4. Leseabschnitt: Teil Vier 1986 (Seite 335 bis 441)

alasca

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13. Juni 2022
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Ha! Fibromyalgie. War klar. Und was die Ursachenzuschreibung der Mutter an den Vater angeht, hat sie 100prozentig recht. Weggedrückter Schmerz, der gefühlt werden will. Der Vater hat sich in ihre Zellen eingeschrieben, dauerhaft, und ist auch nach der Trennung in ihr präsent.

Der Magenbeutel. Absolut krank.

Die Aussperrung des Mannes - und er trickst sie aus. Clever ist er ja. Auch das ein Scheitern.

S. 421/422 Wer interviewt hier die Tochter? Die Mutter? Nicht ganz stimmig. Und es ist unklar, wer was sagt.

Das verschenkte Vermögen. Ein Betrag von 170 000 bleibt unbelegt. Heißt das, ihn gibt´s noch? Die Autorin hofft es: "Irgendwo auf einer Bank hat sie noch Geld."

Dann dieses bizarre Konstrukt des (Nicht-)Zusammenlebens, 15 Jahre lang.

Sie trennt sich erst, nachdem sie ihre Frauen- und Mutterpflicht getan hat.

Es scheint doch so zu sein, dass das Geschilderte autobiographisch ist. Finde ich nach wie vor schwer zu glauben. Und wenn doch? Man bedenke den Romantitel. Wer lügt hier? Klar, es sind alle bösen Tratschgeschichten gemeint, die über die Mutter in Umlauf sind. Aber das ist nicht alles.

Was sagt die Mutter? "So bleibt offen, wie es wirklich gewesen ist."

Was ist die Aussage dieses Romans? So, wie ich ihn verstehe, mag ich ihn kein bisschen.
 
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alasca

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13. Juni 2022
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Hab gerade den Bücherbrief von Perlentaucher bekommen: Bücher der Woche sind, unter anderem:

Hernan Diaz, Treue
Giulia Caminita, Das Wasser des Sees ist niemals süß
Daniela Dröscher, Lügen über meine Mutter

Das schreibt Perlentaucher:

Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter. Roman

Über die "Bedingtheit durch die soziale Herkunft" schreiben - das kann Daniela Dröscher, versichert Dlf-Kultur-Kritikerin Wiebke Porombka, die sich davon nicht erst seit Dröschers Memoir "Zeige deine Klasse" (Bestellen) überzeugen konnte. Nun folgt die Fiktionalisierung - und Porombka scheut den Vergleich mit Annie Ernaux nicht. Die Autorin erzählt uns hier erneut von ihrer Mutter, die in der rheinlandpfälzischen Provinz der Achtziger von ihrem Mann immer wieder wegen ihres Übergewichts drangsaliert wird: Samstags wird das Gewicht kontrolliert, zur Überwachung durch den Vater kommt bald auch dessen Vorwurf, ihr Gewicht verhindere seine Karriere. Für Porombka ist der Roman eine "unerhörte" Familientragödie und ein Stück wenig bekannte weibliche Sozialgeschichte zugleich, FAZ-Kritikerin Anna Flörchinger ist es eine Tortur, lesen zu müssen, wie Frauen noch vor 30 Jahren dem Patriarchat unterlagen. In der SZ bewundert Johanna Adorjan vor allem die Form des Romans: Die Entscheidung, das Geschehen aus der Perspektive der Sechsjährigen zu schildern und mit Reflexionen der erwachsenen Tochter zu durchbrechen, gibt dem Roman einen besonderen Rhythmus, meint sie. Im Interview mit der taz spricht Dröscher über Klasse, Patriarchat, Emanzipation und ihren Roman.
 

alasca

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Dass Porombka als Vergleich zu Dröscher Annie Ernaux bemüht, eine Ikone meines Bücherregals, finde ich geradezu lächerlich. Und ein Stück Klassenliteratur lese ich in dem Roman auch nicht.
 
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29. März 2022
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Dass Porombka als Vergleich zu Dröscher Annie Ernaux bemüht, eine Ikone meines Bücherregals, finde ich geradezu lächerlich. Und ein Stück Klassenliteratur lese ich in dem Roman auch nicht.
Ernaux kenne ich bisher nur aus Erzählungen von Anderen. Ich glaube, Dröscher hat vorher ein Buch über die Klassenthematik geschrieben.
 

