Verwoben in Liebe

Buchseite und Rezensionen zu 'Verwoben in Liebe' von Emily Bold
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Verwoben in Liebe"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
Verlag:
EAN:9783522506595

Rezensionen zu "Verwoben in Liebe"

  1. Spannender Auftakt und tiefgründige Idee mit ein bisschen zu ste

    Emily Bold ist eine Autorin, die ich auf der Häppchenlesung auf der LBM 2019 kennengelernt und daraufhin tatsächlich ein paar Bücher von ihr gelesen habe. Mir gefällt insbesondere ihr authentischer Sprachstil. Da ich gerade auch Silberschwingen beendet hatte, habe ich ganz frech beim Team vom Thienemann-Esslinger Verlag nach einem Rezensionsexemplar gefragt, welches sie mir dann auch überraschenderweise zugestellt haben! Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle noch mal an den Thienemann-Esslinger Verlag!

    Coverbild
    Mal wieder ein ganz anderes Cover, welches sich im Moment aus der Masse der Romantasy-Cover deutlich abhebt. Ganz untypisch wird der Titel “STOLEN” in fetten serifen Großbuchstaben einzeln diagonal über das gesamte Bild verteilt. Im O und L kann man Augen und Mund eines Frauengesichts durchscheinen sehen. Das gesamte Cover ist in blautürkisen bis fast schwarzen marmorierten Farbverläufen gehalten, welche die in dem Buch vorkommenden Weben darstellen sollen. Tatsächlich ist das Genre des Buches, Urban-Romantasy, mit diesem Cover schwer zu erkennen. Trotzdem ist es ein wirklich toller Eyecatcher.

    Handlung
    Die Vollwaise Abigaile Woods wird von ihrer neuesten Pflegemutter Florence nach Darkenhall in London, eine Besserungsanstalt für die betuchte Oberschicht Englands, gebracht. Denn Abby ist eine geschickte Diebin und dieser Aufenthaltsort ist ihre letzte Chance, um nicht in den Knast gehen zu müssen. Ihr Aufenthalt auf dieser Schule verläuft dann aber anders, als sie erwartet hatte. Ihr Lehrer Mr Cross gibt ihr den nahezu unlösbaren Auftrag, einen Ring zu klauen. Dafür bringen die Brüder Tristan und Bastian Abby komplett aus dem Konzept. Der Macho Tristan umgarnt sie gekonnt und sehr offensiv. Sein älterer Bruder Bastian hat eine magische Anziehungskraft auf sie, bleibt aber total unnahbar und auf Distanz. In dem Moment, als Abby ihren Auftrag erfüllt, steht plötzlich alles auf dem Kopf und sie muss gemeinsam mit Bastian und Tristan in ihre Vergangenheit reisen.

    Buchlayout / Haptik
    Die Gestaltung des Buches ist sehr schön. Das Hintergrundbild des Schutzumschlages findet sich auf den Buchdeckeln und bei den Kapitelanfängen wieder, und vor allem auch auf dem Buchschnitt. Die 432 Seiten werden in sehr viele kurze Kapitel aufgeteilt, die Kapiteltitel werden in einer klaren Antiqua gesetzt. Die verschiedenen Perspektiven werden nicht optisch hervorgehoben, was es manchmal ein bisschen verwirrend macht.

    Idee / Plot
    Spannend ist die Idee, dass jeder Mensch Weben von drei unterschiedlichen Arten besitzt: Seelenweben, Herzweben und Erinenrungsweben. Nehmen eine Sorte Weben überhand, ist das seelische Gleichgewicht gestört. Wenn es nun die Möglichkeit gäbe, diesen Menschen den Überschuß an dieser Webenart abzunehmen, könnte man sich langfristige und teure Therapien sparen.
    Nun konkurrieren hier zwei Brüder um die Gunst eines Mädchens, welches sehr viele bedrückende Seelenweben in sich trägt. Aber diese dunklen Weben sind ein Schutzschild, die Abby davor bewahren, Gefühle zulassen zu müssen. Ein Leben lang wurde das arme Mädchen nach dem Unfalltod ihrer Eltern von Waisenheim zu Pflegefamilie geschubst. Gefühle haben in ihrer Welt keinen Platz, um daran nicht zu zerbrechen.
    Eine wirklich schöne Idee, die Emily Bold sich hier einfallen lassen hat, die bei näherer Betrachtung auch sehr tiefgründig ist.

    “Florence dachte, ich könnte hier ankommen … dabei fühlte es sich eher so an, als würde ich aus einem fahrenden Wagen geschleudert. Ankommen und glücklich sein, wie sollte das gehen, wenn man dabei die Windschutzscheibe durchschlug und gegen die Wand eines marineblau tapezierten Dreibettzimmers krachte?”

