Todesmärchen

Buchseite und Rezensionen zu 'Todesmärchen' von Andreas Gruber
4.4
4.4 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Todesmärchen"

In Bern wird die kunstvoll drapierte Leiche einer Frau gefunden, in deren Haut der Mörder ein geheimnisvolles Zeichen geritzt hat. Sie bleibt nicht sein einziges Opfer. Der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder und BKA-Kommissarin Sabine Nemez lassen sich auf eine blutige Schnitzeljagd ein – doch der Killer scheint ihnen immer einen Schritt voraus. Währenddessen trifft die junge Psychologin Hannah im norddeutschen Steinfels ein, einem Gefängnis für geistig abnorme Rechtsbrecher. Sie soll eine Therapiegruppe leiten, ist jedoch nur an einem einzelnen Häftling interessiert: Piet van Loon. Der wurde einst von Sneijder hinter Gittern gebracht. Und wird jetzt zur Schlüsselfigur in einem teuflischen Spiel ...


Format:Kindle Edition
Seiten:540
EAN:

Rezensionen zu "Todesmärchen"

  1. Märchenhafrer Overkill

    Vor fünf Jahren hat Maarten S. Sneijder den Serienfrauenmörder Piet van Loon gestellt. Dieser fristet nun sein Dasein gut verwahrt in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Doch dann wird in Bern eine grausam zur Schau gestellte Frauenleiche gefunden. Ähnlichkeiten zu den van Loon Morden zeichnen sich ab. Es bleibt auch nicht bei der einen Toten. Wer triebt hier ein Spiel mit Sneijder und Nemez, und was hat es mit der jungen Therapeutin Hannah auf sich, die sich so für Piet van Loon interessiert.
    Todesmärchen ist der dritte Band, aus der „Todes…“-Reihe von Andreas Gruber. Sabine Nemez ist mittlerweile forensische Fallanalytikerin. Nur sie und ihre Kollegin Tina Marinelli haben die Ausbildung bei Maarten S. Sneijder an der Akademie für hochbegabten Nachwuchs bestanden. Der Einzelgänger und Misanthrop Sneijder muss nun mit Sabine Nemez, nicht ganz freiwillig auf beiden Seiten, ein Team bilden. Und mir scheint Herr Gruber ist ein kleines bisschen Feminist, denn wieder ist es Sabine, die Verbindungen herstellt, die richtigen Schlüsse zieht. Warum dennoch dem blasierten Sneijder nachhecheln bleibt mir ein Rätsel.
    Ja, und Rätsel gibt es hier in diesem Fall einige zu lösen. Andreas Gruber streut häppchenweise Hinweise. Mich freut es ja einerseits, dass ich diese so rasch entschlüsseln konnte, andererseits bleibt kaum Raum für Überraschung. Zu offensichtlich waren mir die Beweggründe Hannahs und die Entwicklungen in der Anstalt (Spätestens ab der Erwähnung von Ken Kesey wusste ich in welche Richtung der Hase läuft). Die Verbindung zu dem großen dänischen Märchenerzähler wardann auch, schon ob des Titels des Thriller, nicht ganz so schwierig.
    Was ich an Grubers Thrillerreihe sehr schätze, sind der bissig witzige Schlagabtausch zwischen Nemez und Sneijder. Das mag ich wirklich. Überraschenderweise benimmt sich Sneijder in diesem Teil auch manchmal, ist fast handzahm. Es ist aber auch ein sehr persönlicher Fall, der ihn hier beansprucht.
    Ansonsten das Übliche, viele bizarre Leichen, ein dramatischer Showdown, ein märchenhafter Overkill. Und wieder ein Cliffhanger. Immerhin macht mich der so sehr an, dass ich jetzt wissen will, wie es weitergeht!

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  1. Heimtückische unerwartete Wendungen

    Zwei Dinge sollte man beim Lesen der Bücher von Andreas Gruber wohl niemals denken:

    1. Oh, ich weiß, wie das ausgeht!
    2. Nee, das wird er seinen Charakteren doch nicht antun…

    Ich weiß gar nicht so genau, wie oft ich in diesem dritten Band damit falsch lag. Gegen Ende passieren dann direkt zwei Dinge, die allem widersprechen, was ich über die Charaktere zu wissen glaubte – oder darüber, was in einem Band einer Thriller-Reihe passieren kann und was nicht.

