3. Leseabschnitt: Teil II. (Seite 116 bis 165)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Nun stößt man auf die "Niederlassung" Kurtzens und den merkwürdigen Russen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe.
Viel erfährt man eigentlich nicht.
Der Russe ist aus irgendeinem Grund ein Fan von Kurtz. Hatte er Charisma, woraus bestand seine Großartigkeit? No idea.

Viel Andeutung - wenig Fakten.
Hat Kurtz sich wie ein Gott feiern lassen von den Einheimischen?
Was hat die Frau zu bedeuten?
No idea. Aufgespießte Köpfe von Feinden deuten auf Barbarei hin.
Kurtz selbst ist todkrank, auch Marlow, der Kapitän und Erzähler wird so krank, dass er dem Tod kaum entkommt.
Zuhause in London bindet er "der Braut" aus Mitleid einen dicken Bären auf über die letzten Worte von Kurtz und belässst sie in dem Glauben, er sei ein guter Mensch gewesen.
Fragwürdig.

Insgesamt verwirrt mich der Roman. Geschreiben ist er natürlich in für uns gestelzter Sprache, aber die "Naturschilderungen" sind ihm dennoch geglückt. Der Rest? Was will er uns sagen? Es ist mir zu viel Andeutung, und zu wenig Aussage.
Die Tode der schwarzen Menschen werden mehr oder weniger hingenommen.
Er erwähnt - immerhin - wie man die Schwarzen hungern lässt, die man unter falschen Versprechungen dazu gebracht hat, Arbeitsverträge zu unterschreiben, - wie sein Rudermann, den Marlow doch gerne hatte - mir nichts dir nichts über Bord gekippt wird, (wenigstens ist die Absicht gut, ihn vor dem Verspeisen zu retten) - und, wann immer man will, schießt man auf die Leute, sobald man sie als Bedrohung "fühlt" (unbewiesen).

Die Aussage des Romans ist für uns aus unserer Sicht, dennoch schwach.
Die Sprache ist pathoslastig. Schlimmer noch, auch das Nachwort ist wenig erhellend, nicht viele Fakten, weiteres Pathos.

Im Grunde bin ich ratlos. Aber die nachfolgenden Leser werden mich sicherlich erhellen.
 
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Christian1977

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8. Oktober 2021
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Hatte er Charisma, woraus bestand seine Großartigkeit? No idea.
Habe ich auch nicht verstanden. Die ganze Zeit über wird dieses Charisma nur behauptet, aber der Dahinsiechende wird diesen Ausführungen überhaupt nicht mehr gerecht.
Hat Kurtz sich wie ein Gott feiern lassen von den Einheimischen?
So habe ich es verstanden. Wahrscheinlich hat neben seinen "Erfolgen" beim Elfenbeinhandel seine Körpergröße dazu beigetragen (Vermutung).
Zuhause in London bindet er "der Braut" aus Mitleid einen dicken Bären auf über die letzten Worte von Kurtz und belässst sie in dem Glauben, er sei ein guter Mensch gewesen.
Fragwürdig.
Das fand ich ganz gut. Was hilft es "der Braut" jetzt noch, zu wissen, dass Kurtz offenbar einem Wahn verfallen war und kaum noch an die Frau dachte. So ist es immerhin für sie ein versöhnliches Ende.
aber die "Naturschilderungen" sind ihm dennoch geglückt.
Ja, auch für mich die eindeutigen Höhepunkte. Gerade zu Beginn die Fahrt auf der Themse oder im Kongo später ebenfalls auf der Flussfahrt.
Aber die nachfolgenden Leser werden mich sicherlich erhellen.
Ich leider nicht, aber das Nachwort habe ich noch nicht gelesen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Die Figur Kurtz ist für mich eine Enttäuschung und passt damit eigentlich ganz gut zum Rest des Buches. Ein sterbender Mythos, mehr nicht. Auch dadurch verstehe ich letztlich den Sinn dieser ganzen Reise nicht.

Kurtz will überhaupt nicht mehr weg aus dem Kongo, der Direktor ist mittlerweile auch enttäuscht von seinem ehemaligen Vorzeige-Agenten. Was soll Marlow also eigentlich dort noch?

Die Erzählung soll offenbar die Auswirkungen des Kolonialismus auf das Individuum - Kurtz - aufzeigen. Und natürlich auf die Einheimischen selbst. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat sich Kurtz letztlich selbst zum gnadenlosen Mörder (Rebellen) und Dieb (Elfenbein) entwickelt.

