1. Leseabschnitt: Buch Eins, Erster Teil (Beginn bis Seite 40)

Wandablue

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Ich bin mir durchaus der Problematik bewusst.
Weiß nicht so genau, was du unter der "Vorzeit eines Volkes" verstehst. Die Sicht, z.B. die christliche Schöpfungsgeschichte über indigene Schöpfungserzählungen zu stellen finde ich fragwürdig, weil da eine Wertung drinsteckt. Das macht man in dem Moment, in dem man sagt, das eine ist Mythos, das andere nicht, weil Gottes Wort. Für mich macht das erst mal keinen Unterschied. Beides ist der Versuch, die Welt zu erklären, Werte festzulegen usw.
Aber diese Diskussion führt uns zu weit weg vom Buch.
Verwechseln wir hier nicht Mythos mit Mystik?
Religion hat was mit Mystik zu tun, aber nicht mit Mythos.
 
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Irisblatt

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15. April 2022
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Verwechseln wir hier nicht Mythos mit Mystik?
Religion hat was mit Mystik zu tun, aber nicht mit Mythos.
:think Bezieht sich Mystik nicht auf die göttliche Erfahrung/ das Erleben des Göttlichen. Wir sprechen hier von Geschichten (niedergeschrieben oder oral tradiert)
 
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GAIA

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27. Dezember 2021
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Der Senegalese versteht sich mit dem Kongolianer usw. Wir Deutschen würden z. Bsp. in Amerika auch nicht "nur" sagen, dass wir aus Europa kommen und würden uns auch nicht mit den Engländern, oder Finnen gemein machen.
Diesbezüglich kann ich mir vorstellen, dass hier der Unterschied in der Nationenbildung liegt. Die Finnen und die Deutschen haben sich über Jahrhunderte zu ihren Nationen herausentwickelt und somit ist das Nationalitätsverständnis eventuell auch defferenzierter. Da in Afrika die Grenzen von Extern beliebig gezogen wurden, und zusätzlich die aufgrund ihrer Hautfarbe in Europa als eine Gruppe angesehenen Afrikaner finden sich dann leichter zusammen in einem europäischen Land und definieren sich lieber als afrikanische Autor:innen, statt auf die nationale Identität zu pochen.
Genauso könnte ich es mir bei südamerikanischen Autor:innen vorstellen, die wenn sie entweder spanisch oder portigisisch sprachig sind, in Europa als eine lateinamerikanische Gruppe sehen.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Das geht mir ebenso. Ich musste den ersten Abschnitt gleich noch einmal lesen, beim ersten Mal bin ich sehr schlecht hineingekommen. Eines steht fest: Das wird noch mal eine anstrengende Lektüre zum Jahresende.
Ganz deiner Meinung. Bei mir hat es sich auch noch nicht verfangen. Ich kann nicht anders - ich muss immer an die Klarheit von Abdulrazak Gurnah denken und dann ist es mir hier einfach zu selbstverliebt. Ich habe es einfach nicht so gern, wenn Autoren meinen, ihren Intellekt demonstrieren zu müssen - leider ist das hier für mich im Augenblick zumindest noch der Fall.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich kann eigentlich noch gar nicht viel sagen, mein Eindruck ist ja noch recht begrenzt. Begeistert und beeindruckt bin ich bisher nicht. Ich finde den Roman eher anstrengend, stilistisch schon recht verschwurbelt und auch etwas ermüdend (ich möchte aber Abbitte leisten, ich bin nach Corona immer noch nicht wieder so aufnahmebereit und an einigen Sätzen in diesem Abschnitt schlicht verzweifelt - einen habe ich bestimmt zwanzig Mal gelesen und dann einfach aufgegeben, weil mein Gehirn das Denken dann eingestellt hat :sad). Gleichzeitig werte ich es aber auch als Zeichen, dass hier sehr viel extra kompliziert und verklausuliert dargeboten wird - man kann ja auch in kurzen Sätzen zum Punkt kommen...Ich hoffe sehr, dass der Erzählstil und ich besser zueinanderfinden. Wenn der Drang des Erzählers, sein Wissen in den Vordergrund zu stellen, sich abschwächt, kann das funktionieren;)

