Vegetarianer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Vegetarianer: Roman' von Felix Kucher
3.35
3.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vegetarianer: Roman"

Er ist einer der schillerndsten Vertreter der Lebensreformbewegung im späten 19. Jahrhundert: Der Maler Karl Wilhelm Diefenbach predigt seine Heilslehre von Rohkosternährung, Nacktkörperkultur und freier Liebe als viel geschmähter »Kohlrabiapostel« auf Münchens Straßen. Dass er selbst von wiederkehrenden heftigen Magen- und Gliederschmerzen geplagt wird, schwächt weder seine Überzeugung noch seine Ablehnung der konventionellen Medizin. Zu gesundheitlichen gesellen sich regelmäßig finanzielle Nöte, die der begabte Maler durch Auftragsarbeiten immer wieder knapp abwenden kann. In einem verlassenen Steinbruch in der Nähe von München gründet er in den 1880er Jahren eine Kommune, doch damit beginnen seine Probleme erst richtig …Felix Kucher erzählt von einem, der die Welt radikal verändern will und an seinen eigenen hehren Ansprüchen immer wieder scheitert.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:232
Verlag: Picus Verlag
EAN:9783711721204

Rezensionen zu "Vegetarianer: Roman"

  1. Amüsante und interessante Biografie des Kohlrabiabostels

    Fleisch oder andere tierische Produkte kommen dem Künstler Karl Wilhelm Diefenbach nicht auf den Tisch. Leder wird nicht getragen und impfen geht gar nicht. Freie Liebe und Nacktheit sind selbstverständlich in der Kommune. Nein, Diefenbach lebte nicht in den 1960jahren, sondern im Königreich Bayern des späten 19. Jahrhunderts. Er war einer, der die Welt mit seinen Lehren verändern wollte. Doch war die Zeit noch nicht reif. Er selbst war gesundheitlich angeschlagen und oft in finanzieller Not. Doch verlor er nie den Kampfgeist und setzte sich über alle Konventionen hinweg.

    Felix Kucher schildert das Leben des Malers und Reformers in einer sehr amüsanten Weise. Das Wirken Diefenbachs wird in das zeitliche Geschehen eingeordnet. So zum Beispiel trennen sich die Wege von Diefenbach und einem seiner liebsten Jünger zur selben Zeit, wie Edison seinen Phonographen auf der Weltausstellung in Paris präsentiert.
    Durch die liebevolle Erzählweise muss man den Maler einfach ins Herz schließen, auch wenn seine Ansichten manchmal schon etwas gewöhnungsbedürftig sind.

    Schönes Buch über einen Mann, der seiner Zeit voraus war.

    Teilen
  1. Biografie Diefenbach, der Pazifist, Nudist, Veganer

    Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das Cover und den Titel. Nebenbei ein sehr schönes Cover. Hier erwartete ich nicht unbedingt ein Kochbuch mit Vegetarischen Rezepten, sondern eher eine Auseinandersetzung mit der vegetarischen Lebensweise, eventuell angereichert mit Informationen zu deren historischen Hintergrund.
    Etwas ungewöhnlich war schon die Information, dass es hier um einen Vorreiter des Vegetarismus, des nachhaltigen Lebensstils und der freien Liebe geht. Letzteres ist mir in der genauen Definition kein Begriff.
    Schon sehr befremdlich die Aussage, kein Fleisch zu essen, nackig zu gehen und keine Medikamente und Impfungen zuzulassen als die einzig richtige Lebensweise. .
    Die Rede Diefenbachs zu Beginn des Buches ist so plastisch wie ein Film über katastrophale Tierhaltung mit der Aufforderung kein Fleisch mehr zu essen.
    Ansonsten ist das Buch eher keine Informationsquelle für Vegetarische Lebensweise, sondern ein Mann kommt wieder indirekt zu Wort, der Pazifist, Nudist und Veganer war, andersdenkend in vielen Bereichen des Lebens, aber zum Beispiel mit Feminismus nichts am Hut hatte.
    Der Schreibstil ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, vermittelt aber indirekt ein Gefühl für die Zeit des Hauptprotagonisten.

    Teilen
  1. Vegetarier im späten 19. Jahrhundert

    Der Maler Karl Wilhelm Diefenbach ist mir bisher nicht bekannt. Schon der erste Satz. "»Daher fasse ich am Schlusse die drei Punkte zusammen, die für die Menschheit der Zukunft am wichtigsten sind: erstens kein Fleisch zu essen, zweitens so oft als möglich nackend zu wandeln und drittens nicht auf die Medizin mit ihren Pillen und Impfungen zu vertrauen, sondern allein auf die Heilkräfte der segenspendenden Mutter Natur.«“ (S. 7) Der erste Satz läßt eine Verbindung zu heute herstellen. Aus dem Klappentext erfährt der Leser, dass Diefenbach ein bedeutender Vorkämpfer der Lebensreform, Freikörperkultur und der Friedensbewegung war. Interessant zu lesen, aber auch sehr gewöhnungsbedürftig. Streckenweise liest sich das Buch wie eine geschichtliche Abhandlung und auch belehrend.
    Allerdings zeigt es auch, dass die Hintergründe gut recherchiert sind und man durchaus noch etwas dazulernen kann. So sind auch heute Trends und Abneigungen zu beobachten, die schnell ins absonderliche abtriften. Diefenbach ist keinesfalls sympathisch und er wirkt etwas sehr verbissen, anstrengend. Die Geschichte beruht auf biografische Gegebenheiten, ist aber trotzdem fiktiv. Ich hatte vorher von Diefenbach nichts gewußt und meine zusätzliche Internetrecherche über ihn haben nicht dazu beigetragen, mehr über ihn wissen zu wollen.
    Vielleicht ist der Roman mehr für Anhänger von Vegetarismus/Veganismus.
    „»Die Menschheit muss losgekauft werden von dem Joche des Fleischessens von der Sklaverei des naturwidrigen Lebens. Wie denn nicht von Erlösung reden?«" sagt er etwas unsicher.“ (S. 79)

    Teilen