Für immer ich...

parden

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Oh Mann, gerade hat Walter mit Felix wieder so etwas wie eine Ebene gefunden, da begeht er den blödesten aller Fehler. Wer soll ihm das denn glauben? Da liegt er nun, geschlagen von seinen Trieben. Aber das Ende passt. Friede, Freude, Eierkuchen wäre nicht gut gewesen.
 
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@parden Deiner Meinung schließe ich mich an. Ich glaube, in dieser Nachkriegsgeneration sind viele Männer (und auch Frauen) ziemlich verkorkst. Für Gefühle und Schwäche zeigen war nie Zeit, denn man musste immer Arbeiten. Man musste ja etwas aufbauen und dabei natürlich besser sein als die Anderen. Für Walter galt das natürlich gleich doppelt: Nicht nur, dass er keinen Vater hatte, nein, er war/ist auch noch ein Bastard. Was für eine Hypothek für's Leben! Aber er hat es geschafft, wenn auch auf Kosten seines Gefühlslebens. Ach, mir tut er ehrlich leid.
 

Literaturhexle

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Für Gefühle und Schwäche zeigen war nie Zeit, denn man musste immer Arbeiten.
Das muss man alles bedenken, wenn man über Walter urteilt. Das ist auch eine Frage der Generation, da hast du völlig recht.

Mit dem letzten Kapitel komme ich nicht so richtig klar: da geht soviel durcheinander, mehrere Szenen vermischen sich, ähnlich konfus wie am Anfang.
Hat er sich jetzt gar nicht am Schwimmbecken gestoßen? Aber die Putzfrau würde ihn doch nicht so liegen lassen?

Die Toten sind aufmarschiert (Bodo), die Fliege, die Fledermaus. Ich dachte, jetzt geht es zu Ende....
Die Liebe zu seinem Sohn. Ein Neuanfang, das wünscht er sich. Die Krankheit ein Irrtum...

Irgendwie überschlägt sich in diesem letzten Kapitel alles und läuft nochmal richtig durcheinander. Ist das ein Zeichen für die Verschlechterung seines Zustandes?
 
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Die Frage würde ich auch gerne in den Raum werfen @Literaturhexle. War alles ein Rückblick, also hat er sich im Schwimmbad gestoßen, Yvonne ist weg, er taut das Fleisch auf, geht auf den Dachboden, die Fledermaus im Bad, er fährt zum Büro, sein Sohn taucht auf und dann kommt die Putzfrau... Ende aus - Badezimmer? und dann erinnert er sich bruchstückhaft an alles und seine Erinnerungen dazwischen.
Oder ist das Liegen am Boden das Ende? und wir begleiten Walter die ganze Zeit...allerdings wird ja vorher schon die Putzfrau erwähnt, ganz zu Beginn:

"Das ist nun wirklich. Kein Beinbruch, das ist kein Weltuntergang. Das lässt sich alles erklären, Yvonne wird es verstehen. Ich erzähle es ihr. Wo fange ich an?
Die Wachstpfropfen." (S.5)

Für mich klingt das so, als ob er zu Beginn am Boden im Badezimmer liegt und dann überlegt, wie er die ganze Misere Yvonne beichten wird, wenn sie nach Hause kommt. Also das Schwimmbad und alles, was danach geschehen ist.
Dafür spricht auch die Fliege, die sich immer wieder auf sein Gesicht setzt, während er seine Erinnerungen sortiert.
Oder?
 

Querleserin

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Will noch was ergänzen, direkt zu Beginn heißt es auch:

"Ich darf Olgas Blick nicht erwähnen. Das würde wirken, als wollte ich. Als hätte ich mich ermuntert gefühlt. Damit fangen wir gar nicht erst an. Hör zu, es war eine Verwechslung,..." (S.7)

Also legt er sich im Bad eine Verteidigungsrede zurecht und erzählt, was alles, seit ihrem Weggang geschehen ist, einschließlich der desolaten Situation im Haus.
 

Literaturhexle

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Für mich klingt das so, als ob er zu Beginn am Boden im Badezimmer liegt und dann überlegt, wie er die ganze Misere Yvonne beichten wird, wenn sie nach Hause kommt
Ich bin jetzt auch nochmal an den Anfang des Buches zurückgekehrt. Es ist schwer zu trennen, was länger zurückliegende Erinnerungen sind und was an diesem Tag passiert ist.
Die Sache rund um die Wildsau hatte ich weiter zurück verortet. Dem widerspricht aber, dass der Sohn kommt, weil die Mutter sich (wegen des Anrufes rund um das Rezept) gesorgt hat.
HALT! Der Sohn war gar nicht da. Das war ein (Wunsch-) Traum. Sonst hätte er dem Vater doch aus der misslichen Lage heraus geholfen, am Ende liegt er aber noch am Boden.

Für mich ist es wahrscheinlich, dass Walter tatsächlich schon dauerhaft Aussetzer hat: dieses Ausfrieren einer Wildsau, die er dann liegen lässt, so dass die Brühe in die Küche fließt; bei der Firma auftauchen ohne Schuhe....
Da gab es auch eine Andeutung: die Ärztin wollte nicht nur den Bauch, sondern auch den Kopf sondieren.

Die Geschichte mit Olga scheint nicht lange her zu sein. Aber Das Ende kommt auf den Anfang zurück. Ich finde das sprachlich unheimlich gut gemacht!
 

