Verlassen

Buchseite und Rezensionen zu 'Verlassen' von Christiane Dieckerhoff
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Inhaltsangabe zu "Verlassen"

Kommissarin Klaudia Wagner wird in ein Nobelhotel gerufen. Eine Touristin aus Dortmund wird von ihren beiden Kindern vermisst. Tage später wird die Vermisste, die offenbar aus dem Spreewald stammt, tot aufgefunden – neben einem Fahrradhelm, den Klaudia sofort erkennt. Er gehört dem Sohn ihres Kollegen Demel, doch was kann ein vierzehnjähriger Junge mit einem Mord zu tun haben?

Format:Taschenbuch
Seiten:319
EAN:9783746638959

Rezensionen zu "Verlassen"

  1. Kindesvernachlässigung, wie ein Trauma das Leben beeinflusst

    "Ich fühle mich wie etwas, das man wegwirft, wenn man es nicht mehr braucht." ( aus Gone Girl)
    Kurz nach dem Mauerfall verschwindet die Mutter von Mandy (Männi) und ihrem kleinen Bruder Martin (Matte).Zuvor hat sie schon ihre beiden Kinder vernachlässigt und sie über mehrere Tage zu Hause eingesperrt, alleingelassen. Traumatisiert und krank werden sie noch rechtzeitig gefunden, während von der Mutter jeder Spur fehlt. Viele Jahre später findet man eine Touristin tot im Wasser, die zuvor als vermisst gemeldet wurde. Wie sich später herausstellt, ist diese Frau jene Mutter von damals. Doch warum war sie hier zu Besuch und was sucht der Fahrradhelm Demels Sohn Justin am Tatort? Allerdings warum sollte ein 14-Jähriger eine Touristin töten? Für Klaudia wird es nicht nur eine heiße, anstrengende Ermittlung, sondern außerdem emotional, den jemand hat ihren Kater Dickie angefahren.

    Meine Meinung:
    Dies ist der siebte Band um Kommissarin Klaudia Wagner aus dem Spreewald. In ihrem neusten Fall geht es um die vermisste Touristin Heike Thielmann, die einige Tage später tot im Wasser gefunden wird. Schon zuvor haben die Beamten viel Interessantes über die vermisste Heike Thielmann ausgegraben. Da wären ihre Kinder, mit denen sie hier im Urlaub ist. Sohn Raphael gab sie zur Adoption frei und nur ihre Tochter Marie ist bei ihr aufgewachsen. Doch davor lebte sie im Spreewald und hatte auch hier zwei Kinder, die sie nach dem Mauerfall alleine ließ. Nur warum kommt sie nach so vielen Jahren in ihre Heimat zurück? Will sie wissen, was aus ihren beiden Kindern wurde? Es könnte also durchaus sein, dass sich einer von den Kindern an ihr gerächt hat. Allerdings was hat dann Justin Demels Fahrradhelm am Tatort zu suchen? Der siebte Fall von Klaudia Wagner beginnt recht bedrückend mit einem Einblick auf zwei vernachlässigte Kinder. Die Autorin nimmt mich mit auf eine wirklich bedrückende emotionale Reise. Besonders weil ich immer wieder in die Vergangenheit von Männi und Matte blicken darf. Wie alt die beiden damals sind, wird nicht erwähnt, ich schätze Männi ist 5 und Matte vielleicht 1 1/2 - 2 Jahre alt gewesen. Jedenfalls musste sie ihn noch wickeln. Schon alleine die Vorstellung, dass man zwei so kleine Kinder ganz alleine lässt, macht mich wütend. Doch die Kinder dann auch noch in der Wohnung einschließen und ihnen einreden, nicht um Hilfe zu rufen, geht gar nicht. Man könnte ehrlich gesagt verstehen, wenn sie sich aus Wut an ihrer Mutter gerächt hätten. Doch dieser Fall ist viel komplexer und komplizierter, als wir zu Beginn ahnen und stellt den Leser vor jede Menge Rätsel. So erfährt man erst am Ende zwar mehr, doch selbst da bleiben noch einige Details offen. Erneut wird es für Klaudia wieder emotional. Zwar nicht um Schiebschick wie letztes Mal, sondern diesmal kämpft Kater Dickie um sein Leben. Wieder einmal erlebe ich Klaudia von einer ganz anderen Seite. Die sonst eher toughe und abgebrüht Kommissarin erscheint hier erneut verletzlich und gefühlvoll. Doch vor allem das Wechselspiel zwischen Krimi, Emotionen und psychologischem Einfluss macht diesen Krimi wieder absolut lesenswert. Chapeau, das war wieder ein Fall, der mich sehr berührt hat und dem ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.

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  1. Kinder der Wendezeit

    Klaudia Wagners dritter Fall hat es in sich. Eine Tote wird gefunden und sie hat eindeutig einen Bezug zu Lübbenau. Die Aufklärung des Falles ist hierbei recht unspektakulär, wie ich finde. Es gibt eine begrenzte Anzahl an Verdächtigen und die Ermittler müssen sehr viel Mühe aufwenden, die richtigen Zusammenhänge zu finden. Natürlich sind auch alle bekannten Nebenprotagonisten wieder mit dabei, was das Buch sehr lebendig und erlebbar macht. Alle haben ihr persönliches Päckchen zu tragen, und hadern mit der momentanen Situation. Dies passt aber wunderbar in die Geschichte hinein und gibt dem eigentlichen Fall eine schöne Rahmenhandlung.
    Auch Klaudia muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und daran ist indirekt Kater Dickie schuld. Obwohl die Umstände Klaudia sehr berühren, springt sie über ihren Schatten und vergibt zweite Chancen. Das Flair dieser Spreewald Idylle ist sehr gut eingefangen und gibt dem Buch einen hohen Wiedererkennungswert.
    Dieses Buch lebt eindeutig von den Rückblenden. Die sind teilweise absolut heftig und schwer zu ertragen. Aus Kindersicht wird geschildert, wie das Leben vor der Wende sein konnte und welche Konsequenzen daraus erwachsen können, ohne dass ein Kind sich dagegen hätte wehren können. Kein Wunder , dass die Nachwirkungen bis in die heutige Zeit andauern und, wie in diesem Fall, ein Kriminalfall draus wird.
    Fazit: Sehr lesenswert, mit stellenweise heftigen emotionalen Szenen, die mir noch länger in Erinnerung bleiben werden.

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