Wie kritisch darf eine Buchkritik sein?

21. September 2014
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Bredstedt
www.Autor-Martin-Buehler.de
Ich sehe keinen Unterschied, ob Lisa Grabenhuber mir oder anderen Leuten sagt: gefällt nicht oder ob Leseratte354 (Lisa Grabenhuber, deren Username schon vergeben war, inklusive Lisa Grabenhuber1 und Leseratte353) mir das sagt. Ich verstehe den Anspruch auf Klarnamen nicht.
Manchmal bin ich in der richtigen Welt unterwegs. Und dann geben Menschen, die ich nicht kenne, denen ich tatsächlich zum ersten Mal begegne einen Kommentar zur Situation ab - gefragt oder ungefragt. Deren Meinung ist für mich nicht wichtiger oder unwichtiger, nur weil ich nicht weiß, wie sie heißen. So ganz verstehe ich das Argument des Klarnamenzwangs nicht. Wir reden hier ja über Bücherrezis und nicht übers Bomben basteln.

Von Anspruch habe ich hier nicht geschrieben @Marley, ich vertrete lediglich die Meinung das eine Rezension unter Klarnamen geschrieben gehört, das würde eine gewisse Transparenz mit sich bringen.Ich versende ja auch keine Briefe und gebe als Absender " Osterhase" an.So ziemlich alles im Netz benötigt ein Impressum, dann kann man erwarten das wenn jemand ernsthaft seine Meinung zu etwas äußern möchte, er das mit Klarnamen macht.
 
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Reaktionen: Jürgen Vogel
20. Mai 2014
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Mir ist nicht ganz klar, warum die Diskussion so schnell von "wie kritisch darf eine Rezension sein" zu " muss der Rezensent seinen Namen angeben" abgekommen ist. Es sei denn, jemand vertritt die These, (negative) Kritik müsse zurückverfolgbar sein. Wo sich mir natürlich die Frage stellt - wozu zurückverfolgen? Das ergäbe nur dann Sinn, wenn ich daraus irgendwelche Konsequenzen ziehen wollte.

Für mich als Autorin hat eine negative Kritik nur eine Konsequenz: Ich setze mich mit ihrem Inhalt auseinander. ich setze mich jedoch NICHT mit dem Verfasser auseinander.

Im Übrigen glaube ich nicht an objektive Kriterien für eine Kritik/Rezension. Wenn es die gäbe, wäre die Frage, was ist Kunst, längst geklärt. Zum Glück ist sie das nicht, und jeder Versuch einer Definition führt meiner Meinung nach direkt in Meinungsunterdrückung.
 

Helmut Pöll

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Sehr unterhaltsam in diesem Zusammenhang finde ich immer mal wieder die Spiegel-Bestseller-Kolumne "Und das soll ich lesen?"
Die nehmen sich auch kein Blatt vor dem Mund.

Der Kommentar zu „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ von Fredrik Backmans fällt nicht sehr schmeichelhaft aus:
Buchinformationen und Rezensionen zu Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid von Fredrik Backman
Kaufen >
[zitat]Dagegen sind die Minions Quantenphysik[/zitat]

http://www.buchreport.de/nachrichte...07/dagegen-sind-die-minions-quantenphysik.htm
 

Marley

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7. Oktober 2014
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Den Artikel hatte ich schon gelesen, aber da ich das Buch nicht kenne, sagt mir die kritische Kolumne eigentlich auch nicht viel. Und das ist gut so :cool:
 

Atalante

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Hmm, also jetzt bin ich enttäuscht. Ein Verriss ist dieses eher sehr maue Gespräch zwischen zwei Lesern, Kritiker mag ich sie gar nicht nennen, ja nicht. Das ist ja noch nicht einmal Schülerzeitungsniveau.
 

supportadmin

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Naja, in dieser Kolumne bzw. diesem kurzen Streitgespräch werden immer nur ein paar Aspekte beleuchtet. Manche dieser Kolumnen sind auch deutlich länger und oft auch interessanter als diese.
 

Atalante

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Ich habe auch noch mal ein wenig in der Kolumne gestöbert, den Beitrag zu "Judas" von Oz fand ich gut. Soll ja auch wohl eher ein Appetizer sein.

Auf jeden Fall finde ich es gut, daß sie auch Verrisse machen. :)
 
Ich finde es problematisch, gleichzeitig Autor und Rezensent zu sein.

