1972, Black River Falls, Wisconsin: Alicia Western, zwanzig Jahre alt, lässt sich mit vierzigtausend Dollar in einer Plastiktüte und einem manifesten Todeswunsch in die Psychiatrie einweisen. Die Diagnose der genialen jungen Mathematikerin und virtuosen Violinistin: paranoide Schizophrenie. Über ihren Bruder Bobby spricht sie nicht. Stattdessen denkt sie über Wahnsinn nach, über das menschliche Beharren auf einer gemeinsamen Welterfahrung, über ihre Kindheit, in der ihre Großmutter um sie fürchtete – oder sie fürchtete? Alicias Denken kreist um die Schnittstellen zwischen Physik, Philosophie, Kunst, um das Wesen der Sprache. Und sie ringt mit ihren selbstgerufenen Geistern, grotesken Chimären, die nur sie sehen und hören kann. Die Protokolle der Gespräche mit ihrem Psychiater zeigen ein Genie, das an der Unüberwindbarkeit der Erkenntnisgrenzen wahnsinnig wird, weder im Reich des Spirituellen noch in einer unmöglichen Liebe Erlösung findet und unsere Vorstellungen von Gott, Wahrheit und Existenz radikal infrage stellt.Kaufen
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Eine junge Frau, Alicia, 20 Jahre alt, weist sich zu Beginn der 1970er Jahre wiederholt selbst ein. Diesmal erneut in die Psychiatrie "Stella Maris" in Wisconsin, wo sie einige Patient/innen wiedersehen möchte. Aufgrund von anhaltenden Halluzinationen und insbesondere, weil eine Selbstmordgefährdung diagnostiziert wird, bekommt sie psychotherapeutische Gespräche. Diese Sitzungen mit Dr. Cohen werden aufgezeichnet. Wir als Leser/innen sitzen quasi nun vor dem Aufnahmegerät und hören uns die Sitzungen an - so macht es jedenfalls den Eindruck, denn der gesamte Roman ist als ein einziger Dialog aufgebaut, in sieben Sitzungen mit Alicia und dem Arzt.
In diesen großartig aufgebauten Gesprächen kommen wir der Patientin näher. Die hochbegabte Mathematikerin berichtet über die Erscheinungen, sie erzählt von ihrer -aufgrund ihrer Hochbegabung- schwierigen Kindheit, von den Eltern, der Großmutter und dem Bruder. Ganz besonders oft verfällt sie aber auch in ausschweifende Monologe über ihr liebstes Thema: die Mathematik. Aber auch über physikalische und philosophische Themen gibt es seitenlange Diskurse, über Wahrnehmung und Realität beispielsweise. Und da gerate ich mit meinem Verständnis an meine geistigen Grenzen. Leider sind diese Themen so hochkomplex, dass ich -ebenso wie der Arzt im übrigen- überfordert bin. Das (Weiter-)Lesen ist mir streckenweise sehr schwer gefallen.
Bei alledem wird aber eines mehr als deutlich: es lebt sich nicht unbedingt gut mit einem nimmermüden, hochintelligenten Kopf. Als Frau unter fast ausschließlich Männern zur damaligen Zeit. Es ist schwer sich im "normalen" Leben zu arrangieren und Gleichgesinnte zu finden. Alicia verzweifelt an so vielem und ist am Ende lebensmüde. Tragisch.
Die letzten Sätze erst haben mich im Nachhinein den Sinn/ das Ziel des Romanes erkennen lassen. Ich bin durchaus beeindruckt. Ein absolut toll konstruiertes, sprachlich besonderes Werk. Aufgrund der genannten komplexen Monologe über hochwissenschaftliche Themen, die kaum jemand verstehen wird und die m.M.n. sicherlich etwas kürzer hätten ausfallen können, muss ich aber Punkte abziehen. Es hat meinen Lesegenuss sehr geschmälert.
Dennoch: nicht übel, was McCarthy im so hohen Alter hier geschaffen hat! Hut ab!
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