Doch Conrad zeigt es gar nicht richtig auf, sondern behauptet es nur durch den Blick eines nahezu Außenstehenden. Das ist wohl mit dem Klappentext (suggestiv, symbolisch verdichtet) gemeint.

Richtig überrascht hat mich letztlich nichts mehr.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Was ich noch vergessen habe: Es gibt auch Sprünge bzw. Auslassungen. Man beschwert sich über fehlende Nieten, die im Lager xy zurückgeblieben sind, man müsste sie holen. Keinerlei Initiative von irgendwem. Dann ist die Reparatur plötzlich fertig. Wie das? Hat man doch welche geholt oder wie hat man sich beholfen?
und dergleichen mehr später in der Handlung.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ein großartiges Ende. Allein durch die Beschreibungen, was Marlow sieht und hört und dem, was der Russe erzählt, lässt sich das ganze Ausmaß des Irrsinns erkennen, dem Kurtz verfallen ist.
Und niemand muss sich Gedanken um die gerechte Strafe dafür machen, Kurtz liegt bereits im Sterben. Die Einheimischen verlieren einen rachsüchtigen Gott und dass dieser von einem stampfenden Flussdampfer abgeholt wird, wird mit Sicherheit in ihre Legenden eingehen.
Marlow selbst handelt menschlich: er muntert Kurtz auf, macht es ihm angenehm. Das macht man so mit Sterbenden. Er muss sich sowieso bald vor dem Herrn rechtfertigen.

Der Besuch bei Kurtz Ehefrau läuft auch anders als erwartet. Marlow weiß eigentlich gar nicht wie er sich verhalten soll, aber sie legt ihm praktisch die Worte in den Mund und so war es nur eine logische Konsequenz, dass er behauptet, dass ihr Name Kurtzes letzte Worte waren.
Man beschwert sich über fehlende Nieten, die im Lager xy zurückgeblieben sind, man müsste sie holen. Keinerlei Initiative von irgendwem.

Die Nieten-Episode sehe ich eher als ein Beispiel für die zähe Organisation und die Langsamkeit, mit der die Reise vonstatten geht. Es sind die kleinen, unwichtig scheinenden Dinge (irgendwo lagen sie zuhauf verstreut auf dem Boden), die das Große und Ganze zum Erliegen bringen können. Mich hat die Auflösung des Problems nicht wirklich mehr interessiert.

Marlow bekam durch die fehlenden Nieten weitere Einblicke in die "Personalpolitik" der Handelsorganisation (das belauschte Gespräch) und konnte die richtigen Schlüsse ziehen. Er enthielt Kurtzes Aufzeichnungen den gierigen Leuten vor.
 

