Thema Paul Auster - Stadt aus Glas ab 06.09.18

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hier lesen wir gemeinsam den Roman "Stadt aus Glas" von Paul Auster ab dem 6. September 2018.

Er ist auch als erster Teil der so genannten "New York Trilogie" erschienen. Die weiteren Bände heißen "Schlagschatten" und "Hinter verschlossenen Türen".

Angemeldet zu der Leserunde haben sich @Querleserin @Helmut Pöll @Momo und @Literaturhexle
Weitere Mitleser sind wie immer willkommen!

Buchinformationen und Rezensionen zu Stadt aus Glas von Paul Auster
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die New-York-Trilogie von Paul Auster
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Momo

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10. November 2014
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Danke, liebe Literaturhexle, dass du an mich gedacht hast. Gerne würde ich mitmachen. Ich steige nur spãter dazu, da ich grad noch den letzten Potter lese. Ich habe die letzten Tage viel Stress mit meinem Laptop gehabt. Verschiedene E-Mails Passwörter wurden geknackt ... Derzeit habe ich meinen Rechner in professionelle Hãnde gegeben und schreibe nur das Notwendigste auf dem Handy.

Bis später.

LG, Momo
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Da möchte ich auch gern dabei sein. Ich habe das Buch zwar schon einmal geslesen, aber das ist schon ein paar Jahre her und ich erinnere mich nur, dassdie Story ziehmlich verquer und interpretationsfähig war. Da ich noch ein anderes Buch auslesen will, würde ich Anfang kommender Woche dazu kommen.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Da habt ihr euch einen tollen Roman vorgenommen, wenn ich nicht noch so viel anders zu lesen hätte, wäre ich gern dabei. Werde eure Beiträge mit Spannung verfolgen.
 

Helmut Pöll

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Quinn, ein Krimiautor mit schwerem Schicksal, lässt sich als "Paul Auster" als Privatdetektiv engagieren. Auftraggeber ist der traumatisierte Peter Stillman bzw. dessen Frau. Schnell wird klar, was für eine alptraumhafte Geschichte Stillman hinter sich hat. ich habe mich gefragt, warum Auster seinen eigenen Namen im Roman einführt, aber vielleicht löst er das ja noch auf.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Kapitel 1-5
Es ist spannend, wo man von einer Geschichte hingeführt wird, wenn man sich gar nicht mit deren Inhalt beschäftigt hat. Auf alle Fälle steckt da verdammt viel drin und ich bin froh, dass wir sie gemeinsam lesen.

Quinn muss eine schwer traumatisierte Person sein, hat er doch Frau und Sohn verloren. Das bestätigt der Erzähler: Quinn hat seine Inspiration als Schriftsteller verloren, setzt sein Talent aber dafür ein, einen Kriminalroman pro Jahr zu schreiben, der ihm das Überleben bei ausreichend freier Zeit sichert. Er hat keine Freunde mehr, schreibt unter dem Pseudonym William Wilson, lebt incognito. Der Erzähler in seinen Romanen ist der Privatdetektiv Max Work. Er wird als "Quinns innerer Bruder, sein Gefährte in der Einsamkeit " bezeichnet.
Quinns Manie ist das Laufen, es macht ihm den Kopf frei.

Die nächtlichen Anrufe sind ominös. Hier fangen aus meiner Sicht märchenhafte Elemente an, Einzug zu halten.
Weitere Fragen: Warum wird ein Paul Auster verlangt? Warum gibt sich Quinn später tatsächlich als jener aus? Im Grunde wird er ein Alter Ego des Detektivs seiner Romane...

Bei der Verabredung lernt er Peter (so hieß auch Quinns Sohn, an den jener sich auch kurz erinnert fühlt!) Stillman und seine furchtbare Geschichte kennen. Es werden aber bewusst Unsicherheiten gestreut, man kann nicht wirklich auf das Erzählte vertrauen. Auch märchenhaft: das Vergehen der Zeit im Hause Stillman (14 Stunden, die Quinn wie 4 vorkommem), das rote Notizbuch, zu dem er sich hingezogen fühlt.

