
Mir tut der Junge richtig leid, zumal seine Mutter auch keine Kraft hat und seelisch verletzt scheint. !
Ich finde diesen Bear (ein Bär von einem Mann) eigentlich nicht sympathisch. Ein Narzisst wie er im Buche steht.
Hat Bear Angst, dass da unter Umständen etwas heranreifen könnte, was seinen Sonnenkönig-Status gefährden könnte?
Ja, das finde ich auch interessant. Ich finde nach wie vor, dass Pinch keine verkorkste Kindheit hatte. Er wird von seinen Eltern geliebt und weiß das auch. Dass es auch Schattenseiten gab, akzeptiere ich. Glücklich ist für mich nicht gleichbedeutend mit perfekt. Wer hat schon eine perfekte Kindheit? Eltern sind halt auch nur Menschen.In meinen Augen kann er sich nicht frei entfalten, es erinnert mich an die Schilderungen der Kinder Thomas Manns, die absolut still sein mussten, wenn er arbeitete. So ist auch das Leben Natalies und Pinchs von Bear determiniert. Für mich ist das keine glückliche Kindheit.
In Bezug auf seine Mutter stimme ich dir zu, aber nicht in Bezug auf Bear. Pinch ist immer in Hab-Acht-Stellung. Wann hat der Vater Zeit für mich, wann darf ich ihn stören, nimmt er mich wahr?Er wird von seinen Eltern geliebt und weiß das auch.
Da hast du definitiv recht.Trotzdem ist die Lektüre interessant, für mich steht eher Pinch im Mittelpunkt.
Rachman ist bei der Diskussion auf diesen Punkt auch näher eingegangen. Er meinte die Art, wie wir heute Ausnahmetalente wahrnehmen, hat sich deutlich geändert. In früheren Zeiten sah man einem Künstler aller Verfehlungen nach, wenn nur sein Schaffen außergewöhnlich war. Heute ist das nicht mehr zwingend so, zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß. Wir erwarten auch von Ausnahmetalenten, dass sie sich an die Regeln halten. Als Vater ist Bear schlicht und ergreifend ein Unglück, ein Totalausfall. @QuerleserinMir ist der Protagonist zutiefst unsympathisch, ein selbstverliebter, selbstherrlicher Künstler, der nur sich und seine Bedürfnisse wahrnimmt und nicht in der Lage ist, sich in das Seelenleben eines Kindes hineinzuversetzen.
Trotzdem ist die Lektüre interessant, für mich steht eher Pinch im Mittelpunkt.
Das finde ich einen sehr interessanten Gedanken. Das kann ich nur zustimmen. Ist es nicht so, dass sich mächtigen Menschen früher (und auch heute noch) mehr rausnehmen können als andere.Er meinte die Art, wie wir heute Ausnahmetalente wahrnehmen, hat sich deutlich geändert. In früheren Zeiten sah man einem Künstler aller Verfehlungen nach, wenn nur sein Schaffen außergewöhnlich war.n