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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In der Person des Kurtz, in der Realität für Charlie Marlow ja nur über einen sehr knappen Zeitraum erlebbar und als Mensch, der schwerkrank bereits im Sterben liegt, wird für mich in diesem letzten Abschnitt der Titel "Herz der Finsternis" in allen Facetten deutlich. Einerseits diese abgelegene Handelsstation im Dschungel, vor allem jedoch der psychologische Einblick in die charakterliche Veränderung von Kurtz, sozusagen bis in sein Innerstes, das zum Herz der Finsternis wurde und es ist diese Veränderung, die Joseph Conrad in den Mittelpunkt seiner Erzählung stellt, Kurtz ist beinahe von Beginn an immer präsent, als bedeutende Schattenfigur. Ich denke , dass ursprünglich nicht Kurtz sich selbst zum gottähnlichen Wesen über die Ureinwohner erhoben hat, sondern dass er von ihnen dazu gemacht wurde. Bei den Elfenbein-Raumzügen machte er ja die Bewohner eines Dorfes zu seiner Armee, er war sehr groß und ein Weißer, also erhielt er von ihnen den Rang eines Anführers, eine Position, die ihn in diesem Umfeld immer stärker veränderte, alles wurde in ihm unermesslich hoch, seine Gier, sein Machtanspruch, seine Grausamkeit und seine Selbsteinschätzung. Ich habe es so verstanden, dass er am Ende hoffte und es selbst wollte, dass es Marlow gelingen würde, ihn auf das Schiff und damit wegzubringen, gerade, wo er wusste, dass er nur mehr eine kurze Zeit zu leben hatte. Dass Marlow seiner Verlobten nicht die Wahrheit sagt, finde ich richtig, was hätte es gebracht, ihre verklärte Vorstellung von Kurtz zu zerstören?
Ich hatte mir parallel zur LR hier eine Joseph Conrad-Sammlung um wenige Cent auf den Kindle geladen, da ich in meiner Jugend mal Lord Jim gelesen hatte, mich aber nicht mehr erinnern kann und im Laufe 2023 noch ein paar Joseph Conrad Erzählungen lesen möchte. Hier sind drei Übersetzende genannt Hedwig Lachmann, ERnst Wolfgang Freißler und Ernst Wagner. Alle Literaturaffinen hier in dieser LR werden vermutlich gerade etwas entnervt aufseufzen, Billigausgabe usw. aber ich habe inzwischen Herz der Finsternis hier gelesen und die teilweise etwas unserer Zeit angepasste sprachliche Ausdrucksweise ist natürlich in manchen Passagen einfacher zu lesen. Selbstverständlich ist es gerade die Stärke dieser gedruckten Pengiun Edition, auch in der deutschen Sprache in der Zeit des Entstehens zu bleiben, aber zum Beispiel dieses von Kurtz verzweifelt gerufene "Grauenvoll, grauenvoll", eines der Schlüsselwörter, ist für mich in der neuen Übersetzung "Das Grauen, das Grauen" im Kontext wesentlich besser spürbar.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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So ganz wird mir die Faszination Marlowes für Kuntz nicht klar. Ist es weil er so tüchtig war und massenweise Elfenbein geliefert hat? Oder weil er schon so lange auf seinem Posten ist, obwohl es ihm gesundheitlich nicht gutgeht? Oder ist es einfach nur die Sympathie demjenigen gegenüber, über den der Direktor und sein Gehilfe so abschätzig sprechen? Kurtz war wohl ein "Menschenfänger", hauptsächlich durch seine Stimme (?). Das sieht man ja auch daran, wie seine Verlobte selbst ein Jahr nach seinem Tod noch reagiert. Ich sehe ihn als brutalen und rücksichtslosen Menschen, der sich in seinem Bereich zum Diktator und Herr über Mensch und Tier aufgeschwungen hat. Ich finde es nicht so schade, dass er tot ist.
In meinem Nachwort von Günter Walch wird klar, dass Conrad wohl seine eigenen Erlebnisse beschrieben hat. Dass vieles nur angedeutet wird, erklärt er damit, dass diese Erlebnisse wohl so schrecklich und eben auch "unbeschreiblich", bzw. unaussprechlich gewesen waren. Leuchtet mir ein.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Was will er uns sagen? Es ist mir zu viel Andeutung, und zu wenig Aussage.
Jaaaa.... Also dieser dritte Abschnitt unter der besonderen Berücksichtigung des Endes stellt mich auch vor Herausforderungen. Manno, ich bin doch kein Held im Interpretieren!
Schlimmer noch, auch das Nachwort ist wenig erhellend, nicht viele Fakten, weiteres Pathos.
Mit dem Nachwort kann ich wirklich wenig anfangen. Interessant, dass Conrad selber Seemann war und erst in späteren Jahren geschrieben hat. War Marlow eine Art Alter Ego Conrads?
Wahrscheinlich hat neben seinen "Erfolgen" beim Elfenbeinhandel seine Körpergröße dazu beigetragen
Die Weißen erlangten ihr Ansehen auch durch die Waffen, die fortschrittliche Technik (Schiffe und deren Tröten), ihre Schießeisen. Kurtzens Aussehen wird das noch gefördert haben.
Ein sterbender Mythos, mehr nicht. Auch dadurch verstehe ich letztlich den Sinn dieser ganzen Reise nicht.
Eine Berühmtheit. Vielleicht wollte man wirklich Spuren sichern und natürlich verbliebenes Elfenbein. Gewiss hatte Kurtz auch einflussreiche Fürsprecher, die ihn retten wollten.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat sich Kurtz letztlich selbst zum gnadenlosen Mörder (Rebellen) und Dieb (Elfenbein) entwickelt.
Scheint wohl so. Die alleinige Möglichkeit, frei von Moral und drohender Strafe, hat schon manchen Menschen zum Tyrannen werden lassen.
Dann ist die Reparatur plötzlich fertig. Wie das?
Marlow erzählt aus zweiter Hand. Da geht immer etwas (weniger Wichtiges) verloren.
Einerseits diese abgelegene Handelsstation im Dschungel, vor allem jedoch der psychologische Einblick in die charakterliche Veränderung von Kurtz
Das könnte tatsächlich eine Intention sein: was macht fehlende Zivilisation mit dem Einzelnen?
Rang eines Anführers, eine Position, die ihn in diesem Umfeld immer stärker veränderte, alles wurde in ihm unermesslich hoch, seine Gier, sein Machtanspruch, seine Grausamkeit und seine Selbsteinschätzung. I
Sieht man in der Geschichte immer wieder: Menschen werden für vogelfrei und rechtelos erklärt und andere schwingen sich zu deren Diktatoren und Ausbeutern auf.
Kurtz war wohl ein "Menschenfänger", hauptsächlich durch seine Stimme (?).
Ja. Er hatte was Außergewöhnliches.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Diesmal schreibe ich mal zu Beginn meinen Kommentar, bevor ich eure Beiträge lese.

