Underground Railroad: Roman

Inhaltsangabe zu "Underground Railroad: Roman"
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.



Großartiger Roman, der viele Leser verdient
Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, erhielt für diesen Roman den National -Book Award und den Pulitzer-Preis. Es stand 32 Wochen lang auf der Bestsellerliste der New York Times und ist nun auch bei uns ein großer Erfolg.
Der Autor erzählt hier die schreckliche Geschichte der Sklaverei.
Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Frau Cora, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf einer Baumwollplantage in Georgia lebt. Ihre Großmutter kam mit einem Sklavenschiff von der Goldküste Afrikas in die damalige britische Kolonie Amerika. Ihre Mutter Mabel ist von der Farm geflohen, als Cora noch ein Kind war. Selbst der berüchtigte Sklavenfänger Ridgehead konnte sie nicht fassen.
Auch Cora versucht dem Elend auf der Plantage zu entkommen. Gemeinsam mit einem anderen Sklaven flüchtet sie. Unterwegs haben Sie zwar Helfer, Weiße, die sie verstecken, aber es ist ein ständiger Kampf um Leben und Tod. Eine Odyssee beginnt, die sie durch verschiedene Staaten führt. Überall geht man unterschiedlich mit den Sklaven um. In South Carolina scheint es menschlicher zuzugehen. Hier baut man Wohnheime für Schwarze, lehrt sie lesen und schreiben. Als Cora aber erfährt, dass man hier schwarze Frauen gegen ihren Willen sterilisiert und schwarze Männer für medizinische Experimente benutzt, flüchtet sie weiter.
In North Carolina muss sie sich monatelang auf einem Dachboden verstecken. Hier werden entlaufene Sklaven und deren Helfer öffentlich hingerichtet.
Die Flucht geht weiter über Tennessee nach Indiana. Ihr auf der Spur ist der Sklavenfänger Ridgehead und seine brutale Truppe.
Die titelgebende Underground Railroad war tatsächlich ein Netzwerk aus Gegnern der Sklaverei, darunter auch Weiße. Sie halfen Sklaven bei der Flucht aus den Südstaaten in den Norden von Amerika und nach Kanada. Die Flucht auf diesen Routen war für alle Beteiligten lebensgefährlich. Wer dabei gefasst wurde, landete am Galgen, Weiße ebenso wie Schwarze. Man bediente sich bei diesem Unternehmen eines Codes, der der Welt der Eisenbahnen entlehnt war: " Station " war die Unterkunft, " passengers" die Flüchtenden, " conductor " der Fluchthelfer.
Colson Whitehead macht nun aus diesem Netzwerk eine tatsächliche Eisenbahnlinie, die die Entlaufenen auf unterirdischen Schienen durch ein Tunnelsystem über die verschiedenen Stationen in die Freiheit bringt.
Trotz dieser surrealen Ebene, trotz mancher historischer Freiheiten, die sich der Autor nimmt, vermittelt der Roman ein authentisches Bild von den Bedingungen, denen Schwarze ausgeliefert waren. Er hat gründlich recherchiert; er bezieht sich auf sog. " Slave narratives" , also auf Erfahrungsberichte von Schwarzen aus dieser Zeit. Es geht ihm, wie er selbst sagt, nicht um Tatsachen, sondern um die Wahrheit.
" Underground Railroad" ist ein Roman, der einem mit voller Wucht erwischt. Es gibt Szenen voller Grausamkeit und Brutalität, die kaum erträglich sind. Trotzdem bleibt man dran, denn das Buch ist unglaublich spannend und voll von großartig gezeichneten Charakteren.
Wer das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen in den USA besser begreifen will, der sollte dieses Buch lesen. Und leider ist es in mancher Hinsicht immer noch erschreckend aktuell.
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