Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau

Buchseite und Rezensionen zu 'Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau' von Karma Brown
3.55
3.6 von 5 (9 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau"

Alice, frisch verheiratet, zieht mit ihrem Mann in einen schicken Vorort im Norden New Yorks. Doch die viel zu große, adrette Villa ist ihr von Anfang an unbehaglich. Als sie im Keller ein mit persönlichen Kommentaren gespicktes Kochbuch aus den 1950er-Jahren auffindet, beginnt sie sich für Nellie, die Vorbesitzerin des Hauses, zu interessieren. Alice kocht sich — zunächst nur aus Langeweile — in die Vergangenheit zurück. Bis sie anhand von Briefen entdeckt, dass Nellies Leben (und ihre Rezepte) ein düsteres Geheimnis bergen. Mit fatalen Folgen für Alice und ihren Mann ...

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:432
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau"

  1. Kochen wie Nellie

    Greenville, USA, in den 1950ern: Nellie und Richard Murdoch sind ein junges Ehepaar. Richard ist Direktor einer Kaugummifabrik und Nellie kümmert sich um Haus und Garten. Nach außen wirkt alles perfekt. Nur Nellie ist nicht glücklich mit ihrem Hausfrauendasein. Richard ist ein Despot, der schon mal handgreiflich wird. Doch Nellie weiß sich zu helfen, immerhin kennt sie sich aus bei dem was so alles in ihrem Garten wächst.

    Greenville, 2018: Alice und Nate Hale ziehen aus New York in den Vorort. Während Nate nun täglich in die Stadt pendelt, will sich die gerade beschäftigungslose Alice dem Schreiben widmen. Die junge Frau, die den Trubel der Großstadt und ihre Freundin vermisst, ist sehr unzufrieden mit ihrer derzeitigen Lebenssituation. Doch dann findet Alice im Keller ein Kochbuch, das offensichtlich der Vorbesitzerin des Hauses gehörte, und Alices Leben bekommt neue „Würze“.

    „Todsichere Rezepte für die modernen Hausfrau“, der recht witzige Titel des Romans der kanadischen Autorin Karma Brown, hat mich regelrecht angelacht.

    Auf zwei Zeitebenen folgen wir den beiden Heldinnen dieses Buches. Verbunden ist die Geschichte durch das Haus, das beide Frauen bewohnen und die doch recht eigenwillige Rezeptsammlung, die Nellie Murdoch hinterlassen hat.

    Nellie und Richard leben das klassische Rollenbild der 50er Jahre. Er erfolgreicher Geschäftsmann, sie die brave Hausfrau. Haus. Küche. Garten. Kinder. Hinter die Fassade lässt niemand blicken. Die hübsch zurechtgemachte, stille, brave Ehefrau, stets dem Mann zu Diensten, die weiß was er will, bevor er es selbst weiß. Wie schön, dass wir heut von diesem Denken meilenweit entfernt sind, oder?

    Umso erstaunlicher ist der Lebensentwurf des Ehepaares Hale. Alice, die sich beruflich einen großen Fauxpas geleistet hat, regrediert nach ihrem Umzug aus New York immer schneller zum Heimchen am Herd, anfangs lustlos, doch je mehr sie in Nellies Notizen versinkt, immer schneller.
    Während Nellies Geschichte dieser Frau gegenüber Empathie erzeugt, wird Alice in ihrem Verhalten immer seltsamer und unglaubwürdiger.

    Das Cover des Buches zeigt eine adrette Hausfrau, die Ausführung des Buches selbst ist innen weniger adrett. Dünne Seiten, gelegentlich verschmierter Druck und Fehler, die dem Lektorat wohl entgangen sind, lassen etwas zu wünschen übrig. Der versprochene Pageturner“ erzählt eine böse Geschichte, schnell und flockig. Neben der unterschwelligen Spannung, die sich mehr und mehr aufbaut, lässt das Buch aber auch aufmerken, dass unsere wohl erworbenen Rechte zu hegen und zu pflegen sind und wir mit diesen Errungenschaften nicht leichtfertig umgehen sollten.

