Über Leben in der Klimakrise

Buchseite und Rezensionen zu 'Über Leben in der Klimakrise' von Milena Glimbovski
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Über Leben in der Klimakrise"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783548068053

Rezensionen zu "Über Leben in der Klimakrise"

  1. Zwischen Aktivismus und Klimaangst

    Cover:
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    Das Titelbild zeigt die Autorin mit ernstem Blick in einem Getreidefeld. Im Hintergrund düstere Wolken als Anzeichen auf ein Unwetter. Ich finde, dieses symbolische Foto passt gut zum Titel und erregt beim Betrachter eine gewisse Unruhe und Angst. Ich empfand es als anziehend und wollte mehr zu dem Thema erfahren.

    Inhalt:
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    Die Autorin ist Erfinderin und erste Gründerin eines Unverpackt-Ladens in Deutschland. Sie setzt sich auch privat viel mit dem Thema Klimakrise und -schutz auseinander und möchte in diesem Buch Antworten finden, wie wir Menschen es schaffen, den zunehmenden Problemen durch die Klimaerwärmung zu begegnen. Dabei widmet sie sich verschiedenen Aspekten wie u. a. Städtebau, Hochwasserschutz, die Rolle der Landwirtschaft, (Trink-)Wassergewinnung und wie wir es schaffen, resilient den Veränderungen gegenüberzustehen.

    Mein Eindruck:
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    "Noch mal, um das ganz deutlich zu machen: Klimaanpassung ist nicht die Lösung der Klimakrise. Sie ist »nur« unsere Reaktion auf die vom Klimawandel bereits ausgelösten Veränderungen. Und je nachdem, was wir in Sachen Klimaschutz und Anpassung machen, wird sich zeigen, ob wir überleben werden. Oder nicht."

    Die ersten Seiten haben mich gefesselt. Mir dabei die Mischung aus persönlichen Einblicken in Frau Glimbovskis Leben, Fakten zum Klimawandel und mögliche Strategien. Dabei ist das Wortspiel "Über Leben" doppeldeutig. Es geht hier über das Leben in der Klimakrise, aber auch, wie wir buchstäblich "überleben" können als Menschheit.

    "Aktivismus ist die Antwort auf die Frage, was wir tun können für mehr Klimaschutz. Und er ist auch nötig, wenn wir uns dem geänderten Klima anpassen wollen."

    Besonders die Einsichten in das Thema Aktivismus fand ich spannend. Ich stehe diesem Thema kritisch gegenüber. Auch die Autorin selbst mag keine Gewalt, hat aber ein gewisses Verständnis für die Akteure und gehört teilweise selbst dazu (z. B. Besetzung des Hambacher Forsts). Das Thema Gewalt lehnt sie grundsätzlich ab, räumt aber ein, dass Klimaschutz wehtun muss und dadurch das Thema eine Aufmerksamkeit erlangt, die es sonst nicht gehabt hätte. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Dass Klimaschutz wehtun muss, sehe ich auch so. Aber manche Aktionen sind m. E. nicht zielführend. Dennoch waren die Interviews mit den unterschiedlichen Aktivisten interessant.
    Ein anderer, im Buch stets wiederkehrender Aspekt war das Thema Anpassung. Es werden Tipps gegeben, wie man sich auf den Ernstfall (Blackout, Wasserknappheit, Hochwasser uvm.) vorbereiten kann. Rudimentär hatte ich mich mit "Preppen" im Kontext mit der Flutkatastrophe beschäftigt, aber hier gab es noch mal praktikable Tipps.
    Die Autorin zieht bei ihren Darstellungen viele andere Quellen hinzu. Es werden Bücher, Filme, Zeitungsartikel, Internetquellen, Podcasts usw. herangezogen, um ihre Ansichten darzustellen. Das empfand ich als bereichernd und zeigte mir, dass sie sehr umfassend recherchiert hat.
    Dass sie zwischen den Fakten persönliche Erlebnisse schildert, lockerte den Text für mich auf und ich konnte mich stellenweise auch mit ihren Gedanken identifizieren. Dabei kommt immer wieder ihre Angst vor der Zukunft im Kontext des Klimawandels zur Sprache. Man merkt daran, wie ihr dieses Buch am Herzen liegt. Sie will damit aufrütteln und die Leser zum Nachdenken anregen, denn einfach so weitermachen wie bisher ist keine Option! Sie geht dabei aber auch auf die psychologischen Aspekte ein und wie man mit Klimaängsten und Ohnmachtsgefühlen umgehen kann.

    Obwohl ich schon einige Dinge wusste, empfand ich dieses Buch durch seine umfassende Herangehensweise an das Thema sehr bereichernd. Der einzige Mangel, für den ich einen Punkt abziehe, ist die Tatsache, dass sich einige Aspekte wiederholen in den einzelnen Kapiteln. Wenn man das Buch nicht chronologisch liest, mag dies ok sein, aber ansonsten sind diese Wiederholungen mit der Zeit etwas anstrengend.