Handlungstechnisch finde ich diesen ersten Teil insgesamt recht interessant. Es ist eine gute Idee, die Lesererwartungen in Bezug auf die Spinnenfrau zu unterwandern, obwohl ich insgesamt kein Fan der Szene bin.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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:think Bezieht sich Mystik nicht auf die göttliche Erfahrung/ das Erleben des Göttlichen. Wir sprechen hier von Geschichten (niedergeschrieben oder oral tradiert)
Vielleicht sollten wir bei religiösen Texten/Erzählungen, ungeachtet der Religion, überhaupt das Wort "Mythos" meiden. Das gilt dann, meiner Meinung nach, auch für Erzählungen aus vorchristlicher Zeit, in denen es um Schöpfung und göttliche Welten geht.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Vielleicht sollten wir bei religiösen Texten/Erzählungen, ungeachtet der Religion, überhaupt das Wort "Mythos" meiden. Das gilt dann, meiner Meinung nach, auch für Erzählungen aus vorchristlicher Zeit, in denen es um Schöpfung und göttliche Welten geht.
@Irisblatt: So, liebe Iris, nun bin ich munterer.
Mir gehts hauptsächlich um den Begriff "Fantasy". Fantasy und Religion sind verschiedene Dinge.
Fantasy hat einen Autor, der gar nicht unbekannt sein möchte.
Religion hat immer (mindestens) einen historischen Kern (Jesus, Mohammed, Buddha, etc), eine Botschaft, allgemeine und persönliche Antworten auf die Fragen der Menschheit (wo komme ich her, wozu bin ich da, wo gehe ich hin), gibt es ein Jenseits; Transzendenz und Mystik sind Bestandteile ; sie ist spirituell; sucht nach einem Weg (wie immer geartet), gibt Antworten auf das Miteinander, das soziale Gefüge. Stellt Mittel zur Verfügung, um eine Verbindung zum Jenseits zu schaffen (Meditation, Gebet und dgl.) Dann wäre da noch der Moralkodex.
Fantasy hat keine Botschaft. Keinen Bezug zum Jenseits. Und keine Antworten. Sie will nicht und kann nicht verhehlen /verbergen, dass sie ausgedacht ist. Sie hat all das Vorgenannte nicht. Schon gar nicht Anweisungen für das Leben. Sie hat auch keinen Moralkodex. Sie befriedigt aber den Wunsch des Menschen zu schaffen. Neue Welten anzulegen. Sie ist ein Spiel.
Beim Mythos ist es komplizierter. Gerade bei den Schöpfungsberichten bin ich da eher bei dir, Gründungsmythen. Da sind wir dann auch beim Buch.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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@Irisblatt: So, liebe Iris, nun bin ich munterer.
Mir gehts hauptsächlich um den Begriff "Fantasy". Fantasy und Religion sind verschiedene Dinge.
Fantasy hat einen Autor, der gar nicht unbekannt sein möchte.
Religion hat immer (mindestens) einen historischen Kern (Jesus, Mohammed, Buddha, etc), eine Botschaft, allgemeine und persönliche Antworten auf die Fragen der Menschheit (wo komme ich her, wozu bin ich da, wo gehe ich hin), gibt es ein Jenseits; Transzendenz und Mystik sind Bestandteile ; sie ist spirituell; sucht nach einem Weg (wie immer geartet), gibt Antworten auf das Miteinander, das soziale Gefüge. Stellt Mittel zur Verfügung, um eine Verbindung zum Jenseits zu schaffen (Meditation, Gebet und dgl.) Dann wäre da noch der Moralkodex.
Fantasy hat keine Botschaft. Keinen Bezug zum Jenseits. Und keine Antworten. Sie will nicht und kann nicht verhehlen /verbergen, dass sie ausgedacht ist. Sie hat all das Vorgenannte nicht. Schon gar nicht Anweisungen für das Leben. Sie hat auch keinen Moralkodex. Sie befriedigt aber den Wunsch des Menschen zu schaffen. Neue Welten anzulegen. Sie ist ein Spiel.
Beim Mythos ist es komplizierter. Gerade bei den Schöpfungsberichten bin ich da eher bei dir, Gründungsmythen. Da sind wir dann auch beim Buch.
Damit bin ich 100% einverstanden. Ich habe bei meinen Ausführungen ja auch ziemlich schnell ergänzt, dass der Begriff Fantasy unpassend ist, eben weil die von Dir genannten Inhalte fehlen, die Intention eine andere ist.
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Der erste Abschnitt macht es mir schwer, in das Buch hineinzukommen. Da ist mir die Sprache meist einfach zu abstrakt und abgehoben. Mal ein Beispiel, an dem ihr vielleicht auch nur einfach so vorbeilesen konntet, ohne in den Kern vordringen zu können:
... Schwerkraft eines konzentrierten Gedankens, dem man einen Sinn, vielleicht eine Wahrheit entnehmen will) begriff ich, dass ich einem Schauspiel beiwohnte, dessen Bühne für mich bis dahin immer nur eine innere, tief im Bewusstsein verborgene gewesen zu sein schien, die einer mystischen Erfahrung vorbehalten war, ...
So baut sich für mich noch keine Geschichte auf und ich überfliege die Seiten, um irgendwo etwas Konkretes zu fassen zu bekommen.
 

