Universum: Roman

Rezensionen zu "Universum: Roman"

  1. Warnock, Wurmlöcher und Whiky

    Mike Warnock hat sich nicht nur beim Militär zum Massenmörder gemacht, sondern anschließend auch noch seinen Dienst geschmissen und sich damit als Verräter entpuppt. So hassen ihn auf der Erde nicht nur die Pazifisten, sondern auch die Loyalisten. Er geht mit Frau und Kind und einem guten Dutzend anderer Passagiere an Bord eines klapprigen Raumschiffs, das sie, samt Erstaustattung auf einen weit abgelegenen Planeten bringen soll, zwecks Besiedelung.
    Das Schiff wird von einer Kapitänin geflogen. Es ist ihr letzter Flug. Sie will auf der Erde die Zeit zusammen mit ihrer Familie verbringen.

    Dank Überlichtflugtechnik soll die Reise nur wenige Wochen dauern, der Sprung über eine weite Strecke sogar nur wenige Minuten. Doch es passiert, was passieren muss, die Technik hängt und das Schiff kommt aus seinem High-Speed-Modus nicht heraus. Eine dilettantischer Versuch, den Fehler zu beheben, verschlimmert die Situation noch mal um das Doppelte. Als endlich die Beule im Antrieb entdeckt ist (bei der Concord 2000 in Paris,war es auch nur ein Metallstück auf der Startbahn) und die Bremsen gezogen sind, sind aus wenigen Minuten Tage geworden. Das All ist schwarz, die Sterne verschwunden und das Navi weiß auch keinen Rat.

    Da kommt Herr Baumann ins Spiel. Als Besserwisser und nerviger Passagier wurde er von anfang an abgewiesen und durfte sich nicht für den Maschinenraum interessieren. Doch nun stellt sich heraus, dass er was von Antrieben versteht und auch sonst ein paar schlaue Ideen hat, die Einstein stolz gemacht hätten. Von Einstein allerdings sollte der Leser auch ein wenig verstehen, sonst wird es ungefähr ab der Hälfte des Romans kompliziert. Eine wichtige Rolle spielt die Zeitdilatation (das Ding mit der bewegten Uhr, die schneller geht als eine stehende, haha), Urknalltheorien und Wurmlöcher.

    Eine bunter Haufen Leute, mit einem noch bunteren Sack voll Eigen- und Vergangenheiten befindet sich also auf diesem kleinen Schiff, dem langsam aber sicher die Essensvorräte ausgehen und die dringend ein bewohnbares Universum suchen. Ein geschmuggelter Vorrat Whisky hält sie bei Laune und damit wäre auch mein drittes W eingebaut. Es wird gesoffen, gevögelt, gestritten, versöhnt und verheizt, aber unser Mike Warnock (dieser miese Kerl?!) rettet fast alle immer wieder aus größter Not.

    Die Fiction tobt sich bei den Menschenschicksalen aus und setzt zum Höhenflug in unbekannte Spären an, die Science hatte Peterson hoffentlich im Griff, denn überprüfen kann ich sie mit meinen bescheidenen Wissen nicht. Sie klang zugegbenermaßen professionell. Allerdings ist der ganze Roman ziemlich grob gestrickt, mit viel "Luft" zwischen den Klischeemaschen und zuviel Holzanteil im Garn. Mich hat die whiskysaufende Kaptänin, die von Männern gerettet werden musste, ziemlich auf Krawall gebürstet. Wenn man schon keinen Feminismus mag, sollte man den Drachen auch nicht wecken, deshalb konnte ich das Buch auch nicht wirklich genießen, obwohl ich doch bis zum Schluss wissen wollte, wie Herr Peterson sich aus den Stricklöchern herauslaviert hat. Meh.

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  1. (Nur) Altbekanntes Muster bedient

    Kurzmeinung: Was soll ich sagen? Ich schreibe den Autoren noch nicht ganz ab, aber er hat mich nicht fest am Wickel. Das ist mehr ein loses Fädchen.

    Der in SF-Kreisen inzwischen etablierte Autor Phillipp P. Peterson versteht sich, laut wiki, als Indiepublisher, inzwischen wird er auch von renommierten Verlagen verlegt. Da der Auotor Luft- und Raumfahrttechnik studierte, könnte er durchaus als Weltraumexperte gelten. Ich mag es, wenn Leute wissen, wovon sie reden.

