Aber dass das nicht so einfach ist und dass die Grenzen der Schuld und der Sühne sehr viel komplexer und komplizierter verlaufen, das führt uns Chalandon mit der Aufarbeitung und Spurensuche zur Geschichte des Vaters des Erzählers vor Augen. Auch wenn wir, wie er, (noch?) nicht ganz begreifen, wie die Schuld oder Unschuld des Vaters wirklich aussieht.Als sich unsere Gruppe aufgelöst hatte, bevor sie in Gewalt versank, rechtfertigten die Genossen unsere Abdankung mit der ständig wiederholten Behauptung, dass wir im Gegensatz zu unseren deutschen, italienischen oder japanischen Genossen nichts wiedergutzumachen hätten. ... Die Resistance hätte unsere Vergangenheit gesühnt....
Das habe ich auch so empfunden. Das Erstaunliche ist, dass Sorj für seine Reportage über den Barbie-Prozess sogar einen Preis erhalten hat. Dabei ist er die ganze Zeit in dieser emotionalen Extremsituation und durchaus abgelenkt.Vordergründig wird die Handlung durch das Fortschreiten der Verhandlung um Barbie bestimmt, aber eigentlich geht es um die Geschichte des Vaters und die Auseinandersetzung des Sohnes mit den Lügen seines Vaters.
Ich vermute, dass das für ihn persönlich sehr wichtig ist. Für seine Selbstfindung und Rolle als Sohn.Statt den Kontakt zum Vater abzubrechen oder zumindest zu reduzieren, will er von ihm die Wahrheit erfahren.
Genau, es sind eigentlich zwei ineinander geschachtelte Prozesse, die sich durch die Verbindung von Jean zu den Nazis untrennbar für Sorj verbinden. Vielleicht ein innerer und ein äußerer Prozess.Während im historisch belegten Gerichtsverfahren gegen Klaus Barbie die Faktenermittlung stattfindet, findet parallel im Leben und in der Gedankenwelt des Erzählers das Gleiche zum Leben des eigenen Vaters statt.
Es gibt ein Glossar??! Mal wieder hab ich das nicht bemerkt... so viel zum Thema „Begriffe im Text kenntlich machen, die im Glossar erklärt werden“. Oder hab ich es einfach nicht gesehen, dass sie kursiv gestellt sind? Erst bei meiner vorherigen LektüreDas Glossar ist diesbezüglich eine sehr gute Unterstützung.
Nee, sind sie nicht. Ich hatte in der Vorstellungsrunde diskret auf das Glossar hingewiesen. Allerdings auch erst heute.Oder hab ich es einfach nicht gesehen, dass sie kursiv gestellt sind?
Ja, das war dann zu spät für mich...Nee, sind sie nicht. Ich hatte in der Vorstellungsrunde diskret auf das Glossar hingewiesen. Allerdings auch erst heute.
Ganz gdnau so sehe ich das auch. Finde ich eine tolle und bislang sehr gelungene Konstruktion.Ich finde den Aufbau des Romans wirklich sehr gelungen. Vordergründig wird die Handlung durch das Fortschreiten der Verhandlung um Barbie bestimmt, aber eigentlich geht es um die Geschichte des Vaters und die Auseinandersetzung des Sohnes mit den Lügen seines Vaters. Das ist schon toll gemacht
Genau. Hier ist das interessante, dass nicht nur die Kinder von Opfern leiden und in ihrer Identität irritiert sind, sondern ebenso Kinder von Tätern.Ich vermute, dass das für ihn persönlich sehr wichtig ist. Für seine Selbstfindung und Rolle als Sohn
Dazu S. 28 „ Dass er sie auch misshandelte, erfuhr ich erst lange nach seinem Tod.“. Das passt zum Bild, das wir bisher von ihm haben.Wie die Mutter all die Jahre mit diesem Menschen ausgekommen ist, ist ja fast eine Meisterleistung
Vielleicht machte ihn das sensibler für Zwischentöne.Dabei ist er die ganze Zeit in dieser emotionalen Extremsituation
Achso, ich dachte, da geht es um den Großvater. Habe gerade nicht das Buch zur Hand, um noch einmal nachzuschlagen. Aber, dass der Vater auch die Mutter misshandelte, kann ich mir ebenso gut vorstellen!Dazu S. 28 „ Dass er sie auch misshandelte, erfuhr ich erst lange nach seinem Tod.“. Das passt zum Bild, das wir bisher von ihm haben.
