Unsterblich sind nur die anderen

Buchseite und Rezensionen zu 'Unsterblich sind nur die anderen' von Simone Buchholz
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3 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Unsterblich sind nur die anderen"

Drei Männer verschwinden spurlos auf der MS Rjúkandi, einer Nordatlantikfähre. Zwei Frauen machen sich auf den Weg, um nach ihren verschollenen Freunden zu suchen – und sie besteigen das Schiff nach Island in der festen Überzeugung, bald wieder zu Hause zu sein. Aber schon in den ersten Tagen an Bord fallen ihnen merkwürdige Dinge auf, und die seltsame Atmosphäre: Die Crew ist überirdisch gutaussehend, der Kapitän scheint bei aller Erhabenheit und Coolness stets einen Sack voll Schuld mit sich herumzuschleppen, und was zur Hölle ist eigentlich mit der Barfrau los?

Format:Broschiert
Seiten:265
EAN:9783518472767

Rezensionen zu "Unsterblich sind nur die anderen"

  1. 3
    11. Jan 2023 

    Die Fähre

    Iva und Malin machen sich auf die Suche nach drei Freunden, welche schon vor Wochen nur eine kurze Tour auch mit der Fähre machen wollten und die seitdem nicht wieder aufgetaucht sind. Nach einer Übernachtung in einem eigenartigen Hotel geht es auf die Fähre, die ebenfalls einen eigenartigen Eindruck macht. Der Bordmusiker Ola geht alle zwei Wochen aufs Schiff, er kennt die Mannschaft gut. Doch viel erzählen kann er nicht. Allerdings machen sich ihre Gedanken, denn die Crewmitglieder sehen durchweg ausgesprochen gut aus. Das kann keine Zufall sein. Und letztlich tauchen auch die Freunde wieder auf.

    Kein Kriminalroman diesmal, das macht neugierig. Was hat es mit dem Fährschiff und seiner Mannschaft auf sich. Die Crew gleichzeitig forsch und zurückhaltend. Die beiden Frauen in Sorge um ihre Freunde, Iva auch in Sorge um ihre kleine Tochter, die sie wohl noch nie für eine Woche alleine gelassen hat. Dem Vater der Kleinen traut sie jedenfalls nicht. Und doch beginnen sich die Freundinnen auch dem Schiff wohl zu fühlen. Es ist ja schließlich nur eine Woche und an den Haltepunkten der Fährlinie werden kleine Ausflüge angeboten. Als die beiden Frauen die Gesuchten wieder treffen, erhalten sie keine besonderen Erklärungen.

    Die Bücher der Autorin haben immer ihren eigenen Reiz und so ist es auch, wenn es kein Krimi ist, der geboten wird. Zwar gibt es auch Spannungsmomente. Diese werden jedoch vom Phantastischen bei weitem übertroffen. Für die Leserin bleiben zudem einige Fragen offen, was ihr als Liebhaberin von Kriminalromanen nicht so behagt. Dennoch regt es dazu an, sich selbst im Nachhinein ein paar Gedanken zu machen. Durch die vielen Dialoge und auch die unterschiedlichen Formen wirkt das Buch sehr lebendig und es liest sich weg wie nichts. Auch wenn man inhaltlich nicht alles nachvollziehen kann, ist es doch eine phantasievolle Reise durch die Nordsee und den Nordatlantik.

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  1. Sehr bizarr

    Drei Freunde machen eine Reise mit der Nordatlantik-Fähre MS Rjukandi nach Island. Nachdem es lange Zeit kein Lebenszeichen von ihnen gibt, besteigen Iva und Malin dieselbe Fähre um die Verschollenen zu suchen. Doch seltsame Dinge passieren auf der Fähre und sie verlieren sich in Zeit und Raum.
    Was für eine skurrile Geschichte. Zuerst einmal habe ich versucht mich mit dem ungewöhnlichen Schreibstil anzufreunden, der so verwirrend anders ist, als alles mir bisher bekannte. Auch der ganze Aufbau der Handlung war nicht mein Geschmack.
    In die Charaktere konnte ich mich nicht hineinversetzen, obwohl mir die Beschreibungen der überirdisch gutaussehenden Schiffsbesatzung gut gefallen hat.
    Die eingefügten Lyrik-Abschnitte habe ich irgendwann nur noch überflogen, weil ich auf der Suche nach deren Sinn nicht fündig geworden bin.
    Wer gerne mysteriöse Storys mit fantasiereichen Figuren wie z.B. Wasserfrauchen liest, kann es gerne mit diesem „Roman“ versuchen, mein Geschmack war es definitiv nicht.

