Vergelte!

Buchseite und Rezensionen zu 'Vergelte!' von Siegfried Langer
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vergelte!"

Was tust du, wenn du die Wahrheit über entsetzliche Dinge weißt, die ungesühnt sind?
Nimmst du das Recht selbst in die Hand?

Dominik Weiß ist auf grausame Art zu Tode gekommen. Wie es aussieht, ist der Mörder mehrfach zwischen dem Toten und der Wand hin- und hergelaufen, um seine Fingerspitzen in Blut zu tauchen. Dann hat er sie über die geweißte Strukturtapete geführt, um sich dort zu verewigen.

Zu Beginn der Ermittlungen ahnt Kriminalhauptkommissar Niklas Steg noch nicht, dass dieser Mord der Auftakt zu einer ganzen Serie ist. Beim Täter verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen »Recht« und »Rache«, seine Hemmschwelle wird immer geringer. Und die Zeit arbeitet gegen Steg ...

Format:Taschenbuch
Seiten:290
EAN:9781477830710

Rezensionen zu "Vergelte!"

  1. Spannende, rundum gelungene Fortsetzung

    Es ist immer wieder schön, wenn alte Bekannte zu Besuch kommen, so möchte man fast sagen. Siegfried Langer hat letztes Jahr mit Niklas Steg und Sabrina Lampe ein wunderbar ungleiches Ermittlerpaar ins Rennen geschickt und mit seinem Thriller “Leide!” zeitgleich einen großartigen Krimi in die Bahn geworfen. Die Freude über die Ankündigung, dass die beiden zurückkehren würden, war dementsprechend natürlich groß. Noch viel größer aber die Freude darüber, mit “Vergelte!” den Nachfolger in den Händen zu halten. Fast so groß wie die Erwartungen.

    Es wird hierbei schnell klar, dass Langer den gleichen Weg einschlägt, den er schon mit dem Vorgänger beschritten hat. “Vergelte!” startet direkt durch und wirft den Leser mitten in die Geschichte. Der Spannungsbogen wird von Anfang an gut gezeichnet und kennt dabei nur eine Richtung: steil nach oben. Das können auch die immer wieder eingeflochtenen Rückblenden, beziehungsweise die Perspektivenwechsel nicht verhindern, die zwar zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein mögen, Kennern der Reihe aber schon aus dem Vorgänger bekannt sind. Trotz dieser Sprüche kommt es zu keiner Unterbrechung im Lesefluss und mit steigender Seitenzahl wird zudem auch klar, dass sie für die Geschichte essentiell sind und ihr nur noch mehr Tiefe verleihen. Wenn man sich darauf einlassen kann (wie gesagt, irgendwann fällt es einem gar nicht mehr großartig auf), wird man mit einer sehr dichten und gut durchdachten Storyline belohnt, die keine Logiklücken aufweist und zudem von einer tollen Atmosphäre gestützt ein absolut rundes Gesamtbild aufweist. Man sollte jedoch nicht erwarten, dass man eine lange Jagd auf die Mörderin präsentiert bekommt, während man über ihre Identität im Dunkeln bleibt. Es wird sehr schnell offenbart, wer sie ist und warum sie das tut, es ist also mehr so, dass im übertragenen Sinn der Weg das Ziel ist. Was aber nicht bedeutet, dass der Autor am Ende nicht doch einen schicken Twist aus dem Handgelenk schüttelt, der tatsächlich überraschend kommt und dem Finale noch mal eine gehörige Portion Würze verleiht.

    Ähnliches gilt auch für die Figuren. Zwar muss man “Leide!” nicht unbedingt gelesen haben, um Spaß an “Vergelte!” zu haben, ich würde aber jedem interessierten Leser ans Herz legen, es trotzdem zu tun. Nicht nur, weil es ebenfalls ein tolles Buch ist, sondern auch aus dem Grund, dass man nur so die volle Qualität der Figurenzeichnung genießen kann. Langer baut auf den Geschehnissen des Vorgängers auf und nutzt seine neuste Veröffentlichung, um Steg und Lampe noch mehr Profil zu verleihen und zudem eine interessante und glaubwürdige Entwicklung durchmachen zu lassen. Auch die Nebenfiguren wissen durch die Bank zu gefallen, haben ihre eigene Tiefe und sind zudem in Hinsicht auf ihren Hintergrund teilweise erschreckend hart gezeichnet. Gezielt zu erwähnen ist übrigens ein kurzes Kapitel über Sabrinas Tochter Lara, die einen Radioauftritt der besonderen Art spendiert bekommt.

    Stilistisch ist bei Siegfried Langer alles beim Alten geblieben. “Vergelte!” ist gut geschrieben. Der Autor kommt schnell auf den Punkt, redet nicht lange um den heißen Brei herum und verfällt dabei doch nicht in eine unansehnliche Larifari-Schreibe. Die Punkte sitzen da, wo sie sitzen müssen und man hat zu keiner Zeit dass Gefühl, dass etwas fehlen würde.

    Fazit:

    “Vergelte!” macht genau da weiter, wo “Leide!” aufgehört hat. Auch wenn Siegfried Langer sich dem Experiment Amazon Publishing zugewandt hat, ist das keinesfalls eine Aussage über die Qualität. Die ohnehin schon tollen Figuren bekommen hier noch ein bisschen mehr Profil verliehen, die Spannung ist von der ersten Seite an da und leistet sich keine Einknicker, der Schlusstwist ist absolut gelungen. Alles in allem wieder eine absolut runde Sache. Und das Versprechen, dass Niklas Steg und Sabrina Lampe weiter ermitteln werden, nehme ich übrigens wörtlich, Herr Langer!

