Teil I - Kapitel 13 -25

Anjuta

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8. Januar 2016
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Über den gesamten ersten Teil des Romans hält die Beziehung zwischen Olga und Herbert. Gegen die Widerstände der Familie Herberts und auch trotz der im Prinzip bestehenden großen Distanz zwischen den beiden in ihren Lebensentwürfen und Auffassungen. Sogar als Herbert in Spitzbergen verschollen ist, fühlt es sich für den Leser nicht so an als ändere das etwas an dieser bestehenden Beziehung. Olga vermisst nicht wirklich etwas bzw. jemanden, denn letztlich blieb Herbert immer ihrem wirklichen Leben relativ fern. Findet Schlink hier in dieser Konstellation und in dieser Beschreibungsweise eine prinzipielle Widerspiegelung des Zusammenlebens von Männern und Frauen als Nebeneinander? Ich verfolge das weiter in der Lektüre.

Olgas Einsamkeit bleibt in den unterschiedlichen Kontexten und Gesellschaften, in denen sie in Ostpreußen, Schlesien oder im Westen lebt, bis zum Ende bestehen. Unterstützt wird dieser Leseeindruck vor allem auch durch die distanzierte, aber sehr prägnante Darstellung durch den Autor.

Er liefert uns das Portrait einer Frau, die selbst mit eigenem Beruf, in eigener Umgebung (dem Dorf bei Tilsit) und ohne Heirat sich vollständig dem Mann unterordnet. Als gesellschaftlich aktive Lehrerin spielt sie in ihrem Dorf eine wichtige Rolle und nimmt eine gewisse Position ein, aber spielt sie auch eine Rolle für ihren Mann und sein Leben? Auch wenn ich an seiner Liebe zu ihr nicht zweifeln möchte. Aber es scheint einfach nicht vorgesehen, dass die Frau (Olga) an den Entscheidungen, die sein Leben wirklich ausmachen (Nordostpassagen-Fahrt) auch nur ansatzweise einen Einfluss haben könnte. Und das sieht wohl auch Olga nicht anders (die das zu akzeptieren scheint), obwohl wir sie kennenlernen als selbständige, intelligente und aktive Frau.

Am Ende von Teil 1 des Romans findet dann auch sprachlich ein entscheidender Wendepunkt gegenüber der bisherigen Personenkonstellation statt, die neugierig macht auf das weitere Geschehen:
"Dann nähte sie nur noch in unserer Familie, in der sie sich besonders willkommen fühlte; ..."
Das Personalpronomen "unsere" taucht hier vollkommen überraschend und unvorbereitet auf, denn es verweist darauf, dass
1. wir hier eine vollkommen andere Erzählperspektive haben als bisher gedacht (kein distanzierter anonymer Erzähler, sondern eine Person mit einem Ich in der Erzählung, von der wir bisher nichts wissen), und
2. verliert Olga wohl ihre Isoliertheit und Einsamkeit und kann Teil einer wirklichen Gemeinschaft und Gruppe werden, was ich ihr am Übergang zur Lektüre des Teils 2 nur aus vollem Herzen wünschen kann.​
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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@Anjuta: "....hatte Olga das Gefühl sngekommen zu sein." Das unterstützt deine Einschätzung, dass ihre Einsamkeit vorüber sein könnte. Der Wechsel der Erzählperspektive ist sehr ungewöhnlich. Ergibt für mich aber im Nachhinein Sinn, da die Kap. 24/25 extrem stark gerafft sind. Als würde jemand Olgas Leben von 1923Anfang der 1950er zusammenfassen.
Weitere Betrachtungen später!
 

Renie

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19. Mai 2014
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Ergibt für mich aber im Nachhinein Sinn, da die Kap. 24/25 extrem stark gerafft sind. Als würde jemand Olgas Leben von 1923Anfang der 1950er zusammenfassen.
Stimmt, das war schon sehr auffällig.
Wohingegen der Wechsel der Erzählperspektive völlig an mir vorbeigezogen ist. Was wäre ich ohne euch @Anjuta @Querleserin :)
 