Bevor ich meinen eigenen Roman veröffentlichte, hatte ich bei Amazon lediglich zwei Rezensionen verfasst. Eine begeisterte mit fünf Sternen und eine wütende mit nur einem Stern. Die negative – so berechtigt sie aus meiner Sicht war – löschte ich bei Amazon an dem Tag, an dem ich mein eigenes Buch hochlud. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens wusste ich inzwischen, wie viel Arbeit in einem Manuskript steckt und wie viel Herzblut, Geduld und Geld man investieren muss, um es auf den Markt zu bringen. Mein Respekt vor jedem und jeder, die das geschafft haben, ist enorm gestiegen. Und zweitens fällt es mir schwer zu glauben, der oder die KollegIn würde es mir danken, wenn ich Ihr oder sein Werk Kiel holen würde, nur weil ich darin Mängel entdecke, die mir selbst nicht passieren würden. Dafür würden mir andere Fehler unterlaufen, die mir der oder die gekränkte KollegIn anschließend aufs Brot schmieren könnte, wenn sie Lust dazu hätte. Geht man durch die Foren durch, stellt man fest: Solche Sachen kommen vor. Und es ist angesichts der immensen Konkurrenz nachvollziehbar und menschlich. So etwas herauszufordern hilft niemandem. Dass sich Autoren, die einander gut kennen und menschlich einschätzen können gegenseitig kritisieren, um stilistisch an sich zu arbeiten, ist ein legitimer Weg, den man gehen kann. Aber das braucht man nicht in der Öffentlichkeit austragen. Ich werde in Zukunft dem Buch eines anderen Autors äußerst ungern weniger als 5 Sterne geben. Entweder kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen oder ich lasse es bleiben. Was die Zahl meiner Rezensionen nicht steigern wird. Leben und leben lassen. Wäre ich hier nicht auch als Autor, sondern ausschließlich als interessierter fachkundiger Leser, hätte ich naturbedingt deutlich weniger Vorbehalte. Also bitte: Lest mein Buch und kritisiert es vorbehaltlos, konstruktiv und ehrlich, aber erwartet bitte keine Beurteilung der Arbeit anderer Autoren von mir, die etwas anderes als ehrliche Begeisterung ausdrückt. ;)
 

InFo

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@Matthias Töpfer: Eigentlich ist diese Herangehensweise schade. Ich als kleines Licht am Autorenhorizont nehme mir auch Das Recht raus einen Dan Brown zu kritisieren. So gerade erst geschehen ;) Ich denke nicht, dass jemand so verbissen sein könnte bei einer schlechten Rezension direkt selbst eine zu verfassen. Ich schätze sogar schlechte Kritiken, sind sie doch die einzigen Hinweise mein Schreiben zu optimieren. Und gleichermaßen gebe ich die Chance auch anderen. Daran ist nichts Persönliches, sogar eher etwas ehrenhaftes, weil ich mir die Zeit nehme konstruktive Kritik dazulassen. Ich wäre ohne diese Kritiken, so schmerzhaft sie auch teilweise waren, nie so weit gekommen. Heute ist meine schlechteste Amazon Bewertung sogar noch die Beste von allen. Sagt man mir doch nach im Niveau noch schlechter als Terry Pratchett zu sein.
Was mich jetzt eigentlich zum Thema bringt. Denn es gibt Kritik und Kritik. Die eine ist persönlich, unsachlich, am Thema vorbei und hat keinen Mehrwert. Die andere ist direkt, konstruktiv, zeigt Schwächen auf und warnt nicht nur andere Leser, sondern auch den Autor selbst. Und die 2. Form ist gut so! Denn am Ende kaufen die Leser ein Produkt, dass begeistern soll. Gefällt mir die Kamera nicht, gebe ich sie einfach zurück. Bei Büchern geht dies nur mit einer deutlichen Kritik.
 