    Übrigens, wer sich ansprechende Rezepte erwartet hat, wird hier nicht bedient. Auch ohne „geheime Zutaten“ würde ich nicht empfehlen, die Klassiker der amerikanischen Hausmannskost auszuprobieren. So viele leere Kilometer in der Ernährung würden allerdings so manches erklären.

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  1. Ein toller Unterhaltungsroman

    Alice zieht nach der Hochzeit mit ihrem Ehemann Nate in einen schicken Vorort von New York. Anfangs fühlt sie sich dort nicht richtig wohl, denn die Villa ist ihr viel zu groß und unbehaglich. Das ändert sich jedoch langsam, als sie im Keller ein Kochbuch aus den 1950er Jahren findet. Sie interessiert sich immer mehr für Nellie, die vorherige Besitzerin des Hauses, und beginnt, sich in die Vergangenheit zu kochen. Doch Nellie hatte ein düsteres Geheimnis.

    Bereits die tolle Aufmachung des Covers hatte mich total angesprochen. Auch im Inneren setzte sich die liebevolle Gestaltung weiter. Zu Beginn eines neuen Kapitels finden sich Nellies Rezepte oder Tipps aus einem früheren Ratgeber für Haus- und Ehefrauen. Über diese antiquierten Ansichten musste ich mehrmals ordentlich grinsen. Zum Glück hat sich die Zeit geändert.
    Der Schreibstil ließ sich leicht und flüssig lesen. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen und miterleben.
    Die Charaktere haben mir gut gefallen. Besonders Nellie fand ich sehr sympathisch und ich war total gefesselt von ihrem Leben. Alice mochte ich auch, allerdings hat sie mich nicht so sehr eingenommen wie Nellie.
    Der Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Die Erzählungen wechselten sich zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit ab und ich war bei beiden Strängen mittendrin und gespannt, was noch alles geschieht. Bezüglich Nellies Geheimnis hatte ich meine Vermutungen und war deshalb total gespannt, ob ich richtig lag. Und auch auf die Auswirkungen auf Alice war ich sehr gespannt.

    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, weil es unter anderem die Unterschiede der Frauenrolle in der zeitlichen Gesellschaft sehr gut darstellt, worüber man heute zum Glück schmunzeln kann. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. Hatte mir deutlich mehr versprochen

    ,,Seien Sie eine gute Zuhörerin. Lassen Sie sich von ihm seine Probleme berichten; verglichen damit werden die Ihren banal erscheinen.“
    Mit solch wohlmeinenden Ratschlägen wurden die Frauen bis weit ins 20 Jahrhundert hinein von sogenannten ,,Ratgeberbüchern für die gute Ehefrau“ erzogen. Diese ,,Ratschläge“ dienen als vorausdeutende Kapitelüberschriften, die Kapitelnummern sind in ein kleines Nudelholz gesetzt, was sehr gut zum 50er-Jahre-Cover des Romans passt.
    Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen, die sich zwar nicht mehr kennenlernen können, deren Leben aber indirekt, in einem Haus, das beide zu unterschiedlichen Zeiten bewohnen, aufeinandertreffen.
    Alice zieht 2018 mit ihrem Mann Nate in ein großes, heruntergekommenes Haus in Greenville, einem Vorort New Yorks. Die beiden sind relativ frisch verheiratet. Nates Wunsch nach Kindern und einem Haus mit Garten stößt bei Alice nicht auf große Begeisterung. Allerdings hat sie kürzlich ihren PR-Job gekündigt, weswegen sie nicht darauf bestehen kann, in Manhattan wohnen zu bleiben. Eigentlich plant sie, einen Roman zu schreiben, doch Alice kommt nicht voran. Nach und nach erfährt man, aus welchen Gründen sie ihren Job verloren hat und dass sie ihren Mann darüber belogen hat. Im Keller der alten Villa entdeckt sie ein mit persönlichen Kommentaren versehenes Kochbuch, und beginnt, die Rezepte auszuprobieren. Als sie dann auch noch einen Stapel nicht abgeschickter Briefe Nellies, der früheren Bewohnerin des Hauses findet, beginnt sie Nachforschungen anzustellen.
    Nellie lebte in den 50er Jahren mit ihrem Mann Richard in der Villa. Als frischvermählte Frau setzt sie große Hoffnungen in die Ehe. Doch schon sehr bald muss sie erkennen, dass das erhoffte Familienglück eine Illusion war. Richard betrügt sie und wird zunehmend gewalttätig ihr gegenüber. Ihre einzigen Kontakte sind Nachbarinnen und andere Ehefrauen, die sich offenbar mehr als willig in ihre klischeehafte Rolle fügen konnten. Einzig eine ältere Nachbarin, Miriam, scheint Nellies Situation zu durchschauen und bietet ihr Trost und Hilfe.
    In verschiedenen Kapiteln werden Alices und Nellies Geschichte parallel erzählt. Und so wie Nellie sich allmählich von Richard emanzipieren und sich, mit ganz speziellen Mitteln, gegen ihn zur Wehr setzen kann, entwickelt sich Alice immer stärker in Richtung Hausfrau. Während man Nellies Entwicklung noch mit Empathie mitverfolgt und sie als trauriges Opfer ihrer Zeit sieht, das sich endlich zur Wehr setzt, wundert und ärgert man sich immer mehr über Alice. Ihr Verhalten ist geprägt von Lügen, sich selbst, ihren Freuden, selbst ihrem Ehemann gegenüber. Sie scheint nie so recht zu wissen, was sie will. Außer am Ende, und genau dann verstehe ich ihr Verhalten am allerwenigsten.
    Trotz der an sich originellen Idee, zwei Frauenleben auf zwei Zeitebenen in ein- und demselben Haus anzusiedeln und sie mit Hilfe eines Kochbuchs zu verknüpfen, finde ich den Handlungsstrang rund um Alice ziemlich nervig und klischeebeladen. Schade, von dem Nr.-1-Bestseller hatte ich mir deutlich mehr versprochen.