    Ansonsten ist alles wie gehabt.

    Die Geschichte ist so originell und einfallsreich, wie ich das inzwischen von Andreas Gruber erwarte, und Maarten S. Sneijder ist nach wie vor einer meiner allerliebsten Buchcharaktere – so langsam macht er Sherlock Holmes und Cormoran Strike Konkurrenz, und das will was heißen. Beides wird in diesem Band wieder so richtig ausgereizt, denn was den Fall wirklich außergewöhnlich macht, ist seine Verbindung zu Sneijders Leben.

    Spoiler-Alarm: Der Autor macht es seinem (Anti-)Helden dieses Mal wirklich nicht leicht – und mehr verrate ich da noch nicht.

    Bisher ist “Todesmärchen” für mich der spannendste Band der Reihe.

    Und das liegt für mich noch nicht einmal nur an der Jagd nach dem Mörder – obwohl die auch mörderisch spannend ist! –, sondern vor allem an der Frage, was sie mit den Hauptcharakteren machen wird. Wozu diese Jagd sie treiben wird. Wie sie das verändern und verwunden wird. Was man als Leser noch nachvollziehen und verstehen kann.

    Aber das ist immer glaubhaft. Wenn ein Charakter etwas tut, dann kann man im Rückblick begreifen, was ihn oder sie dazu getrieben hat.

    Soll ich noch einmal das Loblied auf Maarten S. Sneijder singen?
    Das habe ich bei “Todesfrist” getan, das habe ich bei “Todesurteil” getan, dann sollte ich es wohl auch bei “Todesmärchen” tun:

    Das Wunderbare an Sneijder ist, dass er eine Vielzahl von Charakterzügen in sich vereint, die ihn eigentlich zum Kotzbrocken machen sollten – er ist unfreundlich, selbstherrlich und dauersarkastisch – , aber irgendwie ist er trotzdem seltsam liebenswert. Und witzig, obwohl er es nicht leiden kann, wenn jemand witzig sein will.

    Und das Wunderbare an Sabine Nemez ist, dass sie ihm Kontra gibt und keineswegs nur zweite Geige spielt, aber dennoch perfekt (und platonisch) zu ihm passt.

    Auch beim Schreibstil muss ich noch mal lobhudeln.

    Der ist klasse. Punkt.

    Na gut: die Dialoge sind der Hammer, der Stil verbindet Humor mit Atmosphäre und Drama und liest sich einfach wunderbar flüssig und unterhaltsam runter.

    FAZIT

    Ich habe bisher drei Bände der Reihe gelesen und geliebt, aber dieser Band ist bisher mein Favorit. Es gibt Wendungen und Enthüllungen, nach denen ich meine Kinnlade erstmal wieder einsammeln musste, und Maarten S. Sneijder wird bis an seine Grenzen gebracht… Oder sogar darüber hinaus?

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  1. 4
    28. Sep 2016 

    Das Team

    In Bern wird die übel zugerichtete Leiche einer Frau gefunden. Der herbei gerufene Kommissar Horowitz zückt schon nach einem kurzen Blick sein Telefon und spricht mit seinem Kollegen beim BKA Marten S. Sneijder. Dieser ist eigentlich als Ausbilder und Profiler tätig. Dennoch bekommt er den Fall zugeordnet und erstmals wird ihm eine Partnerin an die Seite gestellt, Sabine Nemez, die er selbst ausgebildet hat. Leider bleibt die Tote nicht das einzige Opfer des Täters. Vieles deutet auf einen Verbrecher, den Sneijder vor einigen Jahren gefasst hat. Sollte es einen Nachahmungstäter geben?

    So wie sich Sneijder und Nemez an die Nachforschungen machen, kann der Leser auch die Schritte der jungen Psychologin Hanna Norland verfolgen, die ihre erste Stelle in der Haftanstalt für Täter mit geistigen Störungen antritt. Lange zieht dieses Hörbuch die Spannung aus der Frage wie diese beiden Handlungsstränge miteinander verstrickt sind. Die beiden Polizisten hetzten beinahe von Tatort zu Tatort, nur um doch immer wieder zu spät zu kommen und nur wenige verwertbare Spuren vorzufinden. Dagegen legt Norland ein eigenartiges Interesse an einem bestimmten Gefangenen an den Tag. Kleine dahin gehauchte Spuren fügen sich langsam zu einem Bild wie es perfider und grausamer kaum sein kann.