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29. März 2022
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So- ich bin nun auch durch.
Manches wird im letzten Abschnitt klarer. So erfahren wir, was hinter dem Gewichtsproblem der Mutter steckt, nämlich eine Krankheit, die bis heute schwer in den Griff zu bekommen ist: Fibromyalgie. Stellenweise hat mich das Buch hier tatsächlich noch berühren können - beziehungsweise endlich berühren können.
Hätte die Autorin doch mehr auf diesen einen Aspekt des Dickseins fokussiert: den Umgang damit, die Reaktionen darauf, die Hintergründe. Das hätte ein sehr gutes Buch werden können.
So aber ist die Geschichte völlig überfrachtet und wird als Roman unglaubwürdig. Das ist der Unterschied zum realen leben: Hier gibt es tatsächlich schwere Schicksale, wo alles Denkbare an schlechten Erfahrungen zusammenkommt. Ich denke schon, der Roman beruht auf eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. Nun ist es aber ein Roman. Da reicht es nicht, alles runterzuschreiben, was man selbst erlebt hat und die Gefühle der Leserschaft zu manipulieren. Es braucht ein überzeugendes Erzählkonstrukt. Das fehlt hier.
Und so geht es weiter wie bisher, bis die Situation eskaliert. Jetzt springen tatsächlich die kids mit ein, übernehmen Erwachsenenaufgaben. Parentifizierung als Phänomen wird jetzt verständlich.
Der Familienkonflikt eskaliert, bis der Faden reißt. Am Ende sind Familie zerstört und das Vermögen ist weg: teils verbraucht, teils gespendet, teils verprasst.
Dieser Bezug am Ende zum Ritual bei einigen Indigenen Nordamerikas überzeugt mich nicht. Der Triumph des Geldes als eine Selbstbehauptungsstrategie? Mmmh, nö- das passt nicht.
Tja, am Ende wollte die Autorin zu viel. Die Geschichte hat so immer mehr verloren. Für mich kein würdiger Anwärter auf den deutschen Buchpreis...
 

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29. März 2022
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Das verschenkte Vermögen. Ein Betrag von 170 000 bleibt unbelegt. Heißt das, ihn gibt´s noch? Die Autorin hofft es: "Irgendwo auf einer Bank hat sie noch Geld."
Ich verstehe den Bezug auf das Ritual Indigener aus Nordamerika so, dass die Mutter frei darüber verfügt hat, es also jetzt weg ist, um auf diese Weise sich selbst zu behaupten. Für mich völliger Quatsch!
Es scheint doch so zu sein, dass das Geschilderte autobiographisch ist. Finde ich nach wie vor schwer zu glauben. Und wenn doch? Man bedenke den Romantitel. Wer lügt hier? Klar, es sind alle bösen Tratschgeschichten gemeint, die über die Mutter in Umlauf sind. Aber das ist nicht alles.
Ich habe dazu schon was geschrieben. Im Leben gibt es solche Anhäufungen von Demütigungen etc. In einem Roman ist aber die Erwartung, dass das Ganze in ein stimmiges Gesamtkonzept integriert wird. Das sehe ich hier nicht.
Was ist die Aussage dieses Romans?
Gute Frage! Gesellschaftskritik an einem bestimmten Familienbild und den korrespondierenden Rollenverteilungen? Es gibt immer einen Ausweg am Ende des Tunnels? Sei der Triumph noch so klein: Trennung nach vielen Jahren des Leidens, Verschleudern des Vermögens.
Ich stehe am Ende auch etwas ratlos da, was die Frage betrifft, was die Autroin uns sagen möchte.
Dann doch lieber ein Skandalroman an das Dicksein in allen Facetten vor dem Hintergrund existierender Schönheitsideale. Ich muss irgendwie immer an Westernhagens Lied über Dicke denken...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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So, auch ich bin durch und kann mich eurer Verwirrung oder Ratlosigkeit anschließen. Was ein Potential wurde hier verschleudert! Hat sich in diesem letzten Teil nicht das alte Muster ständig wiederholt? Der Vater macht, was er will. Die Mutter hat echte Nehmerqualitäten, duckt sich, schluckt, frisst (im wahrsten Sinne des Wortes) alles in sich hinein, wird krank davon. Sie rebelliert im Kämmerlein. Dort isst sie heimlich. Dort verpulvert sie den Teil ihres Vermögens, den der Mann mit seinen irrsinnigen Autokäufen (drei neue BMW/Mercedes sind ein Mordsbetrag)und anderen Extravaganzen übrig gelassen hat. Besprochen wird in diesem Haushalt nichts. Weder eine Scheunensanierung, ein Autokauf oder die Aufnahme eines Pflegekindes. Jeder macht sein Ding. Ganz übel!

