1. Leseabschnitt: Anfang bis Seite 73

Anjuta

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8. Januar 2016
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Wir begleiten in diesem LA den Chevalier d'Eon bei seinen Ränkespielen um Geld, Macht und Anerkennung als (mal mehr, mal weniger) Vertreter des französischen Hofs in London. Wir befinden uns im 18. Jahrhundert. Immer geht es dem Erzähler d'Eon darum, seinen Kontakt und Einfluss mit und auf den König in Paris/Versailles nicht zu verlieren. Und wenn dieser Kontakt einmal dünner wird, dann findet er Mittel und Wege, diesen irgendwie wieder enger und damit seine Macht, Stellung und Einfluss wieder stärker zu gestalten. Hinter all dem gibt es um unseren Erzähler noch ein Geheimnis, nämlich das Gerücht, dass er in Wirklichkeit eine Frau und kein Mann ist. Was ihn aber in keiner Weise davon abhält, in der Macht geprägten Welt der Männer eine führende und aktive Rolle zu spielen.
Was daran interessiert mich? Ich bin ganz ehrlich: NICHTS! Meine Gedanken fliegen mir beim Lesen immer wieder davon. wen er wie für was benutzt, um seine Stellung zu erhalten? Ganz ehrlich: was daran ist interessant? Ich quäle mich allenfalls durch das Buch. Kommt da noch etwas???
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Ich bin zur Zeit in Frankreich und habe gestern Abend mit Lesen angefangen - so richtig gepackt hat es mich auch nicht, aber das kommt vielleicht noch. Eigentlich interessiert mich das Thema. Ruth Rendell lässt in einem ihrer Krimis eine Frau auftreten, die sich ein Leben lang als Mann ausgibt, nicht weil sie eine Transe ist, sondern einfach weil sie es praktischer findet. In diesem Zusammenhang fällt der Begriff "Eonismus". Mal sehen, wie ich doch noch reinfinde.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Auch wenn der Chevalier dˋEon ein Mensch ist, der sehr auf seinen Vorteil bedacht ist, und er sich nicht zu schade ist, sein Umfeld zu manipulieren, allen voran den König Frankreichs, finde ich einiges doch recht amüsant. Es ist schon lustig, wenn Piere sich vom König das Geld leiht, was ihm und seinem Freund ermöglicht den König erst richtig zu schröpfen. Leider auf Kosten der französischen Steuerzahler.
Seine Vorliebe sich in eine Frau zu verwandeln erschließt sich mir noch nicht komplett. Interessant finde ich hingegen wie sein Umfeld reagiert.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Mein Lesemotor stotterte ein wenig und ein hastiges erstes Kapitel im Buch hat mich erstmal auch nicht überzeugt.
Heute bin ich dann aber ganz in Ruhe nochmal eingestiegen und was soll ich sagen, jetzt zappel ich am Angelhaken.

Ich habe erst die Hälfte des ersten Abschnitts, bin aber schon versunken in die Ränkespiele des Adels, die Beziehungen Frankreichs zu England, die politischen Unterschiede, aber vor allem...

... von Disches Erzählperspektive. Da spricht uns die Hauptfigur Éon de Beaumont (der sogar ganz ungeschlagen zum Ritter mutiert) direkt an, berichtet von seinem Leben als Diplomat in England, zieht gleich zu Anfang Vergleiche mit der heutigen Kontrolle im Sprachgebrauch und kann sogar seine eigenen Handlungen und Gefühlsausbrüche im Nachhinein bewerten.

Auch dieses Gemisch aus Deutsch mit vielen französichen Wörtern, rüttelt bei mir den Detektiv wach, der dahinter Wortspiele und versteckte Botschaften vermutet und dank @Die Häsin für den Begriff "Eonismus" auch findet.

Aber auch die deutschen Worte bieten viel Süffisanz, Spott und treffende Ironie ("Zirkel der Zipfelhirne).

Ich bin wirklich überrascht, wie dicht die Informationen in die Sätze gepackt wurden, wie kompakt das Geschehen ist... ich muss mich konzentrieren, aber dank Klatsch und Tratsch, fällt es mir als Frau nicht schwer.;)
 
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ulrikerabe

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Ich bin auch nicht sicher, ob mir dieses affektierte Geschreibsel gefällt. Immerhin musste ich manchmal schmunzeln und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder unbeeinflusst meinen geliebten Earl Grey Tee trinken kann (Stichwort Bergamotte...)