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  1. Wendungsreich und spannend

    Wendungsreich und spannend

    Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau ist ein Bestseller aus Kanada. Leider habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass das nicht unbedingt viel zu bedeuten hat. Doch dieser Titel aus dem Penguin Verlag konnte mich tatsächlich überzeugen.

    Wir haben es hier mit zwei Frauen zu tun, deren Geschichte wir zu unterschiedlichen Zeiten im selben Haus erleben dürfen.
    Nellie, lebt mit ihrem Mann Richard in den 60ern in einem schmucken Häuschen. Der Garten ist ihre große Leidenschaft, dies und das kochen und backen. Ihre Ehe ist leider von Gewalt geprägt, ein Umstand der damals noch schwerer zu bewältigen war als heute, da Frauen in der Gesellschaft leider noch eine andere Stellung hatten, sie hatten dem Ehemann zu gehorchen. Vorangestellt sind oft Auszüge aus Büchern aus dieser Zeit, die dies untermauern, ebenso wie einige Rezepte, die im Roman selbst dann auch Anwendung finden.

    In der jetzigen Zeit haben Alice und Nate, frisch verheiratet, genau dieses Haus gekauft. Nate erwartet von Alice, die ihren Job verloren hat, und ihren Mann über die Gründe belügt, dass sie sich absofort um den Haushalt kümmern soll. Kinder sind ebenso geplant, wenn es nach Nate geht.
    Als Alice das Kochbuch von Nellie findet, und eine nette Nachbarin ihr Briefe von Nellie gibt, geschieht nach und nach etwas mit ihr. Sie beginnt so langsam sich mit dem Hausfrauen Dasein anzufreunden und will erfahren, was es mit ihrer Vorgängerin auf sich hat. So erfährt Alice von Nellies Problemen und überlegt, wie sie diese Informationen für sich nutzen kann. Denn ähnlich wie Nellie damals, ist auch Alice nicht mit allem einverstanden, was ihr Gatte so treibt. Die ersten Probleme tauchen auf, doch wird das Paar sie meistern?

    Der Leser wird schnell in einen Strudel aus Spekulationen katapultiert. Es machte unheimlich viel Spaß mit zu rätseln und die beiden Frauen zu begleiten.
    Die Autorin Karma Brown kombinierte die beiden Schicksale zu einem interessanten Roman, angereichert mit Witz und Spannung. Die Auszüge aus den alten Büchern zeigen wie unterschiedlich das Leben der beiden Frauen eigentlich war, dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten. Nellie und Alice lernten beide für sich einzustehen.
    Ein empfehlenswertes Buch, welches ich unheimlich gern gelesen habe.

