1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 97 (Teil I.)

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Das verstehe ich wiederum nicht. Ich finde das Buch nicht schlecht, aber wieso sollte es besser sein, wenn fälschlicherweise "Roman" draufsteht?
Schon in der Originalausgabe steht auf dem Cover relativ groß "Roman", ich denke, das musste Diogenes übernehmen, auch, wäre man dort anderer Meinung gewesen. Natürlich geht es um Fakten, Aufzeichnungen, auch Erinnerungen, aber es geht ja auch um dieses inszwischen ziemlich renovierungsbedürftige Haus selbst, das den Autor schon beim ersten Blick so beeindruckt hat.
 

Sassenach123

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So….Ich hatte einen etwas holperigen Einstieg. Es lag aber nicht unbedingt am Autor, sondern eher daran, dass ich früher in Geschichte nicht aufgepasst habe. Daher musste ich mich in die historischen Fakten erstmal einfinden.

Willems Leben ist recht außergewöhnlich. Angefangen mit der Blindheit, dessen Ursache keiner kennt, über den Tod der Mutter und sein weiteres exzentrisches Leben. Es erscheint mir manchmal fast unglaubwürdig wie sich alles abgespielt hat, aber die Fakten beweisen es.
Harmina tut mir leid, sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass ihr Mann mal so ein Geheimniskrämer wird. Ich bin gespannt wie sie dazustehen wird, wenn ihr klar wird, was das Ganze zu bedeuten hat.

Die Idee, über das Haus und den neuen Bewohner eine Recherche über die Person Willem Verhulst zu verfassen, gefällt mir sehr gut. Trotz der vielen Fakten fühlt es sich nicht nach trockener Lektüre an, ich hoffe dieser Eindruck hält an
 
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Sassenach123

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Wir erleben die Kinheit von Willem Verhulst. Das ist wirklich bewegend gewesen. Die Augenheilkunde zu dieser Zeit war noch barbarisch!
Frage mich die ganze Zeit womit ihm das Auge gespült wurde. Mir kam es fast so vor, als ob der irreparable Schaden erst dadurch entstanden ist. Welch ein Glück, dass seine Mutter ein Einsehen hatte und die zweite Prozedur unterbunden hat.
 

Sassenach123

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Ich will nicht vorgreifen, aber im LA 2 erläutert der Autor seine Quellen, von daher glaube ich nicht, dass er Wesentliches erfunden hat. An Stellen, an denen er nicht sicher ist, was passiert sein könnte, bringt er dies ausdrücklich zur Sprache und erfindet kaum etwas dazu.
„Wie und warum ist nicht klar, doch am Ende landen sie in Den Haag.“ (41)
„Warum Willem sich dabei fast hundertzwanzig Kilometer von Den Haag entfernte, wissen wir nicht“ (46)
Natürlich wird er den ein oder anderen Dialog erfunden haben, aber im Großen und Ganzen stützt er sich auf die Fakten, was ich gut finde.
Das ist mir an einigen Stellen auch aufgefallen. Eine elegante Lösung wie ich finde.
 

Sassenach123

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Mir fehlte doch ein gewisses Vorwissen über die Geschichte Belgiens, um den ganzen politischen Strömungen und deren Vertretern folgen zu können. Dennoch erzählt Stefan Hertmans plastisch und unterhaltsam, so dass ich ihm gern gefolgt bin.
Da bin ich ganz bei dir. Das hat das Lesen erst ein wenig schwierig gemacht. Die Elemente die sich dann um Willems Kindheit und seine ersten Jahre als Erwachsener drehten, ließen sich dann schon flüssiger lesen. Ich denke aber, dass im weiteren Verlauf wohl noch Fakten auftauchen die ich Googeln muss. Aber was soll’s…..
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich hab nichts erwartet und bin aufs Angenehmste überrascht.
Da bin ich ja froh, dass man dich auch angenehm überraschen kann. Meist bist du für die kritischen Töne zuständig :p

Ich habe den LA nun auch abgeschlossen und meine anfängliche Skepsis hat sich zurückgezogen, je mehr ich in die Biografie Willems vorgestoßen bin. Er ist ein Charakter mit Licht und Schatten. Einerseits hilft er dem jüdischen Paar, andererseits verrät er seinen Elektriker. Er begleitet seine erste Frau am Totenbett, auch als es unappetitlich wird (klingt für damalige Männer fortschrittlich), trägt ihren Ring bis zum Lebensende; jedoch scheint er seiner zweiten Frau gegenüber große Geheimnisse zu haben und evtl. auch untreu zu sein. Er schreibt seiner Tochter einen sehr emotionalen Brief zum 5. (!) Geburtstag, dem man entnehmen kann, dass er sich zu einem Leser entwickelt hat.

Er kollaboriert mit den verhassten Deutschen, was im Moment für die eigene Familie aber auch Sicherheit bedeutet. Harmina ist unglücklich, fühlt sich als Niederländerin fremd und ungeliebt.

