Wolkenspiele: Roman

Rezensionen zu "Wolkenspiele: Roman"

  1. 4
    03. Sep 2015 

    Unkomplizierte Spätsommerlektüre...

    Anna ist 43 und hat gerade sehr damit zu kämpfen, dass nach 15 Jahren Ehe nun die Scheidung läuft. Um sich aus dem Tief zu reißen, nimmt sie dankbar die berufliche Chance wahr, eine Biographie über die schon lange verstorbene Schriftstellerin Charlotte Mommsen zu schreiben, die einst auf der Insel Amrum lebte. Um dafür auf wirkliche Spurensuche gehen zu können, mietet sich Anna auf Amrum für einige Wochen ein Ferienhaus. Auf der Fähre lernt sie den netten Fotografen Paul kennen, der ebenfalls beruflich für einige Tage nach Amrum fährt. Doch auch wenn sie ihn nicht unsympathisch findet - wirkliches Interesse hat sie nicht, steht sie doch noch vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe und will erst noch weiter ihre Wunden lecken.

    Auf Amrum angekommen, lebt sie sich schnell ein und lernt allmählich nicht nur die Insel, sondern auch einige ihrer Bewohner näher kennen. Ihr launischer Vermieter scheint recht eigenbrötlerisch zu sein, doch andere Inselbewohner zeigen sich deutlich offener - Klatsch und Tratsch inbegriffen. Die eher spröde Idylle Amrums zeigt sich manchmal erst auf den zweiten Blick, doch Anna beginnt sich immer wohler zu fühlen. Sie wandelt auf den Spuren Charlotte Mommsens und findet immer mehr Hinweise für ihre Biographie - ihr Buch macht zunehmend Fortschritte. Ihr Vermieter scheint etwas zu verbergen zu haben, doch Anna zeigt sich hartnäckig, um das Geheimnis zu erkunden. Und Paul - ja, Paul begegnet Anna auch immer wieder. Und ihr Schutzpanzer nach der gescheiterten Ehe bricht allmählich auf und macht etwas anderem Platz - die Schmetterlinge dürfen wieder fliegen. Doch hat ihre Zuneigung überhaupt eine Zukunft?

    Klar, ein Buch, das nach bekanntem Schema gestrickt ist: Mann, Frau, Liebe, Komplikationen und Krise, Happy End. Aber auch wenn man das vor Lesebeginn schon weiß, schafft Gabriella Engelmann es doch, dem ganzen einen sehr angenehmen Flair zu verpassen. Sympathische Charaktere, die man selbst gerne kennenlernen würde, bildhafte Ortsbeschreibungen, die das Fernweh wecken, kleine Geheimnisse, die man auch als Leser gerne aufgelöst wissen möchte. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, die Seiten rauschen nur so vorbei. Zudem bedient die Autorin gelungen die Klaviatur der leisen Gefühle, so dass es hier neben dem lachenden manchmal auch ein weinendes Auge gibt. Also ein Buch einfach nur zum Genießen.

    Wenn man teilweise anstrengende und eher schwierige Bücher liest oder auch nur so zwischendurch mal den Eindruck hat, beim Lesen einfach mal die Seele baumeln lassen zu wollen, bietet sich dieses unkomplizierte Buch dafür in jedem Fall an...

    © Parden

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