Zweite Etage

Helmut Pöll

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Die Geschichte im zweiten Stock hat es auch in sich. Da befürchte ich, dass es ziemlich übel ausgehen könnte.

Eine verlassene (oder schon geschiedene) Frau erzählt eine weit entfernten Freundin ihre Geschichte. Der Bruders ihres Mannes ist wohl in schräge Geschäfte in der Immobilienbranche verstrickt und wird verfolgt.

Er sucht Zuflucht bei der Schwägerin. Ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis irgendwelche dunklen gestalten auftauchen werden. Interessanter ist aber für mich in jedem Fall, wie sich eine Verbindung zum ersten Stock ergeben könnte.
 

Querleserin

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Das ist wirklich eine starke Geschichte, die uns die "Witwe" erzählt. Wie wir richtig vermutet haben, erscheint ihr die Familie aus der 1.Etage "normal" und wir erfahren nicht mehr über die Ereignisse um Hermann und Ofri - schade.
Die ganze Zeit fragt man sich, warum sie diesem Verbrecher Zuflucht gewährt, schließlich bringt sie sich und vor allem ihre Kinder in Gefahr? Aus familiärer Verbundenheit? Um ihrem Mann bewusst nicht zu "gehorchen". Sie scheint mir eine sehr unglückliche, unzufriedene Frau zu sein, die sich in ihrer Rolle als Mutter, immer allein zuhause gefangen fühlt. Wie seht ihr das?
Vielleicht will sie dieses Abenteuer erleben?
 

Helmut Pöll

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Die ganze Zeit fragt man sich, warum sie diesem Verbrecher Zuflucht gewährt, schließlich bringt sie sich und vor allem ihre Kinder in Gefahr?
Vermutlich macht sie das aus einer Mischung aus Familienverbundenheit und der Hoffnung, dass das doch alles so schlimm nicht kommen wird. Irgendwann erwähnt sie doch auch, dass sie ihn einfach nicht abweisen konnte.

Sie scheint mir eine sehr unglückliche, unzufriedene Frau zu sein, die sich in ihrer Rolle als Mutter, immer allein zuhause gefangen fühlt. Wie seht ihr das?
Für mich liest es sich so, als sei die Trennung noch gar nicht so lange zurück und sie sortiert sich erst noch. Aber ich stimme Dir zu @Querleserin , sie wirkt wirklich sehr unglücklich.
 
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Für mich liest es sich so, als sei die Trennung noch gar nicht so lange zurück und sie sortiert sich erst noch.

Sie ist nur temporär getrennt, ihr Mann ist auf Geschäftsreise wie so oft. Das stellt sich im Verlauf des Briefes heraus, sie hat entschieden für die Kinder zuhause zu bleiben, während er das Geld verdient. Mit dieser Entscheidung ist jedoch nicht glücklich.
Seid ihr schon durch? Wenn nicht, warte ich noch...;)
 

Helmut Pöll

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Seid ihr schon durch? Wenn nicht, warte ich noch
Ich bin jetzt durch mit Etage zwei durch. Eigentlich hatte ich mir mehr Verbindung zur Geschichte in Etage zwei erhofft, vielleicht sogar mehr Hintergründe oder Aufklärung. Aber bis auf eine ganz kurze Begegnung gibt es da ja überhaupt keine Verbindung. Schade. Jetzt hoffe ich, dass Etage drei die verbindende Klammer bringt.
 

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@Helmut Pöll : Glaubst du die Geschichte mit Eviatar ist real? Im Brief gibt es eine Aussage, die mich stutzig gemacht hat: "Immerhin bin ich in der Lage, einen kompletten Eviatar zu erfinden, nur um dich zu beeindrucken." (160)
Die reale Situation der Familie scheint fast in den Passagen zu stehen, in denen Chani die Position Assafs einnimmt.
Es doch kein Zufall, dass Liri eine Fantasiefreundin hat, oder?
 

Helmut Pöll

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Glaubst du die Geschichte mit Eviatar ist real? Im Brief gibt es eine Aussage, die mich stutzig gemacht hat: "Immerhin bin ich in der Lage, einen kompletten Eviatar zu erfinden, nur um dich zu beeindrucken." (160)
Darauf wäre ich jetzt wirklich nicht gekommen, @Querleserin , aber der Einwand ist natürlich berechtigt.

Es doch kein Zufall, dass Liri eine Fantasiefreundin hat, oder?
... und hat sie nicht auch einmal eine Szene aus ihrer Kindheit erwähnt, wo die Mutter abgeholt wird, weil sie über das Wochenende eine gefährliche Frau geworden war? Vielleicht gibt es da eine psychische Instabilität in der Familie? Könnte also durchaus sein, das sie sich in ihrer Verzweiflung in Fantasiewelten flüchtet, in denen sie erfüllung findet, die aber auch spannender sind als ihr Alltag.
 

