Aber er hat Glück. Er trifft auf gute Leute, Leute die ihm Gutes wollen. Die Frauen. Aber er hat auch Pech. Er trifft auf Leute, die Revolutionäre sind und Aufwiegler.
Der Autor hat das super hingekriegt. Wie er Willems bewegtes Leben in unter 100 Seiten darstellt, ist großartig. Trauer. Männliches Leben. Auflehnung. Trotz. Arbeit. Geltungsdrang. Politik. In Belgien ist man von dem Spannungsfeld zwischen Flamen und Franzosen nie unbetroffen. Diese Politik bestimmt das Leben der Einzelnen. Der einen mehr, der anderen weniger
Das hat der Autor sehr gut dargestellt. Die Figur des Willem wird sehr differenziert dargestellt. Mit dem Kind hat man Mitleid, der Erwachsene Mann gibt Rätsel auf. Nicht nur mir, auch seiner Frau damals. Das politische Gemengelage finde ich auch sehr interessant, über Flandern weiß ich kaum was.
Mich erinnert der Erzählstil an das andere Buch von Hertmans. Dort begibt er sich auf die Spurensuche nach seinem Großvater und erzählt von dessen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg. Auch dort sind immer wieder Photos in den Text gestreut. Das gibt dem Ganzen eine stärkere Authentizität und Chat eindeutig klar, dass es sich nicht um Fiktion handelt.
Das macht dieses Buch nicht weniger interessant, es ist aber nicht-fiktiv und sollte als solches auch verkauft werden.
Heute wird das meiste als Roman verkauft, weil es das ist, was die Leute kaufen. Erzählbände z.B. liegen wie Blei in den Buchhandlungen.
Mich stört das nicht. Der Autor nähert sich seinem Thema als literarischer Schriftsteller und nicht als reiner Biograph.
Hätte ich mich für dieses Buch interessiert und angemeldet, wenn ich gewusst hätte, dass es kein Roman ist? Ehrlich gesagt vermutlich nicht. Habe ich es bereut? Nee, auch nicht, dafür liest es sich zu gut und flüssig. Ein bisschen sauer bin ich trotzdem.
Dann ging die Rechnung doch auf. So greifen viel mehr Menschen zu dem Buch und das ist gut so.
Die Definition, was einen Roman ausmacht, ist weit gefasst.
literarische Gattung erzählender Prosa, in der [in weit ausgesponnenen Zusammenhängen] das Schicksal eines Einzelnen oder einer Gruppe von Menschen (in der Auseinandersetzung mit der Umwelt) geschildert wird
passt doch!
So nüchtern und sachlich finde ich den Stil gar nicht, das Persönliche steckt ja in den Anekdoten und Fotos. Und auch in den Situationen, in denen er sich auf die alten Wege begibt, die alten Orte besucht.
Ja genau. Der Autor berichtet keineswegs nur die Fakten. Erstens ist interessant, was er auswählt und dann, wie er es schildert.
Ich lese keine Biografien,
Schade! Warum nicht? Da gibt es sehr gut lesbare.
Nochmal zum Thema Roman oder Biografie. Colm Tóibín hielt sich in seinem Roman „ Der Zauberer“ auch genau an die Fakten. Trotzdem war es ein Roman über Thomas Mann.
kam es fast so vor, als ob der irreparable Schaden erst dadurch entstanden ist. Welch ein Glück, dass seine Mutter ein Einsehen hatte und die zweite Prozedur unterbunden hat.
Eine gruselige Szene!