What Moves the Dead

Buchseite und Rezensionen zu 'What Moves the Dead' von T. Kingfisher
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Inhaltsangabe zu "What Moves the Dead"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:165
Verlag: Tor Nightfire
EAN:9781250830753

Rezensionen zu "What Moves the Dead"

  1. This place breeds nightmares

    Hinweis vorweg: "kan" ist im fiktiven Reich Ruritanien das Pronomen, dass Angehörige des Militärs ungeachtet des Geschlechts verwenden.
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    Als Alex Easton, kürzlich aus dem Militärdienst ausgeschieden, die Nachricht erhält, dass kans Jugendfreundin Madeline Usher im Sterben liegt, eilt kan zum Stammsitz der Ushers im abgelegenen Ruritanien. Doch was Alex dort vorfindet, ist ein Alptraum aus wucherndem Pilzwachstum und scheinbar besessener Tierwelt, im Umfeld eines dunklen, pulsierenden Sees. Madeline schlafwandelt und spricht nachts in seltsamen Stimmen, während ihr Bruder Roderick von einer mysteriösen Nervenkrankheit verzehrt wird.

    Unterstützt von einer unerschütterlichen britischen Mykologin und einem perplexen amerikanischen Arzt, muss Alex das Geheimnis des Hauses Usher entschlüsseln, bevor es sie alle verschlingt.

    Dies ist eine zutiefst originelle Neuerzählung der klassischen Kurzgeschichte »Der Untergang des Hauses Usher« von Edgar Allan Poe. Die Handlung folgt zwar der selben Grundstruktur, wurde aber deutlich verändert und ergänzt durch Nebenhandlungen, so dass »What Moves The Dead« nun Romanlänge hat. Es ist wahnsinnig lustig und gleichzeitig absolut grauenhaft; klassischer Horror vom Feinsten, nur mit skurrilem Humor und einer Erklärung, die wirklich Genregrenzen sprengt.

    Wenn du dich jetzt fragst: »Ist das Buch denn nicht langweilig, wenn man die Kurzgeschichte von Poe schon kennt?«, dann ist meine Antwort: Nein, keineswegs. Die Autorin lässt sich vom Rahmen des Originals nicht einengen, sondern zerschmettert ihn mit ungezügelter Lust am Schreiben. Wenn du dir das Original als Landkarte für die Welt dieser Neuerzählung vorstellst, dann ist es eine unvollständige auf zerknittertem Papier, und das einzige, was du entziffern kannst, ist »Here there be monsters«. Das ist spannend, weil wirklich alles passieren kann.

    Ja, wir reden hier von einem Roman, in dem Pilze und Hasen (!) Ausgeburten des Schreckens sind – und das auf eine so grässlich ruhige Art, dass ich ein paar Mal am liebsten laut geschrien hätte, nur um diese verfluchte Ruhe zu durchbrechen. Die Geschichte ist absurd und treibt immer wieder neue dunkle Blüten, und dabei ist sie in sich absolut stimmig. Das muss ein:e Autor:in auch erstmal schaffen.

    Die Charaktere sind großartig. Ein, zwei Sätze, und schon stehen sie als glaubhafte, wenn auch zutiefst verstörte Menschen vor dir auf dem Papier. Sie sind ein wunderbares Beispiel für gelungene Repräsentation: Eugenia Potter muss sich als Forscherin im späten neunzehnten Jahrhundert in einer absoluten Männerdomäne behaupten und stemmt das mit unaufgeregter Expertise. Alex ist zumindest zum Teil deswegen Soldatkan geworden, weil das Militär Ruritaniens Menschen ungeachtet des Geschlechts akzeptiert und ehrt, so dass es zum Zufluchtsort für trans und nonbinäre Menschen geworden ist.

    Der Schreibstil ist grandios. Die Atmosphäre trieft nur so aus den Worten, mit einem Gefühl des beinahe urtümlichen Schreckens, und dennoch wird die Geschichte mit einem wunderbaren Humor erzählt.

    Fazit

    Mit "What Moves The Dead" ist T. Kingfisher sicher ein Risiko eingegangen: Wer einen Klassiker neu erzählt, setzt sich zwangsläufig einer vergleichenden Wertung aus. Aber ihr gelingt das mit Bravour; sie macht aus der Geschichte etwas ganz Eigenes, was sich jetzt schon liest wie ein Klassiker des gepflegten Horrors.

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