Aufgrund dieses letzten Leseabschnitts inklusive des Nachworts habe ich innerlich für meine Rezension die Überschrift "<Grauenhaft! Grauenhaft!>" abgespeichert.
Es tut mir ja leid um diesen "Klassiker" aber ich fand, es ging steil bergab. Solch ein ungenaues Geschwafel. Ich habe absolut keine Ahnung, was der Kurtze da im Dschungel (angeblich) gemacht hat. Oder warum er von seinem Unternehmen als unhaltbar eingestuft wurde. Nichts. Null. Und im Vergleich zu "Die geheimste Erinnerung der Menschen", wo wir ja auch nie die Genialität des Romans von T.C. Elimane gezeigt bekommen haben, machte es mir bei Sarr überhaupts nichts aus. Hier bei Conrad empfinde ich das wie einen Unfall. Bei Sarr war es geplant.
Jedenfalls ist das alles zum Schluss und auch das Nachwort (!) ein unglaubliches Laber-Rhababer. Das klingt jetzt dramatisiert, aber ich hatte fast Schmerzen während der Lektüre der letzten, nicht enden wollenden 50 Seiten. Ganz ehrlich muss ich zugeben, dass ich Ernst Weiss erst einmal googeln musste. Verständlich dann dieses geschwülstige Gerede. Aber hätte in eine Neuauflage (wenn auch nicht Neuübersetzung, wie ich von @Christian1977 erfahren habe) nicht viel besser ein aktueller Kommentar zur heutigen Einordnung dieses Romans gepasst?
 

GAIA

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2021
2.228
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Thüringen
Viel erfährt man eigentlich nicht. [...] Kurtz. Hatte er Charisma, woraus bestand seine Großartigkeit? No idea. [...]Es ist mir zu viel Andeutung, und zu wenig Aussage.
Same here!
Aber die nachfolgenden Leser werden mich sicherlich erhellen.
Nope.
Die Nieten-Episode sehe ich eher als ein Beispiel für die zähe Organisation und die Langsamkeit, mit der die Reise vonstatten geht. Es sind die kleinen, unwichtig scheinenden Dinge (irgendwo lagen sie zuhauf verstreut auf dem Boden), die das Große und Ganze zum Erliegen bringen können.
Das hat mich übrigens an

Buchinformationen und Rezensionen zu Babel: Roman von Kenah Cusanit
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.
Auch diesen Roman fand ich leider ähnlich langweilig wie den vorliegenden von Conrad. :zzz ;)
In meinem Nachwort von Günter Walch wird klar, dass Conrad wohl seine eigenen Erlebnisse beschrieben hat. Dass vieles nur angedeutet wird, erklärt er damit, dass diese Erlebnisse wohl so schrecklich und eben auch "unbeschreiblich", bzw. unaussprechlich gewesen waren. Leuchtet mir ein.
Dein Nachwort scheint aussagekräftiger gewesen zu sein als unseres. Du Glückliche!
War Marlow eine Art Alter Ego Conrads?
So würde ich es denken, denn Ernst Weiss zählt ja auch an einer Stelle auf, welche Charaktere in welchen Büchern Conrads Alter Egos darstellen. Leider fehlt hier "Herz der Finsternis" in der Aufzählung.
Marlow erzählt aus zweiter Hand.
Ach tut er das? Er wartete doch selbst auf die Nieten, da er sich eigenhändig um die Reparatur kümmern musste, oder nicht?
Ja. Er hatte was Außergewöhnliches.
Aber was? Was hatte dieser "bemerkenswerte Mensch" außer eine tiefe Stimme? Ich weiß es leider absolut nicht.
 
