2. Leseabschnitt: Zweites Stück (Seite 65 bis 113)

parden

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Ich muss gestehen, dass ich schon lange nicht mehr bei einem Buch so oft gelacht habe und bin da ganz bei Astrid. Der Humor ist so schön irre.
Aber an welchen Stellen denn bloß? :monocle Es beweist sich wohl einmal mehr, wie subjektiv "Humor" einzuordnen ist. Bei "irre" stimme ich dir allerdings zu... ;)
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Aber an welchen Stellen denn bloß?
Ganz besonders zum Beispiel, als sich der Ich-Erzähler im ersten Teil diese Happolati-Geschichte ausdenkt und der Halbblinde voll darauf einsteigt und alles bestätigt. Woraufhin der Erzähler richtig sauer wird. Das ist doch herrlich absurd.

Oder als er einfach Ylajali sagt und von einem verlorenen Buch erzählt. Das ist im positiven Sinne so gaga.

Ich bin aber froh, dass du das mit Astrid erwähnt hast, denn ich hatte irgendwie schon Sorgen, mit mir stimmt was nicht, weil ich den Roman tatsächlich eher lustig als dramatisch oder schlimm empfand.
 

parden

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Ganz besonders zum Beispiel, als sich der Ich-Erzähler im ersten Teil diese Happolati-Geschichte ausdenkt und der Halbblinde voll darauf einsteigt und alles bestätigt. Woraufhin der Erzähler richtig sauer wird. Das ist doch herrlich absurd.

Oder als er einfach Ylajali sagt und von einem verlorenen Buch erzählt. Das ist im positiven Sinne so gaga.

Ich bin aber froh, dass du das mit Astrid erwähnt hast, denn ich hatte irgendwie schon Sorgen, mit mir stimmt was nicht, weil ich den Roman tatsächlich eher lustig als dramatisch oder schlimm empfand.
Wenn nicht alles drumherum eh schon ständig gaga wäre, würde ich dir vielleicht sogar zustimmen. So denke ich an solchen Stellen nur: WARUM?
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Ich finde den Roman auch nicht lustig, sondern bitter-komisch. Der Ich-Erzähler erlebt Hochs und Tiefs. Seine Fantasie und die Realität vermischen sich. Er halluziniert, als er die Frau für eine Prinzessin hält und mit ihr in einem Schloss wohnen könnte. Sein physischer und psychischer Verfall schreiten voran.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Gut, dass ich mit @parden und @Eulenhaus auch Mitleser habe, die dem Humor nichts abgewinnen können. Mich ärgert es zunehmend wie dieser Mann durchs Leben geht. Er benimmt sich trotz seiner Bedürftigkeit als wäre er eine bedeutende Persönlichkeit. Hält er die andere Menschen denn für so naiv, dass sei ihm das abkaufen? Total abgemagert, keine Weste mehr, mittlerweile am Rock keinen Knopf mehr, aber er ist ein Journalist, der nur Pech hatte, der sich dadurch noch die Essensmarke entgehen lässt. Stolziert hochgehobenen Hauptes hinaus, anstatt um eben diese Marke zu bitten. Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht leicht ist seinen Stolz herunterzuschlucken, doch sein Bestreben anderen am liebsten noch etwas geben zu wollen, zeigt mir, dass er komplett neben der Spur ist. Liegt es am Hunger, hat es ihm tatsächlich so den Verstand vernebelt?!
 

Sassenach123

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iner Bemerkung nach muss er einmal Geld gehabt haben. Schade, dass wir gar nichts über seine Vergangenheit erfahren und wie er in diese Lage kam.
Ja, stimmt, es wird einiges angedeutet. Doch manchmal bin ich mir nicht sicher, ob es aussagekräftige Informationen sind. Bei dem. Esauch eines Geschäftsmannes, den er weiter weg besucht hat, hörte es sich auch so an, als ob er diesen kennt, ihm oft was abgekauft hat. Daher war seine Hoffnung groß, dass der ihm aus der Patsche hilft, doch dort angekommen hatte ich nicht das Gefühl, dass die beiden sich kennen
Früher waren Menschen ohne Arbeit (gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten) auf den guten Willen Einzelner angewiesen. Schrecklich erniedrigend!
Stimmt, doch er hätte zumindest die Essensmarke einfordern können. Es gab zumindest ein paar Möglichkeiten
Mich "nervt" er durchaus in einem negativeren Sinn. Muss man das verstehen? Es gibt eine absurde Situation nach der anderen, und ständig tut er so, als ob alles doch gar nicht so schlimm sei...
Da bin ich ganz bei dir, sein handeln schadet ihm, er wirkt unüberlegt und Kopf,so. Dann total euphorisch nach einem Einfall, der sich dann natürlich wieder als Reinfall erweist.
 

Literaturhexle

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Ich bin klar auch im Team parden/sassenach/eulenhaus :grinning
Das Lachen bleibt mir höchstens im Halse stecken. Man kann diesen Charakter mit seinem Stolz kaum nachvollziehen. Die Not müsste die Ehre bezwingen. Bei "normalen" Menschen wäre das so.