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30. Dezember 2015
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Der Kontrast zwischen Enge und Weite verstärkt sich. Während Herbert auf Reisen und sogar Expeditionen geht, bleibt Olga in ihrer kleinen Welt. Der erste längere Dialog (S.84) verweist zugleich auf das Ende der Liebe. Denn indem Olga das Lied der Nachtigall als traurig empfindet, erinnert sie an das Lied der Spinnerin, ein romantisches Gedicht des Dichters Brentano. Die Geliebte ist traurig über den Verlust des Geliebten, für mich eine klare Vorausdeutung auf Herberts Tod und Olgas unerfüllte Sehnsucht. Auch die politischen Einstellungen gehen auseinander. Ein Aspekt, der sich bei ihrem Ziehsohn tragischerweise wiederholt. Eik geht zur SS, für Olga ein herber Schlag. Und auch bei ihm der Traum von der Weite (vgl. S.105). Bezeichnenderweise reagiert Olga auf die veränderte Welt mit Taubheit - sie will nichts mehr hören. Sich zurück ziehen. Ich bin gespannt, wie es im 2.Teil weitergeht.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Innen und Außen - Nähe und Ferne - das ist für mich ein Teil dieser Beziehung. Sie erstaunt mich, vor allem, da Olga durchaus schon Herberts Defizite bemerkt. Sie wirkt gefestigter und ich habe das Gefühl, dass sie gar nicht mit einer echten Beziehung rechnet.
Aber sie hat sich früh zu Herbert bekannt und in unerschütterlicher Treue hält sie zu ihm.

Herbert flieht, da er sich nicht durchsetzen kann (will?) reist er in die Ferne. Anders kann ich seine Reisen und Expeditionen nicht interpretieren. Voller stolzgeschwellter deutscher Überlegenheit berichtet er von Deutsch-Südwest. Seine Landschaftsbeschreibungen sind schön, aber er reflektiert überhaupt nicht. Seine Briefe können Olga wohl nicht so ganz überzeugen.

Er liebt Olga oder besser gesagt, er liebt die Vorstellung Olga zu lieben. Aber es macht ihm auch nichts aus, monate- ja jahrelang fernzubleiben und seine Liebe aus der Ferne zu leben. Ein interessantes Zitat auch auf Seite 80: Nichts was er geben konnte, versagte er ihr. Was sie vermisste, war er zu geben nicht fähig.

Allerdings - so ganz packt mich das Buch nicht, so schön ich auch die Sprache finde.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Voller stolzgeschwellter deutscher Überlegenheit berichtet er von Deutsch-Südwest. Seine Landschaftsbeschreibungen sind schön, aber er reflektiert überhaupt nicht. Seine Briefe können Olga wohl nicht so ganz überzeugen.
Was anfangs nur angedeutet würde, tritt nun massiv zu Tage: Herbert ist sehr national eingestellt und absoluter Anhänger der Kolonialpolitik. "Die Deutschen müssen herrschen. ....Die Schwarzen sind ein Menschenschlag, der auf noch tiefster Kulturstufe steht. ...
Selbst, wenn sie sich äußerlich bildeten, kämen die Seelen nicht mit. " (S. 60)
All das sind furchtbare Äußerungen, zumal wir heute wissen, wohin uns ähnliche Gedanken hin gebracht haben.

Ähnlich menschenverachtend habe ich die Beschreibung des Kampfes um die Wasserstelle empfunden: Herbert kämpft, schießt und tötet... "Aber als kämpfendes Gegenüber blieben die Herero ein Phantom."
Am Ende sind sie mit dem Vieh und wie das Vieh in der Wüste verendet... Herbert berichtete STOLZ über diese Vorkommnisse.

Schlink formuliert diese Schrecken unglaublich intensiv! Auch hier muss man langsam lesen, um die Tiefe aufzunehmen. Dieser Kontrast zwischen brutalen Kampf und den blitzenden, gebastelten Weihnachtssternen... Der ist schon krass.
Aber das sind wohl die zwei Seiten des Krieges...
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Aber es scheint einfach nicht vorgesehen, dass die Frau (Olga) an den Entscheidungen, die sein Leben wirklich ausmachen (Nordostpassagen-Fahrt) auch nur ansatzweise einen Einfluss haben könnte.
Sie nimmt ihren Herbert eben, wie er ist. Wahrscheinlich käme sie gegen sein Fernweh auch nicht an. Auch wenn sie später das betrauert, was hätte sein können, wusste sie, dass die Beziehung nur anhält, wenn sie sich ins Unvermeidliche fügt. Er hat sie ansonsten ja auch ernst genommen, hat sich von ihr unterrichten und unterstützen lassen.

Diese Art der Beziehung hatte bestimmt für sie auch Vorteile, konnte sie ihr Leben letztlich ohne Rücksicht auf einen Partner nach eigenen Wünschen ausrichten. Das entsprach auch ihrem Wesen.
Bezeichnenderweise reagiert Olga auf die veränderte Welt mit Taubheit - sie will nichts mehr hören.
Das kann ich so nicht sehen! Für mich ist die Taubheit ein Schicksalsschlag. Zu sehr vermisst sie die Musik, lernt das vom Mund Ablesen, um verstehen zu können. Die Taubheit hat den kleinen Vorteil, dass sie das Geplärre der Nazis auch nicht mehr hören muss.

