Weine nicht: Roman

Inhaltsangabe zu "Weine nicht: Roman"
Gebundenes BuchAusgezeichnet mit dem Prix Goncourt 2014
Eine alte Frau, die am Fenster ihrer kleinen Wohnung sitzt, hat das Gedächtnis verloren und erzählt ihrer Tochter immer wieder von der einzigen Periode ihres Lebens, die in ihrem Geist lebendig geblieben ist: Montse wächst als Bauerstochter in einem kleinen katalanischen Dorf auf, in einer Welt, die so langsam wie der Schritt der Maulesel ist. Sie soll Dienstmädchen bei dem reichsten Großgrundbesitzer der Gegend werden. Stattdessen folgt sie im Sommer 1936 ihrem älteren Bruder José, der von anarchistischen Ideen beseelt ist, nach Barcelona. Dort entdeckt sie eine Freiheit, die sie schwindeln macht, und erlebt eine leidenschaftliche Liebe. Obwohl ihr Geliebter im Untergrund verschwindet, bleibt dieser kurze Sommer der Anarchie in ihrer Erinnerung für immer als Verzauberung haften. Schwanger kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück und lässt sich von ihrer Mutter ausgerechnet mit dem politischen Widersacher ihres Bruders José verheiraten. Bald erschüttern erste Gewalttätigkeiten die Gemeinde, und Montses Familie ist gezwungen, neue Wege zu beschreiten.


Erschütternd
„[…] daher vertrete er von nun an die Idee einer illusionslosen Utopie – einer Utopie, […] anders gesagt einer unmöglichen, unerreichbaren Utopie, nach der man jedoch unentwegt und bis zum höchstmöglichen erreichbaren Emanzipationsniveau streben müsse.“ (S. 222)
Es gibt ja immer wieder Bücher, die einen nicht „direkt“ anspringen, sondern sich langsam, von hinten heranschleichend, im Leser oder der Leserin verankern und die dann ihre „Beute“ nicht mehr loslassen.
So ging es mir mit „Weine nicht“ der französischen Schriftstellerin Lydie Salvayre. Das mag vornehmlich daran liegen, dass wir es bei vorliegendem Buch nicht direkt mit einem Roman zu tun haben. Es ist eher ein „biografisches durchsetztes Aufklärungsbuch“.
Biografisch deshalb, weil die Autorin, die für dieses Buch im Jahre 2014 mit dem „Prix Goncourt“ ausgezeichnet wurde, die Geschichte ihrer Mutter im Sommer 1936 (dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs) zugrunde legt und diese Biografie mit den Erlebnissen des Autors Georges Bernanos auf Mallorca mischt, der seine Erlebnisse in „Die großen Friedhöfe unter dem Mond“ (1938) niederschreibt.
Dadurch kommt es zu einem aus meiner Sicht überragenden Lehrbuch in Sachen „Spanischer Bürgerkrieg“ – ohne auf Vollständigkeit zu pochen. Jedoch bekommt die geneigte Leserschaft einen ziemlich guten Einblick in den Verlauf des Krieges, die verschiedenen Gruppierungen und verfeindeten Lager und die Gräueltaten der Faschisten, die von der katholischen Kirche allesamt „abgesegnet“ und somit öffentlichkeitswirksam geduldet wurden – beispiellos ekelhaft und menschenverachtend.
Es kann nicht genug solche Aufklärungsbücher geben; mögen sie die „richtigen“ Leser*innen erreichen und ein Umdenken stattfinden (siehe Zitat).
5*
©kingofmusic
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