Vincent van Gogh

Buchseite und Rezensionen zu 'Vincent van Gogh' von Irving Stone
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vincent van Gogh"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: Rowohlt
EAN:9783499110993

Rezensionen zu "Vincent van Gogh"

  1. zeitlos wie die Gemälde des Künstlers selbst

    Ein Leben in Leidenschaft – einen besseren Titel hätte man für einen biographischen Roman über Vincent van Gogh wohl nicht wählen können. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz, der sich in meinem Regal versteckt hat, um zur richtigen Zeit gelesen zu werden. Ein zeitloses sowie lebendiges Buch, eben wie die Gemälde des Künstlers selbst.
    Vincent van Goghs Berufung Künstler zu werden kam erst spät. Erst mit 27 Jahren beschloss er Zeichner bzw. Maler zu werden. Davor war er Kunsthändler, Lehrer, Buchhändler, Theologiestudent und Prediger. Alle diese Tätigkeiten übte er mit einer Leidenschaft aus, doch geeignet war er dafür nicht. VvG stammte zwar aus einer angesehenen Kunsthändlerfamilie, doch Künstler selbst, brachte die Familie zu diesem Zeitpunkt keine hervor.
    Irving Stone führt uns an die verschiedensten Schaffungsschauplätze von VvG. Das Buch startet in London, führt uns über die Borinage in Belgien nach Paris bis nach Auvers. Jedem Ort widmete Stone ein Kapitel das hervorragend die Eigenheiten der jeweiligen Gegend widerspiegelt.
    Die damalige Zeit der Kunst war von klassisch festgefahrenen Stilmitteln geprägt. Vincent setzte all seine Leidenschaft in das Erlernen des Zeichnens, doch sein Stil wird als zu hart, zu roh empfunden. Viele Jahre hatte er seine Zeit damit verschwendet seine Kunst auf die vorhandenen Bedürfnisse der damaligen Zeit anzupassen, doch diese Bilder spiegelten in keiner Weise seine Sicht auf die Menschen wider, oder wie er selbst die Landschaften betrachtete. Er bevorzugte es leidvolle Menschen zu malen, und er wurde ein Meister darin dieses Leid und die harten Strukturen der Menschen auf Leinwand zu bringen.
    VvG hat sein Leben der Kunst untergeordnet, dementsprechend schwer tat er sich längerfristige Beziehungen zu führen. Noch dazu verdiente er kein Geld, er war finanziell ganz auf seinen jüngeren Bruder Theo angewiesen, doch seine Zeit mit richtiger, geldbringender Arbeit zu verschwenden, lehnte er komplett ab. Darunter litten vor allem die Frauen, mit denen er zur damaligen Zeit zusammen lebte.
    Äußerst interessant war das Wetteifern der unterschiedlichsten Maler und Impressionisten untereinander, aber auch das gegenseitige Verständnis. Bekannte Namen wie Rubens, Gauguin und viele mehr eiferten um die Gunst der Kunsthändler und suchten Anerkennung unter ihresgleichen, ohne damals noch wissen zu können, dass alle ihre Bilder in der heutigen Zeit unbezahlbar sind und täglich an Wert steigen. Trotz der harten Zeiten kann man durchaus etwas neidisch auf das Leben der damaligen Künstler sein. Nicht weil sie beinahe nichts zu essen hatten, nein, auch nicht weil sie mit Kälte und Krankheiten zu kämpfen hatten, sondern weil sie ihr Leben mit einer derartigen Intensität geführt hatten, die heute nicht mehr vorstellbar ist.
    In diesem Buch wird schonungslos das harte Leben der damaligen Zeit aufgezeigt. Gerade die Zeit in der Borinage, dem Armenviertel Belgiens, wurde hervorragend geschildert. Wie die Leute täglich ihr Leben in den Kohlegruben riskierten und dennoch mit der Hand im Mund leben mussten. Sie konnten sich Nichts leisten, hätten aber trotzdem nicht ihr Leben ändern wollen. VvG war lange Zeit ein Teil dieser armen Gesellschaft und hat sich bis zu seinem Lebensende mit den Menschen aus Borinage identifiziert. Aber auch die anderen Kapitel waren wunderbar zu lesen.
    Das Buch selbst orientiert sich natürlich an VvGs Geschichte in Holland, Belgien und Frankreich, die Unterhaltungen wurden vom Autor erfunden, dennoch könnten sie tatsächlich so stattgefunden haben.
    VvG wächst einem in diesem Buch regelrecht ans Herz. Einige Entscheidungen konnte ich als Leser nicht nachvollziehen, aber genau diese Entscheidungen ließen diesen außergewöhnlichen Künstler authentisch wirken.
    Für mich als kunstinteressierten Menschen ist dieses Buch ein echtes Highlight. Selbst wenn man sich nicht für Bilder und Maler interessierten sollte, kann man tief in dieses Buch versinken, wobei man ständig Gemälde des Künstlers in wunderbarsten Farben im Kopf hat. Irving Stone ist ein Meister der Beschreibung. Nach dieser Lektüre werde ich die Bilder VvGs mit anderen Augen betrachten. Ich freue mich schon darauf, das eine oder andere Kunstwerk bei mir in Wien neu entdecken zu dürfen.

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