Was ich hochaktuell finde ist, wie die Hauptperson (ich bleibe hier bewusst neutral) mit der Berichterstattung umgeht.

Was es mit dem Geschlecht auf sich hat, wissen wir eigentlich noch nicht. ein Mann, der sich gelegentlich als Frau ausgibt. Eine Frau, die sich gelegentlich als Mann ausgibt. Oder einfach nur ein Chamäleon, dass sich je nach Situation die überzeugendste und gewinnbringendste Rolle aussucht. Wie sind die biologischen Merkmale. Ist er/sie sich selbst nicht im Klaren?
 

ulrikerabe

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Auch dieses Gemisch aus Deutsch mit vielen französichen Wörtern, rüttelt bei mir den Detektiv wach, der dahinter Wortspiele und versteckte Botschaften vermutet und dank @Die Häsin für den Begriff "Eonismus" auch findet.
haha, den Detektiv kenn ich :)

Ich bin über zwei Passagen gestolpert, auf die ich mir keinen Reim machen kann.
Auf Seite 39 hielt ich das HErr noch für einen Druckfehler. Aber auf Seite 44 kommt dann noch das Wort GOtt. Ich hoffe ich muss nicht noch irgendwelche Seiten rückwärts lesen, um erleuchtet zu werden. :)
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Auf Seite 39 hielt ich das HErr noch für einen Druckfehler. Aber auf Seite 44 kommt dann noch das Wort GOtt. Ich hoffe ich muss nicht noch irgendwelche Seiten rückwärts lesen, um erleuchtet zu werden. :)
Da konnte ich mir auch keinen Reim drauf machen, habe aber auch keine große Lust, darüber nachzudenken und habe es einfach so hingenommen. :cool:
 
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Bartie

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12. Juni 2021
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Nach dem ersten LA bin ich von dem Chevalier d’Éon de Beaumont fasziniert. Seine Fähigkeit sich jeder Situation anzupassen und seinen Platz in jeder Konstellation zu finden, ist bemerkenswert. Nicht umsonst dient er dem französischen König als Spion, und trotz seiner Fehltritte, wurde ihm „verziehen“.

Zum Zeitpunkt kann ich seine fast krankhafte Zuneigung für Morande nicht nachvollziehen. Auch die Rivalität zwischen d`Eon und Morande um die Gunst von Pierre Caron kommt mir rätselhaft vor.

Bisher haben wir ganz wenig über d`Eons Vorliebe für Frauenkleider erfahren. Lediglich der doppelte Kleiderschrank und die Zeit als Lea de Beaumont bei der Elisabeth von Russland wurden erwähnt. Ich hoffe, dass es noch mehr darüber erzählt wird.
 

ulrikerabe

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Renie

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Ich bin auch nicht sicher, ob mir dieses affektierte Geschreibsel gefällt.
"Affektiertes Geschreibsel" - Dankeschön, dieser Ausdruck hat mir gefehlt.
Der Schreibstil macht den Einstieg nicht einfach. D'Eon ist eine Plaudertasche und überflutet den Leser mit seinen Memoiren, die sich aber scheinbar nur auf einen Teil seines Agentendaseins beschränken. Er tummelt sich in England, im Auftrag seiner Majestät (der französischen), zunächst als Interims-Botschafter, später als so etwas ähnliches. Keine Ahnung, ob man ihn inmitten der hohen Gesellschaft als Prominenten bezeichnen kann. Heutzutage wäre er wohl so etwas wie ein It-Boy, der für seine Partytauglichkeit berühmt ist.
Apropos heutzutage: mir gefallen die Vergleiche und Parallelen, die er zu unserer heutigen Zeit zieht. Gleich die ersten Sätze des Kapitels "Vorspruch" haben es mir angetan. Ich konnte nicht anders, als diese Sätze als Seitenhieb auf das derzeit beliebte "Gendern" zu verstehen.

Was mich in den ersten Sätzen verblüfft hat, war der Hinweis, dass es in der damaligen Zeit nicht unüblich war, dass Männlein als Weiblein oder umgekehrt unterwegs war. Dadurch bleibt offen, ob D'Eon einfach nur Spaß daran hat, Frauenkleider anzuziehen oder ob er ein Transgender ist. Vielleicht ist er sich selbst seiner Sache nicht sicher. Warten wir es ab.