Leseglück

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Ich bin jetzt mitten in der "zweiten Etage" Wie schon bei der ersten Geschichte habe ich den Eindruck, dass der Erzähler ( hier ist es eine Erzählerin) nicht ehrlich zu uns ist bez. dass wir ihm oder ihr nicht trauen können. Ich fand die Stelle, bei der sie die Position ihres Mannes einnimmt (S. 103 bis 105) doch ziemlich überzeugend.

Trotzdem oder vielleicht deshalb macht es mir Spaß, das Buch zu lesen. Gerade weil ich immer überlegen muss, ob ich gerade vom Erzähler manipuliert werde oder nicht.
Außerdem bin ich gespannt welche Gemeinsamkeiten die Geschichten haben...wobei ich denke, dass es keine inhaltlichen Überschneidungen gibt.
Ich muss auch immer mal wieder schmunzeln bei der Lektüre: S 108. "Es gibt keine Geheimnisse mehr in der heutigen Zeit. Alles ist aufgedeckt, fotographiert (....) die Privatsphäre ist tot und ihre Beisetzung wird live übertragen auf Kanal 20."

S. 113 schreibt der Autor: [zitat]...aber jetzt sah er aus wie ein Holocaustüberlebender.[/zitat]
So ein Vergleich wäre für jeden deutschen Autor tabu. Interessant, dass ein israelischer Autor so was schreibt. Hätte ich nicht für möglich gehalten.
 

Helmut Pöll

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So ein Vergleich wäre für jeden deutschen Autor tabu. Interessant, dass ein israelischer Autor so was schreibt. Hätte ich nicht für möglich gehalten.
Absolut, da stimme ich Dir zu. Ich habe in dem Zusammenhang schon Einiges erlebt. In München gab es mal ein kleines jüdisches Lokal, das mit dem Slogan, "Deutsche, esst beim Juden!" ziemlich provokant geworben hat. Gab damals einen riesigen Aufschrei.
 

Anjuta

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Wenn ich mich auf Teil zwei (die Zweite Etage) gefreut habe mit der Erwartung von anderem, sympathetischerem Personal, dann wurde ich zunächst deutlich enttäuscht. Auch Chani ist durchdrungen von Selbstmitleid, Neid und Missgunst. Das scheint mir doch mehr und mehr ein wichtiges Thema des Romans zu sein. Israel als eine Gesellschaft aus "Das-Glas-ist-halbleer-Menschen", so verstehe ich die Darstellung und das Personal in Nevos Roman bisher. Ich verfolge es weiter.

Aber noch ein anderer Gedanke treibt mich beim Lesen um: Wie wird aus dem Buch und den drei Teilen auf drei Etagen ein Roman und eine Einheit werden? Bisher haben die Personen nur sehr oberflächliche Bezüge zueinander und treffen sich quasi nur im Hausflur im Vorübergehen. Das Haus im Mittelpunkt des Romans erfahre ich quasi nur durch die Teilüberschriften. Mal sehen, wie Nevo das hinbekommt, dass es nicht ein Erzählband wird, sondern, wirklich das, was drauf steht: ein Roman.
 

Anjuta

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Ich melde mich nochmal zu dem unsympatischen Missgunst-Personal bei Nevo. So langsam finde ich Gefallen daran, denn die Fassade bröckelt etwas. Selbsterkenntnis gibt es bei Chani:
S. 100:
"Und ich könnte dir noch unendlich mehr Beispiele nur aus Liris erstem Monat nennen, aber ich fange langsam an, mich kleinlich anzuhören..."
JA, GENAU! möchte ich ihr zurufen und meine Hoffnung ausrücken, dass sie sich aus diesem mies gelaunten Selbstmitleid befreien kann. Und dann taucht da Eviatar auf, der Gegenentwurf zu dem bisherigen Personal. Ein Das-Glas-ist-halbvoll-Mensch der Extraklasse und schon bröckelt die miese Fassade bei Chani, die alten Verhaltensweisen klappen nicht mehr (der Jetzt-reicht's-Muskel, S. 140). Eine Änderung bahnt sich wirklich an:
S. 141:
"ich kann loslassen, endlich, nach all den Jahren, ein bisschen loslassen; aber ich bin so daran gewöhnt, eingespannt zu sein, dass ich noch daran festhalte;..."
Erstaunlich sind in diesem Teil auch die Stellen, an denen sie im Format einer "PowerPoint-Folie" Assaf zu Wort kommen lässt. Diese sind erstaunlich klar und verständig. Sie versteht durchaus die andere Sichtweise ihres Mannes, kann sie aber dann doch in ihrem normalen Leben nicht verinnerlichen und für sich akzeptieren. Aber für mich baut sich im Roman deutlich Spannung auf. Wird uns darin ein Weg aus dem Selbstmitleid heraus gezeigt? Gibt es einen Ausweg, der hier angedeutet wird?
Ich bekomme richtig Lust auf die Lektüre!
 