Xirxe

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Ich muss gestehen, dass mir diese Frage nicht so wichtig war. Ich habe mich zwar auch wiederholt gefragt 'Hm, liegt er jetzt noch und erinnert sich?' oder 'Ist er wieder auf?' .... Und als ich am Ende nochmal die ersten Seiten gelesen habe, war ich noch etwas mehr verwirrt (da ging es mir wie Dir, @Literaturhexle ) Doch alles in allem hat es für mich keinen Einfluss auf Walters Geschichte. Er ist verwirrt, teilweise hilflos, aber wie und wann genau muss ich im Nachhinein gar nicht genau wissen?
Spielt es für Euch eine große Rolle? Und falls ja, weshalb?
 
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Ich muss gestehen, dass mir diese Frage nicht so wichtig war. Ich habe mich zwar auch wiederholt gefragt 'Hm, liegt er jetzt noch und erinnert sich?' oder 'Ist er wieder auf?' .... Und als ich am Ende nochmal die ersten Seiten gelesen habe, war ich noch etwas mehr verwirrt (da ging es mir wie Dir, @Literaturhexle ) Doch alles in allem hat es für mich keinen Einfluss auf Walters Geschichte. Er ist verwirrt, teilweise hilflos, aber wie und wann genau muss ich im Nachhinein gar nicht genau wissen?
Spielt es für Euch eine große Rolle? Und falls ja, weshalb?
Nein, letztlich ist es nicht wichtig, sondern es ist Walters Lebensgeschichte und wie er als Mensch das geworden ist, was er jetzt ist, ist wichtig.
Ich als strukturierter Mensch habe immer gerne eine zeitliche Orientierung - eine Chronologie der Ereignisse. Aber das die nicht eindeutig ist, ist auch gewollt, also kann ich damit leben ;)
 
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Ich denke auch, dass das alles in seinem Kopf an ihm vorbeigezogen ist.
Ich bin von diesem Buch durchaus beeindruckt, aber auch froh, dass ich es nun zuschlagen kann.
Wäre es keine Leserunde gewesen, hätte ich es wohl nicht zu Ende gelesen.

Der Bewusstseinsstrom als Erzählstil ist interessant, aber auf Dauer hat es mich nicht gefesselt.
 

Bibliomarie

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@parden Deiner Meinung schließe ich mich an. Ich glaube, in dieser Nachkriegsgeneration sind viele Männer (und auch Frauen) ziemlich verkorkst. Für Gefühle und Schwäche zeigen war nie Zeit, denn man musste immer Arbeiten. Man musste ja etwas aufbauen und dabei natürlich besser sein als die Anderen. Für Walter galt das natürlich gleich doppelt: Nicht nur, dass er keinen Vater hatte, nein, er war/ist auch noch ein Bastard. Was für eine Hypothek für's Leben! Aber er hat es geschafft, wenn auch auf Kosten seines Gefühlslebens. Ach, mir tut er ehrlich leid.

Stimmt, er ist eigentlich nur zu bemitleiden - aber so ganz will es mir nicht gelingen.
 
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Bibliomarie

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Ich muss gestehen, dass mir diese Frage nicht so wichtig war. Ich habe mich zwar auch wiederholt gefragt 'Hm, liegt er jetzt noch und erinnert sich?' oder 'Ist er wieder auf?' .... Und als ich am Ende nochmal die ersten Seiten gelesen habe, war ich noch etwas mehr verwirrt (da ging es mir wie Dir, @Literaturhexle ) Doch alles in allem hat es für mich keinen Einfluss auf Walters Geschichte. Er ist verwirrt, teilweise hilflos, aber wie und wann genau muss ich im Nachhinein gar nicht genau wissen?
Spielt es für Euch eine große Rolle? Und falls ja, weshalb?

Nein, es ist eigentlich nicht wichtig. Mit der Szene im Badezimmer beginnt und endet die Geschichte, der Abschluss ist rund.
 
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Atalante

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Für mich klingt das so, als ob er zu Beginn am Boden im Badezimmer liegt und dann überlegt, wie er die ganze Misere Yvonne beichten wird, wenn sie nach Hause kommt. Also das Schwimmbad und alles, was danach geschehen ist.
Dafür spricht auch die Fliege, die sich immer wieder auf sein Gesicht setzt, während er seine Erinnerungen sortiert.
Oder?

Ich schließe mich @Querleserin und @Bibliomarie an: die Schwimmbad-Szene ist real, danach passierte ihm der Faux-pas mit der Haushaltshilfe, vielleicht unfallbedingt, aber ich will ihn nicht verteidigen. Danach ein Strom aus Erinnerungen und Phantasien.
 
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Atalante

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Ich denke gerade nochmal über den Roman nach und habe ein bisschen darin geblättert.
Ich stimme @Querleserin zu:
Für mich klingt das so, als ob er zu Beginn am Boden im Badezimmer liegt und dann überlegt, wie er die ganze Misere Yvonne beichten wird, wenn sie nach Hause kommt. Also das Schwimmbad und alles, was danach geschehen ist.
Dafür spricht auch die Fliege, die sich immer wieder auf sein Gesicht setzt, während er seine Erinnerungen sortiert.
Oder?

Mit dem kleinen Satz auf der letzten Seite, der gar nicht so recht an diese Stelle zu passen scheint, beginnt seine Rechtfertigung:
[zitat]Ich dachte, ich habe noch zwei Züge[/zitat]

Demnächst gibt's dann auch eine Rezension von mir.