Rein schriftstellerisch empfinde ich die Geschichte allerdings als gar nicht schlecht erzählt.
 

ulrikerabe

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Das hast du so was von herrlich ausgedrückt! Genau das ist unser Erzähler: ein perfekter Hungerkünstler!
und das reißt wiedereinmal die Frage auf, ob ein Künstler nur dann in der Lage ist "richtige" Kunst zu schaffen, wenn er eigene Not oder traumatische Erfahrung hat
 

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ich lese dieses Buch ja nicht zum 1. Mal. Meine erste Lektüre ist sicher über 20 Jahre her. Dennoch bin ich genauso fasziniert, wie damals.
Für mich ist es eine geniale und kunstvolle Charkterstudie darüber, wie es einem ergehen kann, wenn der Erfolg ausbleibt und man gesellschaftlich wertlos ist. Was macht dies mit dem Selbstbild? Man spürt in unserem Prota eine starke Zerrisssenheit, die ich sehr realistisch dargestellt werde. Ein ständiger Widerstreit zwischen dem Kampf nach dem nackten Überleben und der Aufrechterhaltung eines bißchen Würde.
Ich glaube perment hungern zu müssen, treibt einen an den Rande des Wahnsinns.
Es steckt auch viel Sozialkritik drin, wie ich finde. Dieses typische Wegschauen, wenn es einem Fremden schlecht geht.
Die Äußerung von Lindgren in Bezug auf den humor kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Vielmehr habe ich das Gefühl mitzuleiden.
Ob das am Ende wirklich ein Hoffnungsschimmer ist, sei mal so dahin gestellt...
 

Literaturhexle

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Es steckt auch viel Sozialkritik drin, wie ich finde. Dieses typische Wegschauen, wenn es einem Fremden schlecht geht.
Es ist eine gelungene Mischung aus Sozialkritik einerseits. Auf der anderen Seite kann der Prota dann aber auch mit Hilfe nicht umgehen, wenn er welche bekommt. Es schauen ja zum Glück nicht alle weg...
Das macht einen beim Lesen richtig unruhig, finde ich. Man möchte fast Einfluss nehmen...

. Ein ständiger Widerstreit zwischen dem Kampf nach dem nackten Überleben und der Aufrechterhaltung eines bißchen Würde.
Ja. Und meistens gewinnt die "Würde" und der Hunger nimmt zu:rolleyes:
 

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Es ist eine gelungene Mischung aus Sozialkritik einerseits. Auf der anderen Seite kann der Prota dann aber auch mit Hilfe nicht umgehen, wenn er welche bekommt. Es schauen ja zum Glück nicht alle weg...
Ja, aber das lenkt den Blick aber auch kritisch auf die Frage, wann bzw. unter welchen Voraussetzungen etwaas als Hilfe wahrgenommen wird. Oft steht der helfende Gutmensch da ja im Vordergrund, nicht so sehr die Frage, was sich ein Betreffender wirklich als Hilfe wünscht.

Und meistens gewinnt die "Würde" und der Hunger nimmt zu
Es scheint ein letzter Rest von Stolz und Würde zu sein, was ihn mitunter antreibt.
Wieder die Sozialkritik: Wer möchte schon gerne regelrecht für's schlichte Überleben auf Hilfe angewiesen sein?
 

milkysilvermoon

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Liegt es am Hunger, hat es ihm tatsächlich so den Verstand vernebelt?!

Ich glaube perment hungern zu müssen, treibt einen an den Rande des Wahnsinns.

Im Zweifel für den Autor. Ich bin ja auch geneigt, einen Großteil des Wahnsinns auf den Hunger zu schieben. Und vor lauter Hunger macht man bestimmt viele verrückte Dinge. Aber dann frage ich mich, warum der Kerl kein Stück weiter kommt in den Zeiten, in denen er genug Geld hat, um sich Essen zu kaufen. Dann scheint er ja auch nicht ganz sauber zu sein, sonst würde sich ja mal ein Aufwärtstrend zeigen, oder?
 

milkysilvermoon

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Ich bin im zweiten Abschnitt besser in den Lesefluss gekommen, kann aber leider nicht behaupten, dass mich die Geschichte sonderlich überzeugt. Inhaltlich wiederholt sich sehr viel. Zudem ist der Protagonist mit seinem falschen Stolz, seinem Geltungsbedürfnis und seiner Selbstüberschätzung schwer zu ertragen. Sprachlich kann es Hamsun leider nicht rausreißen.
 
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Im Zweifel für den Autor. Ich bin ja auch geneigt, einen Großteil des Wahnsinns auf den Hunger zu schieben. Und vor lauter Hunger macht man bestimmt viele verrückte Dinge. Aber dann frage ich mich, warum der Kerl kein Stück weiter kommt in den Zeiten, in denen er genug Geld hat, um sich Essen zu kaufen. Dann scheint er ja auch nicht ganz sauber zu sein, sonst würde sich ja mal ein Aufwärtstrend zeigen, oder?
Ich glaube, wenn man einmal ganz unten ist, kommt es oft zu so einer Art Sog, der es einem sehr schwer macht, Auswege zu finden. So erscheint es mir unserem Prota zu gehen.
 

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Ich bin im zweiten Abschnitt besser in den Lesefluss gekommen, kann aber leider nicht behaupten, dass mich die Geschichte sonderlich überzeugt. Inhaltlich wiederholt sich sehr viel. Zudem ist der Protagonist mit seinem falschen Stolz, seinem Geltungsbedürfnis und seiner Selbstüberschätzung schwer zu ertragen. Sprachlich kann es Hamsun leider nicht rausreißen.
Och- wie schaaaade! Ich mag dieses Buch sehr. Schon damals bei der Erstlektüre vor ca 20 Jahren, aber auch jetzt kann mich Hamsun wieder bgeistern.