    Emily Bold “Stolen - Verwoben in Liebe”, S. 32 (© 2020 Thienemann-Esslinger Verlag, Gebundene Ausgabe)

    Emotionen / Protagonisten
    Abby ist wirklich einsam. Auch wenn Florence die einzige Pflegemutter ist, die ihr doch mehr bedeutet, wird sie in das Internat abgeschoben, und so fühlt sie sich auch. Um Florence auch den Gefallen zu tun und ihre letzte Chance nicht verstreichen zu lassen, geht sie ein großes Risiko ein, indem sie den Ring stiehlt. Ich konnte ihre innere Zerrissenheit ob der Tat sehr gut nachvollziehen. Was mich dann aber doch gegen Ende des Buches ab und zu genervt hat, war die mantra artige Wiederholung des Kusses, die etwas naive Art das Verhalten der Brüder falsch zu interpretieren, und ihr oft sehr schwaches Selbstwertgefühl. Leider hat Abby für meinen Geschmack dann doch ein paar stereotypische Züge.

    Die beiden Brüder haben eine spezielle Gabe, mit der beide sehr unterschiedlich umgehen. Tristan Tremblay ist ein Macho und Womanizer, aber dennoch charmant auf seine Art und Weise. Zwischen ihm und Abby entwickelt sich eher eine Freundschaft, wobei Abby anfangs nicht klar ist, warum er so sehr an ihr interessiert ist. Als sie davon weiß, geht er ziemlich offen mit ihr damit um, und irgendwie gefällt mir das an ihm.

    “»Abby klingt süß«, stellte er fest, und dieses Funkeln, das ich bei ihm schon mehrfach gesehen hatte, trat in seine Augen. »Kurze Namen kann man gut zwischen zwei heißen Küssen stöhnen.«”

    Emily Bold “Stolen - Verwoben in Liebe”, S. 69 (© 2020 Thienemann-Esslinger Verlag, Gebundene Ausgabe)

    Der ältere Bruder Bastian hingegen fechtet mit sich und seiner Gabe allzeitlich einen schweren Kampf aus. Er hat das schwerere Los der beiden Brüder gezogen und zieht sich komplett aus der Gefühlswelt zurück. So ganz kann ich aber nicht nachvollziehen, wie sich seine Zuneigung zu Abby entwickelt hat. Denn eigentlich lese ich nur über seinen “Hunger”, sein “Wüten” nach ihren Weben, was auch sehr oft wiederholt wird. Ich hatte irgendwie nie das Gefühl, dass er sich überhaupt für sie interessiert und was er an dem Menschen Abby mag.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Der Einstieg wird durch den Prolog sehr spannend, die Handlung braucht dann aber ein bisschen, um in Schwung zu kommen, was auch ein bisschen durch den häufigen Perspektivenwechsel hervorgerufen wird. Trotzdem wird die Spannung stetig über das Buch aufgebaut und man muss anfangs erstmal die einzelnen Puzzleteile zusammenfügen. Der Höhepunkt kommt relativ spät und endet in einem Cliffhanger, der alles wieder auf den Kopf stellt.

    Szenerie / Setting
    Das Setting hat mich leider nicht so wirklich überzeugt und wirkt auf mich doch zu altbacken. Ein Urban-Fantasy in einer typischen Londoner Highschool der Upper-class in dem das Underdog-Mädchen mit einer noch nicht entdeckten Gabe dem Charme von zwei ultimativ gut aussehenden Bad-boys verfällt.

    Sprache / Schreibstil
    Ich schätze Emily Bolds lebhafte und authentische Sprache sehr. Auch ihr typischer Perspektivenwechsel, auch zwischen Ich-Erzähler und personalen Erzähler, lässt die Geschichte lebendig wirken und man hat die Möglichkeit auch die Gefühle der anderen Figuren besser zu verstehen. Dennoch kam mir der Wechsel zu häufig und mit zu vielen Personen. Das wirkte auf mich nicht ganz ausgewogen. Außerdem kamen mir doch zu häufige Wiederholungen von Gedanken, Vorgängen (der “Kuss”, das “Wüten”) und der auch zu klischeehaften Beschreibungen der unfassbaren Augen der männlichen Protagonisten.

    “Die Schule war scheiße! Ein Abstellgleis für die verzogenen Rotzgören neureicher Eltern, die die Chance auf ein gutes College für ihre Kinder noch nicht aufgegeben hatten.”

    Emily Bold “Stolen - Verwoben in Liebe”, S. 16 (© 2020 Thienemann-Esslinger Verlag, Gebundene Ausgabe)

    FAZIT
    Spannender Auftakt einer Dilogie die hoffentlich noch ein paar offene Fragen beantwortet. Vor allem die tiefgründige Idee hat mir an diesem Buch gut gefallen, auch wenn mir das Setting und die Protagnistenkonstellation etwas zu stereotypisch ist. Eigentlich ist es kein schlechtes Buch, es hat mir schon viel Spaß beim Lesen bereitet, dennoch hat mich die Geschichte nicht vollends abgeholt.

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