Da musste ich an Anders Breivik und dessen Prozess denken. Hierzu will ich unbedingt nochdie Masse interessiert sich für den Täter, erliegt dem Faszinosum des Bösen. Die Opfer sind zweitrangig in der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Es ist etwas missverständlich ausgedrückt, aber ich würde auch sagen, dass der Großvater gemeint ist. Habe es gerade noch einmal nachgelesen.Achso, ich dachte, da geht es um den Großvater. Habe gerade nicht das Buch zur Hand, um noch einmal nachzuschlagen.
Ja, Du hast recht. Vielleicht sollte ich erst wieder mitdiskutieren, wenn ich einen klaren Kopf habe.Achso, ich dachte, da geht es um den Großvater. Habe gerade nicht das Buch zur Hand, um noch einmal nachzuschlagen. Aber, dass der Vater auch die Mutter misshandelte, kann ich mir ebenso gut vorstellen!
Ach, so lange wir mit gemeinsamen Kräften durchblicken, ist das doch nicht schlimm.Ja, Du hast recht. Vielleicht sollte ich erst wieder mitdiskutieren, wenn ich einen klaren Kopf habe.
Der Vater hat im Laufe seines Lebens so viele Lügengeschichten erzählt, wer weiß, ob er selbst noch durchblickt. Außerdem scheint er sich in Büchern über Abläufe informiert zu haben, was sicher dazu führt, dass er Gelesenes und Erlebtes allmählich vermischt. Dazu ist er ein notorischer Hochstapler und Lügner. Ich glaube deshalb nicht, dass sich sein Leben lückenlos rekonstruieren lässt.Ich bin gespannt, ob es überhaupt „die eine Wahrheit“ um den Vater gibt, die wir erfahren werden. Vielleicht bleibt such vieles im Dunkeln, sofern sich der Vater einer ehrlichen Öffnung verweigert.
Danke für den Hinweis, das hatte ich noch gar nicht entdeckt.Das Glossar ist diesbezüglich eine sehr gute Unterstützung.
Unbedingt lesen! Es ist großartig, aber kaum auszuhalten, vor allem am Beginn.Da musste ich an Anders Breivik und dessen Prozess denken. Hierzu will ich unbedingt noch
lesen. Das Buch soll ja gerade besonderes Augenmerk auf die Opfer lenken.
Da der Großvater im Großen und Ganzen eher sympathisch geschildert wird, hat mich das überrascht. Andererseits heißt es ja, dass der Vater aus einer Familie von Säufern stammt. Vor allem scheint die früh verstorbene Großmutter getrunken zu haben, aber der Großvater vielleicht auch? Vielleicht hat er auch seine erste Frau schon misshandelt und sie hat deshalb getrunken? Keine geborgene Kindheit des Vaters auf jeden Fall.Es ist etwas missverständlich ausgedrückt, aber ich würde auch sagen, dass der Großvater gemeint ist. Habe es gerade noch einmal nachgelesen.
So geht es mir auch .Dass ich hier langsam lese, liegt ausnahmsweise weniger an der Zeitknappheit, die auch besteht, sondern hauptsächlich daran, dass ich die Lektüre nur häppchenweise ertrage. Der doppelte Prozess nimmt mich emotional sehr mit, vor allem wegen der direkten Betroffenheit des Autors. Ich bin sehr dicht dabei.