Habe nun alle drei Etagen gelesen und mit dem Hintergrund, den uns
@Leseglück geliefert hat, ergeben für mich die drei Geschichten eine Einheit, auch wenn sie unabhängig voneinander zu lesen wären. Dvorah befreit sich von ihrem Über-Ich, von ihrem Mann und geht ihren eigenen Weg. Eine Entscheidung, die sie sehr bewusst fällt und die im erneuten Kontakt mit ihrem Sohn Ausdruck findet.
"Aber von nun an ist es nicht unserer Weg, mein Geliebter, meine Freude, mein Unglück. Es ist mein Weg." (318)
Ein starker Schlusspunkt, eine Befreiung von den Vorgaben, Normen, der Moral(?), die ihr Mann ihr gemacht hat. "Unglück" hat es ihr in Bezug auf ihren Sohn gebracht. Etwas befremdet hat mich ihre Entscheidung schon, dass sie sich für ihren Mann und gegen ihren Sohn ausgesprochen hat. Noch befremdlicher ist, dass er diese Entscheidung verlangt hat.
Dass Freud eine Rolle spielt, thematisiert Dvorah sogar selbst:
"Ein Seelenhaus mit seinen drei Etagen existiert in uns überhaupt nicht! Diese drei Etagen sind in der Luft zwischen uns und jemand anderem (...) dem wir unsere Geschichte erzählen." (315)
Ich bin psychologisch nicht so versiert, das deuten zu wollen. Ein Versuch: Nur in der Interaktion mit anderen werden unsere "Etagen" sichtbar.
Das Es, Triebe und Wünsche, wie bei Arnon, der seine sexuellen Triebe auf Hermann projeziert hat,
das Ich, das sich wie bei Chani erst formen muss, zwischen Es (ihre Träume, Verlangen, ausgelebt mit Eviatar) und Über-Ich (die Schleiereulen, die über sie wachen; ihre Mutter, vor deren Schicksal sie sich bedroht fühlt, aus Angst, selbst so zu werden)
und dem Über-Ich, das Dvorah in Form ihres Mannes bestimmt und von dem sie sich befreit und eine neue Identität = Ich findet.
Sehr interessant finde ich, dass Dvorah, als sie zur Demonstration geht, nur an Michaels Kindheitserinnerungen denkt, er ist es, der ihr Leben bestimmt hat.
Trotz der Unabhängigkeit der Geschichten hat mir der "Roman" gut gefallen, mir geht es ähnlich wie
@Leseglück , die erste hätte ich nicht gebraucht.