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  1. 4
    21. Mär 2015 

    Nemesis

    Kommissar Niklas Steg hat sich nach seiner Trennung von München zurück nach Berlin versetzen lassen. Zwar bedauert er sehr, dass er so seine Tochter nur selten sieht, doch der Schritt war notwendig. Zum einen brauchte er Abstand und zum anderen bedürfen seine Eltern, die nun langsam in die Jahre kommen, einer gewissen Betreuung. Und schnell bekommt es Niklas mit einem sehr grausamen und kaltblütigen Mörder zu tun. Der Täter klingelt sogar bei einer Nachbarin, damit das Opfer schnell gefunden wird. Dominik Weiß war allein zu Haus, seine Frau verbrachte ein verlängertes Wochenende in einem Wellness-Hotel. Weiß hatte keine Chance.

    Zunächst kommen die Ermittlungen nicht so recht voran, Kommissar Steg und seine Kollegin Jasmin Ibscher tappen zunächst im Dunkeln. Was wie eine Beziehungstat erscheinen könnte, wird durch das 100%ige Alibi von Annika Weiß zu einem rätselhaften Geschehen. Denn wer sonst könnte ein Motiv haben? Zwar arbeitete Weiß für eine etwas zwielichtige Firma, doch gibt dies keinen weiteren Ansatzpunkt. Was also kann zu dieser Gewalttat geführt haben. Erst als eher durch einen Zufall die Privatdetektivin Sabrina Lampe zu den Ermittlern stößt, ergibt sich ein Zusammenhang.

    Ein Thriller wie er im Buche steht. Erst einmal begonnen mag man das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil man wissen will, wie es den Polizisten gelingt, dem Täter das Handwerk zu legen. Völlig unerheblich dabei, dass einige Zusammenhänge recht schnell klar werden, wobei eine gewisse Ähnlichkeit zu bestimmten Hitchcock-Filmen durchaus gewollt ist. Ein wenig erinnert es an Remmington Steele, der ja auch zur Lösung seiner Fälle oftmals ein paar Filme in petto hatte. Dabei wird gerade der Kommissar Niklas Steg sehr menschlich dargestellt, wie er langsam dabei ist, die Trennung zu überwinden und wie er in die Rolle als „Pfleger“ seiner Eltern hineinwächst. Da kommt die Kollegin Ibscher fast ein wenig zu kurz. Dennoch besteht hier ein interessantes Team, dem noch viele Fälle zu gönnen wären, perfekt ergänzt durch die manchmal etwas schusselig erscheinen Detektivin Sabrina Lampe. Vielleicht wird man auf die nächste Ermittlung auch nicht lange warten müssen, jedenfalls endet die Danksagung des Autors mit einem entsprechenden Hinweis.

    Atemberaubende Spannung, ein Sturzflug durch das Geschehen, der zum Glück mit einem Ausflug an den Wannsee endet.

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  1. 4
    19. Mär 2015 

    Wer Wind sät...

    Ein toter Mann im Schlafzimmer. Nackt, ein Loch im Kopf und auch sonst übel zugerichtet. Mit seinem Blut ein Wort an die Wand geschrieben: 'Sturmernte'.
    Wer hat Dominik Weiß so hingerichtet - und weshalb? Und was bedeutet das Wort an der Wand? Kriminalhauptkommissar Niklas Steg ahnt noch nicht, dass dieser Mord der Auftakt zu einer ganzen Serie ist.

    Wieder einmal webt Siegfried Langer das gekonnte Gespinst eines Thillers, erzählt auf verschiedenen Zeitebenen und aus der Sicht unterschiedlicher Personen. Kriminalhauptkommissar Niklas Steg vom LKA Berlin nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf. Zeitgleich erhält die Privatdetektivin Sabrina Lampe von einem Bekannten ihres Ex-Mannes einen Auftrag, der sie nach einiger Zeit ebenfalls in die Ermittlungen involviert. Schön, die beiden nach 'Leide!' wieder gemeinsam ermitteln zu sehen.
    Die Sprünge hinsichtlich der Zeiten, Personen und Orte sind anfangs doch etwas verwirrend, aber bei konzentriertem Lesen durchaus zu meistern. Viele Facetten eines Themas beleuchtet Siegfried Langer hier, was für einen solch eher kurzen Thriller doch recht ambitioniert wirkt. Manches kann dadurch nur angerissen werden, was etwas schade ist. Aber insgesamt gelingt es doch darzustellen, was Verzweiflung, Ohnmacht und Ungerechtigkeit auslösen können - und lässt den Leser zwischenzeitlich grübeln, zu was er selbst in vergleichbarer Situation womöglich imstande wäre.

    Ein wenig mehr Einblick als im ersten Band der Reihe erhält man hier in die Ermittelnden Niklas Steg und Sabrina Lampe, was aber nur einen geringen Teil des Romans ausmacht und für mich das richtige Verhältnis zum Fall ansich hatte.
    Allerdings hätte ich mir zur Person des Täters doch einige Hintergrund-Informationen mehr gewünscht. Das war m.E. sehr minimalistisch angelegt, etliches blieb im Unklaren, die Figur des Täters dadurch eher blass. Einige Details mehr hätten das Handeln sicher noch nachvollziebarer wirken lassen können.

    Insgesamt aber wieder einmal ein unterhaltsamer Thriller, der sich nicht großartig mit Nebensächlichkeiten aufhält, sondern die Spannung über eine rasche Szenenfolge bis zum Schluss aufrecht hält.

    Ich freue mich auf mehr von Niklas Steg und Sabrina Lampe!

    © Parden

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