luisa_loves-literature

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Der erste Abschnitt macht es mir schwer, in das Buch hineinzukommen. Da ist mir die Sprache meist einfach zu abstrakt und abgehoben. Mal ein Beispiel, an dem ihr vielleicht auch nur einfach so vorbeilesen konntet, ohne in den Kern vordringen zu können:
Der von dir zitierte Satz ist der, den ich zwanzig Mal gelesen habe, um dann entnervt aufzugeben! Ich habe es wirklich versucht, aber für mich ist ein Satz wie dieser "intellektueller Füllstoff" und ich hoffe sehr, dass man auch gut ohne ihn auskommt :rofl Es hat für mich etwas von einer Machtdemonstration des Geistes gegenüber dem Leser und es macht mir den Erzähler nicht sonderlich sympathisch.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich fühle mich ein bisschen an den Roman "Der Schatten des Windes" erinnert. Wird nicht auch darin nach dem Buch eines verschollenen Autors gesucht? Einem Buch, dessen Auflagen willentlich vernichtet wurden?

"Der Schatten des Windes" kam mir auch in den Sinn, allerdings las sich das doch wesentlich leichter und dazu noch mystischer.

Ahhhh. Danke! Ich habe die ganze Zeit gegrübelt, an welches Buch es mich erinnert. Jetzt weiß ich es wieder.

Ich finde den Roman eher anstrengend, stilistisch schon recht verschwurbelt und auch etwas ermüdend (ich möchte aber Abbitte leisten, ich bin nach Corona immer noch nicht wieder so aufnahmebereit und an einigen Sätzen in diesem Abschnitt schlicht verzweifelt - einen habe ich bestimmt zwanzig Mal gelesen und dann einfach aufgegeben, weil mein Gehirn das Denken dann eingestellt hat :sad).

Gleichzeitig werte ich es aber auch als Zeichen, dass hier sehr viel extra kompliziert und verklausuliert dargeboten wird - man kann ja auch in kurzen Sätzen zum Punkt kommen...Ich hoffe sehr, dass der Erzählstil und ich besser zueinanderfinden. Wenn der Drang des Erzählers, sein Wissen in den Vordergrund zu stellen, sich abschwächt, kann das funktionieren;)

Ich finde den Schreibstil und die Ausdrucksweise auch irgendwie antiquiert. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das mag oder auf Dauer nervig finde.