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  1. Rezepte für die perfekte Hausfrau

    "Erwarten sie nicht, dass das Leben eitel Sonnenschein bereithält. Und ohne Wolken hätten sie keine Gelegenheit, ihrem Mann zu beweisen, was für eine gute Partnerin sie sein können." (Buchauszug)
    Das frisch verheiratete Ehepaar Alice und Nate haben in einen New Yorker Vorort ein altes Haus gekauft. Obwohl es an dem Haus viel zu tun gibt und es von Beginn an nicht ihre erste Wahl ist, freundet sich Alice immer mehr damit an. Im Keller findet sie ein altes Kochbuch aus den 50er-Jahren und auch über den Garten freut sie sich immer mehr. Sie beginnt sich immer häufiger in die Rolle von Nellie hineinzuversetzen. Was sicher an Nellies Briefen liegt, die sie von ihrer Nachbarin Sally bekommt, um ein Buch zu schreiben. In diesen offenbaren sich ihr allerdings nach und nach Nellies Geheimnisse.

    Meine Meinung:
    Das Cover einer Hausfrau aus den 50er-Jahren passt sehr gut zum Buch. Eindrucksvoll zieren außerdem vor jedem Kapitel alte Zitate, Sprüche oder Haushaltstipps und gelegentlich gibt es noch das Rezept aus dem Text dazu. Der Schreibstil ist lebendig und interessant, besonders da der Wechsel zwischen dem Leben von Alice und Nellie die Spannung aufrecht erhält. Ich habe dadurch immer wieder das Gefühl, demnächst müsste nun endlich etwas passieren. Allerdings fand ich Nellies Geschichte aus der Vergangenheit weitaus interessiert als die von Alice. Ihre Geschichte finde ich dagegen ein wenig überzogen, dadurch wirkt sie auf mich größtenteils unglaubwürdig. Auch mit den recht simplen Rezepten kann ich wenig anfangen. Sie passen zwar zu den 50ern, allerdings dass jemand davon satt werden soll, kann ich mir nicht vorstellen. Im Plot selbst geht es um das Leben von zwei Ehefrauen. Nellie, die Richard geheiratet hat und dadurch auf ein besseres Leben als Ehefrau hofft. Doch Richard entpuppt sich mehr und mehr zum Gewalttäter, der nicht davor zurückschreckt, seine Frau zu schlagen. Je tiefer wir in Nellies Leben eintauchen, desto mysteriöser und geheimnisvoller wird es. Dadurch, dass es in den 50er-Jahren spielt, wo die Männer noch das Sagen über ihre Ehefrauen haben, wird das Ganze für Nellie immer bedrohlicher. Alice dagegen ist die moderne Frau des 21. Jahrhunderts, die sich immer mehr in ihr eigenes Lügennetz verstrickt, was ich irgendwie so gar nicht verstanden habe. Den Nate ist ein wirklich sympathischer und netter Mann, dem sie durchaus alles anvertrauen kann. Zwar hat er auch ein paar Fehler, die man jedoch sicher mit Gesprächen hätte ausräumen können. Doch dazu ist Alice nicht in der Lage, sicher weil sie es nicht gewohnt ist zu versagen. Darum wirkt die Ehe auf mich zusehends angespannt und ich empfinde Alices Leben meist übertrieben und unglaubwürdig. Ansonsten sind die Charaktere gut durchdacht. Besonders die authentisch liebenswerte Nellie hat es mir angetan. Den despotischen, aggressiven Richard fand ich schrecklich, ebenso wie die intrigante Alice. Nate war zwar in einigen Punkten etwas übergriffig, doch ansonsten charmant und fürsorglich. Selbst wenn man im Laufe des Buchs erahnt, auf was die Geschichte hinausläuft, macht es die Autorin doch spannend. Das Ende des Buchs hätte ich irgendwie anders erwartet, deshalb gibt es von mir 3 1/2 von 5 Sterne.

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  1. Ein Haus, zwei Bewohnerinnen und zwei Zeitebenen

    Karma Brown war als kanadische Journalistin und Buchautorin Teil des Gastlandauftritts Kanadas bei der Frankfurter Buchmesse 2021. Mit "Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau" landete sie in ihrem Heimatland einen Bestseller.