@InFo Ich wollte nur ausdrücken, warum ich mich ganz persönlich – als Autor wohlgemerkt, das ist der Punkt – schwer zurückhalten werde die Arbeit meiner KollegInnen zu kritisieren, allenfalls werde ich sie loben. Was aber nicht heißen soll, dass man Kritik an meiner Arbeit unterlassen sollte. Ganz im Gegenteil. Dazu ist jeder herzlich eingeladen. ;)
 

Helmut Pöll

Moderator
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Denn es gibt Kritik und Kritik. Die eine ist persönlich, unsachlich, am Thema vorbei und hat keinen Mehrwert. Die andere ist direkt, konstruktiv, zeigt Schwächen auf und warnt nicht nur andere Leser, sondern auch den Autor selbst. Und die 2. Form ist gut so! Denn am Ende kaufen die Leser ein Produkt, dass begeistern soll. Gefällt mir die Kamera nicht, gebe ich sie einfach zurück. Bei Büchern geht dies nur mit einer deutlichen Kritik.
Das sehe ich auch so, @InFo . Ohne die sachliche und gut begründete Kritik kann sich kein Autor weiter entwickeln. Ich verstehe aber auch @Matthias Töpfer s Zurückhaltung, denn auch die beste und fundiert vorgetragene Kritik wird eben manchmal als Schmähung empfunden.
 

InFo

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Das sehe ich auch so, @InFo . Ohne die sachliche und gut begründete Kritik kann sich kein Autor weiter entwickeln. Ich verstehe aber auch @Matthias Töpfer s Zurückhaltung, denn auch die beste und fundiert vorgetragene Kritik wird eben manchmal als Schmähung empfunden.

Da bin ich ganz bei euch. Dabei sollten gerade wir als Autoren wissen, dass man es schlicht nicht jedem recht machen kann. Eigentlich ist da die Enthaltsamkeit schon eine Form der Kritik. Nur das sie keiner mitbekommt :)
 
20. Mai 2014
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Eigentlich ist da die Enthaltsamkeit schon eine Form der Kritik. Nur das sie keiner mitbekommt :)
Wenn wir "Kritik" in diesem Zusammenhang nicht im Sinne von abschätziger Wertung verwenden, dann ja. Manchmal ist es eben auch schlicht Geschmackssache. Dann stoße ich mich an Details, die andere nicht nur nicht stören, sondern ihnen womöglich gefallen. Und manchmal gefällt mir ein Buch, obwohl es unter gravierenden Mängeln leidet. Empfehlen möchte ich das dann aber so nicht.
 

Chiawen

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Lüdenscheid
chiasbuecherecke.blogspot.co.at
Wie @parden rezensiere ich normal jedes Buch. Für mich gehört es einfach dazu. Nur jetzt in den letzten Monaten bin ich halt nicht immer dazu gekommen.

Wie kritisch darf es sein? Ich führe alle Punkte auf, die mir gefallen und eben die, dir mir nicht gefallen. Egal ob ich das Buch zum Rezensieren bekomme habe oder nicht.
Denn die einzige Plicht die ich habe, ist es das Buch in einem angemessenem Zeitrahmen zu lesen, zu bewerten und dieses dann dem Verlag/Autor zukommen zu lassen.

Das hört sich jetzt so einfach an, ist es aber nicht immer.
Warum bekommt das Buch 5 oder nur 3 Wölfe (Sterne) und nicht 4? Wie ist es im Vergleich zu den anderen?
Dann kommt hinzu, dass 3 Sterne oft einfach "schlecht" sind, für aber ein gutes Mittelmaß.

Für mich ist einfach wichtig, dass ich meine Meinung frei äußern kann ohne den Autor dabei persönlich anzugreifen. Es ist meine subjektive Meinung, die ich aber versuche fundiert zu begründen. So dass ich halt einfach dazu stehen kann.

So kam es schon mal vor, dass ich BloggerKollegen gefragt habe ob ich diese Rezi so stehen lassen kann, weil ich mich selber total über das Buch geärgert habe.
Oder über den Autor, weil sowas kam wie "Ja auch wenn dir das Buch nicht so gefallen hat, 4 Sterne sind ja drin oder?". Da bin ich dann versucht, eher noch schlechter zu bewerten. Da ist es aber dann ganz gut wenn man sagen "Hey schau mal drüber; kann man das so lassen? Später sage ich dir dann warum ich dich frage."

Es kam auch schon vor das mir ein Rezensionsexemplar nicht gefallen hat oder ich es sogar abgebrochen habe. Hey der Verlage haben da gelassen reagiert und die meisten Autoren auch.
Oft darf man solche Rezensionsexemplare auch an Blogger weiter geben, die es dann interessiert.
Klar gibt es dann auch Autoren, die einen in eine Schublade stecken und/oder sich persönlich angegriffen fühlen. So unter dem Motto "Ich schreibe kein Mainstream und wenn es dir nicht passt lies was anderes nur nicht meins!"
Sicher ist das ärgerlich, aber ich kann mich nicht verbiegen nur damit ich wem gefalle.