3. Leseabschnitt: Silvester bis Februar (Seite 139 bis 215)

Anjuta

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8. Januar 2016
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In die Silvesterfeier platzt die alte Freundin aus St. Petersburg und bringt damit neue Impulse in die Gruppe. Überhaupt ist Ankommen und Weggehen ein immer wiederkehrendes Thema im Roman und insbesondere in diesem LA. die Reise von einer Stadt/einem Dorf auf Kamtschatka zum nächsten erscheint dabei immer wie eine echte Weltreise, die verbunden ist mit einem Zeitsprung. Wechseln die Protagonisten den Ort, dann sind sie gleich in einer komplett anderen Gesellschaft, sind anders sozialisiert, werden irgendwie zu anderen Menschen.
Im Januar begegnen wir dann Natascha die mit Lilja befreundet ist, die im weiteren verschwinden wird, ohne je richtig gesucht zu werden, und wir begegnen Nataschas Bruder, der die Ankunft von Außerirdischen herbeisehnt, um ...? was eigentlich?
Im Februar dann geht es um Rewmira, die wir an einem für sie gleich doppelt schicksalhaften Tag treffen. Es ist der Jahrestag des Unfalls, bei dem ihr erster Mann ums Leben kam. Und nun verunglückt auch gleich noch ihr zweiter Mann am selben Datum. In dieser Episode glimmt wieder verstärkt die nostalgische Sicht auf die Vergangenheit (auch die sowjetische) auf. Ein Verlust einer starken Gemeinschaft, einer Naturidylle, einer gefühlten Größe, das alles prägt die Melancholie angesichts des gegenwärtigen Trübsinns.
Weiterhin packen mich die Charaktere und die Beschreibung dieser sehr besonderen Region auf unserem Planeten.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Irgendwie ähneln sich die Probleme der Menschen bzw. hier der Frauen auf der Welt doch ziemlich. Wer gegen die Konventionen lebt, wird verstoßen, schlecht gemacht oder flüchtet gleich selbst (Lilja?) und muss versuchen, alleine glücklich zu werden. Akzeptanz und Eingebundenheit in gesellschaftliche Gruppen gibt es nur, wenn man deren Erwartungen entspricht, die, je weniger urban die Gegend ist, umso größer sind. Interessant ist, wie spießig selbst die scheinbare Großstadt Petropawlowsk (den Rest lass ich weg ;)) ist. Für Nataschas Mutter ist sie annähernd das Grauen schlechthin, aus dem alles Böse kommt; im Falle Maschas ist diese Stadt aber kein bisschen fortgeschrittener und liberaler als die Orte im Norden.
Aber immerhin sieht man eine Entwicklung: In Esso hat man den schlechten Ruf schon, wenn man mit Jungs weggeht. In Petropawlowsk muss man schon Frauen als Frau bevorzugen. Kein wirklicher Trost, ich weiß :(
Die Geschichte um Rewmira ging mir wirklich nahe: Erst in Trauer um den bereits vor langer Zeit geliebten Verlorenen - und dann dieser neue Verlust, der vielleicht noch schlimmer ist. Denn für mich fühlte es sich an, als ob sie erst mit Artjoms Tod wirklich realisiert, wie sehr sie ihn liebt. Vorher war diese Liebe vielleicht durch ihre Trauer nur schwächer spürbar, denn beim Lesen hatte ich zum Beginn des Kapitels das Gefühl, als sehe sie ihn nur als Stellvertreter ihres ersten geliebten Mannes, wenn auch durchaus mit tieferen Empfindungen für ihn. Welch ein Schicksal!
Und noch immer praktisch keine weiteren Anzeichen bezüglich der verschwundenen Kinder und Lilja. Aber um ehrlich zu sein: Es stört mich überhaupt nicht :D
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Lada und Mascha an Silvester ...
Dieses Kapitel war für mich nicht so stark wie die anderen. Soll ich nochmal etwas zum Thema "Freundinnen" sagen? Ich tu es einfach: Mascha und Lada waren beste Freundinnen, genauso wie die Dritte im Bunde (ich habe vergessen, wie sie heißt). Und kaum schafft es Mascha aus der Provinz Kamschatka in die zivilisierte Großstadt, sind die besten Freundinnen abgeschrieben. Insbesondere Lada hat dieses Verhalten gekränkt. Jetzt taucht Mascha aus heiterem Himmel wieder auf und die Freundinnen versuchen, sich wieder einander anzunähern. Mascha ist lesbisch und Lada auch? Zumindest scheint dies ein No go in Kamsch. zu sein.

