Trennung: Roman

Rezensionen zu "Trennung: Roman"

  1. Ruhig und psychologisch dichter Roman

    Die Ich-Erzählerin lebt seit Monaten von ihrem Ehemann getrennt. Diese Tatsache wurde bislang jedoch der Umwelt verschwiegen. Die Ehefrau hat auch einen neuen Partner, in dessen Wohnung sie nun lebt. Unerwartet meldet sich die Schwiegermutter bei ihr: Sie vermisst ihren Sohn, der nach Griechenland gereist ist. Die Mutter hatte tagelang nichts von ihm gehört, er ist unerreichbar, deshalb hat ein schlechtes Gefühl und fordert die Schwiegertochter auf, sofort nach Griechenland zu fliegen.
    Von der Schwiegermutter bedrängt reist sie also auf den Pellopones, um den Gatten zu finden. Sie steigt in seinem Hotel ab, in der Nachsaison sind nur wenige Gäste dort. Wir erfahren, dass der Vermisste ein notorischer Schürzenjäger war. Vor diesem Hintergrund spekuliert die Erzählerin über eine Affäre mit der Rezeptionistin Maria, die wiederum auch einen eifersüchtigen Freund hat. Wir erfahren viel über die Innensichten der Ehefrau, über ihre Beziehung zu ihrem Mann und dessen Eltern. Sie beobachtet die Menschen um sich herum, erkundet die Gegend, nimmt die Recherche ihres Mannes über griechische Trauerrituale kurzzeitig wieder auf.

    Der Gatte bleibt jedoch verschwunden. Die Erzählerin lässt das völlig kalt, sie berichtet wie aus weiter Ferne, sowohl über seine Affären als auch über sein Fernbleiben vom Hotel.
    Schließlich bestätigen sich die schlechten Gefühle der Schwiegermutter, so dass auch die Eltern ins Hotel kommen. Auch deren Beziehungen untereinander sind nicht einfach.

    Das Buch strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, es gibt keine gekennzeichnete wörtliche Rede.
    Die Erzählerin berichtet ohne Emotionen, ist aber eine gute Beobachterin der Menschen um sich herum.

    Während ich zu Anfang wegen des interessanten Einstiegs sehr von der Lektüre gefangen wurde, hat sich für mich die Spannung leider zunehmend verloren. Trotz des eingetretenen Unglücksfalls zieht auch an der Stelle die Spannungskurve nicht wieder an, was mit Sicherheit so gewollt ist. Die Gedankenwelt der Erzählerin war nicht immer nachvollziehbar und wies Längen auf.
    Wer aber psychologisch dichte und komplizierte Beziehungsgeflechte mag oder eine Vorliebe für die karge griechische Landschaft und deren Menschen hegt, kommt bei diesem Roman vielleicht besser auf seine Kosten.

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