Mich erinnert das Buch vom Schreibstil her an "Der Mann im Roten Rock ". Dort hat sich Barnes über eine ganze Epoche und ihre bedeutenden Köpfe ausgelassen. Auch darin gab es zahlreiche Bilder, Anekdoten, biografische Daten. Vermarktet wurde es als erzählendes Sachbuch. Das geht hier nicht. "Roman" mag stilistisch zutreffen - so richtig zufrieden bin ich mit der Bezeichnung nicht. Schwamm drüber;)
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ihr immer mit euren Übersetzungen...
Eigentlich erwähne ich eine Übersetzung zum allerersten Mal überhaupt in diesem Kontext. Aber da ja ansonsten es offenbar niemand so verstanden hat, lag es wohl an mir.
Warte doch mal ab. Wir haben erst ein Viertel gelesen und hat Willem nicht viele Jahre (40?) in diesem Haus verbracht? Da darf man dann schon mal ein bisschen ausholen.
20 Jahre. Und natürlich warte ich ab. Aber dafür sind ja Leseabschnitte da, dass man eben das beurteilt, was man bisher gelesen hat. Sonst könnte man alles ins Fazit hauen.
 

Literaturhexle

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Eigentlich erwähne ich eine Übersetzung zum allerersten Mal überhaupt in diesem Kontext. Aber da ja ansonsten es offenbar niemand so verstanden hat, lag es wohl an mir.

20 Jahre. Und natürlich warte ich ab. Aber dafür sind ja Leseabschnitte da, dass man eben das beurteilt, was man bisher gelesen hat. Sonst könnte man alles ins Fazit hauen.
Oooch, Christian, warum bist du heute so streng mit mir??? Ich habe es doch gar nicht böse oder angriffslustig gemeint. Ich wollte dir nur Mut zusprechen und an deine Geduld appellieren:)
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Christian, ich bin erst auf Seite 60, aber habe genau das innerlich auch schon moniert. Ich lese keine Biografien, habe extra nachgeschaut, ob vielleicht ICH mich geirrt hätte: nein draußen steht es drauf, drinnen nicht.
Ich habe es beim ersten Lesen genau wie du verstanden, dass er das Haus und seine Bewohner in den Mittelpunkt stellen will - abwarten.
Bis jetzt ist es noch nicht so richtig meins.
Ein wenig Etikettenschwindel ist es in jedem Fall. Ich lese fast nie Biographien und hätte vermutlich nicht bei der LR mitgemacht, wenn es als Biographie angeworben gewesen wäre.
Naja, bisher liest es sich aber ganz gut. Ich lasse mich jetzt einfach mal überraschen :)
 

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Der "Roman" liest sich in sprachlicher hinsicht gut und flüssig. Es gibt ergänzende Informationen durch Fotografien.
Die Grundthematik spricht mich an: Der Autor kauft ein Haus und erfährt dann später, dass früher ein SS-Man darin gelebt hat. Dürfte sich also Einiges Unschönes ereignet haben in den vier Wänden...
Dieser SS-Mann wird folgend vorgestellt. Aber erst mal erfahren wir von einer schwierigen Kindheit, so dass er einem fast leid tut. Der Verlust der Sehkraft eines Auges, der frühe Tod der Mutter, politische Umstände in Belgien... Willem entwickelt sich schleichend zu dem, der er später sein wird. Mien, seine zweite Frau spürt, dass da was mit ihm im Gange ist.
Gegen Ende des Abschnittes geht es dann um den Umzug ins besagte Haus. Seine Familie ist wenig begeistert.
Mal sehen, wie es im zweiten Abschnitt weiter geht...
 

Wandablue

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18. September 2019
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Über die schleichende Entwicklung (@Lesehorizont) von Wims lässt sich trefflich nachdenken. Wer kommt auf die Welt und beschließt ein gewissenloser, brutaler und skrupelloser Kerl zu werden? Nicht mal Putin. Bei ihm muss auch gewaltig etwas schief gegangen sein.
Ja, mir tut er sehr leid. Dieses Kindheitserlebnis werte ich als Trauma. Befremdlich fand ich, dass Wims sagte, er hätte eine tolle Kindheit gehabt. (Er hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen). Teile daraus waren sicher toll, aber insgesamt. Er war früh auf sich selbst gestellt, fast ohne Anleitung durch Erwachsene.
 

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Über die schleichende Entwicklung (@Lesehorizont) von Wims lässt sich trefflich nachdenken. Wer kommt auf die Welt und beschließt ein gewissenloser, brutaler und skrupelloser Kerl zu werden? Nicht mal Putin. Bei ihm muss auch gewaltig etwas schief gegangen sein.
Ja, mir tut er sehr leid. Dieses Kindheitserlebnis werte ich als Trauma. Befremdlich fand ich, dass Wims sagte, er hätte eine tolle Kindheit gehabt. (Er hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen). Teile daraus waren sicher toll, aber insgesamt. Er war früh auf sich selbst gestellt, fast ohne Anleitung durch Erwachsene.
Ja, da hast Du wohl Recht. Diesbezüglich ist, was Putin betrifft, ja auch Einiges bekannt.
Es bleibt aber dennoch bei der Binsenweisheit, dass nicht jeder, der eine schwierige / traumatische Kindheit hatte, sich zu einem gewissen- und skrupellosen "Bösewicht" entwickelt. Zum Glück.
Ob Willems Frau sich von ihm wegen dessen Entwicklung abwenden wird?
Wir werden sehen...
 

Wandablue

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Ich finde die Geschichte mit seiner ersten Frau sehr interessant. Zuerst schockierend. Die Frau läuft ihrem Mann davon. Dann begeht sie Bigamie.
Ist das die Geschichte weiblicher Emanzipation?
Ein solcher Schritt ins Ungewisse!
Wim hat sie aufrichtig geliebt.
Dann diese schreckliche Krankheit und die Lebensumstände hindern ihn daran, ständig bei ihr zu sein.
Die Frauen starben wie Fliegen ...