Aus den ersten Notizen erfahren wir, dass Quinn Peter als seltsam vertraut empfindet, während er dessen Ehefrau nicht trauen mag.

Am Ende des 5. Kapitels weitere wichtige Fragen: Wer ist wer?
"Hören Sie mir zu. Mein Name ist Paul Auster. Das ist nicht mein richtiger Name."

Soweit mir bekannt, hat Paul Auster selbst einen Sohn verloren. Vielleicht spielen hier auch autobiografische Motive mit hinein.

Die Geschichte hat einen tollen Stil, ich muss sehr aufmerksam lesen, bin aber bereits sehr gefesselt.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
Das Märchenhafte spiegelt sich meines Erachtens auch in der unzuverlässigen Identität Quinns wider:

Er hat keine Freunde mehr, schreibt unter dem Pseudonym William Wilson, lebt incognito. Der Erzähler in seinen Romanen ist der Privatdetektiv Max Work. Er wird als "Quinns innerer Bruder, sein Gefährte in der Einsamkeit " bezeichnet.

Er schreibt unter dem Pseudonym und dann fühlt er sich zu seiner Romanfigur hingezogen- ein zweifacher Identitätswechsel, zu dem das Annehmen einer neuen Identität - Paul Auster hinzukommt.
Quinn möchte nicht er selbst sein, was vielleicht mit dem Verlust seiner Frau und seines Sohnes zusammenhängt.
Im weiteren Verlauf - Kapitel 7 - beginnt er wie Paul Auster zu denken bzw. zwingt sich, als er sich an seine Familie erinnert daran, diese neue Identität anzunehmen.
 

MRO1975

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11. August 2018
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ich habe mich gefragt, warum Auster seinen eigenen Namen im Roman einführt, aber vielleicht löst er das ja noch auf.
Das ist eine sehr interessante Frage. Der Autor Paul Auster schreibt einen Detektivroman über einen Autor, der Detektivromane schreibt und selbst zu einem Detektiv namens Paul Auster wird. So etwas finde ich super! ☺️

Die zweite Frage, die sich mir stellt: Wer ist eigentlich der echte Detektiv Paul Auster, der den Stillmans empfohlen worden ist? Gibt es den im Roman wirklich? Ich habe das Boch zwar schon mal gelesen, kann mich aber kein bisschen erinnern.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Soweit mir bekannt, hat Paul Auster selbst einen Sohn verloren. Vielleicht spielen hier auch autobiografische Motive mit hinein.
Ich sehe hier auch einige autobiografische Züge. Auster hatte einen Sohn aus erster Ehe, zu dem er später kaum noch Kontakt hatte. Er hat selbst anfangs Gedichte geschrieben und an Übersetzungen gearbeitet wie Quinn in seinen guten Zeiten.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Die Beziehung der Stillmans wirft auch Fragen auf. Peter behauptet ja, dass er und Virginia (!) keinen Sex haben, er aber mit Huren schläft. Bei den historischen Experimenten, die im 4. Kapitel beschrieben werden, hatten die isoliert aufgewachsenen Personen kein Interesse an Sex. Hier weicht Peters Schicksal von dem der „Vorlagen“ ab. Warum? Und warum legt Virginia so viel Wert darauf, dass Sie und Peter sehr wohl eine funktionierende Ehe führen? Sehr seltsam ist auch, dass sie das zu beweisen versucht, indem sie Quinn küsst. Das ist unlogisch und die Motive dieser Frau würde ich auch skeptisch hinterfragen, wenn ich der Detektiv wäre.
 

Literaturhexle

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Quinn möchte nicht er selbst sein, was vielleicht mit dem Verlust seiner Frau und seines Sohnes zusammenhängt.
Ja, das kommt an vielen Stellen heraus, dass er Strategien entwickelt, um diesen herben Verlust zu verschmerzen.
Das Thema der wechselnden Identitäten durchzieht den gesamten Roman. Auch die Peter Stillmans spielen ja damit.
 

