Zeno Cosini

Buchseite und Rezensionen zu 'Zeno Cosini' von Claudio Magris
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zeno Cosini"

Format:Taschenbuch
Seiten:640
EAN:9783499134852

Rezensionen zu "Zeno Cosini"

  1. Wie viel Cosini steckt in uns?

    Was ist Wahrheit, was ist Lüge, (Selbst)täuschung, Rechtfertigung? Nichts davon wird man am Ende wissen – und das macht den Reiz dieses Romans aus. Italo Svevo (eigentlich Hector Aron Schmitz) lässt seinen Protagonisten Zeno Cosini dessen Leben erzählen – aber nicht als chronologische, biografische Aneinanderreihung von Ereignissen, sondern als rückblickenden Bericht für Cosinis Psychotherapeuten. Da liest man schon mal vor der eigentlichen Beschreibung, wie es ausgeht, was die Szene auslösen wird, da wird einem schnell klar, dass der Berichtende selbst interpretiert, einordnet und deutet – und das keineswegs nur zur Rechtfertigung, sondern oft auch mit deutlichen Selbstvorwürfen. Wenn man dann noch erfährt, dass er die Therapie beenden will, ist jeder Satz von Zeno Cosini mit diesen Brechungen zu lesen. Die Psychotherapie Freuds ist zwar Basis dieses 1923 erschienen, dritten und letzten Romans des Autors, aber eben oft eher als kritisch betrachtete Matrix. Zeno Cosini berichtet von den erfolglosen Versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, vom Tod des Vaters, seiner Heirat, seinen beruflichen Tätigkeiten, Freund- und Feindschaften… Und so entsteht ein faszinierendes Leseerlebnis, bei dem vieles nicht zusammen zu passen scheint, vieles einem nicht logisch, nicht stringent vorkommt, und was daher gerade deswegen so sehr echtes Leben widerspiegelt. Denn Zeno Cosini ist kein sympathischer Mensch, keiner, der immer so handelt, wie man es vielleicht erwarten würde - er ist einer, mit dem man sich nicht identifizieren möchte, der einem aber so viel ähnlicher ist, als man sich das selber eingestehen will - oder ist das alles nur Fiktion und Zeno führt uns in die Irre? Wer kann das schon sagen? Mir war es auf jeden Fall ein außerordentliches Vergnügen, dieses Buch zu lesen, auch wenn mir so manche Ähnlichkeit zu denken gibt...
    „Aber man sieht die Dinge viel schlechter, wenn man die Augen allzu weit aufreißt.“

    Übersetzt von Piero Rismondo.

    Teilen