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Literaturhexle

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Er wartete doch selbst auf die Nieten, da er sich eigenhändig um die Reparatur kümmern musste, oder nicht?
Du hast Recht! Ich habe die Erzählhaltung mit "Lord Jim" verwechselt.
Aber was? Was hatte dieser "bemerkenswerte Mensch" außer eine tiefe Stimme? Ich weiß es leider absolut nicht.
Zunächst hatte er alle Attribute eines weißen Mannes. Die Eingeborenen sahen ihn wegen seiner Größe, seiner Stimme, seiner Insignien als eine Art Gottheit an. Dadurch konnte er sehr erfolgreich mit ihnen Handel treiben (und ihre Gutmütigkeit ausnutzen).
Zunehmend hat Kurtz einen Wildnis-Koller gekriegt, sein Verstand hat sich vernebelt - vielleicht auch durch Tropenkrankheiten.
Vermutlich hat er wild um sich geballert, Leute enthauptet usw. Er wurde zum unkalkulierbaren Risiko, zumal er mit den "Wilden" fraternisierte.
Ich denke, Kurtz hatte schon eine Art Aura, sein Ruf eilte ihm ja weit voraus. Jeder kannte und schätzte ihn. Was nun Tatsache war und was "Hörensagen", kann man natürlich schwer definieren.
 

kingofmusic

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So ganz wird mir die Faszination Marlowes für Kuntz nicht klar.
Ist es wirklich Faszination oder spinnt Marlow hier Seemansgarn? Das habe ich mich die ganze Zeit während der Lektüre gefragt. Ich glaube eher, dass Marlow sich über die "Erhebung" Kurtz in eine Art Kultfigur von seiten der Handelsgesellschaft und der "Pilger" eher lustig macht und sich in seiner Meinung bestärkt sieht, als er dem totkranken Mann dann "endlich" begegnet.
 

Wandablue

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Ist es wirklich Faszination oder spinnt Marlow hier Seemansgarn? Das habe ich mich die ganze Zeit während der Lektüre gefragt. Ich glaube eher, dass Marlow sich über die "Erhebung" Kurtz in eine Art Kultfigur von seiten der Handelsgesellschaft und der "Pilger" eher lustig macht und sich in seiner Meinung bestärkt sieht, als er dem totkranken Mann dann "endlich" begegnet.
Leider nicht.
Er ist immer noch hin und weg von seinem Charisma als er ihn in seiner Kajüte pflegt.
 

Sassenach123

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Das fand ich ganz gut. Was hilft es "der Braut" jetzt noch, zu wissen, dass Kurtz offenbar einem Wahn verfallen war und kaum noch an die Frau dachte. So ist es immerhin für sie ein versöhnliches Ende.
Seh ich ähnlich, was Ich mich allerdings gefragt habe, war er vor seiner Reise wirklich ein liebevoller Ehemann, oder sind ihre Erinnerungen etwas verklärt, weil sie ihn lange nicht gesehen hat. Auf mich wirkte Kurtz jedenfalls nicht annähernd so wie sie ihn beschrieb
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Seh ich ähnlich, was Ich mich allerdings gefragt habe, war er vor seiner Reise wirklich ein liebevoller Ehemann, oder sind ihre Erinnerungen etwas verklärt, weil sie ihn lange nicht gesehen hat. Auf mich wirkte Kurtz jedenfalls nicht annähernd so wie sie ihn beschrieb
Da trägt sie wohl die rosarote Liebesbrille ha ha ha. :cool:
 

Sassenach123

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Ich muss ehrlich gestehen, dass ich froh bin es endlich geschafft zu haben. Meine Erwartungen gingen in eine andere Richtung, oder besser gesagt, ich habe mit einer anderen Umsetzung gerechnet. Hier, auf den Spuren von Kurtz, der sich als Monster empor geschwungen hat, und sich riesige Mengen Elfenbein verschafft, fühlte ich mich ein wenig verloren.
Marlow war mir dabei keine große Hilfe. Auch der Einblick den ich mir in Bezug auf die Eingeborenen erhofft hatte, blieb aus. Ich habe mir auch da einen weiträumigeren Blick gewünscht. Die Szenen wo die Schwarzen quasi noch unter den Tieren stehen, hätte ich dagegen weniger intensiv gebraucht. Mir ist schon klar, dass sie nötig sind um aufzuzeigen was damals so entsetzlich war, allerdings fehlt mir dabei die klare Aussage, dass es menschenentwürdigend war. Meine Vorstellung von diesem Klassiker war, dass der Autor dies klar anprangert. In dieser Deutlichkeit habe ich es leider nicht gelesen.