Literaturhexle

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Sehr seltsam ist auch, dass sie das zu beweisen versucht, indem sie Quinn küsst. Das ist unlogisch und die Motive dieser Frau würde ich auch skeptisch hinterfragen, wenn ich der Detektiv wäre.
Absolut. Diese Frau hat auch etwas Dubioses an sich. Quinn hinterfragt sie ja auch von Anfang an.
Im Hauptteil der Geschichte ist sie aber erst mal in den Hintergrund getreten. Das lässt darauf schließen, dass sie im Finale nochmal eine Rolle spielt.
 

Literaturhexle

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Warum tauchten an der Bahnstation zwei alte Peter Stillmans auf? Einer relativ abgerissen, einer solvent ausschauend?
Es bleibt die Möglichkeit, dass sich Quinn bei der Verfolgung für den falschen Mann entschieden hat...
oder der zweite gar eine Phantasterei war.

Die Vielschichtigkeit der relativ kurzen Erzählung fasziniert mich.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Jetzt habe ich ungefähr die Hälfte von "Stadt aus Glas" gelesen und muss leider sagen, dass ich mit diesem hochgelobten Buch leider so überhaupt gar nichts anfangen kann.

Zugegeben, der Schreibstil gefällt mir. Auster schreibt klare und einprägsame Sätze. Auch gibt es viele schöne Ideen. Aber der Funke springt bei mir nicht über. Da finde ich für mich keine Geschichte, die sich aus sich heraus entwickelt und zum Weiterlesen animiert. Das ist mir alles zu schwerfällig und konstruiert. Und dann taucht auch noch Paul Auster selber im Buch auf. Mein Gott. Das ist so gar nicht meine Art von Humor, da bekomme ich eher Gänsehaut. Schande über mich, ich ganz persönlich finde "Stadt aus Glas" unterirdisch langweilig. Erstaunlich, dass man damit berühmt werden konnte. Aber in den wilden 1980er Jahren war eben vieles möglich.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Jetzt habe ich ungefähr die Hälfte von "Stadt aus Glas" gelesen und muss leider sagen, dass ich mit diesem hochgelobten Buch leider so überhaupt gar nichts anfangen kann.

Achtung Beitrag enthält mein Fazit (aber keine inhaltlichen Spoiler)
Helmut, ich habe das Buch durchgelesen. Bis Kapitel 9 oder 10 war ich eigentlich voll dabei. Es gab Sequenzen, die mich eher kalt gelassen haben, aber die Detektivgeschichte rund um die Stillmans hat mich durchaus interessiert.
Zum Ende hin der absolute Bruch: der Autor verlässt diese mich interessierende Geschichte mehr oder minder, es wird zum Selbstfindungskurs des Quinn...- und das auf äußerst skurrile Weise.

Ich fühle mich nach Beendigung der Lektüre völlig alleine gelassen. Ich berichte dir das, weil du selbst überlegen musst, ob dir die zweite Hälfte der Lektüre die Lesezeit überhaupt wert ist, @Helmut Pöll, wenn dich schon die erste langweilt.

Ich habe mir Notizen gemacht und hoffe auf Erleuchtendes von @Querleserin und @MRO1975 .

Bin echt frustriert. Zum zweiten Mal (nach 4321) hat mich Auster nach sehr vielversprechendem und fesselndem Beginn abgehängt...
Wohl nicht mein Autor oder mir fehlt schlicht der intellektuelle Zugang :(
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Ich fühle mich nach Beendigung der Lektüre völlig alleine gelassen. Ich berichte dir das, weil du selbst überlegen musst, ob dir die zweite Hälfte der Lektüre die Lesezeit überhaupt wert ist
Eher nicht @Literaturhexle . ich hatte schon befürchtet, dass ich der Einzige bin, dem das Buch nicht zusagt und alle anderen völlig begeistert sind. Deine Aussage bestätigt mich aber eher wieder in meinem zweiten Buch "Slow Horses" zu lesen.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Bin echt frustriert. Zum zweiten Mal (nach 4321) hat mich Auster nach sehr vielversprechendem und fesselndem Beginn abgehängt...
Wohl nicht mein Autor oder mir fehlt schlicht der intellektuelle Zugang
Ich glaube, dass jeder Autor seine Zeit beim Leser hat. Früher war ich auch begeisterter Auster-Leser, aber das hat sich geändert. Vielleicht lag es aber auch "nur" an diesem einen Buch.
Generell finde ich heute viele Autoren "OK", so richtig begeistern (mit mehreren Büchern) kann mich heute selten einer. Spontan fallen mir Ian McEwan und Jane Gardam ein. Vielleicht ist das einfach eine kleine Leseübersättigung ;)
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Vorsicht Spoiler!

