Was alles war: Roman

Rezensionen zu "Was alles war: Roman"

  1. 5
    07. Sep 2020 

    Woher wir kommen

    Was macht eine Familie aus? Diese Frage ist in der heutigen Zeit weniger denn je einfach zu beantworten. Annette Mingels versucht in ihrem fünften , stark autobiografisch geprägten Roman eine Antwort zu finden.
    Susa, die Ich-Erzählerin, hat bereits als Kind erfahren, dass sie adoptiert wurde und sie hatte nie ein Problem damit. Sie hätte sich keine besseren Eltern wünschen können. Auch zu ihrer Schwester Maike, ebenfalls ein Adoptivkind, hat sie eine enge Verbindung.
    Mittlerweile arbeitet Susa als Meeresbiologin und hat gerade Henryk kennengelernt, einen Universitätsprofessor. Er ist Witwer und alleinerziehender Vater von zwei Töchtern.
    Da bekommt sie eines Tages einen Brief von Viola, ihrer leiblichen Mutter. Die schreibt, dass sie sie gerne treffen möchte. Es kommt zu einer Begegnung der beiden Frauen, aber Susa kann mit der ihr fremden Frau nichts anfangen. Die erzählt von ihrem Leben, ihren Reisen, ihren Männerbekanntschaften und ihrem Freiheitsdrang. Viola wusste immer, dass sie sich nicht binden wollte, weder an einen Mann noch an ein Kind. Insgesamt hat sie vier Kinder von vier Männern und , bis auf eines, alle weggegeben.
    Susa spürt gleich, bei dieser Mutter wäre sie verloren gegangen. Aber sie möchte ihre Halbbrüder kennenlernen.
    Wenige Jahre später ist Susa mit Henryk verheiratet und kümmert sich neben den beiden Mädchen um das gemeinsame Baby. Zu Viola hält sie nur losen Kontakt.
    Da erkrankt Susas Adoptivvater an Krebs und als dieser stirbt, wird der Wunsch, ihren biologischen Vater kennenzulernen, immer stärker.
    Wie Annette Mingels die verschiedenen Familienstränge miteinander verbindet, ist gekonnt.
    „Was alles war“ erzählt die Geschichte einer Frau, die behütet und geliebt bei Adoptiveltern aufwächst und sich plötzlich mit den leiblichen Eltern auseinandersetzen muss und die selbst ein nicht einfaches Familienmodell lebt. Es geht um die Themen Mutterschaft, Adoption und Familienalltag zwischen Beruf, Familie und Eheleben. Ihr Erzählstil ist mal lakonisch und realistisch, dann wieder emotional und berührend.
    Im November 2017 erhielt die Autorin für diesen Roman den Buchpreis der Stiftung Ravensburg Verlag. In der Begründung der Jury heißt es:
    „ Annette Mingels analysiert schnörkellos am Beispiel eines Familienalltags die vielbeschworene moderne Patchworkfamilie. Sie betrachtet die komplexe Beziehungsdynamik junger Eltern mit gegensätzlichen Karrierewünschen und die komplizierte Suche nach Identität anhand der eigenen Herkunft....
    „ Was alles war“ ist eine intensive psychologische Geschichte, als Familienroman ein vorbildlicher Spiegel der heutigen Zeit und zugleich ein optimistischer Entwurf, wie Familie sein kann.“
    Annette Mingels hat in diesem Buch ihre eigenen Erlebnisse verarbeitet. Sie ist ebenfalls ein Adoptivkind und hat als Erwachsene ihre leibliche Mutter getroffen.

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