Teil 1: Guthrie - Victoria Roubideaux (S.7-91)

Renie

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19. Mai 2014
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Ich schreibe jetzt einfach mal runter, was mir aufgefallen ist:
Haruf beschreibt Szenen bis ins kleinste Detail. Dadurch fühle ich mich in die jeweilige Szenerie hineinversetzt, kann mir alles bildhaft vorstellen. Das gefällt mir sehr gut.

Es gibt Charaktere, für die schlägt scheinbar sein Herz. Das sind definitiv die beiden Jungs, die es in der Erwachsenenwelt nicht immer leicht haben. Kaum zu glauben, wie abfällig und herablassend manche Erwachsene mit den Kindern umgehen. Dabei denke ich z. B. an den Friseur beim Kassieren des Zeitungsgeldes.
Natürlich ist Victoria auch ein Liebling des Autors, und die beiden alten Brüder mit der Farm in der Nachbarschaft von Ike und Billy.

Zwischenzeitlich verwendet Haruf anstelle der Namen der Charaktere ein neutrales "das Mädchen", "der Mann" oder "die Frau". Warum er das wohl macht?

Ach ja, die Szene mit den Kühen bei den Brüdern hatte für mich Symbolcharakter: Die Kuh, die als Muttertier ausgedient hat und weggeben wird. Das hat mich an die Mutter von Ike und Billy erinnert. Wobei mir noch nicht klar ist, was mit der Mutter ist: ist sie krank? Ist Guthrie fremdgegangen? Ich bin gespannt, was hinter ihrem Verhalten steckt.
Hat jemand eine Idee, in welchem Alter Ike und Billy sowie Victoria sind? Habe ich das etwa überlesen?
 
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Leseglück

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7. Juni 2017
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Zwischenzeitlich verwendet Haruf anstelle der Namen der Charaktere ein neutrales "das Mädchen", "der Mann" oder "die Frau". Warum er das wohl macht?

Mir ist hauptsächlich aufgefallen, dass der Autor statt Victoria immer "das Mädchen" schreibt. Warum verstehe ich auch nicht. Das wirkt auf mich so als könne man die Person austauschen. Es könnte auch ein anderes Mädchen sein.... Ich werd jetzt mal darauf achten an welchen Stellen er "die Frau" oder "der Mann" schreibt.
 

Momo

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10. November 2014
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Ich schreibe jetzt einfach mal runter, was mir aufgefallen ist:
Haruf beschreibt Szenen bis ins kleinste Detail. Dadurch fühle ich mich in die jeweilige Szenerie hineinversetzt, kann mir alles bildhaft vorstellen. Das gefällt mir sehr gut.

Das geht mir genauso.

[zitat]Es gibt Charaktere, für die schlägt scheinbar sein Herz. Das sind definitiv die beiden Jungs, die es in der Erwachsenenwelt nicht immer leicht haben. Kaum zu glauben, wie abfällig und herablassend manche Erwachsene mit den Kindern umgehen. Dabei denke ich z. B. an den Friseur beim Kassieren des Zeitungsgeldes.[/zitat]

Diese Szene fand ich auch furchtbar, aber glücklicherweise gibt es ja noch andere Erwachsene, die für die Jungens eingestanden haben. Das hat mir sehr gut gefallen.

Natürlich ist Victoria auch ein Liebling des Autors, und die beiden alten Brüder mit der Farm in der Nachbarschaft von Ike und Billy.

[zitat]Zwischenzeitlich verwendet Haruf anstelle der Namen der Charaktere ein neutrales "das Mädchen", "der Mann" oder "die Frau". Warum er das wohl macht?[/zitat]

Das habe ich mich bei Victoria auch gefragt. Bei den anderen ist es mir nicht so stark aufgefallen. Victoria wird Mutter und wird von dem Autor noch immer als das Mädchen bezeichnet. Das ist sie aber mit ihren 17 Jahren aber auch, trotz sexueller Reife.