    Was wie ein normaler Krimi beginnt, bei dem der Täter und dessen Motiv gefunden werden soll, entwickelt sich zu einem üblen Psychospiel, in dem Persönlichkeit der Ermittler manipuliert wird und diese zu Erkenntnissen gezwungen werden, die sie lieber nicht gehabt hätten. Wie weit kann eine Inszenierung einen Menschen bringen. Da haben Norland und Sneijder jeweils ihre eigenen Beweggründe, doch die Auswirkung ist ähnlich und sie kommen Gemeinheiten auf die Spur, die sie selbst in Gefahr bringen.

    Je weiter der Verlauf der Handlung voranschreitet, desto schwerer ist das Geschehen zu ertragen. Versuche, zu retten, was zu retten ist, scheitern auf bedrückende Weise. Und mancher sieht sich gezwungen Entscheidungen zu treffen, die wirklich niemandem zugemutet werden sollten. Auch als Hörer dieser Lesung wird man durch die von Achim Buch mit dem richtigen Tonfall vorgetragenen Worte berührt. Man fühlt die Anspannung, das Gehetzt sein, die Verzweiflung. Doch ist die Geschichte tatsächlich schwer zu ertragen, man möchte Ermittler einfach nicht in solchen Situationen sehen und doch ist man gefangen bis zum Schluss.

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  1. Maarten S. Sneijder, exzentrisch und einfach genial

    Maarten S. Sneijder, exzentrisch und einfach genial

    Todesmärchen von Andreas Gruber ist bereits der dritte Teil der Sabine Nemez- Maarten S.Sneijder Reihe. Für mich war es das erste Buch von Andreas Gruber überhaupt, aber ich kann jetzt bereits sagen, dass dies definitiv nicht das letzte war.

    Im schweizerischen Bern wird eine Frauenleiche gefunden. Als der zuständige Ermittler Horowitz sieht, was ihr in die Haut geritzt wurde, kontaktiert er seinen Wiesbadener Kollegen Maarten S. Sneijder. Horowitz wurde bei einem gemeinsamen Fall vor 5 Jahren schwer verletzt, sitzt nunmehr im Rollstuhl. Sneijder fungiert beim BKA als Profiler und unterrichtet sehr erfolgreich den Nachwuss. Sein Chef Hess stellt dem exzentrischen, kiffenden und mürrischen Ermittler Sabine Nemez zur Seite, die seinerzeit von Maarten selbst ausgebildet wurde.
    In Bern muss Sneijder erkennen, dass die Signatur die der Mörder hinterlassen hat, der einer Mordserie von vor 5 Jahren gleicht. Man nannte den Mörder damals den Analphabeten. Er ritzte seinen Opfern Symbole in die Haut. Doch Maarten schaffte es damals den Täter, Piet van Loon, festzunehmen. Er befindet sich nun in der Anstalt Steinfels auf Ostheversand, die es sich zum Ziel macht die Häftlinge zu therapieren, auch hartgesottene Schwerverbrecher bekommen eine Chance.
    Sneijder hegt einen schlimmen Verdacht. Er kennt Piet van Loon, und weiß, dass er unberechenbar und grausam ist. Piet van Loon ist sehr intelligent und den meisten einen Schritt voraus, obendrein sehr manipulativ. Eine gefährliche Mischung, wie Sneijder weiß.

    Ein weiterer Handlungsstrang den dieser Thriller verfolgt, ist der der Therapeutin Hannah Norland, die in eben dieser Anstalt ihr Praktikum antritt, und den berüchtigten Piet van Loon in ihrer Gruppe aufnimmt. Hannahs Gründe die zu dem Wunsch geführten haben, dort ein Praktikum anzutreten sind unklar, scheinen aber einen tieferen Hintergrund zu haben. Doch nicht nur das schafft Spannung.....Hannah hegt bald einen erschreckenden Verdacht, der mit dem Fenstersturz ihrer Vorgängerin Irene Elling zu tun hat. Hannah scheint sich mit ihren Nachforschungen in Gefahr zu begeben.