Die Bilder, die der Autor beschreibt, die Detonationen, Explosionen, Tiefflieger auf der Flucht - alles ohne Ton... Beeindruckend!
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Was anfangs nur angedeutet würde, tritt nun massiv zu Tage: Herbert ist sehr national eingestellt und absoluter Anhänger der Kolonialpolitik. "Die Deutschen müssen herrschen. ....Die Schwarzen sind ein Menschenschlag, der auf noch tiefster Kulturstufe steht. ...
Selbst, wenn sie sich äußerlich bildeten, kämen die Seelen nicht mit. " (S. 60)
All das sind furchtbare Äußerungen, zumal wir heute wissen, wohin uns ähnliche Gedanken hin gebracht haben.

Ähnlich menschenverachtend habe ich die Beschreibung des Kampfes um die Wasserstelle empfunden: Herbert kämpft, schießt und tötet... "Aber als kämpfendes Gegenüber blieben die Herero ein Phantom."
Am Ende sind sie mit dem Vieh und wie das Vieh in der Wüste verendet... Herbert berichtete STOLZ über diese Vorkommnisse.

Schlink formuliert diese Schrecken unglaublich intensiv! Auch hier muss man langsam lesen, um die Tiefe aufzunehmen. Dieser Kontrast zwischen brutalen Kampf und den blitzenden, gebastelten Weihnachtssternen... Der ist schon krass.
Aber das sind wohl die zwei Seiten des Krieges...


Das zieht sich durch die ganze - glücklicherweise nur kurze deutsche Kolonialgeschichte - die menschenverachtende Sicht auf die eingeborenen Stämme. Unvorstellbar für uns heute, aber damals üblich, die Eingeborenen als nicht vollwertige Menschen anzusehen. Die komplexe Klicklaut-Sprache der San wurde zum Beispiel als "Affengeplapper" diffamiert.
 

Bibliomarie

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Sie nimmt ihren Herbert eben, wie er ist. Wahrscheinlich käme sie gegen sein Fernweh auch nicht an. Auch wenn sie später das betrauert, was hätte sein können, wusste sie, dass die Beziehung nur anhält, wenn sie sich ins Unvermeidliche fügt. Er hat sie ansonsten ja auch ernst genommen, hat sich von ihr unterrichten und unterstützen lassen.

Das ist allerdings eine Haltung, die ich bei Olga nicht nachvollziehen kann. Sie ist einerseits stark, politisch engagiert, kämpft für die gute Lehrerausbildung, hat Freunde gewonnen und doch bleibt sie in dieser Beziehung verhaftet. Kommt da vielleicht dem ersten Satz (.... sie steht und schaut) eine Bedeutung zu, mit der Olga als eher passiver Charakter gezeichnet werden soll?

Herbert hat sich von ihr bei seinen Vorträgen helfen lassen, aber ich denke nicht aus Wertschätzung. Ich hatte so das Gefühl, er wollte gar nicht so gern, dass sie dabei ist.
 
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parden

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13. April 2014
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www.litterae-artesque.blogspot.de
Hui, manche Interpretationen gehen hier ja sehr weit und geraten sehr ausführlich. So intensiv möchte ich hier nicht einsteigen, aber natürlich habe auch ich einige Anmerkungen.

Er liefert uns das Portrait einer Frau, die selbst mit eigenem Beruf, in eigener Umgebung (dem Dorf bei Tilsit) und ohne Heirat sich vollständig dem Mann unterordnet.

Das sehe ich nicht so. Den gesellschaftlichen Zwängen, den standesgemäßen Erwartungen von Herberts Eltern, all dem ordnet sich Olga unter, Herbert tut dies allerdings ebenso. Er versucht ja zu revoltieren, halbherzig zwar, aber immerhin, und flüchtet schließlich in seine große Liebe: die Suche nach der Unendlichkeit, die zumindest die Natur mancherorts zu präsentieren vermag. So flieht er letztlich vor einer Entscheidung. Mich würde nicht wundern, wenn Herbert doch noch lebt und einfach nicht wiederkehrt, um sich der längst fälligen Entscheidung entgültig zu entziehen. Aber vielleicht ist das auch zu weit hergeholt. Olga hat sich in der Schule dem einzig möglichen Jungen zugewandt, die anderen Kinder lagen ihr schon zum Spielen nicht. Und so ist es geblieben. Da Herbert eben ist wie er ist, muss Olga Kompromisse eingehen, und das phasenweise Getrenntsein lässt ihr ja auch viele Freiheiten. Lediglich der Kinderwunsch (das untröstliche Schluchzen beim Lauschen von Eiks Atem sagt hier ja wohl alles) bleibt wohl unerfüllt.
 