    Fazit:
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    Möglichkeiten, in der Klimakrise zu überleben bzw. ihr vorzubeugen - Mischung aus Fakten und persönlichen Anekdoten

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  1. 4
    14. Aug 2023 

    Guter Einstieg zum Thema Klimawandel und -anpassung

    Das Buch behandelt die aktuelle Klimakrise. Es geht hierbei nicht nur um Prävention, sondern auch um die inzwischen unvermeidbare Anpassung an ein neues Klima.

    Den Anfang des Buches fand ich recht irrelevant. Es wurden viele allgemeine Punkte wieder hochgekaut, die meiner Meinung nach den meisten Menschen bekannt sind. Der Schreibstil des Buches war größtenteils gut verständlich, mir persönlich an manchen Stellen aber zu anekdotisch.
    Die zweite Hälfte des Buches war dann aber wirklich interessant. Die Autorin stellt sehr interessante Konzepte vor, wie Schwammstädte und alternative Formen der Landwirtschaft, die entgegen der üblichen industriellen Landwirtschaft besser autark funktionieren und auch besser mit Klimaschwankungen umgehen können.
    Was ich auch besonders spannend fand, waren die Beschreibungen der Autorin zu ihrer Zeit in Lützerath. Das war sehr erschreckend und sehr zugänglich.
    Das Buch enthält auch viele interessante Literaturempfehlungen, die wirklich lesenswert zu sein scheinen.
    Der Text macht ängstlich und wütend, aber daran ist die Autorin nicht Schuld, denn sie ist nur diejenige, die die Umstände noch einmal vor Augen führt, die für diese Gefühle verantwortlich sind.

    Ich kann für das Buch keine generelle Empfehlung aussprechen, da es ganz klar darauf ankommt, auf welchem Wissensstand die lesende Person selbst ist. Für Leute, die sich bis jetzt wenig über den Klimawandel informiert haben, lohnt sich das Buch meiner Meinung nach. Bei Menschen, die schon etwas mehr Wissen auf dem Gebiet besitzen, lohnt es sich nur dann, wenn die einzelnen Themen im zweiten Teil auf Interesse stoßen.

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  1. Klimaresiliente Gesellschaft

    Über (das) Leben und Überleben. Eine Doppeldeutigkeit mit Schwerpunkt über das Leben, so interpretiere ich die Setzung der Grossbuchstaben. Wer hier also das Xte Buch über Klimawandel erwartet wird enttäuscht. Oder doch nicht?
    Milena Glimbovski schreibt auf eine sehr persönliche Art über den Klimawandel, die Klimakrise. Sie vermischt eigenen Gedanken und Erfahrungen, auch aus ihrem Privatleben, mit Information und Fragestellungen. Gerade dadurch wird das Buch so authentisch.
    Es liegt eine Inhaltsangabe vor, bei manchen Themen kann man sich vorstellen worum es geht, bei anderen keine Ahnung. Dies ist für mich ganz subjektiv fast, aber nur fast!, ein Grund für einen Sterneabzug. Es ist schwierig an dem Buch dran zu bleiben und man liest es am besten gezielt stückchenweise. Nicht zwingend in der Kapitelreihenfolge.
    Als Leitfaden der Intention des Buches empfinde ich die klimaresiliente Gesellschaft. Eine Prise wie kann man was noch verhindern, etwas von nicht alles was gemacht wird ist folgerichtig, viel Information ( echte und hypotetische ) und ist das jetzt das neue Normal?
    Wer versteht schon, dass das Austrocknen von Seen und Mega-Überschwemmungen die gleiche Ursache haben können.
    Manches, was ich als Information schon abgespeichert hatte, wurde mir sehr anschaulich erklärt. Zum Beispiel warum der Meesersspiegel steigt.
    Ein Focus liegt auch auf der Tatsache, das unsere Berechnungsmodelle nur hypotetisch sind. Wer daraus den Schluss ziehen will, das wird ja gar nicht so schlimm liegt falsch. 'Es kommt eher, schlimmer und es gibt keine Blauspause dafür.
    Ab und zu findet sich auch eine Prise (Galgen?)humor: Weltuntergang - heute zwei zum Preis von einem.
    In kleineren Kapiteln gibt es auch mal eine Filmbesprechung oder sogar ein Gedicht. Auch sehr erholsam, aber ungewöhnlich für ein Sachbuch.
    Auch das Thema Gewalt im Protest klammert Milena Glimbovski nicht aus. Diskreditiert Gewalt die langjährige Arbeit der Umweltbewegung? Militanz und Sabotage sollten als Symbol aufrütteln, nie gegen Menschenleben gerichtet sein. Aber ist das nicht auch eine Form von Notwehr?
    Am wichtigsten fast ist der Schluss der Buches. Muss ein solches Buch per se ein Art Happy End haben? Der Leser darf ja nicht verwirrt und verängstig zurückgelassen werden. Schlimmstenfalls gibt er auf, bestenfalls stellt er nun mehr Fragen, fordert mehr und wird unbequemer. Das ist die Hoffnung der Autorin.

    Meine Hoffnung ist, dass es auf irgendeine Art mehr Information gibt zu dem Thema für die grosse Masse der Menschen, die nie zu so einem Buch greifen würden und wie es menschentypisch ist, die bequemste Information für glaubwürdig halten.

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