Zuagroast

Buchseite und Rezensionen zu 'Zuagroast' von Martina Parker
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zuagroast"

Alle suchen am Land ihr Glück, aber jeder findet etwas anderes. Paul findet billiges Bauland, Affären und ein paar seltsame Gewächse. Vera findet ihren Ex, einen Job als schlecht bezahlte Lokaljournalistin und jede Menge Nacktschnecken. Johanna findet, die Zuagroasten haben mehr Geld als Verstand. Die würden sogar Brennnesseln kaufen, wenn ein Preispickerl dran wäre. Und Harald findet, dass es ein großer Fehler war, diesen Zuagroasten unter die Arme zu greifen. Denn jeder Gefallen rächt sich.

Format:Taschenbuch
Seiten:480
Verlag:
EAN:9783839200957

Rezensionen zu "Zuagroast"

  1. Schwarzhumoriger Gartenkrimi

    Cover:
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    Das Cover hat mich sofort angesprochen. Die Farben sind nicht zu bunt, sondern irgendwie schlicht. Anfangs kam mir die Assoziation von englischem Cosy-Crime, da die Engländer auch immer viel Wert auf ihre Gärten legen. Die schwarze Hand im Mittelpunkt mit dem Vogel lässt einen gleich erahnen, dass da wohl jemand gestorben ist. Sehr gelungen!

    Inhalt:
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    Die alleinerziehende Journalistin Vera Horvath hat Ihren Posten bei einer Zeitschrift in der Stadt verloren und nachdem ihre Oma ihr ihr Häuschen vererbt hat, kehrt sie mit ihrer Tochter Letta in ihren ursprünglichen Heimatort Buchschachen zurück. Dort findet sie bald einen neuen Job und schließt sich einem neu gegründeten Gartenclub, dem "Club der grünen Daumen" an. In diesem lernt sie Eva kennen, die zusammen mit ihrem Ehemann Paul und ihrer Tochter Carla vor einiger Zeit "zuagroast", also zugezogen ist. Um die Ehe der beiden steht es nicht zum Besten und auch sonst hat jeder seine Probleme. Und dann verschwindet Paul...

    Mein Eindruck:
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    Dies ist kein klassischer Krimi. Anfangs ahnt man, das jemand gestorben zu sein scheint, denn es trauert jemand, aber genaueres wird dem Leser erst mal nicht bekannt gegeben. Zwischen diesen "Trauerkapiteln" könnte man von einem lustigen Roman auf dem Land ausgehen. Aber diese geschickt eingestreuten Absätze lassen den Leser nicht los und erinnern daran, das irgendwo das Böse lauert und irgendwas Großes noch passieren wird bzw. bereits passiert ist.
    Zu Beginn eines jeden Kapitels sind Wissenshappen zum Thema Garten bzw. Gärtnern eingestreut, die letztendlich immer was mit dem Inhalt zu tun haben und nicht nur lehrreich sind, sondern auch neugierig machen. Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und nachvollziehbar angelegt. Im Krimi kommen sowohl amüsante und lehrreiche Gartenthemen vor, aber auch psychologische Probleme wie Narzissmus, häusliche Gewalt und Selbstverletzung werden thematisiert.
    Obwohl es kein klassischer Krimi war, konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, auch weil es mehrere überraschende Wendungen gibt und das Ende überzeugend ist und einen besonders nachdenklich zurücklässt.

    Fazit:
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    Gelungene Mischung aus ernsten Themen und schwarzem Humor gepaart Gartenwissen - Gute Unterhaltung mit unterschwelliger permanenter Spannung

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  1. 4
    09. Mär 2022 

    Nicht nur locker-leicht...

    Alle suchen am Land ihr Glück, aber jeder findet etwas anderes. Paul findet billiges Bauland, Affären und ein paar seltsame Gewächse. Vera findet ihren Ex, einen Job als schlecht bezahlte Lokaljournalistin und jede Menge Nacktschnecken. Johanna findet, die Zuagroasten haben mehr Geld als Verstand. Die würden sogar Brennnesseln kaufen, wenn ein Preispickerl dran wäre. Und Harald findet, dass es ein großer Fehler war, diesen Zuagroasten unter die Arme zu greifen. Denn jeder Gefallen rächt sich. (Klappentext)

    Ein erstaunliches Debüt liefert die Autorin Martina Parker hier. Sie startet mit "Zuagroast" gleich mit einer ganzen Gartenkrimi-Reihe, Band zwei steht bereits in den Startlöchern (" Hamdraht"). Wer wie ich bei den Titeln erst einmal nur Bahnhof versteht: das ist Österreichisch. Die Handlung ist genauer gesagt im Südburgenland angesiedelt, einer Region ganz im Südosten Österreichs. Kleine Dörfer, Weinberge, viel Natur - und ganz in der Nähe die Grenze zu Ungarn.

    In den kleinen Ort Buchschachen inmitten all dieser Idylle ist die Journalistin Vera Horvath mit ihrer Tochter zurückgekehrt, nachdem ihre Oma ihr dort ein Häuschen vererbt und Vera ihren Posten bei einer Zeitschrift verloren hat. Die Autorin stellt zu Beginn erst einmal sehr gemächlich das ganze Personenkarussell vor und zeigt dabei sehr bildhaft auf, wie es in einem abgelegenen Dorf so abläuft - was mich in meiner Einsicht bestärkt hat, dass ich da nicht gut leben könnte, auch wenn hier im Buch naturgemäß einiges sehr überspitzt dargestellt wird. Das hat natürlich Unterhaltungswert.