Im Januar treffen wir auf die Familie des verschwundenen Mädchens Lilja. Im Mittelpunkt steht hier die große Schwester Natascha, die in Kamschatkas Großstadt lebt. Sie ist zwar verheiratet, aber irgendwie doch alleinerziehende Mutter von 2 Kindern. Man gewinnt den Eindruck, dass Kamschatkas Ehen am besten funktionieren, wenn die Männer nicht da sind.
Einmal im Jahr kommen Mutter und Bruder zu Besuch. Bruder Denis ist sehr speziell. Er hat einen Alien-Spleen. Die verschwundene Schwester Lilja scheint das Opfer von Aliens geworden zu sein. Auch eine Erklärung! Die Mutter kann ich nicht einordnen. Verstehe ich das richtig? Sie vertritt die Meinung, dass Lilja umgebracht wurde, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass das brave Mädchen auf eigene Faust verschwunden ist? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Will sie die Möglichkeit nicht wahrhaben, dass Lilja es einfach nicht in Kamsch. ausgehalten hat?
Na gut, Familie kann man sich nicht aussuchen. Die Mutter scheint gewöhnungsbedürftig, der Bruder sowieso, und Natascha ist genervt von ihrer Sippe. Bei Laune wird Natascha zunächst von einer Frau aus der Nachbarschaft gehalten, die ebenfalls Strohwitwe ist.

Und damit wären wir beim Februar. Dieses Kapitel hat mich kalt erwischt. Mir ist fast das Buch aus der Hand gefallen, als Rewmira einen Anruf erhalten hat, den keiner jemals erhalten möchte.
Die Ehe zwischen Rewmira und ihrem 2. Mann war glücklich - völlig untypisch für die Ehen in Kamsch. . Es scheint Kamschatkas Frauen nicht vorherbestimmt zu sein, ein glückliches Leben zu führen.
Dieses Kapitel ist mir sehr nahe gegangen. Aber eines wundert mich doch. Der 27.2. scheint ein schwarzes Datum im Leben von Rewmira zu sein. Gibt es solche Zufälle?

Nun möchte ich noch einen kleinen Wunsch äußern: ich würde mich freuen, wenn ein bisschen Licht in das dunkle Geheimnis um das Verschwinden der beiden Schwestern kommt.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich sage es ja nicht gerne, aber das Silvesterkapitel war der einzige Lichtblick für mich in diesem Leseabschnitt.
Mascha lebt in einer Stadt ihre lesbischen Neigungen aus. In Dings, Esso?, kann man das nicht. Ich war erschrocken, dass Frauen sogar damit rechnen müssen, umgebracht zu werden, wenn eine derartige Neigung ans Licht kommt. Welches Jahr schreiben die da? Der bloße Verdacht reicht.

Mascha liebt Lada, kann aber das Geheuchel in Esso nicht aushalten. Deshalb ist sie weg.Kann ich verstehen. Lada ist nicht mutig genug. um mitzugehen.

Interessante Silvesterbräuche: Man sauniert gemeinsam. Seltsam: Man trägt Badekleidung dabei.

Ob Lilja die Geliebte ist, mit der Mascha zusammenlebte?

Oder ist Lilja tot? Ich kann die Gedanken ihrer Mutter verstehen. Am Anfang des Buches wurde doch geschrieben, man käme von der Halbinsel nicht weg, ohne dass es jemand mitbekommt. Deshalb denke ich, dass Lilja tot ist und die Schwestern auch. Obwohl ich mir wünschen würde, Lilja wäre die, mit der Mascha zuammenlebte

Die anderen beiden Kapitel haben mich kalt gelassen. Natascha, der im Gespräch mit der Nachbarin klar wird, dass sie ihre Familie doch liebt: nebbich. Der Ufobessessene Dings. Pfft. Die Kinder von Natascha spielen keine Rolle, die Mutter nicht, außer dass es eben Liljas Mutter ist. Was soll an diesem Kapitel interessant gewesen sein?

Noch schwächer allerdings die Geschichte mit Ramona und ihrem zweiten Ehemann, der am selben Tag stirbt wie ihr erster Ehemann. Das ist mir einfach zu sehr auf die Pauke gehauen, das ist Effekthascherei, tut mir leid, Julchen.