Das Karussell drehte sich im Kreis: Vorwürfe, Gewichtszunahme, Diäten,... Es kommt wenig substantiell Neues hinzu. Das Ergometer ist neu, auf "mehr Bewegung" war er noch nicht verfallen. Außerdem drangsaliert er sie später mit mangelndem Verständnis für die Krankheit. Das muss wehtun! Seine Vorwürfe sind nach wie vor geballter Unsinn und selbst für die Leserin schwer zu ertragen.
Die Krankengeschichte mag als Aufarbeitung taugen, jeden Arzt und jede Untersuchung brauche ich dann aber doch nicht.

Das neue Haus macht nicht glücklich. Überraschung! Der Autounfall hat den Vater eine Zeitlang handzahm gemacht. Er kommt mir vor wie ein ruheloses Kind: Ständig hat er eine neue Idee. Er kann den Wohlstand nicht einfach genießen wie andere Leute. Er muss was machen, was drehen, was kaufen, was investieren. Meist geht es daneben. Die beiden Eheleute haben eine Geldverbrennungsmaschinerie in Gang gesetzt. Die Mutter verschenkt ihren Anteil. Ist das nicht selten bescheuert, wenn meine Ehe unglücklich ist, ich schwer krank bin, eine pflegebedürftige Mutter habe, Kinder in Ausbildung und so weiter? Spätestens an der Stelle hätte ich die Mutter wirklich zum Psychiater geschickt. Kann man so weltfremd sein? Der Vater leidet an Großmannssucht. Die Mutter an großem Herzen? Ist das besser im Hinblick auf die Familie?

Die Mutter ist definitiv keine glückliche Dicke. Ela hat sie selten so gelöst und glücklich gesehen wie beim Geburtstagsfest schlank mit dem Vater tanzend.

Die Anlehnungen an das Jahr 1986 wirken ziemlich gewollt auf mich. Teilweise spricht das für den biografischen Kontext, denn diese komische Aktivisten-Versammlung bei Tante Lu bringt die Handlung kein Stück weiter, sie spiegelt nur den Trend der Zeit. Ebenso wie Vaters Musikgeschmack, die Schuhe von Salamander oder Steffis Tennistriumph.

Jessy. Über die könnte man auch allerhand sagen. Ein Früchtchen irgendwie. Affig, dass sie immer "nichts mitbekommen soll". Hallo? Sie lebt mit im Haushalt, sie kann alles Mögliche hinaustragen. In dem Punkt empfand ich die Mutter übergriffig: man sollte kein Kind aufnehmen, ohne das mit Mann und Kindern zu besprechen. Nicht einmal Ela hat es gewusst! Das schafft kein Vertrauen.

Das Ende: Trennung nach 15 (!) weiteren Jahren. Das hätte sie schneller haben können, wenn sie ihr Erbe besser verwaltet hätte. Geld schafft Freiheit, ist so. Auch wenn man es nicht mag. Die Mutter hat sich in der Rolle der Leidenden (und in sich hinein Fressenden) gut gefallen. Unerträglich aus heutiger Sicht. Aber Menschen sind verschieden. Als heldenhaft würde ich dieses Verhalten allerdings nicht bezeichnen! Und Stolz ist nach der langen Leidensgeschichte auch das falsche Wort...
 

alasca

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13. Juni 2022
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Dieser Bezug am Ende zum Ritual bei einigen Indigenen Nordamerikas überzeugt mich nicht.
Ich hab das mal recherchiert. In den indigenen Kulturen wird sowas als eine Art Wettstreit zwischen zwei mächtigen Familien oder Einzelpersonen inszeniert: Wer mehr weggeben kann, hat Prestige gewonnen. Umverteilung in der Gemeinschaft. Nicht blöd. Täte unserer Gesellschaft auch gut, all diese Milliardäre ... würde für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen.

Dröscher hat das wohl nicht ganz verstanden - oder hat sie als die beiden wettstreitenden Parteien Vater und Mutter gesehen? So wird es im Roman jedenfalls nicht dargestellt, denn die Mutter tut es im Geheimen.