    Gerade deshalb kommt es mir merkwürdig vor, dass ein Raumschiff, das im Raumzeit Kontinuum verschollen ist, irgendwie wieder auf die Erde trifft. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Ich mag es gar nicht in Nullen hinter dem Komma ausgedrückt, berechnet sehen! Nun, Scherz beiseite. Tatsächlich ist die Crew um Kapitänin Christine Dillinger in Schwierigkeiten. Das kann auch gar nicht anders sein, denn sonst hätte es diesen Roman nicht geben brauchen. Statt dass sie mit einem Exhäftling und einem Exsoldaten und anderen mehr oder weniger problematischen Aussiedlern und künftigen Kolonialisten an Bord auf dem anvisierten Planeten landet, taucht sie aus dem Überlichtflug nicht mehr auf, Überlichtflüge sind das probate Mittel, ohne Zeitverlust von A nach B zu kommen. Interstellar versteht sich. Warum auch nicht? Hyperraum, Wurmloch, Weltraumsprung, Zeitfalte, all diese Begriffe sind inzwischen so fest in der deutschen Sprache verankert, dass man meint, es gäbe sie, bzw. das was sie bezeichnen, wirklich.

    Der Kommentar:
    Die Story ist ordentlich aufgebaut, aber mit den üblichen Subjekten bestückt. Exknacki, verkannter Wissenschaftler, Exsoldat, also mit anderen Worten, problematische Bordlinge. Bei der Besetzung „Exsoldat“ flackert kurz ein ethisches Thema auf, weil Mike derjenige war, der laut Einsatzbefehl einen ganzen Planeten vernichtete. Dabei denkt man natürlich sofort an Hiroshima und Nagasaki. Diese Storyline wäre ein echtes Highlight, würde sie nicht auf ganz wenigen Seiten abgehandelt und quasi sofort in der lapidare Erklärung münden, - lieber einen Planet vernichten als Präventivschlag gehandelt als später hundert Planeten opfern müssen in einem sinnlosen jahrelangen Krieg und es war das Mittel der Stunde". Heißt - Thematik verschenkt! So einfach darf man es sich nicht machen.

    Man erfährt nicht viel über die Zukunft. Eigentlich gar nichts, was absolut enttäuschend ist!
    Es geht allein um das Miteinander auf dem Schiff, um das Lösen des Problems, wie gelange ich aus dem Hperraum wieder heraus und nach Hause? Das Wissen aus der Technik, das der Autor mitbringt, kommt dem Roman natürlich zugute. Allerdings kann man eine Strichliste mit verwendeten Floskeln füllen.

    Fazit: Bei SF will ich etwas über die Zukunft wissen. Das soziale Agieren untereinander ist nett, aber nicht entscheidend. Floskeln gehen gar nicht. Stereotypen langweilen. Mit viel good will gelangt der Roman in ein mittleres Segment. Als alter SF-Fan, würde ich noch einen weiteren Roman „probieren“. Der müsste allerdings punkten.

    Verlag: Tor. Fischer, 2021
    Kategorie: SF.

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  1. 3
    17. Jan 2022 

    Durchaus spannende Sci-Fi, aber anders als erwartet.

    Inhalt: Ein Linienschiff auf dem Weg zu einer Kolonie verliert sich im Hyperraum. Crew und Passagiere müssen psychologische Probleme überwinden, um dieses Abenteuer zu überstehen.
    Das Buch ist für das, was es ist, sehr gut und spannend geschrieben, aber es ist halt nicht ganz das, was ich mir aufgrund des Klappentextes erwartet hätte, hat also meinen persönlichen Geschmack leider nicht getroffen. Was meine ich damit? Auf dem Klappentext ist von einem „Abenteuer, das jede Vorstellungskraft übersteigt“ die Rede, das Thema Psychologie wird nirgends erwähnt. Ich hatte mir also Abenteuer erwartet, Spannung, ein bisschen Action und faszienierende kreative Ideen. Doch stattdessen hat der Autor sich bemüht, so viele unterschiedliche Charaktere wie möglich zu erschaffen, jeder mit einem ganz eigenen psychologischen Ballast, um ja ein Maximum an Konfliktpotenzial zu haben. Zwischenmenschliche Interaktionen und gruppendynamische Ereignisse stehen im Mittelpunkt dieses Werkes. Ich weiß, es gibt Menschen die so etwas gerne lesen und für dieses Zielpublikum ist dieses Buch auch sehr gut geschrieben. Für mich persönlich war es jedoch zu viel und dann auch streckenweise sehr langweilig.
    Die Idee des Plots ist generell sehr spannend, auch wenn Varianten davon schon sehr oft erzählt worden sind. Die wissenschaftlichen Ausführungen sind auch interessant und eine angenehme Abwechslung zwischen den psychologischen Dramen. Das Ende ist dann auch noch sehr gelungen und passend.
    Fazit: Für das richtige Publikum sehr zu empfehlen.

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