2. Leseabschnitt: Seite 101 bis 175 (1. Buch, Kapitel 3)

Wandablue

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Brandenburg
Im zweiten LA verlieben sich Gloria und Anthony. Also, was sich so verlieben nennt. Ich frage mich, wodurch sie so verführerisch wirkt. Schön, reich und jung. Gut, das ist per se verführerisch. Aber was unterscheidet sie von anderen Frauen? Dass sie gleichgültig ist vllt. Das weckt den Jagdinstinkt von Anthony.
Was will sie von ihm? Auch er ist jung, reich und schön. Aber sie hat ihn schnell erlegt.
Von Vom Winde verweht und Bridgerton wissen wir, dass ein Mädchen, das lange mit einem Gentlemen alleine zusammen ist, ihren Ruf riskiert. Gut, das tat Gloria, indem sie alleine eine Droschenkenfahrt mit A. unternimmt. Aber in Gesellschaft streitet sie es ab. Nur, um nachher vor Blockhead damit anzugeben.
Sehen wir hier antisemitische Tendenzen? In der Figur von Blockhead. Warum wird erwähnt, dass er Jude ist?
Was gibt es sonst zu sagen? Dass ich nicht ganz schlau daraus werde, wie weit die Affären von Anthony gehen. Er hat Geraldine stundenlang in seiner Wohnung. Aber geht es weiter als Küssen? Da sie Küssen für ok befindet, alles Weitere aber schlecht. Ist es trotzdem weitergegangen? Wird sie schwanger? Das bleibt ein wenig offen. Ich meine, ja. Jedenfalls macht sich Geraldine nicht die Hoffnung, es könnte mehr daraus werden. Wenigstens.
Fitzgerald malt kein nettes Bild von Frauen. Einer ganz normalen Erzählung, einer sehr albernen Erzählung, der von Chevalier O Keefe, soll Geraldine nicht folgen können? Dann müsste sie das Hirn einer verhunzelten Rosine haben.
Ich habe da und dort ein paar Seiten überschlagen.
Es passiert weiterhin NICHTS.
Die Geschichte mit dem Chevalier soll wohl heißen, dass Anthony und seine Kumpane sexbesessen sind. Und schuld daran ist das Weib. Klaro. Wer sonst?!
 
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Querleserin

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Diese Hin- und Her der Liebesgeschichte hat mich auch nicht vom Hocker gerissen. Die Quintessenz ist, dass beide jetzt ein Paar sind, nachdem Anthony ihr verfallen ist, sich zunächst zu weit hervor gewagt hat, sie anschließend weise in Ruhe gelassen hat, um sie dadurch zu erobern? Was will Fitzgerald damit sagen? Lass eine Frau zappeln und sie will dich?
Bisher hält sich trotz einiger amüsanter Passagen und der metaphernreichen Sprache, in der durchaus Ironie mitschwingt, meine Begeisterung in Grenzen. Die Figuren sind nicht aus Fleisch und Blut, leben nicht, sind nur Typen.
 

Wandablue

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Brandenburg
@Querleserin: ich habe da mehr erwartet. Ich kann mich vage daran erinnern, dass Fitz Ernest oft vorgelesen hat und der nicht übermässig begeistert war. Vllt erinnere ich mich aber falsch.
 

Renie

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Nach wie vor hat der Roman seine guten Momente, die Handlung dümpelt jedoch immer noch vor sich hin. Der erhoffte Kick, den ich mir von Gloria versprach, ist leider nicht eingetreten.
Diese Gloria .... ich werde aus ihr nicht schlau. Sie präsentiert sich hier als männermordende und Ich-bezogene Femme Fatale, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ihre Handlungen aus Intelligenz und Berechnung passieren, oder ob sie strohdoof ist und ihre niederen Instinkte für ihr Verhalten verantwortlich sind.
Auf jeden Fall hat sie Anthony am Haken. Auch hier weiß ich nicht, ob sie verliebt in ihn ist, oder ob sie eine gute Partie machen möchte. Vielleicht ist sie von ihren Eltern instruiert worden? Der Vater hat doch irgendetwas mit dem Filmgeschäft zu tun (Hersteller für Zelluloid-Dingsbums), so dass ein zusätzliches finanzielles Polster in der Familie sicher nicht schlecht ist. Bei dem Lebenswandel, den die Familie nebst Töchterlein führt, sollte man für die Zukunft planen.
Anthony ist bis über beide Ohren verknallt. Doch all zu weit kann es mit der Liebe nicht her sein. Warum vertreibt er sich die Zeit sonst weiterhin mit Geraldine?
 

