Ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen und bin total begeistert.
So viele Sätze, die unglaublich tief gehen. Die mich ganz tief bewegen.
Die Situation eines zum Tode verurteilten Menschen finde ich total interessant gewählt. Wir sind ja alle zum Tode verurteilt (wie der Anstaltsgeistliche zu Recht feststellt). In dieser Situation verdichten sich alle Gedanken, die wir Menschen uns über unser Leben und unseren Tod machen können.
Meursault versucht erst einen Ausweg zu finden. Die Stellen sind ganz toll. Wie er sich zum Beispiel eine Hinrichtung ausdenkt, die nur in 9 von 10 Fällen tötet usw. Wir Menschen können nun mal nicht ohne Hoffnung leben.
Dann die Auseinandersetzung mit dem Geistlichen. Das hat mir als bekennende Atheistin super gefallen. Der Ausweg, den Religion bietet erscheint mir, wie M. als Lüge. Aber wie soll man als Atheist leben? Camus gibt die Antwort: indem man das Sinnlose des Lebens zutiefst akzeptiert.
Die Art wie Camus das darstellt muss man mögen - oder nicht. Dies kurzen trocken Sätze, manchmal viel Pathos...mir hat das sehr gut gefallen.
Dieser berühmte Satz von Camus, den
@parden zitiert hat...in dem sich der Held der"gleichgültigen Zärtlichkeit der Welt öffnet.." Schöner kann man diese Einstellung nicht zusammenfassen.
In diesem Buch geht es erst mal um eine Art Diagnose: Das Leben ist absurd.( Wer könnte das bezweifeln?) Dann im nächsten Schritt darum, dies zu akzeptieren. In dem Roman "Der Fremde" geht Camus nicht über die Erkenntnis hinaus. Insofern verstehe ich eure Ratlosigkeit.
Ich lese gerade die Biographie von Camus, die Iris Radisch geschrieben hat. Daraus geht hervor, dass Camus Schlussfolgerungen aus all dem sehr weitgehend sind. Als nächstes Stichwort, nach dem Absurden, fällt bei Camus dann schon das Stichwort" Revolte". Der Mensch sollte sich engagieren und sein Leben in Mäßigung leben. Diese Gedanken hat er dann in dem Roman " Die Pest" dargestellt. Camus war ja als Journalist dem französischen Widerstand verbunden - also nicht nihilistisch.
Vielleicht hätten wir lieber "Die Pest" von Camus zusammen lesen sollen - das wäre aber sehr viel länger gewesen...