Resümee: Diesen LA finde ich merklich schwächer als die anderen beiden, besonders der zweite war recht gut.

Der Stil:
Was ich nicht so mag. Die kurzen Sätze. Vor allem die ständige, ausufernde Erwähnung so vieler Nebensächlichkeiten, Essen, Zähneputzen, whatsoever, (bin zu faul, es olls aufzuschreiben) reißen mich aus dem Lesefluss.
Sie sind immer mitten in den Dialogen. So dass ich mich schwer zusammennehmen muss, sie nicht einfach zu überblättern.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Die Geschichte um Rewmira ging mir wirklich nahe: Erst in Trauer um den bereits vor langer Zeit geliebten Verlorenen - und dann dieser neue Verlust, der vielleicht noch schlimmer ist.
In der Tat erzeugt die Autorin Emotionen in diesen Szenen. Allerdings ist es VÖLLIG überflüssig, dass Gatte 2 am Todestag von Gatte 1 und Leben kommt. Diese zusätzliche Dramatik hätte sich JP lieber mal gespart und wäre glaubwürdiger geblieben.
Lada und Mascha an Silvester ...
Dieses Kapitel war für mich nicht so stark wie die anderen.
Für mich auch nicht.
Will sie die Möglichkeit nicht wahrhaben, dass Lilja es einfach nicht in Kamsch. ausgehalten hat?
Ich empfinde die Position der Mutter als realistisch und denke, die anderen machen sich was vor. Lilja mag zwar den Wunsch gehabt haben, wegzugehen. Aber ohne Geld und Kleidung? Sehr unrealistisch. Irgendetwas ist ihr zugestoßen. Vielleicht hat der Bruder was damit zu tun? Dass er eine Wahnvorstellung hatte und die Schwester im Rausch getötet hat? Wir wissen es (noch) nicht. Doch Natascha macht sich doch etwas vor. Wenn Lilja noch lebte, hätte sie dann nicht irgendwann einmal den Kontakt gesucht? Sooo zerrüttet waren die Verhältnisse wirklich nicht.
Natascha, der im Gespräch mit der Nachbarin klar wird, dass sie ihre Familie doch liebt: nebbich.
Jepp. Fand ich auch schwach.
Das ist mir einfach zu sehr auf die Pauke gehauen, das ist Effekthascherei, tut mir leid, Julchen.
Jepp. Hab ich auch so gesehen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hinweisen möchte ich auf die Fortsetzung der vermeintlichen Krebserkrankung Walentinas:
[zitat]Den ganzen Morgen kamen stoßweise unzählige Patienten: Die kurz angebundene Walentina Nikolajewna zur Bestrahlung, ein Teenager... S. 205[/zitat]
Sehr geschickt, oder? Da wir ein Cliffhanger aus einem der vorhergehenden Monate ganz nebenbei aufgelöst. Sie hat Krebs und wird bestrahlt. Mehr muss man im Moment nicht wissen. Eine Therapie erstreckt sich über viele Wochen.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Seltsam: Man trägt Badekleidung dabei.
Das ist nicht seltsam, das ist in Russland und anderswo in russischen Saunen üblich.
Diese zusätzliche Dramatik hätte sich JP lieber mal gespart und wäre glaubwürdiger geblieben.
Dann hätte sie es aber nicht so deutlich darstellen können, wie sehr Raw. noch in ihrer alten Beziehung gefangen war. Erst der Tod des neuen Mannes am schrecklichen Todestag des ersten Mannes macht deutlich, welche Macht diese alten Gefühle haben. Sie unterdrücken die neuen bzw. machen sie auf jeden Fall kleiner obwohl sie es gar nicht sind.