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  1. Du kannst niemals raus

    Beim Lesen von Simone Buchholz‘ neuem Roman musste ich immer an das Lied „Hotel California“ von den Eagles denken: „You can check out any time you like,
    but you can never leave“ (Du kannst jederzeit auschecken, aber du kannst niemals gehen …)

    Die beiden Freundinnen Iva und Malin begeben sich auf die Spur ihrer drei vermissten Freunde, von denen sie vier Wochen lang nichts mehr gehört haben, seit diese auf der MS Rjúkandi eingecheckt haben. Die MS Rjúkandi ist eine Nordatlantikfähre, die von Hirtshals, Norddänemark, startet, die norwegische Küste entlangfährt, ab Stavanger auf die offene Nordsee zusteuert, die Shetlands nordwestlich passiert, Tórshavn, Färöer anläuft und dann ihr Ziel an der isländischen Ostküste erreicht: Seydisfjördur. Bei der gesamten Route dürfte es sich (nur auf dem Hinweg) etwa um zweitausendvierhundert Kilometer handeln. (Route, Seite 34)

    Schon das Hotel Desperate Rooms in Hirtshals, wo die beiden Freundinnen für die Nacht vor der großen Fahrt einchecken, ist sehr merkwürdig. Sie sind die einzigen Gäste, alles wirkt recht mysteriös. Es gibt nur eine Frau, die die Bar bedient und einen Mann an der Rezeption.

    An Bord finden die beiden Freundinnen letztendlich die drei vermissten jungen Männer wieder. Aber ganz anders, als gedacht. Tarik, Flavio und Mo sehen blendend aus, sind bestens gelaunt und gut untergebracht, aber es ist ihnen nicht möglich, die MS Rjúkandi zu verlassen.

    Ganz langsam greift der unbeschwerte Geist an Bord auch auf die Sinne der beiden jungen Frauen über. Bei Musik, Tanz und reichlich Zigaretten lässt sich gut feiern und der Alkohol fließt in Strömen. Auch der Sex kommt nicht zu kurz.

    Malin genießt die Zeit (nicht nur) mit Tarik, Iva verliebt sich in Richard, den geheimnisvollen Kapitän. Alle verstehen sich prächtig, die Schiffsroute von Hirtshals nach Seydisfjördur, zurück und wieder von vorn wird nie langweilig. Passagiere kommen und gehen. Der Bordmusiker Ola spielt auf. Alles könnte für immer und ewig so bleiben, wenn, ja wenn nicht Lilo, Ivas kleine Tochter, an Land wäre, die sie so schrecklich vermisst ….

    SB spielt hier genreübergreifend ein ungewohntes Spiel, verlässt ihr bisher übliches Krimiterrain und siedelt anteilig im Reich der Fantasy, den unsterblichen Mysterien der Unterwasserwelten und erschafft für uns hier eine paradiesische Parallelwelt, die wir nicht gern wieder verlassen.

    Fazit: Hotel California auf See: Ich habe am Ende nur ungern wieder ausgecheckt. Und auch wenn der Roman sicher nicht jedermanns Sache ist, meine war’s schon. Dafür gibt’s verdiente vier Sterne.

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  1. 3
    12. Okt 2022 

    Fluch des Nordatlantiks

    Zwei Freundinnen, Iva und Malin, besteigen auf der Suche nach ihren verschwundenen Freunden eine Fähre nach Island, die MS Rjúkandi. Sehr schnell fällt ihnen auf, dass die anderen Menschen an Bord der Fähre nicht dem Standard entsprechen – und überhaupt hat Iva ein ganz komisches Gefühl…
    Lange schon wollte ich endlich einmal einen der viel empfohlenen Krimis der Autorin lesen, nun aber ist dieser ganz neue (und ganz andere) Roman mein erster von Simone Buchholz geworden – deswegen hatte ich keinerlei Erwartungen aufgrund ihrer vorherigen Werke.
    Es ist definitiv ein sehr besonderes Buch, das für mich unheimlich viel Atmosphäre hatte. Ein klein wenig musste ich dabei auch an Jack Sparrow und Fluch der Karibik denken – aber insgesamt war es wesentlich ernster, düsterer und auch kälter (weil Nordatlantik). Besonders auch deswegen, weil es in jedem Fall die Genreschubladen sprengt und Schreibstil/Textart auch gerne mal zwischendurch ziemlich unvermittelt wechseln. Dieser recht experimentelle Aspekt des Buches hat mir eigentlich ganz gut gefallen, gegen Ende wurde es mir dann aber einen Tick zu viel.
    Iva war für mich die eigentliche Protagonistin der Geschichte, auch wenn der Leser ebenfalls Einblicke aus anderen Perspektiven erhält. Iva mochte ich besonders gerne, gerade ihre zwiespältigen Gefühle im Laufe der Fahrt fand ich toll herausgearbeitet, aber es gab noch so einige andere Figuren, die ich gleichermaßen besonders wie sympathisch fand. Einzig die Sprache in den Dialogen, vor allem zwischen Iva und Malin, fand ich manchmal für deren Alter etwas befremdlich.
    Für mich war „Unsterblich sind nur die anderen“ auf jeden Fall ein besonderes Buch, das im Gedächtnis bleiben wird – auch wenn ich persönlich mir vielleicht die ein oder andere Kante weniger gewünscht hätte. Empfehlen würde ich es den Lesern, die gerne mal auch Neues ausprobieren und ein Faible für besondere Atmosphäre haben.

