Lieber Christian,Lieber Herr Schmidt,
zunächst einmal vielen Dank für Ihren wunderbaren Roman und Ihre Teilnahme hier an der Leserunde.
Mich würde interessieren, ob Ihnen dieser Roman geholfen hat, mit sich selbst und mit Ihrem Vater ins "Reine" zu kommen und ob Sie ihn nach dem Schreiben mit anderen Augen sehen? Auch wenn es sich um einen Roman handelt, vermute ich, dass sich vieles tatsächlich so ereignet hat.
Da Sie außerdem ja relativ spät mit dem Schreiben von Romanen angefangen haben, würde mich noch interessieren, ob wir uns eventuell sogar noch auf einen dritten Roman freuen dürfen oder ob dieser hier aufgrund seiner Bedeutung den Abschluss bildet?
Herzliche Grüße
Christian
Liebe Barbara Busch,Lieber Herr Schmidt,
ich kenne die Rheineebene und den Schwarzwald recht gut von vielen Ausflügen und Urlauben und freue mich sehr über die Beschreibungen. Natürlich rätsle ich, was mit der "kleinen Stadt am Rhein" gemeint sein könnte. Ist es vielleicht Breisach? Oder soll es bewusst ein fiktives Städtchen sein?
Ich freue mich auch über das Zeitkolorit. "Bleyle" stand bei meiner Großmutter immer sehr hoch im Kurs.
Ihr Roman macht mir gerade viel Vergnügen. Durch die aktuellen Bezüge zum Ukrainekrieg bekommt er noch einmal eine zusätzliche Dringlichkeit. Gestern berichteten im DLF alte Menschen, wie sehr sie die Kriegsbilder in die Vergangenheit zurückkatapultieren und längst Verdrängtes wieder hochkommt. Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihrem Ich-Erzähler genauso ergeht.
Herzliche Grüße
Barbara Busch
Lieber Herr Schmidt,Ich kann es nicht, noch nicht, erkennen. Aber eines ist sicher: beim Schreiben sind die Dinge klarer, überschaubarer geworden. Und: eine andere Figur meines Lebens hat unter der schreibenden Hand Profil gewonnen - meine Großmutter
Sie bringen es auf den Punkt. Der Vater des Ich-Erzählers ist ein ambivalenter Charakter. Das ist mir erst beim Schreiben so richtig bewusst geworden. Früher sah derErzähler diesen Mann durch eine wesentlich dunklere Brille. Die brutalen Erlebnisse mit ihm, haben seine zarteren Züge verdeckt. Ich freue mich sehr über Ihre Feststellung, dass es mir gelungen ist die Komplexheit, die Uneindeutikeit seiner Natur darzustellen.Lieber Herr Schmidt,
Wie schön, dass Sie den Weg in unsere Leserunde gefunden und sich gleich unseren Fragen gewidmet haben. Herzlich willkommen!
Ich kann mir lebhaft vorstellen, was die aktuellen Kriegsgeschehnisse bei Ihnen auslösen und wir können alle nur hoffen, dass schnell wieder Frieden im der Ukraine einkehrt und sich nicht noch Schlimmeres ereignet.
Ich habe Ihren Roman extrem genossen. Herzlichen Dank dafür, dass Sie ihn geschrieben haben und damit nachfolgende Generationen an Zeitgeschichte sowie persönlichem Rückblick teilhaben lassen.
Mein Vater war Jahrgang 1936 und lebte ebenfalls auf dem Land. Oft erzählte er, dass eine weiterführende Schule aus finanziellen Gründen nicht in Frage gekommen wäre. So scheint es vielen Menschen Ihrer Generation ergangen zu sein, selbst der mittlere Bildungsabschluss war in unserem Umfeld die absolute Ausnahme.