    Nellie und Alice
    Nellie bezieht das große Haus in Greenville vor den Toren von New York Mitte der 1950er-Jahre hoffnungsfroh. Sie ist Mitte 20 und frisch verheiratet mit dem wohlhabenden Kaugummifabrikanten Richard Murdoch. Während ihrer Kindheit mit einer alleinerziehenden, depressiven Mutter musste sie früh Verantwortung übernehmen, nun hofft sie auf Familienglück und eine starke Schulter. Ausgerüstet mit dem von ihrer Mutter handschriftlich kommentierten „Kochbuch für die moderne Hausfrau“ und ihrer Liebe zur Gartenarbeit möchte sie den zeitgenössischen Anforderungen an die perfekte Ehefrau genügen. Doch schnell sind ihre Hoffnungen dahin:

    "[…] Nellie hatte mittlerweile akzeptiert, dass ihre Ehe bestenfalls unerträglich, schlimmstenfalls lebensgefährlich war. Den Richard, den sie damals im Restaurant kennengelernt hatte – den charmanten Mann, der sie mit Aufmerksamkeiten und Geschenken überschüttete und sie glauben machte, sie müsse das Glück nur ergreifen -, gab es nicht mehr. In Wahrheit war dieser Mensch schon in ihrer Hochzeitsnacht verschwunden […]." (S. 197) 

    Pech für Richard, dass er Nellies Entschlossenheit unterschätzt…

    2018 zieht Alice mit ihrem Mann Nate Hale in das mittlerweile vernachlässigte Haus, auch sie keine 30 und frisch verheiratet. Lieber wäre sie in Manhattan geblieben, aber durch den Verlust ihres PR-Jobs und mit nichts als vagen Plänen für einen Roman hat sie dem Wunsch ihres Mannes wenig entgegenzusetzen – zumal sie ihn über den Grund ihrer Arbeitslosigkeit belogen hat. Widerwillig übernimmt sie die Haus- und Gartenarbeit, bis sie im Keller Nellies Kochbuch findet und deren nie abgeschickte Briefe an ihre Mutter in die Hand bekommt…

    Viele Klischees und ein unglücklicher Fokus
    Das Cover mit der typischen Hausfrau aus der Werbung der 1950er-Jahre, der doppeldeutige Titel und das Versprechen schwarzen Humors haben mich zu einem meiner seltenen Ausflüge ins Genre „Leichter Frauenroman“ bewogen. Zwar gefällt mir die Idee mit dem verbindenden Haus und den beiden Zeitebenen, Themen wie weibliche Rollenbilder, Selbstbestimmung, Mutterschaft und häusliche Gewalt sind zweifellos relevant und mit zwei Nachbarinnen gibt es zwei starke Nebencharaktere, doch liegt der Schwerpunkt leider mit 28 von 44 Kapiteln bei Alice, für die ich weder Anteilnahme noch gar Sympathie aufbringen konnte. Sie belügt wiederholt ihren Mann und unterstellt ihm Unehrlichkeit, agiert beruflich unprofessionell, naiv und dumm, behandelt ihre einzige Freundin mies und scheint nicht zu wissen, was sie will. Auch das Ende dieses Handlungsstrangs hat mir nicht gefallen. Nellie und ihre Geschichte sind dagegen ungleich interessanter und ihre Kapitel haben mehr Pfiff, allerdings habe ich sie früh durchschaut. Parallelen zwischen den beiden Frauenschicksalen vermag ich aufgrund der sehr verschiedenen Charaktere und Zeitumstände nicht zu ziehen.

    Die hübsch gestalteten Kapitel beginnen mit leider ernst gemeinten Ratschlägen für perfekte Ehefrauen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Kapiteln über Alice beziehungsweise Rezepten der amerikanischen Küche aus den 1950er-Jahren bei Nellie. Gestört haben mich die Häufung von Druckfehlern, einige zu wörtliche Übersetzungen und der mehrfach verschmierte Druck auf dem einfachen Papier.

    Schade, aber mich konnte dieser hochgelobte Unterhaltungsroman leider nicht begeistern.