Renie

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Von Vom Winde verweht und Bridgerton wissen wir, dass ein Mädchen, das lange mit einem Gentlemen alleine zusammen ist, ihren Ruf riskiert. Gut, das tat Gloria, indem sie alleine eine Droschenkenfahrt mit A. unternimmt. Aber in Gesellschaft streitet sie es ab. Nur, um nachher vor Blockhead damit anzugeben.
Vom Winde verweht und Bridgerton war früher. Ich glaube, dass zu Glorias Zeiten, die Zügel nicht mehr so eng angezogen wurden. Bedenke, dass Gloria macht, was sie will. Sie zieht um die Häuser, verschleißt einen Mann nach dem anderen und ihre Eltern lassen sie gewähren. Es hat auch keiner ein Problem damit, dass sie ganz ohne Anstandsdame mit Anthony allein ist. Solange die Jungfräulichkeit bewahrt wird, bleibt alles im Rahmen von Sitte und Anstand.
 

Renie

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Sehen wir hier antisemitische Tendenzen? In der Figur von Blockhead. Warum wird erwähnt, dass er Jude ist?
Das ist mir schon häufiger in diesem Roman aufgefallen. Ich würde allerdings nicht soweit gehen, diese Erwähnungen als antisemitische Tendenz zu werten, sondern eher als Bestätigung des herablassenden Verhaltens, das die Charaktere an den Tag legen. Neben den Juden gibt es übrigens auch Neger. Dann ist irgendjemandem ein "orientalisches Temperament" bescheinigt worden. Also alles, was nicht der Norm von Anthony und den Seinen entspricht, wird abfällig betrachtet, wobei reiche Juden sicherlich noch einen Sonderstatus haben. Denn durch ihren Wohlstand gehören sie zur gehobenen Gesellschaft dazu.
 

Renie

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Fitzgerald malt kein nettes Bild von Frauen. Einer ganz normalen Erzählung, einer sehr albernen Erzählung, der von Chevalier O Keefe, soll Geraldine nicht folgen können? Dann müsste sie das Hirn einer verhunzelten Rosine haben.
Ich gehe nicht davon aus, dass dies das Bild ist, dass FSF von Frauen hatte. Zelda hätte ihm etwas anderes erzählt.
Er schreibt Anthony und seinen beiden Freunden diese Sichtweise zu. Für diese Figuren sind doofe Frauen interessante Frauen. Und mal ehrlich, man wundert sich mit welch geringem Anspruch sich Anthony an Gloria heranmacht. Da kann sie noch soviel dummes Zeug von sich geben, in einer Tour ihre Ich-Bezogenheit zur Schau stellen, der Mann ist hin und weg von ihr. Hier greift noch nicht einmal die Entschuldigung, dass Liebe blind macht. Ganz im Gegenteil: er ist von ihren Dümmlichkeiten und Launen entzückt und stellt sich dadurch ein Armutszeugnis aus. Insofern kommen nicht nur die Frauen in diesem Roman schlecht weg, sondern auch die Männer, Anthony im Besonderen.
 

Renie

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Hemingway und Fitzgerald kannten sich und Ernest hielt nicht allzuviel (wenn ich mich richtig erinnere - aber ist schon ne Weile her) von Fitzgeralds Schreiberei.
Das habe ich auch so in Erinnerung. Ich habe vor einiger Zeit einen biografischen Roman über die Fitzgeralds gelesen. Darin war sehr schön geschildert, wie FSF versuchte dem Ernest nachzueifern, zumindest was dessen Auftreten und Schriftstellerdasein betraf. Ernest hatte Erfolg, FSF nicht in dem Maße. Sobald sich die beiden über den Weg liefen und Ernest nicht schnell genug um die Ecke verschwinden konnte, hatte er FSF im Schlepptau. FSF machte auf große Freundschaft und Ernest gute Miene zum nervigen Spiel. Ich stelle mir vor, dass FSF hoffte, ein bisschen in Ernests Scheinwerferlicht rücken zu können.
 

Renie

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@Renie: wohl wahr. ich frage mich die ganze Zeit, was er an ihr findet. Haare, Busen, Arsch. Ok. Aber das haben doch viele.
Die Männer (in diesem Roman) sind so leicht zu durchschauen ;)
(Ich formuliere mal vorsichtig, nachher steigt mir der King aufs Dach, der auch in dieser Leserunde dabei ist.:D)
 

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Ich stimme euch zu, was die Sympathieträger betrifft. Die Männer allesamt Müßiggänger, mit Hübschem zufrieden - Arsch, Busen, Sexappeal - die Frauen dümmlich. Wenn Fitzgerald die Dekadenz dieser Gesellschaft karikieren will, gelingt ihm das. Ihre Langweiligkeit erzeugt unsere Langeweile beim Lesen.
Richard oder Dick ist tatsächlich anders, er arbeitet ;)
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Ja auch meine Langeweile dauert an. Und wird auch seltenst durchbrochen. Wie auch: Die Figuren finden sich ja selbst zutiefst eintönig und langweilig. Herausragender Gipfel für mich war dabei in diesem LA das Kapitel "Schwarze Magie". Daraus ein Zitat:
Interessierst du dich für nichts außer deiner eigenen Person? Nicht sehr. .... Seine Freude an dem Gespräch war dahin.

Ja, meine auch!!!!:mad: