Der Riss in der Decke...

Xirxe

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19. Februar 2017
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Jetzt kommen die Kindheitserinnerungen. Wie zu vermuten, sind das keine allzu Schönen. Der autoritäre Großvater - kein Wunder, dass Walter gewisse Verhaltensweisen aufzeigt, die er wohl von ihm vorgelebt bekommen hat.
War dieser Sänger denn nun Walters Vater oder nicht? Sicher bin ich mir nicht, aber ich schätze eher nein. Denn als er an der Kaserne vorbeifährt, ist er ja so überrascht, dass es dort so viele Männer in dieser Uniform gibt. Was glaubt ihr?
Typisch auch diese Reakton auf die Trauer, als der beste Freund gestorben ist: Statt diese zu akzeptieren und sich die eigene Sterblichkeit klar zu machen, wird gesoffen was das Zeug hält und einer drauf gemacht. Und daheim wartet die wütende Ehefrau hinter der Haustür ... - fast schon klischeemäßig ;)
 

parden

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13. April 2014
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Typisch auch diese Reakton auf die Trauer, als der beste Freund gestorben ist: Statt diese zu akzeptieren und sich die eigene Sterblichkeit klar zu machen, wird gesoffen was das Zeug hält und einer drauf gemacht. Und daheim wartet die wütende Ehefrau hinter der Haustür ... - fast schon klischeemäßig ;)
Stimmt... Trotzdem ein einschneidendes Erlebnis für Walter...
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
In diesem Kapitel wird der Text für mich etwas konventioneller. Bisher war es Gedankenfluss, der nah zusammenliegende Ereignisse eines Tages abgedeckte und diese - auch sprachlich - immer wieder kunstvoll ineinanderzuschieben vermochte. Jetzt kommen wir mehr in den Bereich: Erinnerungen an das Leben. Nach dem Motto: Im Angesicht des (möglichen) Todes zieht das Leben noch einmal an einem vorbei. Im Mittelpunkt der Erinnerungen stehen hier die Beerdigung seines besten Freundes Bodo und das Elvis-Autogramm für "Laurie", seine Mutter.
Mir hat dieses Kapitel eher weniger Spaß gemacht als die vorherigen. Aber immer noch virtuose Literatur und lesenswerter Text. Ich bin weiter gespannt.
 

Literaturhexle

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Mir hat dieses Kapitel eher weniger Spaß gemacht als die vorherigen.
Interessant. Mir geht es eher anders herum. Dieses Kapitel war etwas leichter lesbar, AUF Dauer wäre der bisherige Stil vielleicht auch ermüdend. Aber er taucht ja noch auf, insofern kein Stilbruch.

Die hier erzählten Erinnerungen müssen unglaublich prägend gewesen sein. Der ungerechte Großvater, der seinen Zorn auf die Welt am (noch) wehrlosen Enkel ablässt, der Tod des besten Freundes, Suche nach dem potentiellen Vater, der dunkle Fleck im Bauch...

Das sieht alles wirklich nicht gut aus: Das Leben zieht noch einmal vorbei.
 
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Querleserin

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30. Dezember 2015
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Ich dachte auch, dass sie sich auf Elvis beziehen, den Walter für seinen Vater hält, wohl aber kaum der Vater sein kann.
Jedenfalls wird in diesem Kapitel deutlich, dass Walter eine tiefe Ablehnung in der Kindheit erfahren hat. Dass sein Großvater ihn rauswerfen wollte, war sicherlich einschneidend. Hat er den Großvater bedroht oder ernsthaft verletzt? Dieser schlägt ihn, bis Walter einmal selbst die Axt in der Hand hält, sich also endlich wehren kann.
 
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Bibliomarie

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10. September 2015
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Diese Erinnerungen sind wirklich schmerzhaft. Da taucht aus den Tiefen der Vergangenheit vieles auf, was Walter verdrängt hat. Die Behandlung durch den Großvater, der abwesende Vater, die Stigmatisierung, die der "Bastard" erfahren hat - da wird verständlich, dass Walter seine Gefühle für den Sohn nicht ausdrücken kann.
 
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Bibliomarie

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Interessant. Mir geht es eher anders herum. Dieses Kapitel war etwas leichter lesbar, AUF Dauer wäre der bisherige Stil vielleicht auch ermüdend. Aber er taucht ja noch auf, insofern kein Stilbruch.

Die hier erzählten Erinnerungen müssen unglaublich prägend gewesen sein. Der ungerechte Großvater, der seinen Zorn auf die Welt am (noch) wehrlosen Enkel ablässt, der Tod des besten Freundes, Suche nach dem potentiellen Vater, der dunkle Fleck im Bauch...

Das sieht alles wirklich nicht gut aus: Das Leben zieht noch einmal vorbei.


So empfinde ich das auch, alles was er tief in sich verschlossen hat, bricht auf und drängt in sich in sein Denken.
 

Atalante

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20. März 2014
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Tut mir leid, ich hinke etwas hinterher.

Vom Riss in der Decke zum Riss in seinem Leben als der Patriarch vom Krieg zurückkehrt und in die bislang funktionierende Familie aus Mutter Tochter und Kind einbricht. Großvater lässt sein Trauma, seinen Frust an seinem Enkel aus, bis der sich wehrt, mit der Axt in der Hand. Diese Lösung des Konflikts ist mir zuviel Klischee. Das hat man schon tausendmal gehört, gelesen und gesehen. Der Kinderschläger wird vom herangewachsenen Kind selbst in seine Schranken verwiesen. Nun ja.

Interessant ist in der Bordell-Szene Walters Skepsis, lieber würde er nicht mit machen, doch das lässt die Peer-Group nicht zu. Und auch nicht sein "Trieb". Na ja, schade, daß hier keine Männer mitlesen. Ich frage mich, welches Männerbild mir da die weibliche Autorin vermittelt.

Aber der Stil, mit dem Wolf das Abdriften Walters umschreibt gefällt mir immer noch gut.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Das habe ich auch schon ernsthaft bedauert!
@Helmut Pöll : du als einer der wenigen Männer im Forum musst da doch dann und wann mit einsteigen
Also ich muss sagen, dass mich die Geschichte nie so wirklich in den Bann gezogen hat. Das, was ich von Euch gehört habe, scheint aber auf die Sozialstudie eines ziemlichen Kauzes und Sonderlings hinauszulaufen. Für mich wäre es interessant zu erfahren, ob Julia Wolf mal so ein Typ wie Nowak über den Weg gelaufen ist, den sie nun literarisch verarbeitet. Mein Bauchgefühl sagt "Ja". Vielleicht ein früherer Lehrer? Ein Nachbar? @Literaturhexle .
 

Literaturhexle

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Das, was ich von Euch gehört habe, scheint aber auf die Sozialstudie eines ziemlichen Kauzes und Sonderlings hinauszulaufen
Das könnte man so ausdrücken. Da liegst du ganz richtig. Wie die Beleseneren unter uns bemerkt haben, ist der "Typ Novak " ja schon oft durch die Literatur gewandert und nichts wirklich Neues. Aber die Inspiration hat die Autorin gewiss aus ihrem Umfeld erhalten.