Nun habe ich sie auch, die zweite Etage!
Vieles habt ihr schon herausgearbeitet, dem ich zustimme. Schon zu Beginn hatte ich den erneuten Eindruck, dass da jemand seine Freundin "zutextet" mit Belanglosigkeiten. Dieses Gefühl hat dann mit zunehmender Spannung etwas nachgelassen, wobei diese mehr durch die Ankündigung, dass da noch etwas komme..., entstanden ist als durch die Handlung selbst. Das hat mich zunächst etwas genervt. Ebenso wie diese unzufriedene, mitleidige Art des Erzählens.
Mit dem Auftauchen Eviatars wurde es kurzweiliger. Zunächst habe ich alles für bare Münze genommen bis zu jenem, schon von
@Querleserin zitierten Satz, dass die Erzählerin auch in der Lage wäre, einen Eviatar zu erfinden... Ab da erging es mir wie
@Leseglück und ich habe alles auf Zuverlässigkeit hinterfragt.
Man spürt oft, dass Chani Angst hat, wie ihre Mutter zu enden. Schon ziemlich früh war mir klar, dass jene in eine psychiatrischen Klinik eingewiesen wurde, auch wenn das erst am Ende richtig deutlich erzählt wird. Chani hat Angst vor diesen Genen, sucht ständig nach Anzeichen...
Die Gegenüberstellung ihrer Vorwürfe mit der (vermuteten) Verteidigungsstrategie ihres Mannes hat mir sehr gut gefallen. Im Grunde wirkt er sehr viel normaler. Sie ist mit ihrem Sein unzufrieden, sie braucht die Rückkehr in den Beruf ganz dringend, um wieder Anerkennung und Zufriedenheit zu erlangen.
Aus meiner Sicht ist die Dramatik um Eviatar ein Kind ihrer lebhaften Phantasie. Spätestens die Szene in der Küche, wo sich beide mit geschlossenen Augen gegenüber sitzen, hat für mich etwas von Sehnsucht und Wunschdenken.
Da fällt mir noch ein: Die Nachbarn, deren Wohnung Chani betreut, müssen doch auch ein psychisches Problem haben: was sollen die vielen, vielen Uhren in den Wohnräumen?!? Die dann auch noch alle 2 Stunden gelüftet werden müssen...?
Ich befürchte, die drei Geschichten werden unabhängig bleiben und man wird nur am Rande erinnert, dass sich das Personal im selben Haus aufhält. Aus meiner Sicht spürt man aber, dass ein und dieselbe Person die Texte geschrieben hat, der Stil ähnelt sich sehr. Richtig berührt hat mich noch keine der Etagen. Vielleicht bin ich zu vernünftig? Zu zufrieden mit meinem Dasein? Auf alle Fälle kann ich mich in das Jejammer nicht einfühlen. Das ist alles zu hausgemacht. Im Literarischen Quartett schwelgte Thea Dorn, dass dieses Buch ein Spiegel der israelischen Gesellschaft sei (oder so ähnlich).
@Anjuta sieht das ja auch, mir ist dieser Blick bislang verschlossen, aber ich lese interessiert weiter.