    Vera arbeitet bald schon als freischaffende Journalistin für eine kleine Lokalzeitung und findet so ihr Auskommen. Sie freundet sich mit der zuagroasten Eva an, deren Mann Paul als Star-Architekt mit jeder Faser heraushängen lässt, dass er sich für etwas Besseres hält. Eva dagegen hat ein anderes Auftreten und knüpft so allmählich Kontakte zur Dorfbevölkerung. Als ideale Kontaktbörse erweist sich dabei der Gartenstammtisch: Der Klub der grünen Daumen. Dort treffen sich am Thema Interessierte regelmäßig, um bezüglich Gartengestaltung, Pflanztipps u.a.m. auf dem Laufenden zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen.

    Es ist in jedem Fall etwas Besonderes, dass in einem Krimi das Garten-Thema so eine große Rolle spielt (und nein: der Gärtner ist nicht immer der Mörder...). Aber hier in dieses abgelegene, naturverbundene Dorf passt das auf jeden Fall. Und wie sich zeigt, spielt das Thema nicht nur im Rahmen der Dorfverschönerung letztlich eine große Rolle.

    Im ersten Drittel des Buches kommt man gar nicht auf die Idee, dass es sich hier auch um einen Krimi handeln soll, das entpuppt sich erst später in der Erzählung. Inkonstante sowie toxische Beziehungsgefüge dagegen werden schon früh in die Handlung mit einbezogen und entwickeln eine teilweise unangenehme Dynamik. Das ist stellenweis auch beim Lesen nicht leicht auszuhalten.

    Glücklicherweise sorgt Martina Parker als Ausgleich für die ernsten Untertöne doch auch für ein gehöriges Maß an Humor, Augenzwinkern, Lokalkolorit sowie interessante Wissenshäppchen zu Flora und Fauna zu Beginn jedes Kapitels. Letztere sind sehr anschaulich geschildert - manchmal zum Fürchten genau. Der Krimi selbst nimmt gegen Ende noch einmal ordentlich an Fahrt auf, unerwartete Twists schleudern einen plötzlich in eine ganz andere Richtung, und das Ende ist überraschend und bemerkenswert. Es hat mich jedenfalls zum Nachdenken gebracht.

    Trotz des doch recht behäbigen Einstiegs und der vielen südburgenländischen Ausdrücke und Sätze im breitesten Dialekt, die nur teilweise durch Fußnoten (und ein erst spät entdecktes Glossar am Ende des Buches) erläutert werden, konnte mich der Regionalkrim definitiv gut unterhalten. Der Garten-Krimi macht Lust auf die Fortsetzung - und die ist erfreulicherweise schon auf dem Weg...

    © Parden

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  1. Toller Krimi

    In Buchschachen im südlichen Burgenland will der erfolgreiche Stararchitekt Paul – allerdings teilt kaum jemand seine eigene Einschätzung – einen Neuanfang machen. Pläne für ein Ferienhausprojekt hat er schon und mit finanziellen Anreizen sind die Lokalpolitiker immer gern dabei, egal ob der Grund Naturschutzgebiet ist oder nicht. Jedenfalls hat Paul für sich und seine Frau schon eine entsprechende Villa mit viel Glas und Beton in den Ort gesetzt. Nur Eva fühlt sich dort überhaupt nicht wohl. Aber mit Paul, der sie gern „Würmchen“ nennt und auch so behandelt, gäbe es wohl kaum einen Wohlfühlort.

    Vera ist freischaffende Journalistin mit sehr kleinem Einkommen und da ist sie froh, dass sie das Haus der Uroma geerbt hat, wo sie und ihre Tochter wenigstens günstig wohnen. Probleme macht nur der Garten, denn die Schnecken fressen die Gemüsesetzlinge schneller ab, als sie sie pflanzen kann.

    Aber es gibt ja den Gartenclub in Buchschachen und Johanna hat für jedes Problem das passende Kraut. Das spürt auch Paul, denn seit Eva dort Freunde und Hobby gefunden hat, spurt sie nicht mehr so, wie der Obermacho das erwartet.

    Das Krimidebüt von Martina Parker hat mich begeistert. Witzig, hintergründig und bitterböse war das Buch das reinste Lesevergnügen. Die Autorin hat sich eine Frauenriege ausgedacht, die sich gewaschen hat, da ist keine ganz so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Diese Charaktere haben mir viel Spaß gemacht und dass die männlichen Protagonisten dagegen kaum ankommen, noch mehr.

    Nicht nur mit dem schönen Cover fällt dieser Burgenland-Krimi aus dem Rahmen, die Verbindung Gartenglück und Krimi und der ewige Kampf einheimisch gegen „zuagroast“ bietet jede Menge spannender und witziger Szenen, sondern auch frische und lebendige Dialoge.

    Ja, das ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte. Die Spannung wird durch einen geheimnisvollen Prolog und „Trauerarbeit“ genannte Gedanken einer unbekannten Person verstärkt.

    Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Bonus: Jedes Kapitel beginnt mit einem Wissenshäppchen aus der Tier- oder Pflanzenwelt. Manchmal so skurril, dass ich sogar mit dem Lexikon das nachgelesen und vertieft habe.

    Chapeau Martina Parker!

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