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Erstaunlich sind in diesem Teil auch die Stellen, an denen sie im Format einer "PowerPoint-Folie" Assaf zu Wort kommen lässt. Diese sind erstaunlich klar und verständig.
Das ist mir auch aufgefallen. Die Perspektive Assaf scheint viel einleuchtender als ihre Sichtweise. Ihre Realität scheint "verschoben".
 
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Anjuta

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Ihre Realität scheint "verschoben"
Ja, sie ist aus meiner Sicht tatsächlich verblendet durch ihr Selbstmitleid und ihren Blick auf das Leben im Sinne von "Das Glas ist für mich immer halb leer". Aber es ist Licht am Horizont, denn sie kann auch anders. Das bezeugt sie durch ihr Schlüpfen in die Rolle und Sichtweise ihres Mannes, und ja wirklich: Am Ende dieses Teils öffnet sie sich selbst ihre Welt und wagt einen Aufbruch zu etwas Neuem und versucht den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt, auch wenn sie weiß: "Die Wände der Grube sind schrecklich glitschig."
In der zweiten Etage gibt es also schon mehr Licht und Luft als in der ersten, in der ein solcher Auf- und Ausbruch aus der gefühlten Trostlosigkeit nicht stattgefunden hat.
Ich bin gespannt, ob es in der dritten noch luftiger wird.
 

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Mit der zweiten Etage bin ich nun durch.

Ich denke auch wie @Querleserin dass es den Besuch des Schwagers vielleicht gar nicht gegeben hat. Zumindest wird das offen gelassen. Es gibt zu viele Stellen, die nahelegen, dass das alles auch nur eine Halluzination gewesen sein könnte.
S. 188 z.B. "Ich musste einfach jemanden diese ganze Geschichte schreiben, unzensiert, um glauben zu können, dass Eviatar tatsächlich stattgefunden hat. Oder zumindest zu glauben, dass ich ihn mir tatsächlich ausgedacht habe. Dass ich so verzweifelt war, ihn mir ausdenken zu müssen."

Die Geschichte in der zweiten Etage hat mir gut gefallen. Chani durchlebt eine Krise. Sie ist einsam und vermisst die Bestätigung in ihrem Beruf, seitdem sie in Elternzeit ist. Da sie zu psychotischen Symptomen neigt, äußert sich die Krise z.B. in Halluzinationen. Die Affäre mit Eviatar (ob real oder nicht) und der Brief an ihre Freundin helfen ihr die Krise zu bewältigen.

Ich habe nun gelesen, dass das verbindende der drei Geschichten das Es, das Ich und das Über-Ich nach Freud sein soll. Wenn ich das mit bedenke, so erliegt Arnon im ersten Stock (Es) seinem Verlangen...Chani kämpft im zweiten Stock um ihr Ich bzw. ihr Selbst das ihr verloren zu gehen droht.
So interpretiere ich es im Moment. Vielleicht liege ich daneben...

Israel als eine Gesellschaft aus "Das-Glas-ist-halbleer-Menschen", so verstehe ich die Darstellung und das Personal in Nevos Roman bisher. Ich verfolge es weiter.
Was das jetzt alles mit Israel zu tun hat, erschließt sich mir noch nicht. Israeliten als Pessimisten, wie ich dich @Anjuta verstanden habe? Zumindest brauchen alle einen Psychologen. Sie scheinen alle etwas neurotisch zu sein...
 

Helmut Pöll

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Ich habe nun gelesen, dass das verbindende der drei Geschichten das Es, das Ich und das Über-Ich nach Freud sein soll. Wenn ich das mit bedenke, so erliegt Arnon im ersten Stock (Es) seinem Verlangen...Chani kämpft im zweiten Stock um ihr Ich bzw. ihr Selbst das ihr verloren zu gehen droht.
So interpretiere ich es im Moment. Vielleicht liege ich daneben...
Das könnte schon gut sein, @Leseglück . Die Triebe auf Etage 1, das Bewusstsein/Selbstbewusstsein auf Etage 2, die sozialen Normen/Gesellschaft auf Etage 3. So clever dieser Ansatz klingt, mir fehlt etwas bei diesem Buch, da bleibt mir zu vieles offen und bruchstückhaft.