Übrigens sind mir noch zwei Querverbindungen aufgefallen: Walentina ist wieder aufgetaucht und zur Chemo in der Klinik, in der Raw. arbeitet. Und vermutlich ist sie die 'Eingeborene' (ich finde dieses Wort gruslig), die sie beim ersten Besuch in Empfang genommen hat. Denn das ist der Job von Raw.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Und vermutlich ist sie die 'Eingeborene' (ich finde dieses Wort gruslig), die sie beim ersten Besuch in Empfang genommen hat. Denn das ist der Job von Raw.
Prima. Gut aufgemerkt. Das ist mir nicht aufgefallen.
Und ja, es mag in Russland normal sein, in Badekleidung in die Sauna zu gehen (warum auch nicht) - bei uns ist es aber nicht üblich und deshalb ist es für mich seltsam.
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Die tiefe Kluft zwischen Einheimischen und zugezogenen Russen hat Julia gut ausgearbeitet. Das wissen wir zwar irgendwie, weil Russland ja immer so arbeitet ... es schickt in ein zu eroberndes Gebiet ganz viele Russen, die werden einfach umgesiedelt und bevorzugt behandelt. Die Einheimischen hassen sie und die Zugezogenen hassen die Einheimischen.
Eingeborene klingt nach Wilden. Hilfe. Es sind nur Einheimische.

Über Russland liest man relativ selten, deshalb finde ich es gut, dass J.Phillips uns mal was Modernes von dem Land mitteilt. Jenseits von Dostojewski und Solschenizyn.

Weiß jemand, warum die Russinen häufig Doppelnamen haben und ein Name nicht genügt. Und dann nennen sie sich auch noch anders. Keiner wird so gerufen, wie er im Geburtsregister steht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dann hätte sie es aber nicht so deutlich darstellen können, wie sehr Raw. noch in ihrer alten Beziehung gefangen war.
Ja, das stimmt. Aber dann möchte ich erst sehen, wofür das wichtig ist. Ansonsten empfand ich es als dick aufgetragen. Auch diese Zelebrierung des Todestages...
Aber warteñ wir mal ab. Es muss einem ja nicht jeder Monat gefallen;)
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ü
Lada und Mascha an Silvester ...
Dieses Kapitel war für mich nicht so stark wie die anderen
Das ging mir genauso. Dieses Kapitel zeigt nur wieder deutlich, wie rückständig in Sachen Moral Russland heute ist. Als lesbische Frau zieht es einem mehr in die Anonymität der Großstadt ( bei uns z.T. auch noch, wobei sich hier einiges getan hat. Im Dorf meiner Eltern wohnt z.B. ein Mann, der in Frauenkleidern die Sonntagsmesse besucht. Das ist zwar Gesprächsthema, aber wird trotzdem akzeptiert.) Es schockiert, dass man hier Angst haben muss um sein Leben.
Der Silvesterbrauch, gemeinsam in die Sauna zu gehen, ist mir auch neu. Davon ist aufgrund des erhöhten Alkoholpegels an diesem Abend eher abzuraten.
Dieses Kapitel ist mir sehr nahe gegangen.
Das war eine Geschichte, die mich sehr berührt hat ( wobei es unnötig war, das selbe Datum als Todestag zu wählen, das hätte es nicht gebraucht.) Berührt v.a. weil wir es hier mit sympathischen Protagonisten zu tun hat. „ Als Jahre später Artjom herausfand, war Rewmira schon zu lange am Leben, um noch überrascht zu sein. Dieser Verlust war bloß einer von vielen.“ Sehr schön formuliert, finde ich.
In dieses Kapitel ist auch sehr viel Gesellschaftskritik gepackt.
Und außerdem lesen wir , dass Walentina tatsächlich Krebs hat: „ die kurz angebundene Walentina Nikolajewna zur Bestrahlung...“
Eingeborene klingt nach Wilden. Hilfe. Es sind nur Einheimische.
Mich stört das Wort „ Eingeborene“ auch, aber „ Einheimische“ ist zu schwach. Es handelt sich hier um die indigenen Gruppen von Kamtschatka.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ob Lilja die Geliebte ist, mit der Mascha zusammenlebte?
Interessante Idee! Sowas entgeht mir ja wieder völlig.
Mascha hat wohl keine andere Wahl, als ihr Leben woanders zu leben. Anscheinend wissen auch ihre Eltern von ihrer Neigung, und haben ihr deshalb verboten wieder nach Hause zu kommen. Schrecklich, die eigenen Kinder zu verstoßen nur weil die Sexualität nicht passend ist.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
4.294
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Der Februar-Abschnitt war für mich insgesamt der emotionalste, er hat mich sogar mehr berührt als das Verschwinden der Mädchen. Remwira hat nicht nur einen schweren Schicksalschlag zu verdauen. Schön eingebettet wurde hier übrigens ein Hinweis zur Schulsekräterin, die regelmäßig zur Bestrahlung ins KH muss, also doch Krebs. Ein 6er im Lotto scheint wahrscheinlicher als das Pech gleich 2 Ehemänner durch einen Unfall zu verlieren.
Der zweite Abschnitt gefiel mir nicht so besonders. Doch Natascha wurde am Ende irgendwie geerdet, fand doch wieder etwas Bezug zum Zusammenhalt der Familie, dass versöhnte mich ein wenig mit diesem Zweig der Handlung.
Die Mutter, die den Verlust der Tochter nicht ertragen kann, tat mir unheimlich leid. Es wäre zwar möglich, dass Lilja woanders hingegangen ist, aber dennoch sehe ich auch die andere Möglichkeit. Dass die Polizei sich dem nicht angenommen hat ist traurig und unvorstellbar.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Die verschiedenen Erzählabschnitte scheinen so unterschiedlich auf die Leserschaft hier zu wirken, dass es mir fast peinlich ist zu gestehen, dass ich bei Rewmiras Telefonat Tränen in die Augen bekam ... Das ist so unvorstellbar entsetzlich. Vor allem, weil ich auch das Gefühl hatte, dass der arme Artjom irgendwie die zweite Wahl war. Mir wurde übrigens auch erst etwas später klar, dass sie immerhin 29 gemeinsame Jahre mit ihm gehabt hat; ich dachte automatisch, es sei viel weniger gewesen.