[zitat]Ach ja, die Szene mit den Kühen bei den Brüdern hatte für mich Symbolcharakter: Die Kuh, die als Muttertier ausgedient hat und weggeben wird. Das hat mich an die Mutter von Ike und Billy erinnert. Wobei mir noch nicht klar ist, was mit der Mutter ist: ist sie krank? Ist Guthrie fremdgegangen? Ich bin gespannt, was hinter ihrem Verhalten steckt.[/zitat]

Ich fand diese Szenen furchtbar, wollte aber nicht draufhauen ... Ist ja nicht das erste Mal, zu lesen, wie grausam sog. Nutztiere behandelt werden. Mit der Mutter der beiden Jungs habe ich das nicht in Verbindung gebracht, wenn auch die Brüder die Muttertiere tatsächlich mit menschlichen werdende Mütter vergleichen. Aber wenn die Brüder so einsam sind, wenig mit anderen Menschen zu tun haben, dann stelle ich mir vor, dass sie mit Kühen besser können als mit Menschen. Die Mutter der Jungs ist nicht weggebracht worden, vielmehr war sie es, die weg wollte. Die Kuh selbst wird ja nicht gefragt, meist wird sie zum Schlachten weggebracht

[zitat]Hat jemand eine Idee, in welchem Alter Ike und Billy sowie Victoria sind? Habe ich das etwa überlesen?[/zitat]

Sie sind neun und zehn Jahre alt.
 
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Bibliomarie

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Ich glaube die größte Sympathie hat der Autor für die beiden Jungen Ike und Bobby und für die McPerons . Auch ich finde beide Brüderpaare sehr sympathisch. Sie machen das beste aus ihrem Leben und unterstützen sich gegenseitig.

Stimmt, besonders die MacPhersons sind unglaublich sympathisch portraitiert.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ach ja, die Szene mit den Kühen bei den Brüdern hatte für mich Symbolcharakter: Die Kuh, die als Muttertier ausgedient hat und weggeben wird.

Ich würde das gar nicht so hoch hängen, die MacPhersons sind Farmer. Wenn eine Kuh nicht mehr trächtig ist, wird kein Farmer sie weiter durchfüttern. Das ist einfach Realität auf Bauernhöfen, damals wie heute.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich finde ich Geschichte bisher sehr fesselnd, finde sie auch atmosphärisch sehr dicht. Ich sehe die amerikanische Kleinstadt mit ihren staubigen Straßen direkt vor mir
Endlich , endlich bin auch ich in diesem tollen Buch angekommen! Habe im Moment etwas viel um die Ohren, ab Montag sollten DIE Lesezeiten aber besser werden ;)

Kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen: ich finde die Atmosphäre sehr authentisch und glaubwürdig. Viele Szenen sind berührend.

Das Farmleben ist so, wie es ist. Die Untersuchung der Kühe fand ich nicht besonders abstoßend. Dass dieses Mädchen für den Freund des Freundes die Beine breit macht (anders kann man es kaum bezeichnen), hat mich relativ kalt gelassen: sie stimmt letztlich ja zu und scheint recht kaltschnäuzig zu sein. Die Jungen können augenscheinlich damit umgehen, sehen Fortpflanzungsvorgänge ja laufend in der Tierwelt. Sie verurteilen sogar die jungen Männer! Tolles Gerechtigkeitsempfinden.

Für Victoria habe ich stärkeres Mitgefühl: lieblos groß geworden, sehnt sie sich nach Liebe... und tut es noch immer, schließlich will sie das Baby ja bekommen. Schön, dass die Lehrerin ihr hilft! Ich bin so froh, dass die Leserunde noch geklappt hat. Dieses Buch ist etwas Besonderes!
 

parden

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Auch ich habe nun mit dem Buch begonnen und bin gleich dem Sog verfallen. Der erste Abschnitt ist beendet. Vielleicht liegt meine Begeisterung auch daran, dass ich in diesem Monat noch kein Highlight hatte - dieser Roman hat definitiv das Zeug dazu. Ein vollkommen ruhiger und unaufgeregter Schreibstil, dabei bildhaft und atmosphärisch dicht - ein Vergnügen. Egal was da geschildert wird - auch die negativen Szenen - es fühlt sich für mich warm an. Ich kann es nicht besser beschreiben.

Das ländliche Leben kommt überaus authentisch rüber und die Szenen wirken alle vorstellbar. Zum Inhalt ist hier wohl schon genug gesagt worden, ich bin total gespannt, wie es jetzt weitergeht. Morgen habe ich ein wenig Lesezeit eingeplant! :)
 
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