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  1. Würzige Rezepte für Ehemänner

    Alice und Nate sind ein modernes New Yorker Ehepaar, als Alice ihren Job aufgibt, dass sie gekündigt wurde verschweigt sie ihrem Ehemann, möchte sie einen Roman schreiben. Nate träumt vom Umzug in ein geräumiges Haus in einer Vorstadt, er wünscht sich auch ein Kind und geht davon aus, dass auch Alice dafür bereit ist. Aber er sollte sich täuschen. Alice steht dem Haus anfangs sehr skeptisch gegenüber, sie fühlt sie absolut nicht heimisch. Erst als sie Kartons mit Büchern und Zeitschriften der Vorbesitzerin findet und mit der Nachbarin in Kontakt kommt, ist ihr Interesse geweckt.

    Es sind nämlich die Bücher von Nellie, die bis zu ihrem Tod in diesem Haus lebte.
    Nellie und Richard waren nur nach außen das perfekte amerikanische Ehepaar. Schon kurz nach der Heirat zeigt Richard seine wahres Gesicht: er verlangt absoluten Gehorsam von Nellie. Sie soll eine perfekte Hausfrau und Mutter werden, keine eigenen Interessen haben, außer ihm das Leben als Familienoberhaupt so angenehm wie möglich zu machen. Auch vor Schlägen schreckt er nicht zurück. Nellies Fluchtort ist der Garten, er ist ein blühendes Paradies geworden, aber auch im Paradies gibt es giftige Pflanzen.

    Jedem Kapitel stellt die Autorin ein Zitat eines historischen Eheratgebers voran. Im ersten Augenblick musste ich darüber schmunzeln, aber schon nach wenigen Augenblicken ging mir auf, welche Unterdrückung da gesellschaftlich propagiert wurde.

    Aber so ganz hat mich der Roman nicht abgeholt. Besonders die Figur der Alice blieb mir rätselhaft und durch ihre ständigen Lügen auch unsympathisch. Mir war bei dieser Protagonistin nie klar, was sie eigentlich will. Tatsächlich haben mich die Kapitel um Nellie sehr viel mehr angesprochen.

    Der Roman liest sich unterhaltsam und spannend. Je mehr Alice in die Vergangenheit abtaucht, umso schwärzer werden meine Ahnungen, denn Nellies Kochbuch ist mehr als nur eine Rezeptsammlung.

    Das Buch zeigt ein stimmiges Frauenbild aus den 50ger Jahren und wieviel Wegstrecke zu richtigen Emanzipation noch bleibt, auch wenn vieles schon erreicht wurde.

    3,5 Sterne

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  1. Gefährliche Partnerschaften

    * Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau*

    Dieses Buch ist ein weiteres von der kanadischen Schriftstellerin Karma Brown. Sie lebt mit ihrem Ehemann, Tochter und ihrem Labradoodle Fred in Toronto / Kanada.
    Verlag: Penguin Verlag
    Deutsche Veröffentlichung: 13.09.2021
    Seitenzahl: 416
    Format: Taschenbuch & Ebook
    Übersetzung: Canada Council for the Arts

    Cover sowie das gesamte Buch ist stilistisch liebevoll, zeitgenössisch - ganz im Stil von 50iger Jahre Kochbüchern,gestaltet.
    Inhalt:
    Zwei Ehepaare leben in unterschiedlichen Zeitepochen ( 50iger & 80iger Jahre). Beide durchlaufen Höhen-& Tiefen ihrer Partnerschaft.
    Gemeinsamer Nenner: ihr Wohnsitz.
    Zufällig findet Alice (80iger Jahre) im Keller, das Kochbuch von Nellie ( 50iger Jahre).
    Eine starke Neugier befällt Alice. Nicht nur die Rezepte sind interessant.Durch weitere Nachforschungen entsteht ein unsichtbares Band, zwischen beiden Frauen. Nicht nur die guten Tipps werden offenbar. Einige Rezepte haben nicht nur eine wohlschmeckende, sondern auch eine mögliche tödliche Wirkung.