parden

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Ich mag Schlinks distanzierten Schreibstil durchaus, allerdings gerieten für mich hier einige Passagen (z.B. rund um die Vorbereitung der Arktisreise) doch etwas langatmig, so seelenlos. Olga bleibt mir aus der distanzierten Sicht heraus nach wie vor fremd, auch wenn in kleinen Szenen (wie das benannte Schluchzen beim Lauschen von Eiks Atem) die Gefühlslage Olgas kurz aufblitzt. Das Ertauben erscheint ebenfalls kurz als persönliche Katastrophe, doch gerät es rasch zu einem pragmatischen 'So ist es eben' und im Gegenteil: manchmal bietet es auch Vorteile. Lediglich der Zugang zur Musik bleibt Olga fortan verwehrt, was aber ebenfalls nur kurz erwähnt wird.

Den Perspektivwechsel ganz am Ende des Abschnittes fand ich auch sehr überraschend. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet...
 

Bibliomarie

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Hui, manche Interpretationen gehen hier ja sehr weit und geraten sehr ausführlich. So intensiv möchte ich hier nicht einsteigen, aber natürlich habe auch ich einige Anmerkungen.

Die fast beiläufige Erzählweise Schlinks lädt dazu ein. Er lässt vieles zwischen den Zeilen anklingen und das lässt den Raum eigene Gedanken weiterzuspinnen.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich mag Schlinks distanzierten Schreibstil durchaus, allerdings gerieten für mich hier einige Passagen (z.B. rund um die Vorbereitung der Arktisreise) doch etwas langatmig, so seelenlos. Olga bleibt mir aus der distanzierten Sicht heraus nach wie vor fremd, auch wenn in kleinen Szenen (wie das benannte Schluchzen beim Lauschen von Eiks Atem) die Gefühlslage Olgas kurz aufblitzt. Das Ertauben erscheint ebenfalls kurz als persönliche Katastrophe, doch gerät es rasch zu einem pragmatischen 'So ist es eben' und im Gegenteil: manchmal bietet es auch Vorteile. Lediglich der Zugang zur Musik bleibt Olga fortan verwehrt, was aber ebenfalls nur kurz erwähnt wird.

Den Perspektivwechsel ganz am Ende des Abschnittes fand ich auch sehr überraschend. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet...


Ja, ich finde den Text angenehm zu lesen, aber auch - wie soll ich sagen - betulich ?
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Kommt da vielleicht dem ersten Satz (.... sie steht und schaut) eine Bedeutung zu, mit der Olga als eher passiver Charakter gezeichnet werden soll?

Herbert hat sich von ihr bei seinen Vorträgen helfen lassen, aber ich denke nicht aus Wertschätzung. Ich hatte so das Gefühl, er wollte gar nicht so gern, dass sie dabei ist.

Ich würde Olga nicht als passiv beschreiben. Dass sie an Herbert festhält, kann mit ihrer starken Loyalität zusammenhängen. Sie sieht seine Fehler ja, und begreift ihre unterschiedliche politische Einstellung. Doch er liebt sie, möchte sie "halbherzig" heiraten und war in der Kindheit für sie da. Hat an ihr festgehalten, als seine Schwester sie standesgemäß abgelehnt hat.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Ich mag Schlinks distanzierten Schreibstil durchaus, allerdings gerieten für mich hier einige Passagen (z.B. rund um die Vorbereitung der Arktisreise) doch etwas langatmig, so seelenlos.
Der Schreibstil von Schlink hat mich schnell gefangen genommen. Die Sätze plätschern nur so dahin. Aber die Personen bleiben irgendwie wie im Nebel. Nur Herbert kann ich mir besonders gut vorstellen. Und was ich mir da vorstelle ist mir nicht sonderlich sympathsch, muss ich sagen.

Dieses "Hurra, in die Schlacht" und dann die Schlderung, wie die Hereros, die sie vom Wasserloch weggetrieben haben, in der Wüste verdurstet sind "wie das Vieh", hat mich ein wenig ungläubig zurückgelassen. Selbstreflektion oder gar Selbstktitik, gar die Idee selbst aktiv an einem großen Unrecht mitzuwirken, das findet in diesem Kopf nicht statt. Herbert plappert nur mit Begeisterung die Parolen nach, die ihm von anderen vorgesetzt worden sind.
 
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