    Dieser Thriller hat es mir angetan. Jeder Vielleser kennt bestimmt dieses Gefühl, dass einen bei manchen Büchern packt. Es lässt einen nicht mehr los. Schwups ist die Hälfte geschafft. Genau dies ist mir bei diesem Thriller passiert. Rückblickend mit Abstand der beste den ich in diesem Jahr gelesen habe.
    Alles ist stimmig, die Geschichte mehr als spannend. Die Handlungsstränge und die Rückblenden zu den Morden vor 5 Jahren geben immer nur so viel Preis, dass die Spannung erhalten bleibt. Einige überraschende Wendungen die nicht vorhersehbar waren fließen mit ein. Habe mich an keiner Stelle gelangweilt, im Gegenteil.

    Die Charaktere sind toll. Allen voran Maarten S. Sneijder, der als Misanthrop eher ein abschreckendes Beispiel liefert, hat sich in mein Herz geschlichen. Es macht soviel Spaß an seinen unwirschen und knappen Kommentaren teilzuhaben. Ein Profiler mit Ecken und Kanten und einer Vergangenheit, der man hier im Band Todesmärchen näher kommt. Seine Kollegin hat es nicht leicht mit ihm. Doch Sabine Nemez kennt und respektiert seine Eigenarten mittlerweile.

    Dieser Thriller lässt sich, wie in meinem Fall, problemlos ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, dennoch werde ich dies schnellstmöglich nachholen.
    Das Ende ist sehr überraschend, und es schleicht sich ein wenig die Angst ein, ob es weitere Teile von Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez geben wird. Ich hoffe sehr, dass Andreas Gruber Erbarmen hat und dieses wundervolle Gespann noch weitere Morde aufklären lässt.

    Dieser Thriller bekommt von mir die höchste Punktzahl. Das einzige Manko.....er war zu schnell zu Ende. 540 Seiten waren für meinen Geschmack zu wenig. .

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  1. Blutiger Wettlauf mit der Vergangenheit

    Wenn Maarten S. Sneijder zu einem Fall in der Schweiz hinzugezogen wird, dann muss es schrecklich sein. Eine Frau, grausam getötet und mit einem Zeichen markiert, hängt von der Berner Brücke. Bevor Sneijder und Teamkollegin Nemez dem Täter auf die Spur kommen, hat dieser schon sein nächstes Opfer im Visier. Eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher ist für die junge Psychologin Hannah ein interessantes neues Aufgabenfeld. Hier hofft sie auf den hochintelligenten Insassen Piet van Loon zu treffen, den einst Sneijder verhaftet hatte.

    Todesmärchen ist der dritte Band der Trilogie rund um den niederländischen Ermittler Maarten S. Sneijder. Dramatisch, temporeich und abgründig inszeniert Andreas Gruber einen Thriller, der mich von der ersten Seite bis zum Ende gefesselt hat. Für mich der beste Band der Trilogie, weil der Ermittler hier sehr persönliche Züge zeigt. Die Handlung spielt in drei unterschiedlichen Zeitebenen, die gekonnt aufeinander abgestimmt sind. Der Rückblick auf alte Fälle von Sneijder lässt kleine Puzzlesteine hervortreten, die viel Raum zum Spekulieren geben.

    Die inszenierten Morde, die sich an Märchen orientieren, sind nichts für schwache Nerven und lebhafte Fantasien. Eine erschütternde Mordserie zieht sich durch die Schweiz, Deutschland und die Niederlande. Maarten S. Sneijder sollte in Topform sein, um sich diesem Monster zu stellen, doch gerade jetzt, verlassen ihn seine Kräfte. Der sonst so menschenverachtende, grantelnde Eigenbrötler zeigt plötzlich Emotionen und ist selbst Kollegin Nemez gegenüber fast schon freundlich.

    Der zweite Erzählstrang in der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher ist nicht minder spannend. Hannahs Therapiestunden mit drei Häftlingen zeigen Abgründe, die man sich nicht vorstellen mag. Besonders der geheimnisvolle und Gänsehaut verursachende Piet van Loon ist so greifbar beschrieben, dass man mit diesem Menschen keine Sekunde in einem Raum allein sein möchte.

    Allzu viel möchte ich gar nicht mehr verraten, denn diesen Thriller muss man erleben, denn diesmal hat Maarten S. Sneijder das Schlusswort:

    "Ich musste es richtig machen"

    Dramatisch, temporeich, abgründig und fesselnd. Maarten S. Sneijder in Topform. LESEN und nicht mehr aus der Hand legen.

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