Und auch hier dieses Hinterhertrauern nach der Wandlung des Systems: S. 207: "... einem idyllischen Dorf, mit Menschen, die noch Prinzipien hatten, in einer lebendigen ewenischen Tradition, einer sozialistischen Nation mit großen Errungenschaften. Diese Nation war zusammengebrochen und an ihre Stelle war eine große Leere getreten."

Es ist also nicht nur die selbstgerechte Walentina, die die alte Ordnung bevorzugt hätte, sondern auch die "Ureinwohnerin" Rewmira.

Später mehr, muss weg ...
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
[zitat]Was ich nicht so mag. Die kurzen Sätze. Vor allem die ständige, ausufernde Erwähnung so vieler Nebensächlichkeiten, Essen, Zähneputzen, whatsoever, (bin zu faul, es olls aufzuschreiben) reißen mich aus dem Lesefluss. [/zitat]

So verschieden sind die Leserinnen - ich mag solche Kleinigkeiten besonders. Ich würde kein Buch lesen wollen, das ausschließlich von solchen relativ bedeutungslosen Alltagstätigkeiten handelt, aber in Maßen mag ich solche Schilderungen sehr, sie sagen für mich immer viel aus.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Mascha liebt Lada, kann aber das Geheuchel in Esso nicht aushalten. Deshalb ist sie weg.
War das so? Ich hatte eher angenommen, dass sie wegen des Studiums weg ist. Es kann aber sein, dass ich sie mit einer anderen vom Personal verwechsle.
Mascha liebt Lada,
Wenn Mascha Lada geliebt hat, wieso hat sie sich nicht bei ihr gemeldet? So groß kann die Liebe daher nicht gewesen sein.
Weiß jemand, warum die Russinen häufig Doppelnamen haben und ein Name nicht genügt. Und dann nennen sie sich auch noch anders. Keiner wird so gerufen, wie er im Geburtsregister steht.
Vielleicht @Anjuta ?
 
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Renie

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19. Mai 2014
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Die verschiedenen Erzählabschnitte scheinen so unterschiedlich auf die Leserschaft hier zu wirken, dass es mir fast peinlich ist zu gestehen, dass ich bei Rewmiras Telefonat Tränen in die Augen bekam ... Das ist so unvorstellbar entsetzlich. Vor allem, weil ich auch das Gefühl hatte, dass der arme Artjom irgendwie die zweite Wahl war. Mir wurde übrigens auch erst etwas später klar, dass sie immerhin 29 gemeinsame Jahre mit ihm gehabt hat; ich dachte automatisch, es sei viel weniger gewesen.
Das ging mir genauso wie Dir. Unabhängig von diesem "merkwürdigen Zufall" (27.2.), mit dem ich auch meine Probleme habe, hat JP die Reaktion von R. auf die Todesnachricht bis hin zum Stapeln der Dinge ihres Mannes auf dem Bett sehr eindrücklich beschrieben.
Für mich gehörten R und ihr Mann auch eher zur jüngeren Generation. Vielleicht lag es daran, dass wir es bisher hauptsächlich mit jungen Leuten zu tun hatten.