3. Leseabschnitt: Kapitel Acht bis Zehn (Seite 109 bis 157)

Federfee

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Für mich braucht es den Kontrast zu den Müßiggängern auf dem Schiff, die sich ihre Welt zurechtreden.
Ich finde es auch wichtig, die Leute auf dem Schiff dem Mann im Meer entgegenzusetzen. Das verstärkt seine Verlorenheit noch mal um so mehr. Gerade der Kontrast bewirkt das in meinen Augen.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Dann lass doch deiner Fantasie freien Lauf und schreibe eine moderne Fortsetzung; gibt es ja vom kleinen Prinzen auch
Da habe ich neulich Interessantes gelesen: Heberlein (er bezieht sich auf Tim Parks) meint, man solle auch mal das Ende offen lassen. Da ich das nicht kann, habe ich mir überlegt: kurz vor Ende innehalten und selbst verschiedene Enden durchspielen. Hier beim Gentleman gibt es allerdings nicht viel Auswahl. Ich hatte z.B. an einen anderen Frachter gedacht, anfangs...


P.S. Es geht bei Heberlein übrigens nicht darum MEHR zu lesen, sondern effektiver, gründlicher (irreführender Titel, blödes Cover, tolles Buch!)
 

Renie

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So, ebenfalls ausgelesen. Im Gegensatz zu allen anderen empfinde ich das Ende dieses Romans nicht als eindeutig. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Standish noch lebend aus der Nummer rauskommt gegen Null. Auch ein Herz, das bricht, das Treiben in die Arme der Mutter sowie die salbungsvollen letzten Worte deuten darauf hin, dass Mr. Standish von uns gegangen ist. Aber eindeutig ist es nicht. Der auktoriale Erzähler hätte da sicherlich klarere Worte finden können, hat er aber nicht. Insofern bleibt ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung.

Was hat es eigentlich mit diesem letzten Satz auf sich, der sich sprachlich von dem Roman unterscheidet?
Nüchtern betrachtet, würde ich ihn als Auswirkung auf Mr. Standishes Delirium werten. Vielleicht entgeht mir aber der tiefere Sinn dieses Satzes. :think
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Was hat es eigentlich mit diesem letzten Satz auf sich, der sich sprachlich von dem Roman unterscheidet?
Nüchtern betrachtet, würde ich ihn als Auswirkung auf Mr. Standishes Delirium werten. Vielleicht entgeht mir aber der tiefere Sinn dieses Satzes. :think
Vielleicht etwas weit hergeholt, aber vielleicht das Gefühl eines Babys im Mutterleib? :think:cool:
 

Renie

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Vielleicht etwas weit hergeholt, aber vielleicht das Gefühl eines Babys im Mutterleib? :think:cool:
Daran habe ich auch schon gedacht. Im Sinne von "zu seinem Ursprung zurückkehren". Das erinnert mich dann auch an "Asche zu Asche, Staub zu Staub", was den gleichen Grundgedanken hat.
So gesehen wird Mr. Standish wohl tatsächlich von uns gegangen sein.
Ob es bei Seebestattungen einen ähnlichen Spruch gibt, wie bei einer Erdbestattung?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wenn die Menschen sterben und nicht mehr richtig bei sich sind, rufen sie oft nach ihrer Mutter. Ich habe das im Seniorenheim schon erlebt. Es ist ungemein berührend (hat natürlich auch etwas mit der Demenz zu tun). Man geht wieder dorthin zurück, woher man gekommen ist...
In diesem Kontext ist der letzte Satz gut gewählt. Er könnte auch ein Textauszug/Gedicht sein, aber dazu habe ich nichts gefunden.
 

parden

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In der Kürze liegt die Würze... Schon gelungen, wie Lewis auf doch recht wenigen Seiten ein Gesellschaftsportrait der damaligen Zeit präsentiert und gleichzeitig dem verunglückten Gentleman beim Sterben zusieht, dem dabei so einige allgemeingültige und darum zeitlose Gedanken durch den Kopf ziehen. Das Ende überrascht nicht, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt - wohl auch bei den Lesenden.