Insofern hege ich eine gewisse Achtung für die Eltern des Ich-Erzählers, die ihn und seinen Bruder zwar nicht aktiv gefördert, ihnen aber auch keine Steine in den Weg gelegt haben. Der Vater hatte keine Angst "dass der Sohn ihm einst über den Kopf wachsen würde" durch Abitur und Studium - eine kleinbürgerliche Einstellung, wie sie selbst in meiner Kinderzeit noch vorkam. Auch der jüngere Bruder wurde nicht ins Küfnerhandwerk gezwungen, er durfte sich für die Elektrizität entscheiden.
Selbst die Musik konnte der Vater unterstützen mit dem Kauf einer teuren Geige... Insofern verdient der Vater bei all seinen Fehlern auch Respekt. Ich lese da tatsächlich eine gewisse Geradlinigkeit heraus. Er wollte sich von den Nazis nicht verbiegen lassen, will aber auch seine Söhne nicht verbiegen. Trotz eigener Interessen und knapper Mittel durften sie ihren Weg gehen.
Verstehen Sie das auch so oder verkläre ich die Vaterfigur am Ende? Es könnte ja auch schlicht Gleichgültigkeit die Ursache gewesen sein. In anderen Beziehungen wusste der Vater sich ja durchaus durchzusetzen.
Ein extrem ambivalenter Charakter ist er auf alle Fälle. Die komplexe Darstellung ist sehr gut gelungen!
Herzliche Grüße
Genau das habe ich mir gedacht. Sie sind sehr respektvoll mit dem Vater umgegangen, haben unschöne Details weitgehend vermieden. Trotzdem kann man den Schmerz an vielen Stellen spüren. Das ist literarisch unglaublich gut gelungen! Der Leser braucht keine brutale Darstellung sondern nur die richtigen Worte, den richtigen Ausdruck.Die brutalen Erlebnisse mit ihm, haben seine zarteren Züge verdeckt.
Lieber Herr Schmidt,Liebe Barbara Busch,
danke für Ihre Zeilen. Belassen wir es bei der "Kleinen Stadt am Rhein". Es gibt sie wirklich, nördlich von Breisach. Und es gibt sie natürlich auch in meiner Phantasie.
Es ist so: der neue Krieg, das, was wir davon im Fernsehen sehen, hat bei mir eine verheerende Wirkung. Ich wache nachts auf , gepeinigt von den verschreckenden Bildern meiner Kindheitstage. Die Wunde, die sie in meiner Seele hinterlassen haben ist wieder aufgeplatzt. Ich weiss, was Krieg ist. Und es geht mir, wie damals, nicht in den Sinn, dass es einem verbrecherischen Menschen, ohne nennenswerte Gegenwehr gelingt, ein Volk aufs Grausamste zu quälen. Ob er sich an den Bildern erfreut, wie der Herrscher meiner Jugend?
Herzliche Grüsse
Felix Schmidt
Lieber Herr Schmidt,
meine Begeisterung für Ihr schmales Büchlein habe ich im Fazit schon kundgetan und trage dies auch schon weiter.
Da ich gerade von einem englischsprachigen Leser angesprochen wurde, ob es eine englische Version Ihres Büchleins gibt, stelle ich hier offiziell die Frage: ist in der Richtung englischsprachige Ausgabe (vielleicht von Verlagsseite aus) irgendwas geplant?
Herzlichen Dank und viele Grüße!
Jochen Striewisch
Liebe Frau Busch,Lieber Herr Schmidt,
nun ist mir doch noch eine Frage eingefallen: Warum wurde für das Cover ein Bild vom Schwarzwald und nicht aus der Rheinebene gewählt? Waren die Sommerwochen bei der Tante so wichtig und prägend, dass deshalb dieses Motiv ausgewählt wurde? Spontan hätte ich eher ein Bild aus der Rheinebene erwartet.
Herzliche Grüße
Barbara Busch
Lieber Herr Schmidt,Lieber Herr Striewisch,
ich habe Ihre Frage nach einer möglichen englischen Ausgabe meines Buches zum Anlass mich beim Verlag zu erkundigen. Nein, es ist nicht dann gedacht.
Mit herzlichen Grüssen
Felix Schmidt