Der Roman ist nur scheinbar ein Detektivroman. Die Puzzelstückchen ergeben keinen Sinn und sollen dies meiner Ansicht nach auch nicht. Auster führt den Leser vielmehr aufs Glatteis. Genau wie Quinn, erfährt man, dass es schwer ist zu akzeptieren, dass etwas keinen Sinn hat oder vom reinen Zufall abhängt.

Ich würde das wir folgt versuchen aufzudröseln: Für Quinn verliert das Leben nach dem Tod seiner Familie den Sinn. Er kann nicht einmal mehr seiner Berufung als Dichter und Übersetzer folgen. Stattdessen schreibt er U-Literatur in Form von Krimis unter Pseudonym, damit er keinem Rechtfertigungszwang unterliegt. Das ist eine psychologische Ausweichhandlung. Quinn ist nur noch ein Restmensch, er arbeitet nur noch um zu überleben.

Durch die Übernahme des Auftrags, Peter zu beschützen, eröffnet sich für Quinn ein neuer Lebenssinn. Er scheitert allerdings. Zum einen ist nicht sicher, ob er den richtigen alten Stillmann überwacht. Er musst erneut vor dem Zufall kapitulieren (S. 80). Der Zufall spielt hier m.E. nach eine zentrale Rolle. Schon auf S. 9 steht: „nichts ist wirklich, außer dem Zufall.“ Zum anderen scheint der überwachte Stillmann einfach nur ein verwirrter alter Mann zu sein.

Quinn kann aber nicht akzeptieren, dass alle seine Mühen sinnlos waren und fängt an, die Spaziergänge des Alten zu kartografieren, um darin eine Nachricht zu entschlüsseln. Offen bleibt, ob er die Buchstaben nur findet, weil er danach sucht oder ob der Alte wirklich eine Nachricht hinterlassen wollte. Ich glaube, Quinn bildete sich die Buchstaben nur ein.

Als der Alte und damit jeglicher Sinn der Suche endgültig verschwindet, bricht Quinn völlig zusammen. Er verliert seine Restidentität (Wohnung und Besitz) sowie schließlich seinen Verstand. Letztlich hat ihn die Sinnsuche also das Leben gekostet.

Der Plot ergibt ansonsten keine Sinn und ich werde auch nicht länger versuchen, danach zu suchen. Ansonsten verpasse ich wie Quinn das wahre Leben.

Sehr schön geschriebenes Buch, aber auch irgendwie seltsam. Ich werde die beiden anderen Teile der Trilogy noch lesen, die sind aber wahrscheinlich ähnlich.
 

MRO1975

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Ich glaube, dass jeder Autor seine Zeit beim Leser hat. Früher war ich auch begeisterter Auster-Leser, aber das hat sich geändert. Vielleicht lag es aber auch "nur" an diesem einen Buch.
Generell finde ich heute viele Autoren "OK", so richtig begeistern (mit mehreren Büchern) kann mich heute selten einer. Spontan fallen mir Ian McEwan und Jane Gardam ein. Vielleicht ist das einfach eine kleine Leseübersättigung ;)
Da hast du bestimmt recht. Einige Bücher, die mir in den 20ern super gefallen haben, finde ich heute teils nur noch ok. Bücher müssen ja nicht nur den Geschmack treffen, sondern evtl. auch zur Lebensphase passen.
 
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