Von Notburga, Maria, Cäcilie, Malin und Pia

Buchseite und Rezensionen zu 'Von Notburga, Maria, Cäcilie, Malin und Pia' von Sybille A. Schmadalla
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2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Von Notburga, Maria, Cäcilie, Malin und Pia"

Format:Taschenbuch
Seiten:486
Verlag: epubli
EAN:9783741888021

Rezensionen zu "Von Notburga, Maria, Cäcilie, Malin und Pia"

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    04. Jun 2017 

    Vom Wandel der Frauenrolle in den letzten 165 Jahren...

    Als Pia zufällig einen TV Bericht über die Befreiung Rosstals im April 1945 durch die Amerikaner sieht, beginnt sie sich Fragen zustellen nach der Geschichte ihrer Familie und inwieweit dies Einfluss auf ihre eigene Biografie hatte. Sie stößt auf die Tagebücher und andere Dokumente ihrer Ahninnen. Es spannt sich ein Bogen von 1850 von Notburga, der Ururgroßmutter über deren Tochter Maria, die eine Suffragette war, hin zur Oma Cäcilie, die nach Paris ging, zurück kehrte, heiratete und Pias Mutter gebar. Pia reist durch den Wandel der Zeiten, Aufbruch und Niedergang, Beginn des Technologiezeitalters. Sie erfährt, die allmählich veränderte Stellung der Frau von einer rechtlosen, dem unmündigen Kindern gleichgestellten Frau hin zur emanzipierten Frau der heutigen Gesellschaft einerseits. Andererseits gibt es die individuellen Antworten der Protagonistinnen auf ihre persönliche Lage. Dieses Buch führt den Leser vom beschaulichen Franken, nach Frankreich, Norwegen und Afrika. Im Spiegel der Biografien und Lebenswege der Ahninnen klärt sich für Pia ihr eigenes Leben. Am Ende versteht Pia ihr eigenes Leben besser, basierend auf den Erfahrungen ihrer Ahninnen trifft sie eine Entscheidung Ein Buch über die Irrungen, Wirrungen, Hoffnungen, Wünsche und Träume der Menschen. Ein Buch über verstehen, verzeihen und versöhnen. 165 Jahre lebendige deutsche Zeitgeschichte.

    Ganz bewusst setze ich den ausführlichen Klappentext als Kopie hier voran, weil daran bereits deutlich wird, weshalb ich mit diesem Buch solche Schwierigkeiten hatte: ausschweifend, absatzlos, voller Fehler. Dabei könnte ich es belassen, denn tatsächlich war dieses Leseerlebnis - schwierig.

    Aber ich täte der Autorin Unrecht, denn in jeder Zeile dieses eng beschriebenen, fast 500 Seiten starken Buches ist zu spüren, wie wichtig ihr die geschilderte Thematik ist. Deshalb möchte ich hier doch etwas differenzierter auf das Buch eingehen. Ich sage bewusst nicht 'Roman', denn in meinen Augen stellt dies eher eine 'Rohfassung' dar, einen 'Entwurf', der in Form, Inhalt und Struktur sowie hinsichtlich einer gründlichen Fehlersuche und eines eingängigeren Titels noch durch ein gekonntes Lektorat in eine leserliche Façon gebracht werden muss. Das Buch in der jetztigen Ausgabe stellt einfach eine Überforderung für den Leser dar.

    Trotz meiner geballten Kritik glaube ich aber an das Potential des Buches sowie an die nicht zu unterschätzende Bedeutung der Thematik an sich. Die Rolle der Frau im Wandel der Zeiten - so nüchtern dies auch klingt, macht das Buch anhand der Schicksale von Frauen einer Familie in einer Folge von fünf Generationen deutlich, dass der heutige Status quo der Stellung der Frau in unserer Gesellschaft zum einen nicht selbstverständlich und zum anderen auch durchaus noch ausbauwürdig ist. Darüber hinaus wird ebenso deutlich, dass das, was man ist, (mal abgesehen von der genetischen Determination) nicht unabhängig von der Geschichte einer Familie im Laufe der Generationen zu sehen ist, ebenso wie man sich den gesellschaftlichen Bedingungen nur z.T. entziehen kann. Das klingt jetzt eher nach einer sozialwissenschaftlichen Abhandlung, ist tatsächlich aber nicht so gemeint.

    Neben meinem ganzen Ärger über das Buch gab es hier eben auch viele Passagen, die mich nachdenklich stimmten, teilweise Parallelen zu meinem eigenen Leben oder dem meiner Familie aufwiesen. Abgesehen also von wirklich interessanten Informationen - z.B. welche historischen Ereignisse auf welche Art dazu beitrugen, die Rolle der Frau (und des Mannes) allmählich zu verändern - kann hier auch eine persönliche Reflexion bezüglich der eigenen Situation angeregt werden. Das waren für mich wirklich positive Aspekte des Buches.

    Der Austausch mit der Autorin in der Leserunde gestaltete sich sehr intensiv und, ja, auch konstruktiv. Natürlich ist es nicht nett für den Schreibenden, wenn sein Werk, in dem so offensichtlich viel Herzblut steckt, von allen Seiten viel Kritik erfährt. Doch Sybille A. Schmadalla will die im Rahmen der Leserunde geäußerten Anregungen überdenken und einiges an Änderungen in Angriff nehmen. Ich wünsche ihr ein engagiertes Lektorat, das sie in der Umsetzung der Verbesserungen unterstützt, damit das Buch zukünftige Leser einfach mehr anspricht. Denn wie gesagt: das Buch hat Potential...

    Wenn ich für mich persönlich ein Fazit ziehen soll: Ich bin nicht traurig, dass ich mich seinerzeit entschlossen habe, das Buch zu lesen - aber letztlich bin ich doch froh, dass ich es jetzt 'geschafft' habe. Ich bin jedenfalls gespannt auf die Neufassung!

    © Parden

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