Warten auf den Tod (Ein Fall für Alan Grant)
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Inhaltsangabe zu "Warten auf den Tod (Ein Fall für Alan Grant)"
Ganz London, scheint es, steht vor dem Woffington Schlange. Nach zwei Jahren Spielzeit ist dies die letzte Woche von Wussten Sie es nicht? . Wer das legendäre Musical noch einmal sehen will, muss stundenlang vor der Theaterkasse ausharren. Als inmitten des Gedränges ein Mann ohnmächtig zusammensackt, weichen die Umstehenden erschrocken zurück: Aus seinem Rücken des Mannes ragt der Griff eines Dolchs. Der Unbekannte ist tot, heimtückisch erstochen in der Menschenmenge. Inspector Alan Grant von Scotland Yard, der mit den Ermittlungen beauftragt wird, sieht sich einer schier unlösbaren Aufgabe gegenüber: Nicht nur hat niemand der Anwesenden irgendetwas beobachtet;auch die Identität des Toten ist vollkommen unbekannt. Grant hält sich an die wenigen Indizien, die er hat - den altmodischen Typ des Dolchs, die Kleidungsstücke des Toten und die merkwürdige Mordmethode -, und tut, was er am besten kann: Er nutzt die Kraft seiner Gedanken.
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Ein schwieriger Fall!
Vor einem Theater in London bilden sich alltäglich lange Schlangen, um die schöne, reizende, liebliche, wunderschöne Ray Marcable zu hören und zu sehen und sie für immer im Gedächtnis zu behalten, denn Ray Marcable wandert aus in die USA. In dieser Warteschlange wird ein Mann erstochen, und erst als sich die Schlange weiterbewegt, wird der Mord entdeckt.
Inspector Alan Grant übernimmt den Fall. Ein schwieriger Fall, denn zunächst muss die Identität des Toten geklärt werden. Jede Menge Zeugen -aber keiner hat den Mord beobachtet. Alan Grant weiß nur eines genau: der Mörder muss ein Ausländer sein, weil ein Brite niemals mit einem bunt verzierten kleinen Dolch morden würde. Oder aber ein Brite, der sich im Ausland schlechte Sitten angewöhnt hat. Wobei allerdings die Raffinesse des Mordes dem englischen Denken grundsätzlich fremd sei, findet Alan Grant. Allerlei Merkwürdigkeiten erschweren die Arbeit des Inspectors, die im Lauf des Romans zu unterschiedlichen Wendungen führt. Die Ermittlungen führen ihn schließlich zum Loch Finley an die Küste Schottlands, wo er zur Tarnung Lachse angelt. Dort trifft er den vermeintlichen Mörder, aber ein starker Zweifel bleibt.
Mit Alan Grant hat die Schottin Josephine Tey resp. Elizabeth MacKintosh einen liebenswerten Ermittler geschaffen. Alan Grant verfügt über gute Manieren und Empathie, und er sieht respektabel-vornehm aus. Vor allem aber – typisch für das Golden Age des englischen Kriminalromans – löst er seinen Fall mit Geisteskraft: mit Beobachtungen, Überlegungen und Schlussfolgerungen.
Die wohltuend klare Sprache der Autorin steigert das Lesevergnügen. Ihre Landschaftsbeschreibungen, immer im Zusammenhang mit den Ermittlungen, sind plastisch und lassen im Leser deutliche Bilder v. a. der schottischen Küstenlandschaft entstehen. Ihr Humor zeigt sich in subtil-ironischen Formulierungen, mit denen sie nicht nur die Engländer, sondern auch ihre schottischen Landsleute aufs Korn nimmt.
Ein Lesevergnügen für alle, die auf aktionsgeladene Spannung und dramatische Showdowns verzichten können!
4,5/5*