    Mein persönlicher Leseeindruck:
    Das Cover gefällt mir sehr. Ich fühle mich direkt in die 50iger Jahre gebeamt. Die gesamte, einem 50iger Jahre-Kochbuch nachempfundene Aufmachung, überzeugt mich.
    Schreib-& Erzählstil:
    Die Satzstellungen und Grammatik ermöglichen einen guten Lesefluss. Einige dem amerikanischen Sprachgebrauch entnommenen Redewendungen wurden leider Wort-, aber nicht Sinngemäss übersetzt. Das führte zu kleinen Irritationen.

    Die Geschichte:
    Packend erzählt. Gekonnt verknüpfte Zeitebenen und die überzeugende emphatische Erzählweise entwickeln bei mir einen sprichwörtlichen Lese-Sog. Ungern, lege ich Lesepausen ein. Meine Neugier und das Bedürfnis hinter die Geheimnisse zu sehen, entfachen wahre Lesefreude.
    Bildhafte Schilderungen, olfaktorischen Ausführungen und die vorgestellten gesellschaftlichen Normen, werden teil meiner Wahrnehmung.
    Die beschriebenen Geschicke der beiden Hauptprotagonistinnen, werden mich noch lange beschäftigen.
    Fazit:
    Ein sehr gelungener Roman welcher nicht nur sehr gut unterhält.
    Er motiviert seine Leserschaft über unsere aktuellen Normen des ehelichen Zusammenseins, nachzudenken und deren fortlaufende Sinnhaftigkeit zu reflektieren & zu erörtern.
    Minuspunkte:
    Leider konnte mich die habtisch mangelhafte Papierqualität nicht überzeugen. Kleine Druck-& Rechtschreibfehler haben den tollen Gesamteindruck etwas geschmälert.

    Von mir gibt es eine sehr gute 4*Sterne Leseempfehlung!

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  1. 4
    22. Okt 2021 

    Historische Küche

    Das junge Ehepaar Alice und Nate Hale zieht von New York aufs Land. Das Haus gefällt Alice nicht so richtig, doch Nate lässt sich in seiner Begeisterung nicht aufhalten. Ebenso ist es mit den Kinderwunschplänen, die Nate schmiedet, ohne Alice richtig zu fragen. Nach einiger Zeit jedoch gewöhnt sich Alice an das Haus und sie erfährt von der vorherigen Eigentümerin. Eleanor Murdoch hat lange hier gelebt und möglicherweise hat sie ein Geheimnis hinterlassen. In den 1950er war Nellie auch jung verheiratet, so wie Alice heute. Was kann Alice über sie erfahren? Ein altes Kochbuch mit persönlichen Anmerkungen kann da weiteren Aufschluss geben.

    Heute und damals, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, ein altes Haus, das viel erlebt hat. Mit Hilfe ihrer Fundstücke taucht Alice ein in die 1950er, in denen Nellie ihre Tage als junge Ehefrau verbrachte. Nellie schien die ideale Ehefrau gewesen zu sein, die jeden Ratgebervorschlag beherzigte. Alice ist fasziniert, sie beginnt, die alten Rezepte auszuprobieren und sich in dem Haus wohl zu fühlen. Nate ist darüber froh, sieht er doch sein Ziel, ein Wunschkind in die Welt zu setzen, fast schon erreicht. Zunächst jedoch will Alice, die ihre Stelle verloren hat, mit dem Schreiben ihres Romans beginnen.

    Was zunächst wie die Schilderung zweier unterschiedlich ähnlicher Eheverläufe beginnt, entwickelt sich zu einem Kriminalstück, welches mit einigen Überraschungen aufwartet. Obwohl es alle Beteiligten mehr oder weniger faustdick hinter den Ohren haben, die Sympathien werden sanft, aber eindeutig gelenkt. Hat sich in über sechzig Jahren nichts geändert oder neigen Menschen in Beziehungen immer dazu, nicht alles zu sagen oder ihr Gegenüber zu manipulieren. Wenigstens die gesellschaftlichen scheinen heutzutage nicht mehr so engstirnig zu sein. Auf jeden Fall wird man bei der Lektüre dieses Romans bestens unterhalten und man kann sich über einige Dinge richtig schön aufregen oder widerwillig verständnisvoll den Hut ziehen. Der Schluss regt zusätzlich die Phantasie an.

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