Nein - wie wohl einige der Erklärversuche nicht wirklich logisch oder stimmig.
 
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Leserose

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25. Juli 2022
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So aber ist die Geschichte völlig überfrachtet und wird als Roman unglaubwürdig.
Von der Thematik hätte es ein guter Roman werden können. Der völlig unsensible Vater, die Sprachlosigkeit in der Familie mit ihren bösen Folgen, die Mutter, die sich nicht wehrt, ihre eigenen Ziele aufgibt und alles in sich hineinfrisst. Warum hat hier nicht ein Lektor eingegriffen? Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte das Buch glaubhafter gemacht.

Die beiden Eheleute haben eine Geldverbrennungsmaschinerie in Gang gesetzt. Die Mutter verschenkt ihren Anteil. Ist das nicht selten bescheuert, wenn meine Ehe unglücklich ist, ich schwer krank bin, eine pflegebedürftige Mutter habe, Kinder in Ausbildung und so weiter?
Ich glaube schon, dass es so etwas wirklich gibt, Menschen, die auf einmal zu viel Geld kommen und überhaupt nicht damit umgehen können. Sie fühlen sich reich und es fehlt der Bezug zur Realität. Ich glaube nicht, dass die Mutter sich das Geld auf die Seite gebracht hat, so clever ist sie nicht.

Sehr genervt haben mich die Einschübe der Tochter. Im letzten Teil habe ich sie nur noch überflogen. Was soll das? Diese Informationen hätte man - wenn überhaupt - auch anders einbauen können.

Unglaubwürdig war auch, dass sie sich nun endlich entschlossen hatte, den Vater auszusperren, in gewisser Weise sich zu trennen und dann noch viele Jahre mit ihm zusammenlebt.
 

alasca

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13. Juni 2022
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So erfahren wir, was hinter dem Gewichtsproblem der Mutter steckt, nämlich eine Krankheit, die bis heute schwer in den Griff zu bekommen ist: Fibromyalgie.
Die Fibromyalgie hat mit ihrem Gewichtsproblem NICHTS zu tun. Sie tritt ja auch erst recht spät auf bei ihr. Bis heute gibt es in der Medizin mehrere Erklärungsmodelle für die Krankheit. Die Rheumatologen haben einen Ansatz, die Neurologen einen anderen, und die Psychosomatiker noch einen anderen, den ich persönlich noch für den plausibelsten halte, obwohl der auch ein paar Aspekte nicht abdeckt. Insgesamt alles nicht falsch, aber im Ergebnis heißt das: Man weiß eigentlich nichts.

Jede/r muss selbst sehen, wie sie damit zurecht kommt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Übrigens sind die Patientinnen in der Überzahl. Bei Männern ist die Fibromyalgie selten.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Sodele. Schlagt mich, aber der letzte Abschnitt hat meine Meinung noch einmal komplett gedreht. Es hat das Buch zwar nicht besser gemacht, aber langsam verstehe ich, warum es geschrieben werden musste. Ausgerechnet die "nervigen" Erklärabschnitte haben mir die Augen geöffnet.
Auf Seite 372 heißt es "Ich habe das Schreiben gewählt, weil es die bestmögliche Form ist, das menschliche Herz zu erkunden... mit großen Kinderaugen verfolge ich das Geschehen."
Es ist also eine Aufarbeitung, ein Selbstfindungsprozess für Dröschers Leben. Sie sagt selbst (an verschiedenen Stellen), dass nicht alles der Wahrheit entspricht. Das Buch selbst ist betitelt mit "Lügen über meine Mutter", der Leser wurde also vorgewarnt.

Die fehlende Glaubwürdigkeit, die Unstimmigkeiten bei den Sympathiebekundungen zu Vater, Mutter, Jessi etc. mag alles dem Rückblick in die Vergangenheit geschuldet sein, oder aber einfach dem Prozess des Schreibens selbst, bei dem sie sich hinterfragen und gleichzeitig ihre Mutter schützen muss.

Es ist eine Geisteraustreibung, wie Dröscher auf Seite 421 selbst sagt. Ich weiß nicht wie weit ein Lektorat da eingreifen kann, oder ob es sogar so gewollt ist. Schließlich rüttelt es den Leser wach, lässt ihn sich spiegeln, oder sogar heftig widersprechen.