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  1. 3
    08. Okt 2022 

    In flachen Gewässern

    Simone Buchholz kenne und schätze ich durch ihre Krimis rund um die forensische Pathologin Chastity Riley, die zum Ende der Reihe immer abgedrehter wurden, was zum Genre nicht mehr so ganz passte. Daher war ich nun gespannt, was Buchholz ohne die Grenzen des Genres veranstalten würde. Wie sich herausstellt: So einiges.

    Alles fängt an mit einem Buddelschiff und einem Hotel mit blauer Neonschrift. Und geht weiter mit zwei jungen Frauen, Iva und Malin, die Malins Freund Tarik suchen, der vor ein paar Wochen ohne Ansage verschwunden ist. Sie hoffen, warum wird nie ganz klar, ihn ausgerechnet auf dem Schiff zu finden, das genauso aussieht wie das Buddelschiff, das im Epilog eine unbenannte junge Frau in einem obskuren Lädchen an der Hafenfront aus der Flasche gezogen hat.

    Und dann wird alles sehr, sehr wirr und phantastisch. Wassergöttinnen treten auf. Gestaltwandelnde Barfrauen. Iva verliebt sich in den Kapitän, der viel älter ist, als er aussieht; seltsame Dinge geschehen; sie wird immer jünger, gesünder und schöner, und eines Tages stellt sie fest, dass sie das Schiff nicht mehr verlassen kann. Anscheinend kann das niemand von der überirdisch schönen Crew, nur: sie wollen auch gar nicht. Iva schon, auch wenn das Leben an Bord, vor allem das „Segeln“ im Zwischendeck, zu einer seltsamen Alltagsamnesie führt. Wird Iva ihre Tochter jemals wiedersehen? Und welche Opfer müssen dafür gebracht werden?

    Ja, dieses Segeln. Ein Euphemismus für na sie wissen schon, jeder mit jedem oder umgekehrt, die ganze Nacht, was das Zeug hält, weil: Das erdet so schön, und all die phantastischen Gestalten auf dem Schiff haben Erdung dringend nötig. Zum Glück (oder leider, je nach Temperament) bleiben uns Einzelheiten erspart. Dann das Personal. Zu phantastisch, um nahbar zu sein, zu wenig Tiefe für Vielschichtigkeit, und alle Konflikte erscheinen märchenhaft weichgezeichnet.

    Zwischendurch gibt es (unter anderem) kunstvoll-kryptische Einschübe in Dialogform, mit viel Leere auf der Seite - die Göttinnen beratschlagen, was sie 1) mit der Menschheit an sich, 2) dem Meer, den Stürmen, Küsten etc. und 3) diesem speziellen Schiff anstellen wollen. Zwischen Wech-mit-ihnen-nervt und Ach-nö-sind-doch-süß-irgendwie ist alles vertreten.

    Das alles liest sich nett und schnell daher, wird in der typisch knappen, flapsig-poetischen Schreibe serviert, mit der die Autorin uns schon die Abenteuer von Chas Riley erzählt hat, und ist stellenweise witzig und ziemlich unterhaltsam – Buchholz eben. Aber – Spaß mal beiseite, was soll das? Gibt es einen tieferen Sinn, einen philosophischen Nährwert, eine Erkenntnis?

    Das bzw. die gibt es tatsächlich, auch wenn sie so plakativ ist, dass man sie leicht übersehen kann. Die Botschaft lautet offensichtlich „Die Liebe siegt selbst über die Ewigkeit“. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann „segeln“ sie noch heute.

    Also bitte, wie kitschig ist das denn. So geht das nicht, Frau Buchholz.

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