.. mir fehlte dieses "Etwas" schon ab Etage 2. Aber ich habe mich immer wieder mit dem Clou am Ende vertröstet, der dann alles zu einer sinnvollen Einheit und in sich stimmigen Geschichte verbinden würde. Aber darauf habe ich leider vergeblich gewartet. Das passiert leider nicht...
 
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wal.li

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1. Mai 2014
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Gefallen hat mir, dass der zweite Teil in Briefform geschrieben ist. Und ich bin gespannt, ob der dritte eine weitere Form hat.
Ein wenig enttäuscht war ich, dass nicht noch etwas zur ersten Etage erklärt wird. Das lässt mich befürchten, dass es sich schließlich um drei getrennte Geschichten handelt und ich mir die Erklärungen selbst suchen muss. Das ist zwar nicht schlecht, aber da komme ich mal wieder auf meine Krimi-Leserei zurück. Ich mag es lieber mitzurätseln und dann meine Lösung mit der des Autors zu vergleichen und entweder überrascht zu werden oder zufrieden festzustellen, dass ich nicht so schlecht war.

Dass die Geschichte sich hier komplett in Chanis Kopf abgespielt haben könnte, habe ich nicht vermutet. Allerdings ist mir das mit den Schleiereulen aufgefallen, bei denen ich mich schon gefragt habe, ob die tatsächlich da sind. Da hatte ich dann in Bezug auf die Mutter den Gedanken, dass Chani um ihre eigene geistige Gesundheit fürchtet. Schließlich ist die Mutter "weggebracht" worden und Chani (damit auch die Mutter) scheint da noch recht jung gewesen zu sein.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Nun habe ich sie auch, die zweite Etage!

Vieles habt ihr schon herausgearbeitet, dem ich zustimme. Schon zu Beginn hatte ich den erneuten Eindruck, dass da jemand seine Freundin "zutextet" mit Belanglosigkeiten. Dieses Gefühl hat dann mit zunehmender Spannung etwas nachgelassen, wobei diese mehr durch die Ankündigung, dass da noch etwas komme..., entstanden ist als durch die Handlung selbst. Das hat mich zunächst etwas genervt. Ebenso wie diese unzufriedene, mitleidige Art des Erzählens.

Mit dem Auftauchen Eviatars wurde es kurzweiliger. Zunächst habe ich alles für bare Münze genommen bis zu jenem, schon von @Querleserin zitierten Satz, dass die Erzählerin auch in der Lage wäre, einen Eviatar zu erfinden... Ab da erging es mir wie @Leseglück und ich habe alles auf Zuverlässigkeit hinterfragt.

Man spürt oft, dass Chani Angst hat, wie ihre Mutter zu enden. Schon ziemlich früh war mir klar, dass jene in eine psychiatrischen Klinik eingewiesen wurde, auch wenn das erst am Ende richtig deutlich erzählt wird. Chani hat Angst vor diesen Genen, sucht ständig nach Anzeichen...

Die Gegenüberstellung ihrer Vorwürfe mit der (vermuteten) Verteidigungsstrategie ihres Mannes hat mir sehr gut gefallen. Im Grunde wirkt er sehr viel normaler. Sie ist mit ihrem Sein unzufrieden, sie braucht die Rückkehr in den Beruf ganz dringend, um wieder Anerkennung und Zufriedenheit zu erlangen.

Aus meiner Sicht ist die Dramatik um Eviatar ein Kind ihrer lebhaften Phantasie. Spätestens die Szene in der Küche, wo sich beide mit geschlossenen Augen gegenüber sitzen, hat für mich etwas von Sehnsucht und Wunschdenken.

Da fällt mir noch ein: Die Nachbarn, deren Wohnung Chani betreut, müssen doch auch ein psychisches Problem haben: was sollen die vielen, vielen Uhren in den Wohnräumen?!? Die dann auch noch alle 2 Stunden gelüftet werden müssen...?

Ich befürchte, die drei Geschichten werden unabhängig bleiben und man wird nur am Rande erinnert, dass sich das Personal im selben Haus aufhält. Aus meiner Sicht spürt man aber, dass ein und dieselbe Person die Texte geschrieben hat, der Stil ähnelt sich sehr. Richtig berührt hat mich noch keine der Etagen. Vielleicht bin ich zu vernünftig? Zu zufrieden mit meinem Dasein? Auf alle Fälle kann ich mich in das Jejammer nicht einfühlen. Das ist alles zu hausgemacht. Im Literarischen Quartett schwelgte Thea Dorn, dass dieses Buch ein Spiegel der israelischen Gesellschaft sei (oder so ähnlich). @Anjuta sieht das ja auch, mir ist dieser Blick bislang verschlossen, aber ich lese interessiert weiter.