Vor dem Abgrund

Rezensionen zu "Vor dem Abgrund"

  1. Nur neblige Dunkelheit reicht nicht ...

    Der deutsche Journalist und Schriftsteller Mani Beckmann hat unter seinem Pseudonym Tom Finnek drei historische Romane mit dem Schauplatz London geschrieben. "Gegen alle Zeit" spielt mit Zeitreiseelementen gepaart im 18. Jahrhundert, während "Unter der Asche" eine spannende Geschichte erzählt, die sich am Vorabend des großen Feuers von 1666 ereignet. "Vor dem Abgrund" ist Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt.

    Zum Inhalt:

    Die junge und unerfahrene Celia kommt aus einem kleinen Hafenstädtchen nach London um nach ihrem verschollenen Vater, dem Seemann Ned Brooks zu suchen. Dieser hatte vor vielen Jahren die Familie verlassen. Nun ist Celias Mutter tot und ihre älteren Bruder fahren ebenfalls zu See. Der einzige Anhaltspunkt für die Suche nach ihrem Vater ist eine vergilbte Ansichtskarte eines Monstrositätenkabinetts im Osten von London. Rupert ist der jüngste Sohn eines reichen Hotelbesitzers und soll nach dem Willen seines Vaters die Nichte eines Brauereibesitzers heiraten und in dessen Geschäft einsteigen. Die Aussicht auf diese öde und seinen eigenen Interessen entgegenstehenden Zukunft bringt Rupert dazu, sich in Kneipen und schäbigen Unterkünften des East Ends herumzutreiben, wo er sich in einfacher Kleidung als Handwerksbursche ausgibt. Celia und Rupert treffen bei den verschiedensten Gelegenheiten aufeinander und ahnen nicht, wie sehr ihre beiden Familiengeschichten miteinander verknüpft sind.

    Meine Meinung:

    Wie schon in den ersten beiden Büchern vermischt Finnek wahre Begebenheiten mit einer fiktionalen Geschichte und lässt dabei einige historische Persönlichkeiten auftreten, wie z.B. Eva Booth, Captain der Heilsarmee oder Simeon Solomon, einen einstmals berühmten Maler, der wegen seiner Homosexualität geächtet wurde und sein Leben in Armut und Elend beendete. Auch die Untaten des Jack the Ripper spielen eine Rolle.

    Das Buch liest sich flott, allerdings gelingt es Finnek dieses Mal nicht die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen. Nur neblige Dunkelheit reicht einfach nicht. Die Zusammenhänge zwischen den Beteiligten wirken teilweise stark konstruiert und mancher der aufgenommen Fäden läuft ins Leere. Auch von der Spannung her kann dieses Buch nicht mit seinen Vorgängern mithalten. Es gibt noch einen erklärenden Epilog, in dem die Schicksale der historischen Charaktere erläutert werden, aber dieser erweckt damit eher den Eindruck, als wäre die Geschichte von Celia und Rupert ebenfalls wahr, was natürlich völliger Humbug ist.

    Fazit:

    Eine mäßig spannende Geschichte mit seltsam konstruierten Zusammenhängen und fehlender Atmosphäre, für mich der schwächste Teil der sogenannten London-Trilogie.

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