Ich denke, der Unterhaltungswert ist groß, das Übergewicht der Mutter ein "Appetithappen", der auch in mir schließlich das Interesse an dieser Geschcihte weckte.

Also "fast alles" richtig gemacht? Ring frei!
 

alasca

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13. Juni 2022
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Es hat das Buch zwar nicht besser gemacht, aber langsam verstehe ich, warum es geschrieben werden musste.
Wenn ich bei irgendwas echt Hörner kriege, ist es bei diesen Ich-kippe-dir-meinen-ungeformten-Müll-über-den-Kopf-Büchern!!! :smilehorn Mag ja sein, dass sie es schreiben musste, aber warum es auch noch veröffentlichen?! :p
Ich weiß nicht wie weit ein Lektorat da eingreifen kann, oder ob es sogar so gewollt ist.
Das Lektorat kann IMMER eingreifen. Das ist sein Job.
Schließlich rüttelt es den Leser wach,
Ich war schon wach, danke.
Also "fast alles" richtig gemacht? Ring frei!
Fast nichts trifft es eher :cool:
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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@alasca Genauso habe ich mir das mit dem "Ring frei" vorgstellt!

Dieser unlektorierte Müll wurde mir nicht über den Kopf gehauen, sondern ich habe mich ernsthaft dafür interessiert. Unter falschen Voraussetzungen, zugegeben, aber letztendlich war ich über die ganze Zeit neugierig, wann und wie es nun zur Trennung kommt, welchen Unsinn sie noch mit dem Geld anstellen, usw.
Die Erkenntniss zum Schluss, dass es weniger um das Übergewicht der Mutter geht, sondern um die erlebte Kindheit in einer dysfunktionlaen Familie, hat mich dann noch einmal sehr nachdenklich werden lassen, über die anerzogene Demut und Unterordnung von Frauen im Allgemeinen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Dröschers Geschichte so manch andere Frau in unserem Alter interessiert, empört und nachdenklich werden lässt. Es muss nicht immer die "kulturfremde" Schleierträgerin, oder die andersfarbige Prekärbeschäftigte sein, die unseren Kampfgeist befördert.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Es ist also eine Aufarbeitung, ein Selbstfindungsprozess für Dröschers Leben.
Das war mir reichlich klar. Aber warum behelligt sie die Leser damit und - noch fragwürdiger: warum bekommt sie einen Platz auf der Longlist? Wo ist die Allgemeingültigkeit? Was kann ich daraus lernen, außer dass es im Hunsrück eine kleine Insel der Unglücksseligen gab, auf der das Patriarchat auch Mitte der 80er noch gefeiert wurde?!

Schließlich rüttelt es den Leser wach, lässt ihn sich spiegeln, oder sogar heftig widersprechen.
Ja. Die Hälfte lang, aber dann wurde es auch mir zuviel.
Mag ja sein, dass sie es schreiben musste, aber warum es auch noch veröffentlichen?! :p
Weil man damit einen Longlist-Platz bekommt :thumbsup
Wäre das nicht ein würdiger Anwärter für das "geknickte Eselsohr"?
Ich bin nicht Wanda. Aber Schlechteres habe in diesem Jahr auch schon gelesen und zäh/quälend war es nicht.
Es muss nicht immer die "kulturfremde" Schleierträgerin, oder die andersfarbige Prekärbeschäftigte sein, die unseren Kampfgeist befördert.
Da bin ich bei dir. Wir können auch mal nationale Nabelschau betreiben und dabei ins Maßlose gehen. Das nennt man dann Gleichberechtigung:grinning.
 

alasca

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13. Juni 2022
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Weil man damit einen Longlist-Platz bekommt
Ja - der Schrecken nimmt kein Ende. o_O
Aber Schlechteres habe in diesem Jahr auch schon gelesen
Jaaa...
und zäh/quälend war es nicht.
Zäh nicht, quälend sehr wohl!
Wir können auch mal nationale Nabelschau betreiben und dabei ins Maßlose gehen.
Da ist was dran. Die deutschen Machos sind die schlimmsten in ganz Mittel- und Nordeuropa. Meinen nehme ich da nicht aus! :p Manchmal drohe ich ihm damit ein Buch über uns zu schreiben. :cool:
Das nennt man dann Gleichberechtigung:grinning.
Ja eben nicht!!!